Full text: St. Ingberter Anzeiger

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„en Angeklagten für schuldig und verurtheilte ihn 
u 4 Monaten Gefängniß. 
Die Zeitungen de—r Welt. Dem 
mmerikanischen Rewspaper and Bank Directory of 
he World zufolge erscheinen in der ganzen Welt 
34,274 Zeitungen und Zeitschriften mit einer jähr⸗ 
jchen Gesammi⸗Circulation von 10,392,000, 000 
Femplaren oder ungefähr 6 Eremplare per Kopf. 
Ze Erdkugelbevölkerung Europa führt den Reigen 
Fit 18.357 Zeitungen. Nordamerika folgt mit 
2.400. Asien hat 775, Südamerika 609, Austra⸗ 
ien 661 und Afrika 182. Von diesen Journalen 
derden 16,300 in englischer, 7800 in deutscher, 
3850 in franzosischer und über 16009 in spanischer 
Sprache gedruckt. Es giebt 4020 taglich, 18,274 
Frimal und einmal in der Wochr erscheinende 
Zeitungen und 8508, die weniger häufig erscheinen. 
Die Erinnerung an die kriegerischen August⸗ 
age des Jahres 1870 wird durch eine Todesnach⸗ 
icht wieder aufgefrischt; französische Blätter melden 
aunlich unterm 8. d. „Der Divisionsgeneral 
Rataille, einer der ausgezeichnetsten Offiziere 
der französischen Armee, aber nach dem Sturze 
Nac⸗Mahons, dem er blind ergeben war, in Pen⸗ 
sonsstand versetzt, ist im Alter von 66 Jahren in 
Paris gestorben. Während des Kriegs begleitete 
ein Commando in der Rhein⸗Armee und wurde 
dei Grabelotie, nachdem ihm zwei Pferde unterm 
Leibe getötet worden waren, schwer verwundet, so 
haß er in Metz mehrere Monate lang zwischen Leben 
ind Tod schwebte. In dem deutschen General⸗ 
labswerk wird seiner wegen der Geschidlichkeit mit 
velcher er die Truppen nach der Niederlage von 
Zpichern in guter Ordnung bis nach Mez zurück⸗ 
uhrte, rühmend gedacht.“ (Hierzu bemerkt die, Saarbr. 
ztg.“: Wir Saarbrücker wissen, daß am 2. August 1870, 
373 Uhr morgens die Division Bataille von den Spich⸗ 
erer Höhen, wo sie sich 14 Tage eingenistet hatte, in die 
Ebene herabstieg und sich teils gegen den Winterberg, 
reils gegen den Exerzierplatz wandte. Die Kom⸗— 
pagnie 4ber, welche hier zur Beobachtung des Fein⸗ 
zes lag, sowie das Häuflein Ulanen, welche 14 
Tage lang der feindlichen Armee gegenüber standen, 
nußten nach heldenmütigem Widerstand der Ueber⸗ 
nacht weichen. Die Regimenter der Division Ba— 
raille aber nahmen Besitz von unserer Stadt, 
Wie nervös zur Zeit noch das Wiener 
Theaterpublikum ist, beweist das Folgende: 
zu dritten Akte der Komödie „Die Welt, in der 
nan sich langweilt“ muß es auf der Bühne dunkel 
sein; wie nun aber plötzlich das Gas abgedreht 
wurde, ging ein Beben durch das ganze Haus und 
die Leute waren schon auf dem Sprunge, davonzu⸗ 
laufen, als sie an dem ruhigen Weiterspielen merkten, 
daß die Finsterniß eine unverdächtige sei. Die 
Theaterdireltoren machen jetzt überhaupt seltsame 
Erfahrungen. Direktor Tewele erhielt dieser Tage 
hon einem ganz unbekannten Herrn einen Brief 
nit der Bitte um vier Freikarten in's Parquet; 
er werde mit seiner Familie hineingehen und ver⸗ 
lauft würden die Sitze doch nicht — wenigstens 
sehe das Haus um dier Koͤpfe besser aus. Herr 
Tewele schickte dem wildfremden Menschen sofort 
vier gute Sitze, denn solche Unternehmungslust 
müsse ermuthigt werden. — In einer großen 
Familie, welche bei dem Brande zwei erwachsene 
Töchter verloren hat, wurde kürzlich ein Trauer— 
ottesdienst abgehalten. Es waren gegen vierzig 
Jerwandte anwesend, auch aus der Provinz waren 
ie herbeigelommen. Nach der Ceremonie erhob sich 
das Oberhaupt der Familie, ein fünfundachtzig⸗ 
ähriger Urgroßvater, hielt eine kurze Rede und 
orderte die Seinigen auf, niederzuknieen und Eines 
nach dem Andern einen feierlichen Eid zu schwören, 
)aß sie zeitlebens in kein Theater mehr gehen 
vürden. Und alle Vierzig knieeten nieder und 
eisteten den Eid bei Allem, was ihnen heilig. 
