Full text: St. Ingberter Anzeiger

Namens Bachmann aus Schwarzendbach, das Un⸗ 
glück passirt sei, von dem Zug überfahren worden 
zu sein. Jedoch stellte sich später — ärtztliche 
Hülfe aus Zweibrücken war alsbald zur Stelle — 
bei der Amputation der Zehen heraus, daß der 
Mann unmöglich durch den Eisenbahnzug verun— 
glückt sein könnte, indem sämmtliche 5 Zehen nicht 
durch Quetschung, sondern durch eine scharfe Schnitt⸗ 
wunde vom Fuße getrennt waren. Es wurde so⸗ 
dann im Bahnhäuschen ein scharfes, mit Blut be— 
spritztes Wagnerbeil vorgefunden. Der Mann, 
welchem, wie es heißt, ein zum Nachtheil des Ver⸗ 
walters begangener Diebstahl zur Last gelegt wird 
und dem deshalb in nächster Zeit Entlassung aus 
dem Dienst und gerichtliche Anklage drohte, der 
auch noch eine kranke, schon seit drei Jahren bett⸗ 
lägerige Frau zu Hause hat, scheint aus Verzweif⸗ 
lung eine Selbstverstümmelung begangen zu haben 
hoffle vielleicht auch, dadurch von der Eisenbahnge⸗ 
sellichaft eine lebenslängliche Pension erhalten 
zu können. 
— Von Hornbach wird der „Pf. Post 
folgendes heitere Vorklommniß gemeldet: Herr Dr 
R.'in H. hatte kurz vor Ostern bei einer Kaisers⸗ 
lauterer Brauerei 25 Flaschen, Export“ telegraphisch 
bestellt und schickte am Samstag einen Fuhrmann, 
der noch Kohlen laden wollte, nach der Bahnstation 
Zweibruͤcken, um den betr. Korb in Empfang zu 
nehmen. Derselbe kam auch spät Abends mit 
keuchendem Rosse zurück, brachte aber statt 25 Flaschen 
(man denke sich die Ueberraschungj 25 Faß (ca. 
100 Liter) des edlen Stoffes. Elligst erhobene 
Reklamationen sollen als Ursache der überreichlichen 
Bescheerung ein Kukuksei ergeben haben, welches 
auf der Zwischenstation Z. dem Telegraphisten in's 
Nest gekommen ist. 
gaiserslautern, 12. April. Ein be— 
gabter junger Mann von 20 Jahren, lediger 
Schreiner von hier, suchte und fand gestern den 
Tod im Blechhammer⸗Weiher. In seinem am Ufer 
aufgefundenen Notizbuch gab er als Veranlassung 
zu diesem bedauerlichen Schritte seine „Harthörig⸗ 
feit“ an, welche ihm von Seite seiner Kameraden 
zum Rorwurf gemacht worden sei. Ksrsl. Ztg.) 
— Dem Beispiel des Zweibrücker Bagneur 
Vereins folgend, wollen auch Kaiserslauterer 
Kampfgenossen zu einem „Jäger⸗Club Bagneur“ 
sich vereinigen, um die Erinnerung an den 13. 
Ditober 1870, einen Ehrentag der bayerischen 
Waffen, in geeigneter Weise zu pflegen. 
Lambrecht. Dem Gemeinde schreiber 
Möser ging ein Drohbrief zu, wonach sein Haus 
mit Dynamit in die Luft gesprengt werden soll. 
—In Germersheim soll eine Erbschaft 
aus Amerika in nächster Zeit eintreffen. Freilich 
seine Millionen⸗Erbschaft, aber, wie uns mitgetheilt 
wird, soll dieselbe doch 100,000 Mark betragen. 
Betheiligt daran ist die Familie Hildenbrandt. 
— Ulmet, 10. April. Am Samstag Abend 
fiel ein 2 jähriges Kind des Maurers und Glöck 
hers Karl Pabst von hier in einen Hafen heißen 
Wassers. An den Folgen des unglücklichen Falles 
ist heute das Kind gestorben. Eine neue Mahnung 
zur Vorsicht bei Kindern. Kus. Ztg.) 
