Full text: St. Ingberter Anzeiger

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ð»l. Fugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Et. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
ziatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 40 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1MA 60 —, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt. 15 —, bei Neclanen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
7TI. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 10. April. (Landtag.) Auf 
ie Tagesordnung einer der nächsten Plenarsitzungen 
er Kammer der Abgeordneten (dieselben nehmen am 
8. d. wieder ihren Anfang) wird gesetztwerden: Münd⸗ 
icher Bericht des Finanzausschusses über den Ent⸗ 
vurf eines Gesetzes, den Hauptetat der Militär⸗ 
erwaltung. des Konigreiches Bayern für die Zeit 
om 1. April 1882 bis 31. März 1888 betreffend. 
jerichterstatter: Dr. Frankenburger. Nach dem An⸗ 
ag des Ausschusses soll der Gesetzentwurf mit 
heglaffung des üblichen Einganges lauten: Einziger 
rtikel. Der Hauptetat der Militärverwaltung des 
vnigreichs Bayern für die Zeit vom 1. April 1882 
is 31. März 1883 wird nach der in der Beilage 
nthaltenen Kapitel- und Titeleintheilung auf 
3715,803 M. in Einnahme und Ausgabe fest— 
esetzt. Bezüglich der in den Spezialetats zu diesem 
auptetat bei den einzelnen Kapiteln und Titeln 
3 übertragungsfähig bezeichneten Fonds wird dem 
Kriegsminister das Recht der Uebertragung ein⸗ 
eraumt. 
Aus München wird dem „Pf. K.“ berichtet: 
lus Anlaß von Umständen, welche sich daraus er⸗ 
eben haben, daß Gerichtsvollzieher bei Zwangs⸗ 
ollstrekungen, bei welchen sie Ausschreitungen des 
chuldners befürchten, von der Gendarmeriemann⸗ 
haft Begleitung an den Ort der Vollstreckung ver⸗ 
angten, die Bezirksämter aber diesem Anspruch 
atgegentraten, wird unter Bezug auf 8 678 Abs. 
der Civ.⸗Pr.O. durch Erlaß der Ministerien 
er Justiz und des Inneren darauf aufmerksam ge⸗ 
acht, daß dem Gerichtsvollzieher das Recht, bei 
wangsvollstreckungen die Unterstützung der poli⸗ 
eilichn Vollzugsorgane insbesondere der Gen⸗ 
armerie in Anspruch zu nehmen, nur für den Fall 
ngeraumt sei, daß er Widerstand findet und zur 
zeseitigung desselben Gewalt anwenden zu müssen 
iaubt; es konnen allerdings Fälle vorkommen, in 
velchen es für zweckmäßig erachtet werden muß, 
aß der Gerichtsvollzieher schon bei seinem Erscheinen 
m Orle der Vollstrechung von einem Gendarmen 
egleitet ist, dessen Anwesenheit meistens genügt, 
m thätlichen Widerstand zu verhüten; die Befugniß, 
ie Gendarmerie zu diesem Zwecke an den Ort der 
Jollstreckung zu beordern, stehe aber nut dem Be. 
rlsamte zů. 
Berlin, 9. April. Der Kaifer hat sich 
un seinem Unwohlsein wieder vollständig erholt. 
ir empfing gestern die gewöhnliden Vorträge, 
tbeitete spater mit dem General Albedyll, unter⸗ 
ahm am Mittag eine gemeinsame Spazierfahri mit 
er Kaiserin und conferirte nach der Rückkehr mit 
m Unterstaatssekretär Busch. — Graf Hatzfeld 
wieder hierher zurückgekehrt. 
Meichssstag und Monopol.) Die Voss. 
eitang schreibt wörtlich: Der Reichskanzler soll vor 
einer Abreise nach Friedrichsruh unumwunden er⸗ 
lart haben, daß nicht dios dag Tabetnnee d 
er Frühjahrssißung vorgelegt werden solle, sondern 
uch, daß der Reichstag werde aufgelöst werden, 
venn er sich gegen das Monopol erkläre. Damit 
dürde die Auflösung schon im Voraus als gewiß 
ingestellt —R gegenwärtigen Zu⸗ 
mmensetzung wird der Reichstag unter keinen 
utanden das Monopol bewilligen, mag nun der 
undesrath mit gröherer oder geringere Majoritat 
wielben zustimmen. 
