Full text: St. Ingberter Anzeiger

Irrenanstalt St. Pirminsberg 
Ruchten Zuchthaussträfling nach der Cantonal- 
terg aln St. Jakob zurück. Im Eisenbahnwagen 
ut Sedelen und Buchs steckte sich der Land— 
ch n Gigarre an. Doch während dieser Zeit 
ger re vom Freiheitsdrang beseelte Sträfling 
— — — hinaus. Das kann ich auch — 
— holizist, controlirte seine Cigarre im Nu 
te der P — — 
iuch a zum Fenster hinaus. Die Flugbahn 
ur n rasende, und erst nach einigen unfrei⸗— 
7 Turnübungen des kühnen Landjägers über 
Fisenbahndamm hinunter beendet. Ein Schrei 
490 fuhr durch den stark besetzten Wagen. 
— huchs wurde sofort Hilfsmannschaft nach der 
nentlichen Unglücksstätte abgeschickt, aber wie er— 
* man, als der verwegene Flüchtling von dem 
Jviel verwegeneren Landjäger gefesselt nach Buchs 
ucht wurde. 
— Pariser Große Oper zahlt ihren ersten 
aqliedern recht beträchtliche Summchen für ihre 
Noeistungen. So bezieht Frl. Krauß, welche 
Ronate im Jahre zu singen hat, 15,000 Fres. 
Nonat, der Bariton Lassalle 12,000 Fres. 
matlich bei einem Urlaub von 3 Monaten, 
variton Marcel für 5 Monate im Jahre 
0do Fres., die für .Francoise de Rimini“ enga— 
Sopraniftin Karoline Salla, die nur wenig 
— hat, 10,000 Fres. monatlich, der Tenor 
Sellier und der Tenor Villaret je 85,000 
für 11 Monate im Jahr, die Sängerin 
jard endlich inr 11 Ven ðg 8 * 
Origineller ahnsinn. or ni 
gu bemerkten einige Pariser Sicherheits⸗ 
jleute einen jungen Mann, der, in ein seltsam 
astisches Gewand gehüllt, ohne jedwede Ver— 
sung auf der Straße umherhüpfte, mit den 
den gestikulierte, Monologe hielt und auch sonst 
keineswegs so aufführte, wie man es von einem 
malen Spaziergänger erwarten kann. So brachte 
n ihn denn vorerst in ein Beobachtungszimmer 
d don da aus in einigen Tagen in ein Irren⸗ 
8, wo er angab, Guillaume zu heißen und 
nmmandant der reitenden Gebirgsmarine zu sein. 
hdem der Krieger vierzehn Tage lang der Seg- 
igen der kalten Douche und der prächtigen Diät 
thaftig gewesen war, verschwand er plötzlich aus 
Anstalt. Mit ihm verschwanden zahlreiche 
iemonnaies, Uhren und sonstige Werthgegen⸗ 
inde der Bediensteten, welche der „Kommandant“ 
rmuthlich zum Andenken mit sich genommen hatte. 
je Polizei fahndet nach dem originellen „Wahn⸗ 
nigen, in dem sie mit Recht einen der genialsten 
uner der Stadt vermuthet. 
f Das Modethier ist nun die Katzze ge⸗ 
iden; auf das in Berloques, Ohrgehängen und 
hand anderen Gegenständen genugsam verewigte 
twein ist zuerst der Hund, dann die Schlange, 
echse und Kröte — jetzt die Katze gefolgt. Einer 
ariser Laune ist das Decret entstammt und die 
aliner Juwelierläden, die Galanteriewaarenhändler, 
ir Album⸗,, Etui- und Feuerzeugfabrikanten be— 
len sich, dem Edicke zu folgen. Mit gekrümmten 
uüdeln und gesträubtem Haar sieht man sie an 
liefpressung auf Cigarrentaschen, Portefeuilles und 
rtemonnaies, als Griffe der Spazierstöcke und 
cgenschirme, als Federwischer, Bonbonnioren und 
ppesfigur. Hier ist der Kolossalkopf eines riesigen 
uters in oxydirtem Silber mit goldenen Augen 
id goldglühendem, weitgeöffnetem Rachen, der als 
halbehaͤlter dient; dort klettern an einem Kuchen⸗ 
let aus polirtem Nickel zwei Katzen empor, um 
ne klleine Maus, die in der Mitte läuft zu er— 
hen. Eine andere steht auf den Hinterbeinen 
d zerrt an dem Faden aus einem silbernen Knäuel, 
d wieder eine leckt die Milch aus einer Schale, 
che als Aschenbecher benutzt werden soll. In 
hmuchsachen ist die Variation nicht minder reich: 
spangen, an denen der Kopf mit Saphiraugen 
Schloß, der Leib und Schweif das Armband 
sbilden; Katzen gruͤnlich emaillirt, mit den als 
gen— bereits bekannten Steinen als Schmuck 
zur Broche und Betloques, und endlich 
S affen für die leichten Sommerhüte der 
men das Lieblingsthier der alten Jungfern in 
miastischer Ausschmüchung. 
