Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Fer „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöcherltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag!und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungb⸗ 
ziatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 60 —, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Neclamen 830 . Bei 4maliger Einrückung wird nur Rreimalige berechnet. 
M 49. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 7. März. Die Abgeordneten⸗ 
ammer lehnte den Antrag Schels (die Diäten 
ind Eisenbahnfreikarten der Abgeordneten betr.) mit 
8 gegen 70 Stimmen ab. Auf die erregte De— 
atte über diesen Antrag folgte die Berathung 
ber den Antrag Rittler betreffs der Tegernseeer 
trklärung. Nach langer Begründung des Antrages 
urch Rittler und ausführlicher Gegenrede des Cul— 
gministers, der die Absichten der Opposition ent⸗ 
chieden bekämpfte, im Uebrigen die bereits gemachten 
ugeständnisse und Zusagen wohlwollender Berück⸗ 
ichtigung der Kirche feierlich wiederholte, wurde 
die Debatte auf morgen vertagt. 
Die bayerische Abgeordnetenkammer hat 
mes ihrer älterer Mitglieder durch den Tod ver— 
oren: Johann Brückl, Bierbrauer von Mitraching, 
Vahlkreis Stadtamhof, der nach längerer Krantk⸗ 
geit im Alter von 70 Jahren gestorben ist. Der 
gerlebte war Mitglied der Kammer seit dem Land⸗ 
ag von 1866, auch von 1874 bis 1877 Mit⸗ 
lied des Reichstags, in welchem er dem Centrum 
ngehörte. 
Der Vorstand des „Vereins deutscher Tabak⸗ 
abrikanten und Tabakhändler“ hat einen „Protest“ 
segen die Einführung des Tabakmonopols 
om Stapel gelassen. Das ist nun zwar kein 
VBunder, aber fürchten wird sich Bismarck auch 
nicht dabor. Eher glauben wir. daß die Vroteftirer 
ch fürchten. 
Nach einer Mittheilung der „Nationalzeitung“ 
vürde der Reichstag auf den 17. April einbe⸗ 
ufen werden, während für den preußischen 
randtag nach Ostern eine Vertagung bis dahin 
intreten würde, wo der Reichstag sein Urtheil über 
Tabaksmonopol und Unfallversicherungsgesetz ge⸗ 
yrochen. 
Berlin, 7. Maärz. Bezugnehmend auf die 
zeitungsberichte, wonach Skobeleff in Schanklokalen 
u Warschau der Sympathie für Polen und dem 
haß gegen alles Deutsche Ausdruck gegeben habe, 
agt die „Nordd. Allg. Ztg.“: Die Stobeleff'schen 
keden haben erheblich dazu beigetragen, der öffent⸗ 
chen Meinung, namentlich in Rußland und Polen, 
nie Moglichkeit eines großen Krieges nahezulegen. 
Sie haben dadurch, indem sie die Börsen beun⸗ 
uhigten und in erster Linie die russischen Werthe 
rückten, in wirthschaftlichen und finanziellen Kreisen 
me Verstimmung hervorgerufen, deren Nachwehen 
och während langer Zeit veriodisjch empfunden 
jerden dürften. 
Bei der Berathung des Etats des auswärtigen 
mies genehmigte das preußische Abgeord⸗ 
ietenhaus mit den Stimmen der Conservativen 
nd des Centrums die Position für den Gesandien 
im Papst. 
Bremen, 7. März. Die vom Reichsverein 
erufene zahlreiche Versammlung der Wähler Bremens 
n der hiesigen Vörse nahm einstimmig eine Reso⸗ 
ution gegen das Tabakmonopolan. 
Ausland. 
Varis, 8. März. Nach einer Meldung aus 
‚„Her bestätigt fich der stattgehabte Kampf 
wischen Arabern und Franzosen dei Fignig auf 
arotkanischem Gebiete. Die Soldaten hatten ohne 
isen die Grenze Marokkos überschritten. Der 
Pbtheilungs · Commandant erhielt einen Verweis. 
sind formelle Instruktionen erlassen, um einer 
iederholung ähnlicher Vorkommnisse vorzubenang 
Donnerstag, 9. März 1882. 
