Full text: St. Ingberter Anzeiger

sehr kurzen Zeit von 8 Jahren hat nun die arme, 
wa 900 Seelen zählende Pfarrei Hohenecken für 
»bigen Zweck schon ein Kapital von etwa 5000 
M. zusammengebracht. (Pf. Pr.) 
— Am Dienstag Nachmittag wurde bei einem 
Gewitter die Ehefrau des Ackerers Franz Jenet 
don Lauterecken, die auf dem Felde beschäftigt 
war und vor dem Regen unter einem Baume Schutz 
gesucht hatte, vom Blatze erschlagen. Wieder eine 
ernste Warnung, während eines Gewitters nicht 
unter einen Baum zu treten. 
— Kirchheimbolanden, 24. Mai. Die 
schriftliche Prüufung der Bewerber für den Gerichts⸗ 
vollzieherdienst des Landgerichtsbezirks Kaiserslautern 
wird Freitag den 9. Juni im Sitzungssaal II des 
gl. Landgerichts zu Kaiserslautern vorgenommen; 
Re mündliche Prüfung findet Samstag den 19. 
Juni statt; dem Vernehmen nach concurriren 28 
von hier 83) Candidaten. (Pf. Pr.) 
— Frankenthal, 23. Mai. (Strafkammer.) 
Phil. Ludwig Beck, 52 Jahre alt, von Kaisers- 
lautern, früher Postoffizial in Speyer, z. Z. als 
solcher suspendiert, hatte die Zeitungsabonnements- 
zelder einzunehmen und dann dieselben von Tag 
zu Tag an seinen speziellen Bureauvorstand, an 
den kgl. Postoffizial Zürn abzuliefern. Am 1. 
Oktober v. Is. hatte derselbe nach eigenem Zuge⸗ 
dändnisse 71 Mark 14 Pfennige und am 2. Januar 
d. Is. den Betrag von 50 Mark aus der ihm 
anvertrauten und unterstellten Kasse entnommen und 
zu eigenem Bedarf zurückbehalten und verwendet, 
ersteres Defizit durch einen Gutschein und letzteres 
durch eine Monatsgehaltsquittung, die er jedesmal 
beigelegt, zu decken gesucht. Er steht nun heute 
mier Ünklage, in zwei verschiedenen Fällen Gelder, 
die er in seiner amtlichen Eigenschaft eingenommen 
Jat, sich angeeignet und zu eigenem Nutzen unter⸗ 
schlagen zu haben. Drei in der Sitzung anwesende 
Postoffiziale, ein Belastungs- und zwei Entlastungs⸗ 
zeugen, geben zu, daß zwar derartige Manipulationen 
berboten, aber doch hie und da bei Geldverlegen⸗ 
jeiten vorklommen. Auch wird durch dieselben fest 
gestellt, daß der Angeklagte durch unmäßige Trunk⸗ 
ucht so heruntergekommen sei, daß man ihn nahezu 
für unzurechnungsfähig halten müsse. — Wegen 
ersteren Reates wird Beck freigesprochen; wegen des 
weiten aber überführt und schuldig erklärt, da er 
diesesmal die Tragweite seiner Handlungsweise des⸗ 
halb kennen mußte, weil er beim ersten oder nach 
hem ersten Falle von seinen Vorgesetzten darauf 
nufmerksam gemacht worden war, und zu drei 
Monaten Gefängniß und zu den Kosten ver⸗ 
irtheilt. (Pf. Pr.) 
— Bei einer Weinversteigerung in Forst 
Pfalz) wurden für 1000 Liter 1875er Forster 
3000 M. erlöst, der Liter also mit dreizehn Mk. 
zezahlt! Da lohnt sich Spätlese und Auslese. 
— 
Vermischtes. 
Die Herbstmanöver der k. bayer. 4. 
Division sollen dieses Jahr abermals in Unter— 
ranken, und zwar in der Gegend von Schweinfurt 
abgehalten werden. Zu diesem Zwecke verlassen 
das 17. und 18. Inf.Reg. am 16. August ihre 
Harnisonen Germersheim, Landau und Zweibrücken, 
im sich per Bahn nach Lauringen zu begeben, wo⸗ 
elbst die Regiments-Uebungen Statt finden. Beide 
Regimenter treffen am 18. September wieder in 
hren Garnisonen ein. 
