Full text: St. Ingberter Anzeiger

onsuln Malet und Mienkiewicz die Landung von 
Marinesoldaten veranlassen werden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 13. Juni. Die kühle Wit— 
erung der letzten Tage läßt uns faft vergessen, daß 
dir uns dem längsten Tage nähern und viel eher 
erscheinen, als wolle der Juni uns statt des Som— 
ners eine andere Jahreszeit bringen. Trotz der 
on den Wetterpropheten in Aussicht gestellten bal⸗ 
digen Besserung hat sich die Temperatur bis jetzt 
noch nicht gehoben und schauen die Wolken heute 
noch eben so regendrohend drein, wie in letzt 
hergangenen Tagen. Doch „es kann ja nicht immer 
o vleiben“, und so wollen wir hoffen, daß sich 
uns der Junius bald von einer freundlichern Seite 
zeigt, als bisher. 
*Sit. Ingbert, 13. Juni. Mit der natio⸗ 
nalliberalen Frallion des Reichstags wird auch unser 
Reichstags⸗Abgeordneter, Herr Hüttenwerksbesitzer 
Selar Kramer gegen das Tabakmonopol stimmen. 
Im Kreisamtsblatt der Pfalz werden die 
tgl. Verordnungen vom 5. November 1880 und 
hIm 6. April 1882 betr. die Aufnahme in 
zie Volksschule und die Entlassung aus 
derselben veröffentlicht und dazu Folgendes bemerkt: 
„Die allerhöchste Verordnung vom 26. April 1882, 
die Aufnahine in die Volksschule und die Entlassung 
aus derselben betreffend, tritt schon für das laufende 
Schuljahr in Kraft. Durch dieselbe wurde an den 
zisherigen Bestimmungen über den Beginn der 
Schulpflicht eine Aenderung nicht getroffen. 
Sie gestaitet nur eine frühere Aufnahme der Kinder 
R die Schule vor dem Alter der Schulpflicht, als 
Dies seither der Fall war. In der Pfalz betrifft 
diese Aenderung lediglich die Schulen in den 
dandgemeinden. Es ist Sache der Eltern, 
welche don der Zuläössigkeit einer vorzeitigen Schul⸗ 
aufnahme für ihre Kinder Gebrauch machen wollen, 
hei der Lotalschuͤlbehörde rechtzeitig darum nachzu⸗ 
suchen. Förmliche Anregungen oder Aufforderungen 
hiezu seitens der Schulbehörden sind zu vermeiden. 
Fur das laufende Schuljahr ist die nachträgliche 
Aufnahme von Kindern in die Landschulen auf 
hFrund und im Rahmen der erwähnten Allerh. 
PVerordnungen zu gestatten, wenn die hierauf ge⸗ 
richteten Gesuche der Eltern vor dem 1. Juli 
fd. Is. angebracht werden. Später einkommende 
Gesuche sind zur Fernhaltung von Unterrichtsstör⸗ 
ingen unberüchichtigt zu lassen. Bezüglich des Nach⸗ 
veises der gehörigen Entwicklung der geistigen und 
törperlichen Kräfte der vorzeitig in die Schule auf⸗ 
unehmenden Kinder wird das Regierungsausschreiben 
om'i2. April 1881 Nr. 6260 (Amtsblatt Seite 
225) zur genauen Nachachtung in Erinnerung 
gebracht.“ 
— Zweibrücen, 7. Juni. Vor den 
Schranken des k. Landgerichts standen heute: 1) 
Ambrosins Glüchstein, 25 Jahre alt, ledig, Buch⸗ 
halter im Voitl'schen Geschäfte, 2) Friederich Voitl, 
22 Jahre alt, Kunsthefefabrikant, und 3) Carl 
Schmelzle, 24 Jahre alt, Kappenmacher, alle drei 
in Homburg wohnhaft und der öffentlichen Be— 
eidigung eines k. Beamten und der Verbreitung von 
Schmähschriften angeklagt. In Homburg bestand 
nehrere Jahre ein Cartnebalsverein Narrhabitu,“ der 
zu seinen Mitgliedern auch die obigen Angeklagten 
sählte. So lange und so oft dieser Verein zu 
