Full text: St. Ingberter Anzeiger

rußerordentlich einfach und die Solidität der Ma⸗ 
chinen durch genannte Vorrichtung bedeutend ver— 
nehrt wird. 
— Winnweiler, 17. März. Gestern Nach— 
mittag fand im Revier Imsbach, zwischen letzterem 
ODrte und Börrstadt ein Waldbrand statt; die Brand⸗ 
läche erstreckte sich auf Hochwald und wurde bei 
rascher Hilfe auf etwa 8 Tagwerk beschränkt. 
In der Nähe von Wolfsteinwurde am 
Donnerstag eine Zigeunerbande angehalten; bei der 
Visitation wurde eine Masse auf verichiedene Namen 
gezeichnete Wäsche vorgefunden. 
Speyer, 17. März. Das neue katholtsche 
Besangbuch mit angeschlossenem Gebetbuch füt 
die Diözese Speyer ist im Drucke erschienen. Den 
Verlag desselben hat das bischöfliche Seminar. Der 
zregorianische Choralgesang findet in demselben be—⸗ 
Hndere Berücksichtigung. Reich ist das neue Ge— 
angbuch an älteren, in Melodie und Terxt gleich 
ge diegenen Liedern. Der Rest der alten Gesang⸗ 
dücher wird von dem bischöflichen Seminar nach 
Amerika verkauft, wo dasselbe in einigen Diözesen 
in Gebrauch ist. 
SAlzey, 15. März. Bei der heute Nach— 
mittag stattgehabten Lohrindenversteigerung machte 
sich flottes Ängebot bemerklbar. Die zum Verkaufe 
ehenden 10,000 Zentner Rinden erster Qualitat 
— Ztr. ab. 
Ein gustes Weinjahr in Sicht. 
Aus dem Umstande, daß dem berühmten Weiajahre 
1843 ein ebenso milder Winter vorausgegangen ist 
vie dem heurigen Jahre, neigt man sich vielseitig 
der Ansicht zu, daß auch das Jahr 1882 sowohl 
n quantitativer als qualitativer Beziehung allen 
Hoffnungen der Weinproduzenten und Weintrinker 
entsprechen werde. 
gIm Interesse Derjenigen, welche ihre Söhne, 
die dieses Jahr ins Militär einzutreten 
daben, zurückgestellt haben wollen, machen 
wir darauf aufmerksam, daß, um Weiterungen, wie⸗ 
derholte Gänge, Verzögerung der Protokollirung zu 
oermeiden, folgende Fragen beantwortet wer⸗ 
den müfsen: Vor⸗ und Zuname, Geburtsdatum 
and Ort, jetzige Wohnung, Namen und Gehurts 
Jeit der Eltern (eventuell Todestag), elterliches Ge⸗ 
schaft, Vermögen der Eltern (bei Grur dbesitz, Mor⸗ 
genzahl), — — Gewerbe, Betrag der jährlichen 
Hrund⸗, Gebaude⸗, Einkommen⸗ und Gewerbesteuer, 
Erwerbsfähigkeit der Eltern, Namen, Geburtstag. 
Hewerbe, Verdienst und Aufenthalt der Geschwister 
des Reklamanien, Attest des Prinzipals über wöchent⸗ 
lichen Verdienst bei Dienstboten, Ursache der Rekla⸗ 
mation, den Familienvater als Zeugen. Reservisten, 
Ersatzreservisten und Landwehrleute, welche reklamiren 
wollen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß 
sie ihre Militärpapiere an Ort und Stelle zu 
bringen haben. (F. 3.) 
Vermischtes. 