Die neucsten Berichte üher das Vefinden des 
Dienstag, 11. April 1882. 
Fürsten Bismarck lauten ungünstig. Die Aerzte] 
mpfehlen demselben längere Ruhe. 
Aus Osnabrück wird der „Germania“ ge⸗ 
meldet, daß dort am 3. Mai die Inthronisation 
und Weihe des Bischofs Bernard vollzogen werden soll. 
Ausland. 
London, 9. April. Nach einer Meldung 
der „Times“ fände eine Zusammenkunft der Kaiser 
Ulexander und Franz Joseph nach der Krönung 
ʒes ersteren statt. 
(Rufsische Fortifikationen.) Wie die 
Nat.«Ztg.“ meldet, hat der Czar die Einsetzung 
ines Komitees befohlen, welches mit der Leitung 
er Befestigungsarbeiten an der Westgrenze betraui 
vird. Vorsitzender desselben ist der Kriegsminister; 
nter den Mitgliedern befindet sich General Obrut⸗ 
heff, den 1879 der damalige Kriegsminister Mil⸗ 
itin mit einer geheimen Mission nach Paris be⸗ 
raute, um einen gemeinsamen russisch⸗französischen 
jeldzugsplan gegen Deutschland und Oesterreich zu 
‚ereinbaren. Die für die Befestigung der Grenze 
usgeworfenen 15 Millionen Rubel sind auf mehrere 
dahre vertheilt. Der von dem aus dem Dienst 
eschiedene General Kauffmann U. ausgearbeiteie 
Sefestigungsplan dürfte dem Komitee als Grund— 
age dienen. 
Nach dem „Berl. Tagbl.“ wurde auf der vierien 
Station diesseits Moskau (Nilolaibahn) eine aus 
»em Keller des Stationsgebäudes bis unter den ge⸗ 
vöhnlichen Halteplatz der Züge auf den Perron 
ührende Mine entdeckt. Dort und in Moskau 
vurden 80 Personen verhaftet. 
Aus Algier wird von einem französischen 
Erfolge berichtet. Eine französische Colonne stieß 
üdlich von Fignig auf Bu⸗Amema und brachte dem⸗ 
elben eine vollständige Niederlage bei. Sein Ge— 
Ȋck und 26 seiner Frauen wurden erbeutet, fast 
alle Kämpfenden getödtet oder gefangen. Bu— 
Umema entkam 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 11. April. Der k. Ober⸗ 
infahrer auf der hiesigen Grube, Herr Kramer, 
vurde zum Hütten meister und Hüttenamts— 
vorstand in Obereichstädt befördert. 
* St. Ingbert, 11. April. „Grüne Weih— 
iachten, weiße Ostern,“ — beinahe hätte sich diese 
ilte Regel auch heuer bewahrheitet. Denn heute 
VBormittag wurde uns der Anblick von wirbeluden 
-chneeflocken und gestern und heute Morgen fanden 
ich Wasserbehälter im Freien, die mit einer dünnen 
xiskruste überzogen waren. Winterüberzieher und 
varme Oefen kommen bei diesen Extravaganzen des 
rrühlings wieder zu Ehren. 
*St. Ingbert, 11. April. Ein Akt un⸗ 
nenschlicher Rohert wurde vor einigen Tagen in der 
dohlenstraße an einer Katze verübt. Dieselbe wurde 
im Morgen mit ausgestochenen Augen und lebend 
yon den Hausbewohnern im Hofe gefunden. Wer 
den traurigen Muth besaß, die Grausamkeit an der 
datze zu begehen, konnte leider nicht ermittelt werden. 
— In Zweibrücen starb am Charfreitag 
in einer Lungenentzündung im 74. Lebensjahre 
er kgl. Rath und Rechtsanwalt Gustav Gulden, 
jachdem er noch am Dienstag am Oberlandes- 
jerichte plädirt hatte, obwohl er sich bereits unwohl 
ühlte. 
— Am 4. d. Mis. wurden seitens der pfälz. 