Farnevalszeit die der Jugend nicht zu verargende 
Fritick über wirklie, dem Volksgewissen nicht zu⸗ 
jagende Ungehörigkeiten übte, haite man allgemein 
nichts dagegen, obwohl hier und da doch auch schon 
Murren uͤber das gar zu tolle Treiben einiger, bei 
ihrem Reichtum an keine Rücksichten gebunden zu 
sein glaubender Mitglieder laut ward, zumal da 
dieser Verein on Fastnacht 1881 eine Schöffenge— 
richtssitzung nachäffte. Nun ließen sich mehrere der 
Mitglicder, hauptsächlich obige drei, gegen andere 
vurde das Sirafverfahren eingestellt, aus sich selbst zu⸗ 
recht gelegten und theilweise erdichteten Gründen 
beigehen, in der Zeit kurz vor Fastnacht dieses 
Jahres ein Musterelaborat Homburger Witze nach 
langem Hinbrüten in einer Zmeibrücker Buchdruckerei 
drutten, an Mauerecken in Homburg anschlagen und 
sogar auswärts, so z. B, in Waldmohr in der 
Bettler'schen Wirthschaft verbreiten zu lassen, auf 
denen in unqualifizierbarer Weise eine Familie, die 
hnen auch nicht das mindeste zu leid gethan, ihnen 
zielmehr Gefälligkeiten erwiesen hat, verhöhnt und 
empfindlich bloßgestellt wurde. Die k. Staatsbe⸗ 
zörde, Herr J. Staatsanwalt Petri, hob denn auch 
a3 Gemeine in dieser Thathandlung hervor, führte 
uus, hußz Hier eine empfindliche Freiheitsstrafe au 
Platze sei, da die Beklagten mit einer Geldstrafe 
nicht entsprechend getroffen werden könnten, und da 
Jeamte gegen solche Angriffe geschützt werden müssen. 
ind so wurden denn auch trotz der von der Ver⸗ 
heidigung als Hauptmilderungsgrund ins Feld ge— 
uͤhrten Carnevaälszeit, in der allgemein vieles ja 
iur als Scherz ausgelegt werde, Glüchstein und 
hoitl, welcher glaubhaft machen wollte, weil er ein 
knöpfchen an der Zunge habe, müsse er des öftern 
zie Zunge ausstrecken zu 14 Tagen Gefängniß und 
Schmelzlie, der nur die gelben Programmzettel nach 
Waldmohr verbrachte, zu 3 Tagen Gefängniß und 
n die Kosten verurtheilt, und dem beleidigten Herrn 
as Recht zugestanden, den verfügenden Theil des 
Irtheils innerhalb 4 Wochen nach eingetretener Rechts- 
raft einmal in der Zweibrücker Ztg. und im 
Homburger Anzeiger“ auf Kosten der Verurtheilten 
ʒeröffentlichen zu lassen. — In Homburg wußte man 
ofort nach der Veröffentlichung der Schmähschriften, 
ver gemeint war, sogar die studirende Jugend er⸗ 
ählte es sich gegenseitig unter tiefem Abscheu gegen 
olches frivoles Gebahren. Die Verhandlung nahm 
5 volle Stunden in Anspruch. (L. A.) 
— Der wegen Raubversuchs angeklagte Dienst⸗ 
mecht Adam Koch von Dannstadt erhielt in der 
zestrigen Schwurgerichtssitzung in Zweibrücken 
DJahre Gefängniß und 4 Jahre Verlust der 
hürgerlichen Ehrenrechte. 
— Zweibrücken, 12. Juni. Zur Jnspi— 
irung der hier garnisonirenden Chevaurlegers ist 
Jestern Herr Generalmajor Freiherr v. Freyberg 
hdier eingetroffen. Gw. Ztg.) 
— Raiserslautern. Wie die „K. Z.“ 
Jört, ist vomek. Staatsministerium des Innern u. 
i. auch Herr Fabritant Jean Helhler dahier als 
Zreisrichter für die Landesausstellung in Nürnberg 
zestellt worden. (Ferner wurden aus der Pfalz 
us Preisrichter bestellt die Herren Stadtrath Wil⸗ 
helm Gelbert von Kaiserslautern und Franz 
Toblitz aus Kirchheimbolanden.) 