Würzburg, 18. März. Vor dem k. Land⸗ 
—X interessante Mensurabfassung 
Herhandelt. Am 6. Dezbr. glaubte die vigilirende 
Polizei in dem Aumühlgebäude Paukanten erwischen 
zu koͤnnen. Aus einem Hinterfenster sah man zwei 
Zerbundene Studenten heraussehen, der Polizeicor⸗ 
poral fand die Thür verschlossen; als Schlosser 
herbeigeholt, die Thür geöffnet und die Studenten 
vorgefuͤhrt waren, ergab sich, daß diese gar nicht 
herundet waren, nur aus Scherz sich die Compressen 
angelegt und die Polizei gefoppt hatten. Angeklagt, 
dadurqh die Flucht der wirklichen Paukanten unter⸗ 
stützt zu haben, wurden sie heute freigesprochen, da 
sich nicht einmal feststellen ließ, daß in der Aumühle 
an fraglichem Tag gepaukt worden war. Die be⸗ 
treffenden Studenten waren Buchner aus Bamberg 
und Kraft aus Germersheim. Dagegen wurde der 
ztud. jur. H. Besse aus Kusel wegen Vergehens 
des Zweikampfs zu 3 Monaten Festungshaft und 
in die Kosten des Verfahrens verurtheilt. Derselbe 
var im Juli v. Is. beim Weggang von der Au⸗ 
mühle mit einem frischen Schmiße abgefaßt worden 
ind hatte sofort gestanden, daß er fraglichen Schmiß 
hon einer Mensur ohne Kappe davongetragen, die 
war nicht an fraglichem Tage in der Aumühle, 
Iber doch anderswo kurz zuvot stattgehabt habe. 
Mainz, 18. März. In der letzten Sitzung 
des Landgerichis kam auch ein für weitere Kreise 
aicht uninteressanter Prozeß zur Verhandlung. Die 
VBoiksbank in Creuznach hatte einem Gutsbesitzer 
n Sprendlingen gegen Hypothek einen Credit 
eingeräumt. Der Gutsbesitzer, welcher in letzter 
Zeit mit den Firmen Barklay, Schubert und 
Comp in London und Arnot Siege und Comp. 
in Manchester, denen er Eier- und Buttersendungen 
machte, in Verbindung stand, gab die von diesen 
heiden englischen Firmen übersendeten Accepte an 
die Volksbank zu Creuznach, welche diese discontirte. 
da die Accepianten aber eine raffinirte englische 
Schwindlerbande bildete, kamen die Wechsel mit 
Zrötest zurück, im Ganzen etwa 4000 M. Der 
Hutsbesitzer stellte daher der Volksbank einen binnen 
5 Jahren nach Sicht zahlbaren Sola Wechsel aus, 
velchen auch seine Frau mitunterzeichnet hatte. 
da aber diese Unterschriften der Bank doch nicht 
jenug Sicherheit boten, so verlangte dieselbe, daß 
iuch der Stiefsohn des Gutsbesitzers diesen Wechsel 
icceptiren sollte. Behufs Beschaffung dieser Unter⸗ 
hrift sendete die Volksbank das Accept dem Guts- 
ꝛesitzer zu. Kaum hatte indessen der Gutsbesitzer 
as Accept in Händen, als er den Wechsel zerriß 
ind auch der Volksbank keinen neuen Wechsel aus⸗ 
tellte. Wegen Vernichtung einer ihm nicht allein 
ehörigen Utkunde wurde daher gegen den Guts- 
efitzer Klage erhoben, doch sprach das Gericht den 
zeschuldigten frei, da es der Ansicht war, die 
Zernichtung des Wechsels sei nicht in der Absicht 
eschehen, die Bank zu benachtheiligen, sondern 
veil der Angeschuldigte die Ansicht gehabt habe, 
zaß er erst dann einen neuen Wechsel ausstellen 
nüsse, wenn er die Retourwechsel zurückerhalten habe. 
ꝓ Köln. Zum GEramen für den einjährig⸗ 
reiwilligen Militärdienst hatten sich dieses mal 105 
unge Leute gestellt. Von diesen mußten 65 nach 
er schriftlichen Prüfung zurücktreten, von den 
ibrigen bestanden nur 19. 
F Braunschweig. Ein schrecklicher Un⸗ 
lücksfall hat sich vor einigen Tagen auf der etwa 
ine Stunde von hier belegenen Feldmark Schapen 
ugetragen. Der siebenzig Jahr alte Hirt des 
Ddorfes Schapen hütete wie gewöhnlich die Zucht⸗ 
hweine auf einer Trift, als ein Eber sich auf 
enselben stürzte und den Unglücklichen aufs Gräß— 
ichste zerfleischte. Ehe Hilfe herbeikam, waren dem 
hirten, welcher in keiner Weise das Thier gereizt 
jatte, Arm und Bein gebrochen und lebensgefähr⸗ 
iche Verletzungen an der Brust beigebracht. Nur 
mit großer Muͤhe war der Eber von seinem Opfer 
ꝛbzubringen. Es ist keine Hoffnung vorhanden, 
den alten Mann am Leben zu erhalten. — In 
dem bei der Bahnstation Börßum belegenen Orte 
Flöthe hackte sich vor einigen Tagen die 48 Jahre 
ilte Wiiwe eines Hofbesitzers die linke Hand mit 
einem Beile ab, und zwar aus Liebesgram. Die 
Angehörigen hatten nämlich der Wittib im Wege 
jestanden, als sie einen ganz jungen Maurer zu 
helichen beabsichtigte. 
