Full text: St. Ingberter Anzeiger

o. Zuhherter Amzeiger. 
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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ↄät. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 30 3. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet 
107. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
die socialpolitische Zwischenkom⸗ 
on.) Sobald der Reichstag (am 6. Juni) 
zusammengetreten ist, wird er die Frage der 
enkommissionen berathen. Sei es, daß die 
regierung solche beantragt oder daß aus den 
ien heraus nach vorheriger Uebereinstimmung 
tinsetzung einer oder mehrerer Zwischenkom⸗ 
nen beantragt wird, darin stimmen die Poli— 
aus den verschiedensten Lagern überein, daß 
rankenkassenvorlage und das Unfallversicherungs⸗ 
von einer permanenten Commission bis zur 
tsession durchberathen werden sollen. Zur 
zung einer solchen Tommission ist bekanntlich 
hesetz nothwendig; ist diese Frage einmal er—⸗ 
,. so dauert die jetzige Session nicht mehr 
e, denn das Tabakmonopol und die Zolltarif⸗ 
age können verhältnißmäßig rasch erledigt wer⸗ 
Die Session könnte alsdann vor Anfang 
zeschlossen werden. Die Gewerbeordnungs⸗ 
se wird nicht mehr durchberathen, sondern 
tgestellt oder ebenfalls einer Zwischencommission 
eben werden. 
)die „Nordd. Allgem. Zeitung“ enthält qn 
der Stelle ein Communique, wonach die von 
naen deutschen Blättern über den Verlauf der 
thardbahnfeier gebrachten Mittheilungen mit 
er Vorsicht anfzunehmen seien; ohne es aus⸗ 
dich zu sagen, hat die „N. A. Z.“ zweifelsohne 
Rittheilungen im Auge, welche von Verstößen 
das deutsche Reichssstagspräsidium 
wollten. Sie sagt u. a. wörtlich: „Die 
reundschaft, welche die Schweiz den deutschen 
en gegenüber geübt hat, ist über alles Lob 
»en, und die wohlthuende Herzlichkeit, mit welcher 
chweizer den deutschen Theilnehmern begegnet, 
hnen stets unvergessen bleiben,“ und schließt 
jolgenden Worten: Gegenüber dem äußerst 
vathischen Gesamteindrucke, den die Feier in 
m ganzen Verlaufe machte, sollten kleine Unbe⸗ 
nlichkeiten, die bei derartigen Gelegenheiten 
iermeidlich sind, nicht zu Bemerkungen Anlaß 
en, welche nur in leicht als der Ausdruck von 
fimmungen angesehen werden können, ohne daß 
tte in Wirklichkeit vorhanden gewesen sind. 
din Converenz von Directoren und General⸗ 
etern von Unfallversicherungs⸗Gesell⸗ 
gasten hat eine Petition an den Reichstag 
Aen die Unfallversicherungsvorlage beschlossen. 
w wollen vorschlagen, daß das Hafipflichtgesetz 
alle für die Versicherung in Aussicht Genom— 
den ausgedehnt werde und verlangen, daß im 
¶der Annahme der Regierungsvorlage oder eines 
lichen Geseßes den Gesellschaften. Beamten u. 
ntschadigungen gewährt wurden. 
die Befestigung unserer Ostseehãfen 
tett den Gegenstand der eifrigsten Thaätigkeit. 
diel ist die Festungsbaukommission in Wirk⸗ 
leit. und da die Befestigungen auf der Seeseite 
dieler Hafens vollständig vollendet sinde und 
cmale Eingang in die Kieler Bucht durch 
ne Forts beherrscht wird, so beginnt man 
a amit— durch große, weit vorwärts geschobene 
uf der Landseite Kiel zu einer starken Land⸗ 
zu machen. Die Einfahrt von Pillau, dem 
von Koönigsberg, soll jetzt durch 2 Panzer⸗ 
bperrt. werden; ebenso wird bei Memel die 
iung eines neuen Panzerforts beabsichtigt. 
er Verstärkung von Danziag wird ebenfsals 
Samstag, 3. Inni 1882. 