r 
4. 
H⸗ 
g 
is⸗ 
R 
it 
u 
su 
m 
4. 
v 
s.Eine Weiberrevolte.) Der Gemeinde— 
t des Städtchens Pescaglia bei Lucca, ein junger 
ann von einnehmenden Manieren, erfreut sich allge⸗ 
ainer Veliebtheit bei der dortigen Bevölkerung. In der 
Pngenen Woche kam es zwischen dem Arzte und 
F Gemiede⸗Functionär zu einem heftigen Auf- 
atse in Folge dessen Ersterer sogleich seine Ent— 
anyung erhielt. Daraufhin versammelten sich die 
Frauen und Mädchen des Städtchens auf dem 
hortigen Marktplatze und zogen von dort zum Ge— 
neindehause, wo sie vom Bürgermeister die Wieder— 
instellung des entlassenen Arztes stürmisch forderten. 
x*s wurde zwar schnell Militär herbeigeholt, aber auch 
ieses vermochte nicht die empörten Frauen zu be— 
chwichtigen. Schließlich kroch der Bürgermeister 
u Kreuze und versicherte den Frauen, ihr Liebling 
verde wieder reactivirt werden. 
— Menschenköpfe auf Telegraphenstangen. Die 
bevölkerung des Khanats Beludschistan gehört zu 
en fanatischesten Anhängern des Islam und sieht 
s daher nur mit Widerwillen, wie ihr Emir von 
den Engländern in seinen Staaten Telegraphen⸗ 
eitungen errichten läßt, deren Bau sie im Stillen 
nit allen Mitteln zu hindern sucht. Die Regierung 
des Khanats hat daher schon vor drei Jahren ver⸗ 
Irdnet, daß Jedem, der eine Telegraphenleitung be— 
chadigt, die rechte Hand abgehauen werden soll. 
stichtsdestoweniger haben erst vor einigen Wochen 
ie Bewohner eines Dorfes den durch ihr Gebiet 
ührenden Telegraph gänzlich zerstötrt. Um nun 
in Exempel zu statuiren, befahl der Emir, die 
Zchuldigen, deren Anzahl gegen fünfzehn betrug, 
u enthaupten und deren Köpfe auf die unterdessen 
jeuerdings aufgestellten Telegraphenstangen zu setzen. 
dieses allerdings höchst drastische Mittel hat bei 
er Bevölkerung eine große Panik hervorgerufen. 
(Amerikanische Reisende) Noch 
nie war die Strömung der Reisenden aus den Ver— 
inigten Staaten nach Europa eine so starke, wie 
ich dieselbe heuer zu gestalten verspricht. Wie der 
Times aus Philadelphia vom 30. April berichtet 
purde, gingen Tags vorher von Newyork nach Eu— 
opa sieben Dampfer ab, deren 1217 Cabinet- 
hassagiere hauptsächlich amerikanische Touristen waren. 
die Nachfrage nach Cajütenplätzen ist eine außer⸗ 
oxdentlich starke. Auf den Dampfern aller trans— 
itlantischen Schifffahrts⸗Gesellschaften sind bereits 
ämmtliche Plätze bis Juni, zum Theil sogar bis 
zuli besetzt. Mehrere Gesellschaften haben bereits 
den Verkehr von Extradampfern in den nächsten 
)rei Monaten eingerichtet, um den außerordentlichen 
Anforderungen entsprechen zu können. Man glaubt, 
»aß heuer um 20,000 Amerikaner mehr als ge— 
pöhnlich nach Europa reisen werden. 