17. Jahrg. 
Petersburg. Wir erhalten folgende Nach— 
icht: Einen Tag vor dem Eintreffen Skobeleff's 
vurden wegen der Affaire dieses Generals die 
seiden Minister Ignatieff und von Giers nach 
hatschina beschieden und jeder derselben besonders 
om Czaren in Audienz empfangen. Zuerst kam 
Braf Ignatieff vor, welcher nur kurze Zeit, ca. 15 
Minuten, beim Kaiser weilte. Alsdann wurde Herr 
. Giers empfangen, dessen Audienz volle anderthalb 
„tunden dauerte. Das Resultat dieser langen Be⸗ 
athung war, daß eine halbe Stunde nach derselben 
in kaiserlicher Courier mit einem Handschreiben des 
Fzaren an Kaiser Wilhelm nach Berlin abreiste. 
(Frankf. Journ.) 
Belgrad, 6. März. Das heute ausgegebene 
Kegierungsblatt enthält einen Erlaß des Fürsten, 
vonach die von der Skupschtina beschlossene Er⸗ 
debung Serbiens zum Königreich sanc— 
ionirt und bekannt gemacht wird, daß der Fürst 
den Namen „KKönig Milan Obrenowtsl.“, 
der Thronfolger den Titel „königliche Hoheit“ führen 
verden. Die Stadt ist illuminirt, ein Fackelzug 
—XAV 
es Königs. 
In dem Gebiet don Tunis scheint die Ruhe 
eineswegs so gesichert zu sein, wie die amtlichen 
ranzösischen Berichte bisher glauben machen wollten. 
zei Gabes find neuerlich wieder Unruhen ausge⸗ 
rrochen und in der Nähe von Kairuan sollen wieder 
ewaffnete Banden aufgetaucht sein. 
Arbeiter verschüttete. Der eine derselben, 20 Jahre 
alt, blieb sofort todt und hinterläßt Frau und 
wei Kinder von 4 und 2 Jahren. Der andere 
ist lebensgefährlich verletzt. (Pf. V.) 
— Beim Landgerichte Kaiserslautern ist 
dermalen Untersuchung gegen nicht weniger als 12 
Personen wegen Meineids anhängig. Eine bedenk⸗ 
üche Erscheinung! bemerkt dazu die „Kais. Ztg.“ 
— Kaiserslautern, 7. März. Wir 
cheinen momentan in einer sehr ereignißvollen Zeit 
zu leben — eine Schreckensnachricht folgt der andern, 
eine grausiger als die andere. — Heute früh, als 
der Zimmermann Graf zur Arbeit gegangen war, 
ödtete dessen noch in den Wochen befindliche 
Frau, jedenfalls in einem Anfalle von Irrsinn, ihr 
14tägiges Kind. (Pf. Pr.) 
— Nach dem „A. W.“ wurde in B.bei Ann⸗ 
veiler durch den Orisdiener dieser Tage die 
'olgende klassische Bekanntmachung mittelsi der 
S-chelle verkündigt: „Wer Froschschenkel fangt, muß 
ie zuerst todtschlagen; wer sie lebendig umbringi. 
vird protokollirt!“ 
— Wolfstein, 6. März. Ein Junge von 
wa 10 Jahren schoß heute einem in gieichem 
Alter stehenden Mädchen mit einer Armbrust in 
das Auge. Die Spitze des Geschosses (Pfeil) war 
mit einem Drahtftifte versehen, und ist in Folge 
dessen das Auge so verletzt, daß an eine Heilung 
nicht zu denken ist. (K. 3.) 
— Zur Wahl eines Landrathsmitgliedes wurde 
yon den protestantischen Geistlichen des Dekanats 
dirchheimbolanden Dekan Krieger, von denen 
»es Dekanats Obermoschel Kirchenrath Welsch in 
Idernheim gewählt, von denen des Dekanats 
ügrünstadt Dekan Guih. 
— Landau, 7. Marz. Von der Straf-⸗ 
ammer des kgl. Landgerichts wurde heute Auguft 
Amberger von hier, früͤher Geschäftzagent in Neu⸗ 
tadt, wegen verschiedener Betrügereien zu 4 Jahren 
Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurtheilt. 
(L. A.) 