Zahngesellschaft zu Katzweil er die Kaufsummen 
ür das im Banne von Katzweiler zur Lauter⸗ 
halbabin abagetretene Land ausbezählt. Unter 
17. Jahrg 
den Verkäufern und glücklichen Geldempfängern 
efand sich, der „Kais. Ztg.“ zufolge. auch der 
rühere Zimmermann Franz Hettesheimer von Katz⸗ 
veiler, welcher am 20. Juni 1783 geboren wurde, 
onach in einigen Wochen sein 99. Lebensjahr er⸗ 
reicht, im Vergleiche zu seinem hohen Alter noch 
ehr rüstig ist und nach seinen Erzählungen von 
einen früheren Reisen in Ungarn, dem dortigen 
eurigen Weine und einzelnen Details von der 
-chlacht in Kaiserslautern im Jahre 1793 noch 
in gutes Gedächtniß besitzt. 
— Vom Haardtgebirge wird berichtet, 
daß der Stand der Weinberge ein ausgezeich— 
jeter ist und zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. 
Ddie Winzer haben mit dem Schneiden und Binden 
der Reben vollauf zu thun und mit Vergnügen 
Jehen dieselben in die Weinberge. Erfahrene Winzer 
versichern, daß die Aussichten seit lange nicht so 
zünstig waren wie in diesem Jahre. Auch die 
Ibstbaume stehen im herrlichsten Blüthenschmucke. 
Mögen die Hoffnungen, die daran geknüpft werden, 
iich erfüllen! 
— (Eine Hexrengeschichte) Aus Schiffer⸗ 
tadt wird der „Sp. Ztg.“ unterm 6. April ge⸗ 
chrieben: Die Magd eines hiesigen Ackerers meltte 
n Gegenwart einer Nachbarsmagd ihre Kuh. Als 
nun diese am Morgen darauf keine Milch mehr 
jab, mußte die fremde Magd eine Herxe gewesen 
ein, welche die Kuh behexte. Wirklich traten drei 
Zauern zusammen, peitschten die wenige noch mit 
Mühe der Kuh erpreßie Milch mit Besenreisern 
ind stachen sie mit Tabaksnadeln. Die Nachbars- 
nagd litt des andern Tags zufällig an Kopfweh, 
veshalb fie ihren Kopf mit einem Tuche umwicelte. 
Jetzt meinten die Bauern, alle Streiche und Stiche, 
velche die Milch leiden mußte, häiten auch die 
chuldige Magd getroffen. Diensi und Dorf hat 
ie zwar nyoch nicht verlassen müssen, ich wünsche, 
aß ihr auch der Scheiterhaufen erspart bleibe, aber 
ils Hexe ist das arme Ding schon im ganzen 
Dorfe ausgeschrieen. Und da will man nod vdas 
7. Schuljahr abschaffen? 
— Der Vorstand des Fröbelvereins Speyer 
adt im Auftrage mehrerer Kindergartenvereine alle 
dindergartenfreunde und Kindergärtnerinnen der 
Pfalz und Umgegend zu einer aus Anlaß des auf 
»en 21. d. M. fallenden 100jährigen Geburte 
ages Friedrich Fröbels, des Begründers der 
tindergärten, auf Sonntag den 23. Äpril, Nach⸗ 
nittags, auf der Haardt bei Neustadt anberaumten 
jemeinschaftlichen Fröbelfeier ein. Das Programm 
yesagt: Nach 3 Uhr Zusammenkunft bei Bauer auf 
der Haardt, Begrüßung, Vortrag des Hrn. Pfr. 
Baehring von Miifeld, Besprechung von Kinder⸗ 
zarten⸗Angelegenheiten, Spaziergang auf's Haardter 
Schloß, 28 Uhr gemeinschaftliches Abendessen à 
M. 1.40 das Couvert. Die Theilnahme an letzterem 
ist bis spätestens 16. April bei Buchhändlet Fr. 
Lang in Speyer anzumelder 
Vermischtes. 
t Maria Verkündigung. Im nächsten 
Jahre, 1883, ereignet sich der höchst seltene Fall, 
aßß. die beiden Feste Mariä Verkündigung und 
Ostersonntag am 25. Marz zusammentreffen, was 
ich seit dem Jahre 1742, also seit 140 Jahren, 
nicht ereignet hat. Das nächste ähnliche Jahr wird 
894, dann aber erst 1951 wieder eintreien 
Aus Frankfurt a. M. wird dem „Pf. K.“ 
nitgetheilt, daß Se. Maj. Konig Ludwig von Bayern 
em dort bestehenden „Pfälzer Club“ sein Porttrait 
n werthvollem Goldrabmen zum Geschenk gemacht haf