Gegen die eingewanderten Sperlinge 
vird in Amerika jetzt in einer so mitleidlosen Weise 
orgegangen, als wenn es Chinesen wären. Ein 
n Philadelphia erscheinendes Blatt bringt folgenden 
seharnischten Aufruf: „Wenn der europäische Sper⸗ 
ing, den der Frühling noch liebestoller, krieger⸗ 
scher und frecher macht, als er es ohnehin ist, 
ich endlich von den Gestaden Amerikas hinweg 
jeben und unseren heimischen Singvögeln, 
velche seine feindselige Frechheit aus unseren 
Parks und Gärten vertrieben hat, gestatten 
bollte, wieder zum Vorschein zu kommen, so wollten 
elbst wir uns herbeilassen, ihm für seine zahllosen 
Schaustellungen von Gemeinheit, schlechter Erziehung 
ind Zugellosigkeit Absolution zu ertheilen. Aber 
verden wir ihn je wieder los werden? Wohl kaum, 
ind er wird nach wie vor der geflügelte Schutzgeist 
inserer Rinnsteine bleiben, der alle Laster und Un— 
auberkeieen des richtigen Straßen⸗Arabers haͤt, ohne 
uuch nur einen einzigen der versöhnenden Züge 
u haben, welche dieser Letztere selbst in seiner 
chlimmsten Verkommenheit und Widerwärtigkeit be—⸗ 
vahrt. Sollte es kein Mitttel, selbst ein solches 
legislatorischer Natur geben, das uns von diesem 
widerwärtigen europäischen Eindringling befreien 
onnte?“ ... Eine Sperlingsbill dürfte hiernach 
n Amerika nicht zu den Unmögalichkeiten gehören! 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Speier Frau Henriette Kuhnm, 
seb. Dreyfuß, 73 J. alt; in Pirmasens August, 
17 J. alt, S. von Simon Lanz; in Kaisers⸗ 
autern die Wittwe von Zahnarzt Hochstein, 
Amalie geb. Laub, 80 J. alt; in Zweibrücken 
Lharlotte Maercker, geb. Geßler, Wwe. des 
erlebten Subrectors Maercker; ebenda Fräulein 
MNina Toussaint. 19 J. alt. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 11. Mai. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
uaüenmartt.) Weizen 12 M. 12 Pf., Korn 9 M. 56 Pf., 
herste zweireihige d M. — Pf., vierreihige d M. — PVf. 
S„pelz O M. — Pf., Spelzkern — M. — Vf., Dinkel 
Hie. — Pf., Mijschfrucht 10 Me3 Pf., Hafer 7M 
542 Pf., Erbsen — M. — Pf., Wicken — M. — Pf. 
dartoffeln 1 M. 70 Pf. Heu 4 M. 50 Pf. Stroh 3 M 
2VPsf., Weißbrod 15/2 Ailogr. 1 pp. Motnoroo iu 
68 Pf, Gemischtbrod 8 Kilogr. 83 Pf. paar Weck 90 GEr. 
6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 69 Pf., II. Qual. 56 Pf. Kalb⸗ 
fleisch 50 Pf., Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 55 Pf., 
Butter !/2 Kilogr. 1 M. 12 Pf., Wein Jl Liler 80 Pf., 
Bier J Liter 24 Pf. 
Homburg, 10. Mai. (Fruchtmittelpreis und Viktu—⸗ 
alienmarkt.) Weizen 12 M. 71 Pf. Korn 9 M. 54 ppf. 
Spelzkern — M. — Pf. Spelz ) M. Pf., Gerste 
2dreihige — M. — Pf., Gierste 4reihige 0 M. — Pf., 
Hafer 7 M. 45 Pf., Mischfrucht 9 M. 59 Pf., Erbsen 
— M. — Pf., Wicken 0O M. — Pf., Bohnen 0 M. 
— Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund 
— Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 82 Pf. Ochsenfleisch 60 Pf., 
Rindfleisch 50 Pf., Kalbfleisch 50 Pf. Hammeliteisch — Pf., 
Schweinefleisch 56 Pf, Butter 1 Pfund 1 M. 15 Pf., 
artoffeln per Ztr. 1 M. 60 Pf. 
tdeueste Nachrichten. 
Berlin, 11. Mai. Die Blätter melden, daß 
das päpstliche Breve, betreffend die Ernennung 
Drobe's zum Bischof von Paderborn, dort einge— 
troffen ist. Die Inthronisation findet am 4. Juni 
statt. 