(Gienenkampf.) Ueber einen mit großer 
Erbitterung geführten Bienenkampf geht der „B. 
B. Z.“ von einem Augenzeugen folgende äußerfl 
interessante Mittheilung zu. Im Garten des Hrn. 
C. in Verlin befindet sich ein in zwei Abtheilungen 
getrenntes Bienenhaus von je vier Bienenkorben. 
Im Sommer vorigen Jahres waren aus nicht er⸗ 
fründeter Ursache zwischen den Bienen der beiden 
Abtheilungen Uneinigkeiten ausgebrochen, die zu 
leinen Reibereien führten, aus welchem Grunde der 
Besitzer der Stoͤcke die Bewohner derselben abwechselnd 
ausschwärmen ließ. Bei dem herrlichen Frühlings 
vetier am Donnerstag wurden die Stöcke zum ersten 
Male wieder gedffnet, und weil man den Strei 
ergessen hatte, auch wohl glaubte, die Bienen 
vürden nicht nachtragend sein, geschah dies mit allen 
ugleich. Darauf aber hatten die immer noch kriegs⸗ 
uftigen Bienen, wie sofort der Augenschein lehrte 
nur gewartet. Mit unheilverkündendem Gebrumme 
zerließen die feindlichen Schwärme ihre Stöcke, 
zereinigten sich im Garten zu zwei, scharf von 
inander getrennten kompakten Massen, zwischen 
»enen unaufhörlich Adjutantendienste dersehende 
Zienen hin und her flogen. Plötlich stießen beide 
S„chwärme wie auf Commando mit intensivem Ge⸗ 
äusch auf einander und lieferten sich so regelrecht 
ine Schlacht, daß nach wenigen Augenblicken Hun⸗ 
herte von todten und kampfunfähigen Bienen den 
Boden bedeckten. Ein im Garten beschäftigter Ar⸗ 
zeiter, den Werth der Stöcke kennend, wollte an 
as Bienenhaus eilen und die vier Stöcke der oberen 
Lage, deren Insassen sich an dem Kampf noch nichs 
zetheiligten, schließen, aber mit dem diesem Insekt 
ꝛigenen Scharfsinn mußten die Bienen dies Vor— 
sehen errathen haben, denn wüthend kamen sie 
erausgeschossen und bedeckten den Aermsten mit 
Stichwunden. 
F RPette Orthographie. Eine Berline; 
Dienstmagd erhielt von ihrer Herrin sfoige, 
Zeugniß: „Ich Ente gefertigte bezeige als Ga 
der Wahrheut geth 3, daß, Forzeigerin dieses, 
mich als Mensch gedient hat und sich durch juß 
Bedragen nichts nich hat zu Schulden komm— 
laaßen.“ — 
F Das Genußmittel-Gesetz vom I, 
Mai 1879 bezieht sich auf alle menschlichen Nahrungi 
und Genußmittel, gleichviel ob der Stoff roh oͤhe 
verarbeitet oder erst in Verbindung mit anders 
Stoffen‘ zum Nahrungs- oder Genußmittel win 
Die Behauptung, daß es auf den Verkauf gesund 
Jeitsgefährlichen Getreides nicht augewendet werde 
dürfe, weil Getreide nicht direkt zu den Nahrunge 
mitteln gehöre, sondern erst das daraus bereite 
Mehl als Nahrungsmittel bezeichnet werden koͤnn— 
findet in dem Wortlaut des Gesetzes nach einer ge 
richtlichen Entscheidung keine Begründung. Zwar 
Betreide in unberarbeitetem Zustande nicht geeigne 
als Nahrungsmittel für Menschen zu dienen; du 
elbe giit aber auch von dem aus Getreide he 
ceiteten Mehl. Das Gesetz war weit davon en 
ernt, seine Vorschriften auf solche Gegenstände z 
—XV 
ie in den Verkehr kommen, sofort ein menschliche 
Nahrungsmittel bilden.“ Zwar bezieht es sich m 
auf menschliche Nahrungs- und Genußmittel, un 
taßt diese aber allgemein und ohne Unterschied, o 
er Gegenstand, welcher objektiv zur Nahrung ode 
zum Genuß für Menschen dienen kann, als e 
nenschliches Nahrungs⸗ oder Genußmittel verkauf 
jeilgehalten, oder sonst in Verkehr gebracht wird 
und zwar zu diesem Zwech allein oder erst, wen 
er mit andern Stoffen verbunden worden ist, — 
in rohem oder erst in verarbeitetem Zustande — 
— verwendbar ist. Wer verdorbenes Getreide der 
kauft, ist daher strafbar. 