— Landau, 10. Juni. Herr Bierbrauer 
Karl Wagner „zur Traube“ hat sich in Falliments- 
ustand erklärt und ist am Donnerstag früh mit 
dein Nachtschnellzuge von hier abgereist. Die Pas— 
iva belaufen sich, soweit bis jetzt bekannt, auf 
27,688 M.; die Aktiva, bestehend aus Wohnhaus 
nit Brauerei und Keller, werden auf 23, 000 M. 
geschätzt. C. A.) 
— Landau, 10. Juni. Die gestern fort⸗ 
jesetzte Untersuchung in den Kellern einer hiesigen 
Weuͤrhandlung hat nach Aussage der Experten auch 
nicht den geringsten Anhaltspunkt zur Beanstandung 
)er darin lagernden Weine ergeben und hat sich 
onach die Denunciation als eine absolut haltlose 
exwiesen. (E.) 
— Weisenheim a. B., 10. Juni. In 
Folge starter Nachtrage ist der Preis der Kirschen 
is zu 80 Pf. gestiegen, was zum Theil auch für 
die Mißernte an den Hauptkirschenplätzen, wie 
Freinsheim und Weisenheim a. S., zurückzuführen 
st. Auch hier ist der Ertrag im Verhältniß der 
Unzahl Bäume gering und es können sich nur 
nanche Leute der schönen Einnahmen erfreuen; doch 
stt man durchweg zufrieden da die Bäume sehr gut 
iussehen, was schon lange Jahre nicht mehr der 
Fall war, da die Raupen fast alljährlich die Blätter 
ammt Blüthen abfraßen, und gedenkt man für die 
Jzukunft dies lästige Ungeziefer los zu sein. — 
Die einträglich oftmals Obststücke sind, beweist fol⸗ 
jender Fall: In dem benachbarten Bobenheim 
durde dies Frühjahr ein Grundstück mit schönen 
Obstbäumen zum Preise von 1500 M. versteigert; 
zer jetzige Besitzer konnte für die Kirschen hiervon, 
ils er schon fuͤr 270 M. verkauft hatte, noch 
1000 M. lösen; außerdem liefern die übrigen Obst⸗ 
zäume noch einen hohen Ertrag. 
— Grünstadt, 11. Juni. In die Kollekte 
»es Buchbinders Konrad Rauschkolb in Grünstadt 
iel bei der Dingolfinger Kirchenbaulotterie auf das 
doos Nr. 11815 der hohe Gewinn von M. 8000 
ind ist der glückliche Gewinner ein Oekonom in 
nächster Umgebung von Grünstadt; außerdem fielen 
in dieselbe Kollekte mehrere kleinere Gewinne. 
(Frkth. Tgbl.) 
— Das 30. Jahresfest des Gustav⸗Adolf⸗ 
dauptvereins der Pfalz findet am 26. Juli in 
Ludwigshafen statt. 
4 In der jüngsten Sitzung des Präsidiums 
des bayerischen Veteranen⸗, Krieger⸗ und 
Vermischtes. 
anupgenossen⸗Bundes kagen 100 unR 
sauf gekommene Unterstützungsgesuche vor. 
wiesen wurden 14 Gesuchsteller und zwar 4 —* 
zu kurzer Krankheitsdauer, 2 wegen nicht n 
wiesener Dürftigkeit und 8 Gesuche wegen —* 
oflegenden Erhebungen. Auf die verbliebenen 
Besuche wurden 1057 Mk. genehmigt. d 
Jaben Gesuchsteller mitgemacht: 1den * 
—E 9 
„jüge 1866 und 1870,/71. Das Leiden von 
Gesuchstellern datirt noch aus letzterem Feldzuge he 
unter den genehmigten Gesuchen befinden fich 
solche von 8 Wittwen verstorbener Bundesten 
raden. 
