Full text: St. Ingberter Anzeiger

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ↄu. Illgherter Alzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
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T Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donner stag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
hat und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 14 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bejogen 14 60 H, einschlie klich 
Zuftellunasgeblthr. Die Einrückungsgebühr für die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und jolchen, 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I35 4, bei Reclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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J0 124. 
Montag, 26. Juni 1882. 
—17. Jahrg. 
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Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Mmünchen, 24. Juni. Freiherr Niethammer 
gähriger erster Schriftführer der Reichsraths— 
mner ist heute gestorben. 
(Vom Reichstag.) In gut unterrichteten 
reisen ist man der Ansicht, daß die Wiedereinbe— 
qung des Reichstags nicht bis zum äußersten 
rmin, den 30. November, verschoben werden, 
einehr, so frühzeitig geschehen wird, daß noch 
zr dem Dezember die laufende Session beendet 
erden kann. 
dachdem der bisherigen Marine⸗Attaché bei der 
erliner russischen Botschaft bereits abberufen 
stehen, wie verlautet, noch weitere Veränderungen 
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eiling in Verbindung gebracht werden. Der Chef 
wrussischen Mission in Berlin Herr v. Saburoff, 
id als außer Beziehung zu jenen Vorfällen 
nend bezeichnet. 
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zu demselben Zwecke leistete auch Herr Geh. Com⸗ 
nerzienrath Stumm zu Hallberg-Brebach. 
* St. Ingbert, 26. Juni. Vor einem 
ollen Hause wurde gestern Abend in unserem Saison 
kheater die Operette „Marie, die Tochter des Regi— 
nents“ zur Aufführung gebracht. Dieselbe darf als 
vohlgelungen bezeichnet werden und erntete das 
kheaterpersonal den lebhaftesten Beifall des Publi— 
ums. 
*St. Ingbert, 26. Juni. Gestern wurde 
nunserer Nachbargemeinde Rohrbach, wie all— 
ihrlich, das Johannisfest gefeiert. In der her—⸗ 
ommlichen Weise wohnte am Vormittag der Knappen- 
Zerein von dort mit Musik und Fahne dem Gottes— 
„ienste hier an. Am Nachmittag conzertirte in der 
Wirthschaft „Tidoli“ daselbst die Bergmusik von 
Altenwald unter Direktion ihres Kapellmeisters Hrn. 
rindner. Außerordentlich zahlreicher Besuch, be—⸗ 
onders von hier, hatte sich eingefunden, und da 
ie tropische Hitze schon einen guten Durst erzeugte, 
o mögen die Herren Wirthe von Rohrbach wohl 
aum über schlechte Geschäfte zu klagen gehabt haben 
— Für die zahlreichen früher dem k. b. 4. 
Infanterie-Regiment angehörigen Pfälzer dürfte es 
»on Interesse sein, zu erfahren, daß eine kurzge— 
aßte Geschichte dieses Regiments im Buchhandel 
rschienen ist. Das im Auftrage des Regiments 
»on Hauptmaunn Stapp verfaßte Büchelchen um— 
aßt 90 Seiten und kostet 60 Pf. 
F (Gotthard und Gemüse.) Aus West—⸗ 
phalen berichtet die „Elberf. Ztg.“, daß ein einziges 
italienisches Gemüse-⸗ und Geflügel-Exportgeschäft 
nit der Direktion der Gotthardbahn für die Dauer 
der Saison einen Contrakt auf Stellung von 5000 
Waggons abgeschlossen. 
F Das Regierungspräsidium von Westfalen 
jat die Belohnung für die Entdeckung der Lust⸗— 
nörder auf 10,000 M. erhöht. 
Im Magen eines Huhnes fand man in 
damm: 15 Sophanägel, 3 Zündhütchen, 2 Un— 
lerlagen von Schuhknöpfen, 4 Haken und Oesen 
und 6 verschiedene Metallstückchen. Sämmtliche 
Hegenstände waren aus Metall und wogen zusam⸗ 
men 16 Gramm. Das Huhn muß einen ausge— 
zeichneten Magen gehabt haben. 
FEin frommer Wunsch.) In Hörter 
vurde kürzlich ein neuer Todtenwagen angeschafft, 
uus welchem Anlaß das Stadtoberhaupt eine Be— 
anntmachung erlassen hat, worin wörtlich folgende 
Stelle vorkommt: „Die Einwohner werden ersucht, 
»en Todtenwagen mehr als bisher zu benutzen.“ 
Fine recht freundliche Einladung! 