Konstantinopel, 11. Mai. Die türkisch— 
russische Convention betreffs der Regelung der Kriegs⸗ 
entschädigung ist definitiv festgestellt. Sie enthält 
12 Artikel folgenden wesentlichen Inhalts: Die 
Pforte verpflichtet sich, die im Berliner Vertrage 
ixirte Kriegsentschädigung durch Annuitäten im Be— 
rage von 350,000 türk. Livres zu zahlen. Die 
uur zur Amortisirung des Eapitals ohne Zinsen 
zu verwendenden Annuitäten werden durch die 
Zchafsteuer des Vilajets Aleppo und den Zehnten 
der Vilajets Konija, Kostambul und Adana, sowie 
eines Theiles des Vilajets Sivas garantirt. Der 
Besammt-Betrag der Einkünfte wird auf 4,3375,000 
Livres veranschlagt. Einkassirte Beträge werden 
nach Abzug der Kosten an die Filialen der Otto⸗ 
nanischen Bank ausbezahlt. Die Pforte verpflichtet 
ich, keine Anwaisungen auf diese Einkünfte auszu— 
zeben. Die Ottomanische Bank führt regelmäßig 
bie Annuitäten an die Russische Bank ab und be— 
sält den Ueberschuß zur Verfügung der Türkei. 
Die Annuitäten erscheinen nur als Einnahmen und 
Ausgaben im Budget; der Ueberschuß wird der 
Pforte übermittelt, dagegen deckt die Pforte ein etwaiges 
Defizit. Die Pforte kann mit Zustimmung der Otto— 
manischen Bank an Stelle der erwähnten Einnahmen 
andere Aequivalente zugestehen. Wegen der Geldopera⸗ 
tionen wird die Ottomanische Bank ein Special⸗ 
abkommen treffen. Die Ratification der Convention 
erfolgt längstens nach 3 Wochen. 
Versteigerungs KSubmissions⸗ 
Anzeigen. 
Montag, 15. Mai, Vorm. 9 Uhr werden auf 
dem Bürgermeisteramt Saarbrücken verschiedene 
Holzsortimente aus dem Saarbrücker Stadtwald 
versteigert. 
Montag, 15. Mai, Nachmittags 2 Uhr wird 
zu Aßweiler die Feldjagd dieser Gemeinde 
auf 6 Jahre wiederholt verpachtet. 
Montag, 15. Mai, Vorm. 10 Uhr auf der k. 
Grubenbetriebstasse Sulzbach -⸗Altenwald 
Submission zur Vergebung des Baues einer Ab⸗ 
rittsanlage bei den Kreuzgräbenschächten, veranschlagt 
zu 1790 M. 23 Pf. Naäheres bei Bauwerkmeister 
Pietz in Sulzbach. 
»Mittwoch, 17. Mai, Vorm. 9 Uhr im Knapp⸗ 
chaftsgebäude zu St. Johann a. d. S. werden 
ämmtliche Nachlaß-Mobilien des verstorbenen Berg⸗ 
rathes Barthold, bestehend aus verschiedenen voll⸗ 
sttändigen Wohn⸗ und Schlafzimmereinrichtungen, 
Pianino u. s. w. sowie verschiedenen belletristischen 
Büchern, gegen Baarzahlung versteigert. 
Donnerstag, 25 Mai, Vorm. 9 Uhr auf dem 
Abstäberhofe, Gemeinde Kirkel-⸗Neu— 
häusel, werden aus dem Nachlasse der verlebten 
Ehe⸗ und Ackersleute Georg Schwitzgebel und Maria 
Ungerbühler theilungshalber versteigert ein Wohn⸗ 
jaus mit Keller, Stall, Scheuer, Hofraum und 
Pflanz· und Baumgarten, auf dem Abstäberhofe 
gelegen, ferner Aecker und Wiesen. 
Für die Rehoklion verantworiliv eme . 
Unmittelbaren Erfolꝗ 
zegen Blutarmuth. Bleichsucht und Nervenleiden 
zewährt Dr. Liebaut's Regenerationskur, 
üher welche eine höchst interessante Broschüre 
zoeben erszchienen ist. Zu beziehen durch die 
Buchhandlungen auch gegen Finsendung von 
50 Pf. in Marken von Carl Gotthold'æ 
Buchhandlung, RKaiserslautern und J. Rensa- 
hei merꝰs Buchhandlung, M. 1. Mannheim.