17. Jahrg. 
noch eifrig gearbeitet; es sollen auf dem rechten 
Weichselufer fünf und auf dem linken Ufer drei 
neue Forts allen Angriffen von der Seeseite be— 
gegnen. Swinemünde, der Seehafen von Stettin. 
ist ebenfalls in der letzten Zeit verstärkt worden. 
Aus strategischen Gründen wünscht die preußische 
Regierung jetzt eine Eisenbahn auf der 44 Kilo⸗ 
meter langen Strecke von Rostock nach Stralsund 
zu erbauen. Ist dies erreicht, dann läuft ununter⸗ 
zrochen längs der ganzen deutschen Ostseeküste eine 
risenbahn. 
Dem Reichskanzler ist die Ehre zutheil 
geworden, daß Prinz Wilhelim ihn aufforderte, 
dei seinem Sohne Pathe zu sein. 
wurde uns gestern ein Kornhalm von der hiesigen 
Flur gezeigt, der die respektable Länge von 2 m 
35 em hatte 
* Die neulich von uns nach der „Saarbr. Ztg.“ 
zebrachte Notiz in Betreff eines in Neunkirchen 
zur Versteigerung gekommenen Hanses, das zu 5000 
Mark zugeschlagen worden sei, obgleich die erste 
dypothet 21000 Mark beträgt, gibt der dort er⸗ 
cheinenden „Saar⸗ u. Blies-Ztg.“ Veranlassung 
zu folgender Bemerkung: „Es ist zwar sehr schön, 
wvenn schreibselige Korrespondenten unsern Ort be⸗ 
rühmt machen helfen, allein gegen solche Berühmt⸗— 
heit, daß hier die Häuser merklich im Werthe ge⸗ 
'unken sind, müssen wir doch energisch protestieren. 
AInseres Wissens ist das fragliche Haus nichit zu— 
zeschlagen worden, und dann will das Ergebniß 
einer Versteigerung doch nichts besagen; zudem 
iegt die Sache bei diesem Hause gerade deshalb 
etwas abnorm, als dasselbe durch die Bahnüber⸗ 
ührung von der Oberwelt abgesperrt zu sein scheint, 
weswegen keine Kaufliebhaber vorhanden waren. 
Von einer Häuserentwertung im allgemeinen kann 
jier keine Rede sein, im Gegentheil wurden in 
etzter Zeit recht hohe Preise erzielt.· 
— Im Pfälzisch-Schweizerischen 
Personenverkehr trat am 1. Juni ein neuer 
Tarif in Kraft, laut welchem außer den bisherigen 
pirecten Verbindungen auch directe Billets zwischen 
dudwigshafen und Bern, sowie zwischen Ludwigs⸗ 
jafen und Neustadt einerseits und den Stationen 
der Gotthardbahn: Brunnen, Chiasso, Locarno und 
ꝛugano andererseits zur Einführung gelangen. 
Ddieselben haben eine Gültigkeit von zwei bezw. 
rei Tagen. Zwischen Ludwigshafen und Chiasso 
ommen außerdem Retourbillets mit 165 Tagen 
Bültigkeitsdauer zur Ausgabe, welche bei nachge— 
viesener Lösung von italienischen Rundreisebilletten 
in Chiasso durch Abstempelung auf 45 Tage ver⸗ 
ängert wird. Freigepäck wird nicht gewährt. — 
Auch im Italienisch-Deutschen Personenverkehr über 
die Gotthardbahn werden vom 1. Juni c. directe 
Billette zwischen Ludwigshafen einerseits und Genuag, 
Mailand und Rom via Florenz und Venedig 
andererseits, sowie zwischen Neustadt einer⸗ und 
Benua und Mailand andererseits mit einer Gültig⸗ 
keitsdauer von 10 Tagen ausgegeben. 
— Waährend der Dauer der Nürnberger 
Ausstellung werden auch auf der Station 
Pirmasens Retourbillette nach Nürnberg via 
ßermersheim⸗Crailsheim mit einer Gültigkeitsdauer 
jon 14 Tagen ausgegeben. Die Fahrt kostet in 
2. Klasse 88 M. 30 Pf., in 3. Klasse 20 M. 
10 Pf. Für je 10 kg Gepäck kommen 2 M. 
18 Pf. zur Erhebung. 
— Am 30. Mai tagte in Kaiserslautern 
der Hauptausschuß des „Pfälz. Bienenzuchtvereins.“ 
Beratungsgegenstände bildeten die Themata der im 
herbste stattfindenden Haupwersammlung zu Hom—⸗ 
zurg wie die zu veranstaltenden Honigmärkte. Für 
olche sind in Aussicht genommen die Städte Kaisers⸗ 
autern, Pirmasens, Neustadt, Landau, Speyer und 
Ludwigshafen. 