— Ludwigshafen, 8. März. Die in der 
aherischen Landes ˖ Industrie Gewerbe⸗ und Kunst ⸗ 
Nusstellung in NUwn berg auszustellenden Gegen⸗ 
tände sind in der Zeit vom 1. Maäͤrz bis zum 15. 
April 1882 einzuliefern. Die Aussteller erhalten 
yon der Direktion des bayerischen Gewerbemuseums 
ie nöthigen Frachtbrief⸗Formulare, welche je nach 
»em Gebäude, in welches die Ausstellungsgegen⸗ 
fände zu verbringen sind, mit farbigen Querstreifen 
roth, grün, blau, gelb) versehen wurden. Diese 
jrachtbriefe dürfen daher von den Aufgabestationen 
richt beanstandet werden. Zur Erleichterung der 
kinsendung der Ausstellungsgüter ist für die Pfalz 
die Errichtung emer Sammelstelle, und zwar in 
?udwigshafen, in Aussicht genommen, und wird 
sier eigens zu diesem Zwede eine von dem Ge⸗ 
verbemuseum in Nürnberg aufgestellte Speditions⸗ 
irma mit diesem Geschäft betraut werden. Selbst⸗ 
nerständlich können die Aussteller, wenn es ihnen 
ieber ist, auch die direkte Beförderung der Aus— 
tellungsgegenstände nach Nürnberg wählen. In 
»en Fällen, in welchen die Sammelstelle in Lud⸗ 
vigshafen benützt werden will, müssen die Fracht⸗ 
riefe den Zusaß „durch die Sammelstelle in Lud⸗ 
vigshafen, Spediteur Karl Huß dortselbst“ tragen. 
Die Ausstellungsgegenstände dürfen nur franco auf- 
zeliefert werden und es hat auf dem Hintransport 
zie volle tarifmäßige Fracht in Ansatz zu kommen. 
— Speyer, 6. März. Der Heizer Heinrich 
D'lUc von hier wurde heute früh in dem Rahn. 
Lkokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 8. März. Zu unserer Notiz 
n vor. Nr. bezüglich des Urtheils gegen die Aktien⸗ 
rauerei Tivoli in Zweibrücken haben wir berich⸗ 
igend und ergänzend nachzutragen, daß die Gesell⸗ 
haft Tivoli nur zu einer Geldstrafe von 540 M. 
ind nicht außerdem noch zu einer Zahlung an die 
Urmenkasse im Betrage von 180 M. verurtheilt 
vurde. Das Urtheil bestimmt aber, daß die Geld⸗ 
uße (540 M.), womit die Gesellschaft Tivoli be— 
egt wurde, zu je s der Armenkasse der Stadt 
weibrücken, der Unterstützungskasse der Hinter⸗ 
liebenen des bayer. Aufschlagspersonals und der 
3taatskasse zufließe. 
*St. Ingbert, 8. März. Gestern wurde 
von Hrn. Heinrich Laur hier die erste Schnepfe 
rlegt. 
— In der letzten Schöffengerichtssitzung zu 
SZaarbrücken wurde ein Schreiner von Ensheim 
vegen Wilddieberei in den benachbarten preußischen 
Forsten, trotz hartnäckigen Leugnens, zu einer Geld⸗ 
frafe von 50 Mk. verurtheilt. Derselbe war im 
dov. v. Is. von einem Förster und Polizeidiener 
eim Revidieren von Rehschlingen im Fechinger 
hemeindewald betroffen worden. 
— Bruchmühlbach, 5. März. In dem 
inwesen des Oekonomen Herrn C. Spanier 
purde heute Nacht Brand gelegt. Der Gegenstand 
estand aus mit Erdoöl getränktem Zunder mit 
Feuerzeug und war mit Wollstoff umhüllt. Glück— 
icherweise war die Umhüllung zu dicht und konnte 
)eshalb der Brand nicht zum Ausbruch kommen. 
Man ist den ruchlosen Thätern auf der Spur. 
Dder Fall ist bereits zur Anzeige gebracht. 
— Weilerbach, 6. März. In der Erd—⸗ 
zrube der Gebr. Böcking auf dem Einsiedlerhof trug 
ich heute ein bedauerlichr Unfall zu. Sieben 
Urbeiter waren mit dem Beladen eines Rollwagens 
reschaftigt, als sich plötzlich hinter denselben der 
here Theil einer Erdwand abläste und zwei der