F Augsburg, 24. Mai. Der „Postztg.“ 
zufolge haben 600 Weber der Augsburger mecha⸗ 
nischen Spinnerei infolge Lohnberabsetzung die Ar⸗ 
„eit eingestellt. 
Saargemünd, 24. Mai. Die elek⸗ 
trische Beleuchtung ist nunmehr hier That— 
'ache geworden: die Pariser elektrische Gesellschaft 
hat in der Porzellanfabrik ungefähr 60 Glühlampen 
System Edison) installitt. Am Montag Abend 
euchteten sie zum ersten Mal, und waren hierzu 
der Stadtrath und einige Interessenten freundlichst 
eingeladen. In der Turnhalle befinden sich 10, 
im großen Saale des Gesellschaftshauses vielleicht 
20 dieser Glühlämpchen, welche eine solche Helle 
derbreiten, daß man die penibelsten Farben von 
einander unterscheiden konnte. Die Augen werden 
nicht im Mindesten davon angegriffen, im Gegen⸗ 
theil das Sehvermögen durch das zarte, intensive 
Licht aufs angenehmste berührt. In anerkennens⸗ 
verther Liebenswürdigkeit gestattet die Firma Utz⸗ 
ichneider u. Comp. Jedem den Zutritt zu den 
alektrisch beleuchteten Lokalitäten bis zum 26. Mai 
um 8 Uhr Abends. Wie wir hören, hat sich be— 
reits eine große Anzahl Industrieller und Privater 
zur Anschaffung des elektrischen Lichts entschlossen, 
obald die Preisfrage definitiv geregelt ist. 
Aus Metz schreibt man unterm 19. Mai: 
Acht Selbstmorde innerhalb acht Tagen — das 
ist so abnorm, daß es registrirt zu werden verdient. 
Am Samstag vergiftete sich ein pensionirter Offi— 
ier, am Montag erhängte sich ein Arbeiter, am 
Dienstag beging Manowsky den Mord resp. Selbst⸗ 
nord, am gleichen Tage Abends erschoß lich ein 
Rentner und vergiftete sich ein 19jähriger Apo— 
chekerlehrling, am Mittwoch stürzte sich ein Soldat 
»es 4. bayer. Inf.⸗“Reg. in die Mosel und heute 
erschoß sich ein Arbeiter, der zwar momentan noch 
sebt, aber nicht aufkommen wird. 
Weißenburg, 20. Mai. Wie das „W. 
B.“ vernimmt, hat Seine Excellenz der Statthalter 
zeneralfeldmarschall Freiherr v. Manteuffel die 
rzinladung, dem Schleithal-Weißenburger Pferde⸗ 
ennen am Pfingstmontag beizuwohnen, angenommen. 
Dieser hohe Besuch wird unserem beliebten Volks⸗ 
este besonderen Glanz verleihen und die Kunde 
avon in der ganzen Umgegend mit Freude be⸗ 
rüßt werden. — Der Anfang des Pferderennens 
t von 2 Uhr auf halb 3 Uhr verschoben worden. 
Hanau, 28. Mai. (Unerhobener Haupt⸗ 
ewinn.) Ein hiesiger Bankier hatte vor längerer 
Jeit einer hiesigen Spiel-Gesellschaft, welche sich 
edoch inzwischen aufgelöst und ihren Loosbestand 
inter die Mitglieder vertheilt hatte, mit andern 
Staatsloosen auch ein Braunschibeiger 20 Thaler⸗ 
doos — Serie 8037 Nr. 27 — verkauft, auf 
delches am 1. Mai ds. Is. ein Gewinn von 
50,000 Mk. gefallen ist. Bis jetzt ist es noch 
nicht gelungen, den dermaligen Besitzer dieses Looses 
u ermitteln. 
FeFreiburg i. Br. Im Laufe dieses Som—⸗ 
ners wird in unserer Stadt der 9. deutsche Feuer⸗ 
vehrtag, und zwar in den Tagen vom 12. bis 
4. August gehalten werden; man berechnet, daß 
in demselben über 2000 auswärtige Feuerwehr⸗ 
nitglieder in geschlossenen Corps oder als einzelne 
ʒäste theilnehmen werden und es sind die Vorbe⸗ 
eitungen bereits im Gange; die hiesige Feuerwehr 
eabsichtigt, ihren Gästen eine größere Uebung vor— 
uführen; auch will man mit dem Feste eine Aus⸗ 
tellung von Feuerwehrgeräthschaften verbinden; 
—X— 
ür die Schaulust und das Verqnügen Sorge ge— 
ragen werden. 