Die „Preßburger Ztg.“ erzählt folgenden sehr 
ibenteuerlich klingenden Fall von „Bauernfängerei“: 
zin Landmann aus der Umgebung gerieth an einen 
Schwindler, welchem er eine Waare für den Preis 
von 20 fl. anbot. Das Geschäft wurde abgeschlossen 
uind als der Käufer bezahlen sollte, wies er dem 
Bäuerlein eine neue 100uldennote mit den Worten 
ot: „Hier auf dieser einen Seite haben Sie 10 
ulden, nicht wahr?“ — nun drehte er die Note 
im und sprach weiter — „so und hier sind wieder⸗ 
im 109 Gulden, macht zusammen 20 Gulden.“ 
der Bauer schüttelte zwar etwas verblüfft den Kopf 
iber die merkwürdige Beschaffenheit des neuen 
Bekdes, war aber schließlich mit dem Kaufschilling 
zufrieden, da ihm der betrügerische Schalk erklärte. 
reichische Nationalbant. 
F (Ein heiteres Mißverständniß.) 
Man schreibt dem „Prager Tagbl.“ aus Budweis: 
Am Neujahrstage ereignete sich hier durch einen 
—„chreibfehler ein lustiges Mißverstandniß! Ein 
iesiger Professor, der mit der Kunstakademie in 
Bien in Correspodenz steht, erhielt von dieser am 
enannten Tage ein Paket, dessen Innhalt auf dem 
rachtbriefe als — Stockfissche declarirt war. 
Aer Professor zerbricht fich den Kopf darüber und 
äßt die Sendung kommen. Da sieht er denn, daß 
s8 auf dem Packete richtig hieß: Stahl stiche.“ 
fLondon. (Eisenbahnwagen und Dampfschiffe 
ür Geschäftsreisende) In Amerika hat man nun 
hon seit Jahren besondere Eisenbahnwagen für 
zeschäftsreisende, die sich in denselben für die Tour 
äuslich einrichten, ihre Muster auslegen ꝛc. An 
en betreffenden Stationen werden die Wagen ab⸗ 
ehängt und für einen oder mehrere Tage auf eine 
zeitenlinie geschoben, uud die Geschäftsreisenden 
uchen dann ihre Kunden in der Stadt auf und 
rsuchen diese, sie im Wagen zu besuchen und ihre Waaren 
n besichtigen, wodurch eine Menge Spesen vermieden 
verden. Eine ähnliche, jedoch viel großartigere Idee ist 
tzt in England gefaßt worden. Es ist im Werke, einen 
roßen Dampfer von 2640 Tonnen Registergehalt in 
hnlicher Weise auszurüsten und ihn eine zwölfmo—⸗ 
atliche Reise um die Welt machen zu lassen. Der 
dampfer, der für eine förmliche Ausstellung von 
erzeugnissen aller Klassen Raum bieten würde und 
er auch Dampfkraft hat, um Maschinerie unter 
zetrieb zu zeigen, soll erst das Kap der guten Hoff⸗ 
jung und dann die wichtigsten Hafenplätze in Au⸗ 
tralien an der West- und Ostküste von Südamerika 
ind ferner Westindiens besuchen. 