Ubcber die projektirte Kohlenbahn Wel—⸗ 
lesweiler⸗Grube König entnehmen wir dem 
Jahresbericht der pfälzischen Eisenbahnen;: 
Das tgl. Staatsministerium hat am 9. Nov. 1881 
der Tirektion mitgetheilt, es sei mit Sicherheit an⸗ 
zunehmen, die projektierte Kohlenbahn Wellesweiler⸗ 
Grube Koͤnig werde nicht zur Herstellung gelangen. 
In der letzten Hälfte des Monats Dezember kam 
aber eine Entschließung des Königs von Preußen 
bom 30. November v. J., wonach der Antrag der 
pfälzischen Eisenbahndirektion auf Entbindung von 
der Ausführung der konzessionierten Kohlenbahn 
nicht genehmigt, dagegen die Frist für die Her— 
stellung dieser Bahn bis zum 1. Januar 1887 
berlängert worden ist. Indessen kann nicht ange⸗ 
ommen werden, daß die preußische Regierung die 
Herstellung dieser Kohlenbahn jemals verlangen 
werde, so lange die Vorbedingungen für diesen 
Bahnbau, d. i die Herstellung der sogenannten 
Mehlpfuhlschächte als selbständige Förderanlage und 
der projettierte gemeinschaftliche Sammelbahnhof von 
preußischer Seile nicht erfüllt werden können. 
Ueber die Wirkung der Kälte in den ver⸗ 
flossenen Nächten kommen zum Theil recht schlimm 
klingende, hoffentlich übertriebene Mittheilungen. 
Besonders bedenklich lauten die Nachrichten aus der 
Umgegend von Frankenthal, woselbst man den Ver— 
uf vder halben Kirschenernte befürchtet: auch die 
Aprikosen und viele Gartengewächse sollen zu Grunde 
jegangen sein. In Zweibrücken fiel das Ther mo⸗ 
meter bis auf 79 Ruunter Null. 
Vermischtes. 
München, 6. April. Ein gewiß seltener 
Jubilar dürfte der Portier des k. b. Generalstabes, 
derr Lorenz Beck, sein. Derselbe feiert nämlich in 
iesem Jahre nicht weniger als vier Jubiläen; 
ämlich 1. am 13. April das seiner goldenen Hoch— 
zeit; 2. am 29. Juni, als ehemaliger Angehöriger 
desek. b. 10. Inf, Reg., das 200jährige Jubiläum 
dieses Regiments; 3. am 25. Oktober die Vollendung 
einer 60jährigen Dienstzeit und 4. am 10. No— 
»ember den Gedenktag des vor 50 Jahren erfolgten 
Ausmarsches nach Griechenland. Der seltene Ju⸗ 
ilar, welcher heute noch der ihm im Jahre 1856 
ibertragenen Portierstelle imek. b. Generalstabe 
vorsteht, ist am 16. März 1801 zu Parsberg in 
der Oberpfalz geboren und stand als Musiker vom 
25. Oltober 1821 bis 1846, also 24 Jahre, im 
b. !0. Inf.⸗Reg. „Prinz Ludwig.“ Seit 13. 
April 1832 mit seiner Ehefrau, einer geb. Schirmer 
nus Landau i. d. Pfalßz, verheirathet, folgte er seinem 
Regimente bei dessen Ausmarsch nach Griechenland 
im 10. November 1832 und verblieb dortselbst bis 
1836. Von 1846 bis 1856 gehörte er der Gar⸗ 
nisonskompagnie in Nymphenburg an. Der 8ljähr. 
Jubilar ist, wie auch seine 79 Jahre alte Ehefrau 
mmer noch rüstig, so daß wohl anzunehmen ist 
»aß beide die seltenen Jubiläumsdaten noch erleben. 
gon 12 Kindern leben noch 2, ein Sohn, Ziseleur 
zahier, aus dessen Ehe 2 Kinder, und eine Tochter, 
Wittwe des vor einigen Jahren verstorbenen Mu— 
ikers Bickt vom 2. Inf.⸗“Reg., aus deren Ehe 8 
Zinder entsprossen. Die Brust des greisen Jubilars 
irren vier Ehren⸗ und Denkzeichen: 1. das Denk—⸗ 
eichen von Griechenland, 2. dasjenige für 24jähr. 
dienstzeit, 3. die goldene Ludwigsmedaille für 
Ojahrige Dienstzeit und 4. das Denkzeichen von 
870 für Nichtkombattanten. Möge dem wackeren 
zubilar und seiner Ehefrau eine frohe Feier der 
jenannten Tage und ein heiterer Lebensabend be⸗ 
chieden sein. 