— Die Neustadter Blätter berichten, daß 
der verhaftete Sozialist Erhardt wieder in Freiheit 
gesetzt wurde. 
— Landau, 1. Juni. Die auf dem Fried⸗ 
hofe in einem Kistchen aufgefundene Manneshand 
rührt wie uns mitgetheilt wird allerdings von einer 
n Queichheim vorgenommenen Amputation her. 
Der operirende Arzt hatte dieselbe mit hierher ge— 
ommen und im Hospital abgegeben, um sie bei 
Ausland. 
London, 31. Mai. (Fenier und Nihilisten.) 
Die Vondoner Polizei entwickelt seit Kurzem unge— 
vöhnliche Wachsamkeit in Folge der ihr zugegan— 
enen Mittheilung, daß in den Fenier⸗Clubs in der 
Metropole beträchtliche Thätigkeit bemerkt worden. 
ẽs ist über jeden Zweifel hinaus ermittelt worden, 
aß die fenischen Geheimbünde mit den Nihilisten⸗ 
Tlubs auf dem Festlande in brieflichem Ver— 
ehr stehen. 
London, 1. Juni. Nach der „Times“ 
nachte Frankreich gestern dem britischen Kabinet 
en Vorschlag eine Botschafterkonferenz nach 
donstantinopel zu berufen, zur Lösung der egypt— 
schen Frage auf der Basis des Status quo. Eng— 
and acceptierte diesen Vorschlag und willigte ein, 
enselben den Großmächten und der Türkei zu em— 
fehlen. — Die Kanalflotte zu Plymouth erhielt 
sen Befehl, heute nach Gibraltar auszulaufen und 
»ort weitere Befehle zu erwarten. In Devonport 
verden Schiffe ausgerüstet, welche als Wachtschiffe 
ür den Suezkanal dienen sollen. 
Die Dubliner Mörder sind noch immer 
nicht entdeckt worden; die Polizei setzt indeß ihre 
achforschungen fort und läßt es an Haussuchungen 
ind Verhaftungen nicht fehlen, ohne jedoch bis jetz! 
uch nur eine Spur der Thäter gefunden zu haben; 
uuch hat die auf die Entdeckung der Mörder aus— 
gesetzte hohe Belohnung bis jetzt noch keinen An— 
zeber herbeigelockt, so daß nur wenig Aussicht auf 
Ffruirung der Schuldigen vorhanden zu sein scheint. 
Man schreibt aus Athen: Es läuft das Ge— 
rücht, daß der König Georg nach Wiesbaden reisen 
verde, da alle Aerzte die dortigen Mineralquellen 
ils seiner Gesundheit zuträglich erachtet haben. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 2. Juni.. Die Postom— 
nibusfahrten zwischen hier und Ensheim 
und zwischen letzterem und St. Johann— 
S„aarbrücken sind vom 1. Juni ab wie folgt 
zeregelt: Wagen ab St. Ingbert 7 Uhr Nachm. 
— an Ensheim 820; ab Ensheim 50 
VBorm. — an St. Ingbert 6*0. Wagen ab 
St. Johann 3 Uhr Nachm. — an Ensheim 
19s8; ab Ensheim 7** Vorm. — an St. 
Johann 918. 
*St. Ingbert, 2. Juni. Gestern haben 
inige Herren mit der in diesem Blatte bereits an⸗ 
zezeigten Sammlung zur Errichtung eines 
Denkmals auf dem Schlachtfelde von Wörth für 
zie im Kriege 1870,71 gefallenen bayerischen 
drieger begonnen, wie uns gesagt wird, mit recht 
zünstigem Erfolg. 
*St. Ingbert, 2. Juni. Als Zeichen 
»er außerordentlichen Fruchtbarkeit in diesem Jahre