FOffenburg, 22. Mai. Das Tagesge⸗ 
präch beschäftigt sich heute dahier mit einem Er⸗ 
igniß, das den alten Ben Akiba wohl Lügen strafen 
)ürfte. Die Legende weiß zwar zu erzählen, daß 
m Lande Kanaan Milch und Honig floß; wenn 
h dagegen sage, daß heute durch die lange Straße 
Iffenburg's Wein floß, so beruht dies auf 
Pahrheit, wenn immer das Wort „Wein“ nicht 
m strengen Sinne des Herrn Hofrat Neßler aus 
darlsruhe aufzufassen ist. Ueber 400 Hettoliter 
dunstwein des hiesigen Weinhändlers M. Kahn, 
velche laut gerichtlichen Urtheils für gesundheits— 
chädlich erkannt wurden, wanderten aus dem 
insteren Verließ, durch ein Pumpwerk gehoben, 
in das Tageslicht. In der Straßenrinne ergoß 
ich ein kleiner Bach des geistigen Getränkes, um 
ich mit den Wassern des Gewerbekanals zu ver⸗ 
inden. Schon vor Sonnenaufgang hatte das Schau⸗ 
diel begonnen und erst gegen Abend war der letzte 
Tropfen ausgewandert. Als in der Frühe der 
stuf „Wein, Wein“ durch die Straßen eritönte, 
onnte man sehen, wie Kinder und arme Leute mit 
en verschiedenartigsten Schöpfe und Transportap⸗ 
zaraten herbeieilten, um den „Wein“ aus der Rinne 
nufzufangen und im Eilschritt nach Hause zu tragen. 
xin Milchhändler aus der Umgebung füllte seine 
ämtlichen Kannen mit dem edlen Naß. Da wurde 
ie gestrenge Hermandat requieriert und den ange⸗ 
trengtesten Bemühungen dreier Gensdarmen ge⸗ 
ang es, die Menge von dem Weinstrom fern zu 
jalten. GStf. 3.) 
Am 23. Mai wurde Herr Pfarrer JIttzel in 
Porms, der erst vor 3 Wochen sein 25jähriges 
Jubiläum in glänzender Weise feierte, von dem 
Schuldiener Fischbach mit einem Dolch zveimal, in 
»en Unterleib und durch die Lunge, gestochen und 
rlag am 24. ds. früh 8 Uhr diesen Verletzungen. 
F. hatte gegen den Willen des Gemeinderaths und 
des Pfarrers die Wohnung im Schulgebäude nächt⸗ 
icher Weile bezogen und wurde von dem Ermor⸗ 
eten deßhalb zur Rede gestellt, worauf die That 
rfolate. 
— Die Konzession für die Kölner Do, 
au-Lotterie war bekanntlich, nachdem sechzeh 
Ziehungen stattgefunden, mit diesem Jahre abge 
aufen. Wie das „D. Tgbl.“ aus sicherer Quils⸗ 
jört, ist das Komitee darum eingekommen, nod 
wei Ziehungen im Jahre 1883 und 1884 zu ge 
tatten, und soll die Genehmigung bereits ertheilt san 
F'(Eine Bitte an den „Himmeln 
»ater“.) Auf dem Postamt Klagenfurt wurde 
im 16. d. M. ein Brief mit folgender Adress 
nufgegeben: „An Hochwohlgeboren Herrn Himmel⸗ 
ater im Himmel ober Klagenfurt.“ — Nachdem 
zie Post leider noch nicht in der Lage ist, Bries 
is in den Himmel zu befördern, mußte daß 
-„chreiben als uͤnbestellbar zuxückgelegt werden. — 
Die offenbar von Kindeshand geschriebene Bitte is 
nachstehende: „Verehrter Himmelsvater! Haben Si— 
zie Güte, die totale Sonnenfinsterniß von gi 
Minuten auf 30 Minuten zu verlängern, daß men 
ieselbe doch ordentlich betrachten kann. Ich glaube 
z3 wird Ihnen keine besonderen Schwierigkeilen be— 
eiten, und rechne daher auf die Erfüllung meiner 
Bitte! Eine Astronomin.“ 
(Aus Berlin.) „Der Dhaler ist ja falsch! 