Bern, 19. März. Der Rauber des Sohn 
des Hern Bürki wurde heute dahier verhaftet. 
(Siehe gestr. Nr. d. Anz.) 
f CEin franzoöͤsischer Geyser.) Ein weni 
seltsam und vorerst noch nicht recht glaublich kling 
die Mittheilung, daß ein französischer Bergingenien 
nahe bei St. Etienne in der Tiefe von 500 Meten 
auf eine heftig hervorbrausende Quelle gestoßen sei 
joll, deren Wasserstrahl sich beim Aufsprung 2 
Meter hoch über die Etdoberfläche erhob. Di 
Wassersaule hätte demnach etwa die Höhe wie di 
riner Springquelle des Geysers, welche den Name 
„Stracke“ führt, auch soll sie von gleicher Wärm 
semperatur und stark kohlensäurehaltig sein. D 
französische Alademie der Wissenschaft beabsichtig 
diesen „Wasservulkan“ genauer untersuchen zu lassen 
wvas namenilich in Bezug auf die Frage, ob d 
Quelle nicht etwa nur der Phantasie eines Berich 
erstatters entsprungen ist, sehr wünschenswerth jen 
würde. 
F Marseile, 17. März. Der hiesige Krystal 
—X 
dem Ausbruch des Feuers, welches blitzschnell dea 
Zuschauerraum und die Buͤhne in ungeheuere Glut 
setzte, hatten die Künstler kaum Zeit, halbbekleide 
zu fliehen. Die Zuschauer waren bererits seit einn 
halben Stunde heraus, so daß kein Menschenlebe 
ju bedauern ist. Blos ein Zuschauer, welcher au 
das Dach geflüchtet war, stürzte herunter und ber 
letzte sich tödtlich. 
4Betreffs des Mordes des Advokaten Ber— 
nays stellt sich jetzt heraus, daß Armand Pele 
nicht angeben kann, wo er die Nacht vom 7. zum 
8. Januar, d. h. die Nacht nach dem Morde, zu 
gebrocht hat, und daß an einem Tage kurz nad 
dem 7. Januar ein Mann und eine Frau in da 
Haus, wo der Mord begangen worden wart un 
der Leichnam lag, gegangen sind. Léon Pelzt 
behauptet vor dem üntersuchungsrichter, daß de 
Tod des Bernays einem Zufall zuzuschreiben 
daß er von einer Person, deren Wohnort er nia 
anzugeben vermag, beauftragt gewesen sei, d 
Unterhandlungen mit Bernays wegen der Gründun 
einer Dampfschifffahrtsgejellschaft anzuknüpfen, un 
daß er sich verlleidet und den Namen Vaugha 
angenommen habe, um Bernays Vertrauen einzu 
flößen, da dieser mit ihm unter seinem wirkliche 
Namen sich nicht eingelassen hätte. Die Führun 
der Brüder Peltzer als Kaufleute war nämlich eu 
höchst tadelhafte und Léon Peltzer wird sogar de 
zalb in New-Hork gerichilich verfolgt. Von feine 
rader Armand behauptel Leon, daß derselbe w 
der ganzen Sache Nichts zu thun gehabt hah 
Die Person, Mann oder verkleidete Frau, die bi 
in den Hotels und Kaufläden als Henry Vaugs.