(Magenresection.) Man schreibt aus Bam⸗ 
berg, 7. April: Am 1. d. M. vollzog der Ober⸗ 
arzt der chirurgischen Abtheilung des hiesigen Kranken⸗ 
zauses, Herr Dr. Nebinger, an einem in den 40er 
zahren stehenden Patienten die von Professor Bill⸗ 
oth vor Kurzem wiedererfundene Magenresection, 
ine Operation, die bekanntlich in Entfernung eines 
Theiles des Magens und Wiedervereinigung der 
urückgebliebenen Theile besteht, und überhaupt erst 
; Mal nur (IJ Mal mit glücklichem Erfolge) ge⸗ 
nacht wurde. Patient, der am 4. April zum ersten 
Male wieder Nahrung zu sich nahm, beifindet sich 
zurchaus wohl, und es besteht die beste Hoffnung, 
»aß eine vollkommene Heilung erfolgen wird. 
Reden; 12. April. Der Bremser Franz 
Alles von St. Johann hatte gestern Nachmittag das 
Unglück, in der Nähe der hiesigen Station von der 
Bremse zu fallen und unter einen Eisenbahnwagen 
uu kommen; die rechte Hand wurde ab⸗ sowie das 
inke Bein überfahren und der Verunglückte nach 
Zulzbach in das Krankenhaus gebracht. Derselbe 
st verheirathet und Vater von drei Kindern. 
(S.⸗ u. Bl.-Ztg.) 
In Mainz geht man jetzt noch mit dem 
Plan um, eine Pferdebahn zu bauen. Es liegen 
dem Stadtrath mehrere Angebote vor. 
In Mainz wurde vor Kurzem der Spe— 
ereihändler Jos. Sichel wegen Meineids abgeurtheilt; 
derselbe ging, bevor man an seine Verhaftung 
achte, flüchtig und man hat zur Zeit keine Spur 
von ihm. Seine Frau, die er mit zehn Kindern 
urückließ, starb am 11. ds. an einer starken Dosis 
Phosphor, den sie genommen hatte. Nun stehen 
zie zehn Kinder ohne Vater und Mutter da! Um 
101 Gulden war der Meineid geschworen worden! 
F Ein neuer Lustmord ist dieser Tage im 
derner Walde zwischen Bochum und Herne (West⸗ 
ohalen) verübt worden. Bei der Leiche des er—⸗ 
nordeten 15— 16jähr. Mädchens fand man einen 
Zettel mit der Aufschrift, daß noch 10 nachfolgen 
ollten und er (der Mörder) der zwölfte sein werde. 
Ein Zollkuriosum, welches sich neben 
illen andern, die schon berichtet worden sind, immer 
ioch sehen lassen kann, findet sich in dem zu 
Schmalkalden erscheinenden „Thüringischen 
zausfreund“ verzeichnet. Es lautet: „Zur Feier 
ines Familienfestes ließ sich Jemand vor Kurzem 
vier Kapaunen aus Oesterreich kommen, und giee 
wei derselben unausgeschlachtet, wie man —0 
hersendet, und zwei, welche zu Geschenle 
estimmt waren, angekleidet wie Pubppen 
Der Steuerzettel lautet nun: Quittung. Herr 
jat für nachbezeichnete Waaren die —XX 
jaben entrichtet: Netto 58 kg Geflügel, getödieteg 
zusgeschlachtet 208 1100 kg 12 M. — 60 pf 
netto 6,20 kg mit Zeugstoffen angekleidete Pup 
pen (getödtetes, unausgeschlachtetes Geflügel, welche 
mit Zeugstoffen kostümirt war), 20 3.100 64 
— 
Scherz, einem Kapaunen eine Jacke anzuziehen 
rostet also 6 M. 80 Pf. 
Zwei Amerikaner sind nach Berlaun ge 
tommen, um hier betreffs Ankaufs eines Patent 
zu unterhandeln, das vielleicht bestimmt ist, einen 
—DDDV 
Fabrikation zu veranlassen. Ein findiger 
Herliner hat nämlich ein Parapluie gebaut, das 
nan nicht in der Hand zu tragen braucht, sonderr 
das vermittelst einer mantelartigen Vorrichtung, an 
den Schultern befestigt ist. Man spricht von eine 
Summe von 50,000 Hik., welche für die Ausnützung 
des Patents in Amerika geboten worden sind. 