F GVon der Nürnberger Ausstellun 
WBo möget se denn de Nürnberger Trichter “a 
nurmelte ein Bäuerlein vor sich hin; bin don 
au scho de ganze Ausstellung durchgewandert i 
jamn net g'funde. Dös alles interessiert mi ma 
allein deshalb bin i herkomme, um den Nürnben 
Trichter z' schaue. — Do kann ich se aus 
Lerlegenheit helfe, Fründschaft, schmunzelte an 
tämmiger Altbayer, der dem Bäuerlein gefolgt m 
ind mit der Miene eines in der Wolle gefaͤrbten 
Schwerenöthers seinen Worten gelauscht: De Nim— 
erger Trichter de hent' se halt nach Berlin g'schit 
n'n Reichstag, do hant'sen halt alleweil noͤthun 
us hie zu Nürnberg. — Soo! 
FReden, 12. Juni. Am Samstag den 
inglückte hier ein Arbeiter der Sägemühle dadurh, 
»aß er auf dem Nebengeleise, welches von d 
Bahn zum Holzplatz führt, zwischen die Puft 
weier Wagen gerieth. Leider kostete der Unfal 
»em Aermsten das Leben. (Sbr. Ztg.) 
F Bei Worms bückte sich am 9. d. M. ein 
S„chaffner (Jacob) in dem um 421 Uhr nahh 
Ludwigshafen fahrenden Zug zu weit vor, kan 
nit dem Kopf wider das Mauerwerk eines Viadukie 
ind erhielt solche Verletzungen am Kopfe, daß de 
Tod sofort eingetreten ist. 
Der Zustand der von dem Eisenbahnunglüch 
jer in Heidelberg noch in ärztlicher Behand 
ung befindlichen 41 Personen ist im Allgemeine 
ein befriedigender. Bei der ausgezeichneten ärz 
ichen Behandlung und Verpflegung ist zu hoßfen. 
daß Alle am Leben erhalten bleiben. 
fF(chwabenstreiche) Das sogenann— 
Schwabenalter und Schwabenstreiche geben häujr 
zenug Veranlassung zu Scherzen. Im Schwaben 
and selbst haben nur noch die Bewohner 
seutlingen einen besonderen Ruf wegen ihrr 
Streiche. Als im Jahre 1821 König Friedrich!! 
yon Württemberg diese Stadt besuchte, ward ihr 
elbstverständlich ein entsprechender Empfang w 
ẽhrenpforte, Ansprache u. s. w. bereitet. Endli 
timmte die Jugend die Feierkantate an, welche m 
er Strophe begann: 
„Hängt ihn auf an uns'ren Thoren —!“ 
Das Staunen des Königs und das Entsetzen sein 
Gefolges ward jedoch in Heiterkeit verwandelt, ah 
die letzte Strophe des vierten Verses Denjeng 
iannte, welcher aufgehangen werden sollte: jer 
autete nämlich: 
„Den Ehrenkranz für Friedrich's Haupt! 
Der erhebende Gesang war eigens vom Stadtpoetr 
ür diese Gelegenheit gedichtet worden. 
— Leider scheint es, als ob man die Hoffnung 
erheblich würde herabzustimmen haben, die ich s 
die Ausfuhr deutscher Kohlen una 
Italien an die Eröffnung des Golthardtunu 
nüpfen. Eine von Fachmännern aufgehteune d 
rechnung hat ergeben daß auch jetzt, noh 
irekten Schienenverbindung mit Sberitauen 
nglische Kohle sich in Genua ebenso biuug 
l diejenige aus dem Saarkohlengebiet und bilin 
ils diejenige aus Westfalen. Der neue Tarh 
Zendungen von Saarbrücken nach Chiasso, der — 
talienischen Station der Gotthardbahn, betrag 
Frachten von 100 Tonnen für Kohlen — 
Zualitat im Durchschuitt d Mt. Bei Sendun 
ius dem Ruhrkohlengebiet stellt sich der Jre 
9,75 bis 21 Mit. pro Tonne. Ülle diese an 
jelten indessen wohlgemerkt nur bis Chiahn 
ẽndstation der mit Deutschland im —858 
tehenden Gotthardbahn. Schon die kurze 
von dort bis Mailand bringt eine Vertheunn 
»on 3,80 bis 4 Mk. mit sich. Dem g3 
teht nun die englische Konkurrenz mit n 94 
rdentlich geringen Seefrachten. Von den ze 
däfen von Newcastle und Cardiff beträgt di gp 
in Minimum 9 Mk. 11 Pf., im Wernm 
(3 Mik., und dabei wird die englische Ko