Die längste Brücke der Welt ift die Brücke, 
velche Venedig mit dem Festlande verbindet. Sie 
st aus Stein, in 222 Bogen, römischen Styles, 
md deren Pfeiler ruhen auf 75,000 Pfählen, da 
a den Lagunen bekanntlich kein fester Grund vor— 
anden, was in technischer Hinsicht ebenfalls be— 
ierkenswerth. Sie wurde im Jahre 1841 ange⸗ 
ingen, im Jahre 1846 vollendet, verbrauchte 
50,000 istrianer Steine und 23, 000,000 Bad-⸗ 
eine mit einem Kostenaufwande von 4,500, 000 
ire. Im Jahre 1848 wurde sie gesprengt und 
on den Venetianern hartnäckig vertheidigt. Später 
ergestellt, besteht sie unversehri ist sogar mit einem 
zchienenstrange indirekt durch den Bahnhof Venedigs 
ber den Canal Grande im rechten Winkel mit 
er Statione maritima verbunden und so zu sagen 
erlangert worden. Diese Neubauten haben auch 
inige Millionen gekostet und dienen dazu, mittelst 
ines Seeschifffahrts-Canals die größten Ostindia⸗ 
Steamer am Venediger Bahnhofe anlegen zu lassen. 
Eingerichtliches Feuerwerk. An— 
aßlich der hundertjährigen Feier des Sieges von 
jorktown, der den Vereinigten Staaten 
efinitiv die Unabhängigkeit gesichert hat, schickte 
Frankreich eine militarische Deputation nach Amerika, 
in deren Spitze der General Boulanger und Oberst 
richtenstein standen, und welche von der Bevolker⸗ 
ing sehr sympathisch aufgenommen wurde. Die 
eiden Offiziere langten am 28. Oktober in Phila⸗ 
elphia an und wohnten im Hotel Continental. 
Hegen 6 Uhr Morgens desselben Tages wachte 
Zoulanger infolge eines ungewöhnlichen Geräusches 
ruf und sieht einen Mann bei seinem Nachttische 
sehen, wo Uhr und Brieftasche hingelegt waren. 
der General geht mit seinem Säbel auf den Ein— 
ringling los, hält ihn fest und sperrt ihn mit 
ȟlfe des herbeigeeilten Obersten Lichtenstein in ein 
nstoßendes Zimmer, um die Ankunft der herbei⸗ 
jerufenen Polizei abzuwarten. Das fragliche In⸗ 
ividuum war ein Verbrecher der schlimmsten Sorte 
ind unter dem Namen Bufallo Bill wohl bekannt. 
ẽr hatte eben auch in einem benachbarten Gemache 
ine Börse mit 50 Dollars gestohlen und war 
zurch zahlreiche Diebstähle ähnlicher Art, die er in 
stewyork verübt hatte, berüchtigt. Die Identität 
des Verbrechers war bald, und zwar schon um 7 
Uhr Morgens festgestellt, und um 10 Uhr stand er 
ereits vor dem Polizeirichter, welcher ihn vor die 
Inklagejury verwies. Diese beschloß eine halbe 
7„tunde später seine Versetzung in den Anklagestand. 
im *412 Uhr ward der Angeklagte vor die Ge⸗ 
chworenen gestellt, welche ihn des qualifizirten 
diebstahls schuldig sprachen, und um halb 1 Uhr 
erkündigte der Vorsitzende, Richter Allison, das 
Irtheil, welches Bufallo zu drei Jahren Zuchthaus 
erurtheilt. Um halb zwei Uhr saß derselbe bereits 
n seiner Zelle, und es hatten also sieben Stunden 
ι 
— Das Fachblatt, dem diese Mittheilung ent⸗ 
iommen ist, meint freilich, daß auch in Amerika 
nicht alle Prozesse mit dieser für uns Festländer 
gjeradezu verblüffenden Schnelligkeit durchgeführt 
verden, und daß dieses gerichtliche Feuerwerk wohl 
uur zu Ehren der französischen Gäste abgebrannt 
vurde, denen man das Schauspiel einer Verurthei⸗ 
ung mit Dampf bieten wollte. — Weniger Dampf⸗ 
kraft wird jedenfalls bei dem Prozeß Guiteau ver⸗ 
vendet. 
Vor Kurzem verstarb in New⸗York Ge⸗ 
orge Law, einer jener solf made men, welche ohne 
rgend welche Unterstützung lediglich durch eigene 
draft von den kleinsten Anfängen sich zu einer 
zewissen Bedeutung emporarbeiteten und Millionen 
xwarben. Im Jahre 1806 im Staate New⸗York 
jeboren, verließ Law im Alter von 15 Jahren 
»as väterliche Haus, um den Kampf um die 
xxiftenz aufzunehmen. Seine Baarschaft bestand 
zus 40 Dollars. In Trohy bot sich ihm die erste 
velegenheit, eine Beschäftigung zu ergreifen. Ein 
zandlanger war dort bei dem Zutragen von Zie⸗ 
zeln bei einem Bau von der Leiter herabgestürzt 
ind sofort todt geblieben. Der junge Law erbot 
ich anstatt des Verunglückten einzutreten. Man 
iahm ihn an und einen Monat lang arbeitete der 
ukünftige mehrfache Millionär in dieser bescheidenen 
Zztellung. Hierauf fand er bei dem Bau des Erie— 
anals als Arbeiter Beschäftigung, doch schon be⸗ 
jann sich der Unternehmungssinn in ihm zu regen. 