Ein interessanter Lebenslauf. 
Finer Berliner „Dienst- und Beschäftigungs Agentur 
st folgendes Gesuch um eine Anstellung zugegangen: 
Wohlgeborener Herr Agent. Da ich gegenwärug 
zhne Siellung bin, so ersuche ich sie, mir eine solch 
zu verschaffen. Da ich meine Atteste verloren habe, 
io schicke ich Ihnen hiermit mein Kurrikulum wi— 
Thee. Wo ich geboren worden, weiß ich nicht 
bensowenig ob ich Eltern gehabt habe, da mi 
olche niemals vorgestellt worden sind, es steht nur 
o viel fest, daß sich sieben Arbeitshäuser um meinen 
Heburtsort streiten. Als ich das Jünglingsalten 
rreicht hatte, bezog ich das Werder'sche Gymnasium 
vo ich die Klassen ausfegte und die Tir tenfässer 
llte. Nach Absolvierung von drei Semestern ver 
ieß ich das Gymnasium mit dem Zeugnis der Reist 
um Hausknecht und erhielt als solcher auf den 
Droschkenhof eine ehrenvolle Stellung. Hier geriett 
ch in Konflickt mit einem der Stallknechte und de 
Mensuren immer noch zu den ritterlichen Uebunger 
Jehören, so schlugen wir uns auf kürzeste Distanzt 
nit Besenstielen, wobei ich durch einen schlech 
zarierten Sauhieb fünf Zähne verlor. Die Lüth 
rage ich als ehrenvolle Narbe, die mich auch nich 
ehindert, wenn ich in der Destillation Einen abbeiße 
Danach iegte ich mich auf die Dichtkunst, Schiller⸗ 
Werke als Kopfkissen. Zuletzt war ich engagier 
ei der großen Berliner Pferdebahn als Ritzenschieber. 
Durch die Conkurrenz der Stadtbahn verlor iq 
ndeß meinen einflußreichen Posten, und da angen— 
Ilicklich auch im Institut der Hundefänger keine 
Vakanzen sind, so wünsche ich nach Einführung 
ʒes Tabakmonopols eine Stellung als Zigarten— 
Hroberaucher zu drei Pfennig das Stüch zu welchem 
zweck ich mein Riech-⸗Organ auf der Kuhnheimschen 
Fabrit gerben lassen wuürde. Pieine Adresse ist 
August Pinte, Thierarzneischule, links, der Stal 
zum Vergiften.“ 
(Ein Sonderling.) Der excentrisch 
Fürst Sulkowski, Herzog zu Bielitz, welcher gegen 
wärtig in Berlin verweilt, hat sich im vergangenn 
Somdier unter anderm das Vergnügen gemach 
don Luzern aus auf die Spitze des Pilatus en 
Flavier hinauftransportiren zu lassen, weil ihn di 
Lust anwandeite, dort oben einige Stunden J 
nusiciren. Im Hotel zu Kopenhagen, wo er un 
längst verweilte, betrug seine Rechnung nicht wenige 
als 37,000 Kronen. 
4 Aus einer Reihe größerer deutscher Stad 
wird berichtet, daß die von der Straßburge 
Tabakmanufaktur gegründeten Filialen nag 
turzer Zeit eingegangen sind. 
Schalke. Ein erschütternder Vorfall. 
chreibt die „Tremonia“, erregt hier allgemein 
Theilnahme. Im benachbarten Heßler raffte d 
anerbittliche Diphtheritis, der Wuͤrgengel unserr 
Jugend, drei Kinder einer Bergmannsfamilie inne 
halb 48 Stunden hinweg. AÄls das älteste Kin 
ein bildschöner Knabe, noch im Todeskampfe lo 
dersuchte die vor Schmerz halb wahnsinnige —X 
dem Kleinen noch die Gurgel mit einer Flüssigh 
einzupinseln, aber es trat der Kinbadkenkrampf 
nfolge dessen der Zeigefinger der Frau zwisch 
die Zähne des Sterbenden gerieth und halb dut 
zebissen wurde. Es gelang zwar nach kurzer 
das Glied zu befreien, aber bald schwoll die —9 
und r duüchher der Arm der armen Frau de