neinte ein Budiker zu einem Gaste. „Du bist wol 
ämlich, Aujust! Sehste denn nich, det noch der oll, 
Fritze druf is? Weeste, wenn der Dhaler falsch wäre, 
eitdem der olle Fritz dodt is, hätten det schon 
tliejere Leite wie Du rausiekalmiesert, det 
'alsch is!“ 
F Die 14. allgemeine Versammlung deutscher 
Nüller und Mühleninteressenten und ordentlich 
Beneralversammlung des Verbandes deutscher Müller 
indet am 25. 26. und 27. Juni ds. Jahres zu 
„tettin statt. Es sind große Vorbereitungen ge 
roffen und so viele Festlichkeiten und Vergnügunger 
in Aussicht gestellt, daß wenigstens die Theilnehmer 
iber Nothstand und schlechte Geschäfte nicht klagen 
dürfen. 
Ger Schwindsuchtsparasit.) Uebe 
ie Versuche, welche von den Aerzten in früherer 
Zeit zur Lösung der Schwindsuchtsfrage unternommer 
ind die in logischer Entwickelungsfolge in den 
zlänzenden Arbeiten R. Kochs ihren Abschluß ge 
unden haben, sprach am Freitag der Ohrenarz 
Ir. L. Löwe im Stahlheuer'schen Saale zu Berlin 
yor einem zahlreichen Publikum. Eine der ersier 
geobachtungen, so führte Redner der, Tügl. Rund 
chau“ zufoige aus, die nämlich, daß auffallend 
aͤufig solche Leute schwindsüchtig werden, die in der 
zugend skrophulös oder ohrenleidend gewesen sind 
rachte auf den richtigen Weg. Villemin in Paris 
benso Lebert und Wyß in Breslau stellten Unter— 
uchungen an, um den Zusammenhang zwischen 
enen Vorkrankheiten und der Schwindsucht zu er 
nitteln; sie fanden, daß Skropheln wie Ohrenleiden 
richt selten in den ergriffenen Organen Eitermasser 
urücklassen, welche, unter die Haut gesunder Hunde 
der Kaninchen gebracht, diese Thiere schwindsüchtig 
nachen. Daraus ergab sich mit hoher Wahrschein⸗ 
ichkeit, daß bei solchen Individuen die Entstehung 
ei Schwindsucht als eine Selbstansteckung mit dem 
iten Eiter der früher überstandenen Krankheiten 
u betrachten ist. Hatte man auf diese Weise ein— 
nal die Schwindsucht als Infektionskrankheit re 
ognosziert, so lag nun nahe, Versuche anzustellen. 
im zu ermitteln, woher denn die Ansteckung be 
en jahlreicheren Schwindsüchtigen stamme, die kein 
ener Vorkrankheiten erlitten haben. Man verdanh 
inem Meraner Badearzt, Dr. Toppeiner, den Nach⸗ 
deis, daß solche Personen stets von anderen, de 
—„chwindsucht bereits verfallenen Individuen ange 
sedi sind Dr. Tappeiner sammelte den Auswur— 
en Schwindfüchtnigen, sroctnete und pulbversiern 
yn und stellte nun Infektionsversuche mit dem el⸗ 
Lltenen Materiale bei Hunden an. Mit dem Futer 
onnten die Thiere das Pulver ohne Schaden 
ich nehmen, aihmeten sie es aber ein, so erkrankie 
ie ausnahmslos an der Schwindsucht. Nachden 
heilet ermistelt, daß die bloßen Ausathmunger 
chwindsüchtiger Hunde nicht krank machen, schie 
nun erwiesen, daß ein schwindsuchterregendes 
m Auswurfe der Kranken enthalten sei. Die 
hift aber konnte nur ein organisiertes, ein milun 
pischer Parasit sein, da seine Wirkung von r 
enigen chemischer Gifte, welche, wie Phozrto 
leschit, Chankauüum, Sirichnin oder ähnliche, p 
veder gleich oder gar nicht töten, so wesenuich 
vich. Langere Zeit war ja gar nichts von iß 
Birkung zu spüten; dann machte sie fich gan) 
nählich bemerkbar und wuchs ebenso — 
zis zum Erliegen des angegriffenen Oraanismu⸗