Er reichte ein Angebot als Schachtmeister für den 
gau eines Theiles des Canals ein, dasselbe wurde 
ingenommen und hiermit war der Grund zu 
ꝛaw's fernerer Laufbahn gelegt. Nach Vollendung 
yer Arbeiten am Eriecanal betheiligte er sich erst 
ils Schachtmeister, später als Unternehmer größerer 
Ztrecken am Bau mehrerer Eisenbahnen und Ca⸗ 
näle, gründete, als sein Vermögen durch Fleiß und 
-„Pparsamkeit; gewachsen war, mehrere Pferdedahnen 
ind Dampifchifflinien, baute die Eisenbahn über 
»ie Landenge von Panama und wurde schließlich 
er viertreichste Mann in New⸗VYork, was in dieser 
ztadt der Millionäre schon etwas heißen will. 
die Bekannten des Verstorbenen geben ihm das 
zeugniß eines edlen, gutherzigen Mannes, welcher 
eichlich, aber ohne zu prunken, Wohlthaten spen⸗ 
)ete und sich als ein treuer Freund der von Leiden 
»der Mißgeschick Betroffenen erwies. 
fFWie Studentenstreiche in Amerika 
Jeahndet werden, erzählt das N. Y. Bell. Journ.: 
Bier Schüler der Akademie zu Waronsta, 
Wisconfin, glaubten einen besonders geistreichen 
Utk“ auszuführen, indem sie einem Farmer das 
hofthor aushoben, forttrugen und ais Heizmaterial 
erwendeten. Die Sache kam an den Tag, und 
»en vier Missethätern wurde die Alternative gestellt, 
ntweder aus der Schule ausgestoßen zu werden, 
der sich derjenigen Schrafe zu unterwerfen, welche 
er geschädigte Farmer über sie verhängen würde. 
Zie wählten das Letztere, und wurden von dem 
jestrengen Richter dazu verurtheilt, vier Klafter 
holz zu spalten und das gewonnene Brennmaterial 
iner armen Wittwe des Ortes, unter Begleitung 
iner Mufikbande, die von einem wohlhabenden 
hdürger desselben gestellt wurde, und unter dem un⸗ 
ibläfsigen Applaus der verjamme!ten Bewohnerschaft 
des Städtchens zu verrichten. 
Das deutsche Hospital in Philadelphia 
erhielt dieser Tage an einem einzigen Tage 3962 
doll. freiwillige Beiträge und Gesckenke, darunter 
300 Mark vom Füriten Bismarck aus dem deutschen 
Keichsfond 
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Eterbefäaͤlle. 
Gestorden: in Hambach Franz Christian 
eiligenthal, 52 J. a, in Frankenthal 
;rau Amalie Moré; in Homburg Conditor 
Friedrich Frey, 48 J. a; in Zweibrücken 
dinchen, 5 Mon. alte Tochter von Pflästerer Peter 
rfaust; in Wachenheim Carl Spielmann, 
6 J. a; in Frankenthal Georg Queva, 
75 J. a.: 
Dienstesnachrichten. 
Der Amtsgerichtssecretäar Weis mann in Annweiler 
vurde auf Ansuchen an das Amtsgericht Franlenthal ver⸗ 
etzt, und der Amtsgerichtssecretär Hitzelberger in Neu⸗ 
tadt a. H. auf Ansuchen nach Annweiler. Der Bewerber 
um das Gerichtaschreiberammt KQlinngel von Grunstadt 
durde zum Amtsgerichtssecreiäar in Reustadt a H. ernannt. 
Es wurde von Sr. Maj. dem Koͤnig genehmigt, daß 
Hom Bischof von Speyer die Pfarrei Kirrberg dem Pfarrer 
*hrhardt in Elmstein verliehen werde 
⏑ — 
für die Redaktion verantwortlich F. X. Demeß.