F Die deutschen Gerber werden Ende 
rzächsten Monats in Dresden zu einem Gewerbetag 
zusammentreten und gleichzeitig damit eine Aus— 
tellung von verschiedenen in die Lederfabrikation 
inschlagenden Artikeln verbinden. Es steht eine 
zege Beschickung dieser Fachausstellung aus allen 
Theilen Deutschlands in Aussicht. 
— Der Besitzer eines der bedeutendsten Bureaus 
ür Heirathsvermittlungen in Berlin hat kürzlich 
einem Brerichterstatter einige „vertrauliche Mitthei— 
ungen“ gemacht, aus denen hervorgeht, daß fast 
alle Männer, welche seine Dienste in Anspruch 
nehmen, Geld, und zwar recht viel Geld verlangen; 
zie weibliche Clientele betrachtet den schnöden 
Mammon als Nebensache, mit Ausnahme der Witt⸗ 
wen, „denen ein nicht unbeträchtliches Vermögen“ 
tets Bedingung bei der Schließung einer Allianz 
ist. Im Allgemeinen ist es aber den Frauen, die 
sich an Heiraths-Bureaus wenden, lediglich darum 
zu thun, überhaupt geheirathet zu werden. Damen 
»on brünettem Schlage werden den Blondinen 
porgezogen. Herren mit Vollbart sind besonders 
begehrt. 
F Der Ausschuß der Hygieine⸗Ausstellung zu 
Berlhin beschloß, im Maĩ 1883 die neue Aus— 
tellung zu eröffnen. 
F (Album-Poesie des Fürsten Bis— 
narck.) Aus Berlin wird gemeldet: In das 
Album einer fürstlichen Dame hat Graf. Moltke 
yor einigen Tagen die Worte gesetzt: „Schein ver⸗ 
geht, Wahrheit besteht!“ Fürst Bismark schrieb 
darunter: 
„Ich glaube, daß in jener Welt 
Die Wahrheit stets den Sieg behält, 
Doch mit der Lüge dieses Lebens 
Kämpft unser Marschall selbst vergebens!“ 
(Champagner-Statistik.) Der Rheimser 
herichterstatter ‚Wine Trade Review“ schreibt: 
Der in diesem Departement jetzt verbleibende Vor—⸗ 
ath an Champagner umfaßt 30,071,933 Flaschen 
gleich 417,267 Hektoliter) und 414,8350 Hettoliter 
nn Fässern. Wir haben mithin in runder Zahl 
100 Millionen Flaschen auf Lager selbst nach den 
leinen Weinlesen jüngster Jahre. 
Paris, 19. Juni. Der Somnambulen⸗ 
Schwindel hat hier noch nie so sehr florirt, wie 
zegenwärtig. Wie gut das Geschäft feinen Mann 
zder vielmehr seine Frau ernährt, geht aus der 
Ausland. 
Lonudon, 24. Juni. Das Unterhaus nahm 
132 gegen 30 Stimmen den Artikel 12 der 
schen Zwangsbill an, welcher zur Ausweisung der 
n Landesfriden in Großbritannien und Irland 
aͤhrdenden Ausländer ermächtigt. 
Konstantinopel, 24. Juni. Nachdem der 
erreichische Botschafter seine Instruktionen erhal⸗ 
, hat am 23. d. Nachmittags in Therapia bei 
em italienischen Botschafter, Graf Corti, die erste 
ißung der Conferenz stattgefunden. 
Konstantinopel, 24. Juni. Die Kon— 
tenz beschloß vollständige Geheimhaltung der Ver⸗ 
mdlungen. 
Pera, 24. Juni. Die Conferenz zeigte der 
vrte offiziell ihre gestrige Constituirung an. Den 
vorsitz führt der italienische Botschafter Graf Corti, 
r Secrätär ist bis jetzt noch nicht ernannt. Die 
ichste Sitzung dürfte erst nach Eintreffen weiterer 
nftructionen für die Botschafter stattfinden. 
Petersburg, 24. Juni. Wie die „Nowisti“ 
sahren, beschloß das: Marineministerium für Peters- 
urg und Kronstadt /30 Kanonenboote bauen zu 
isen. Die Kosten sind auf 7 Millionen veranschlagt. 
Am nächsten Freitag wird der amerikanische 
tiäsidentenmörder Guiteau genau 363 Tage nach 
inem Verbrechen gehängt und damit einem Justiz⸗ 
mdal ohne Gleichen ein Ende gemacht. In 
Aladelphia ist vor einigen Tagen eine Konvention 
t bennsylvanischen Republikaner zu sehr scharfen 
olutionen gegen den Präsidenten Arthur und 
Beutesystein geschritten. Man erklärte dabei 
tzdrücklich daß Präsident Garfield jenem System 
im Opfer gefallen sei. 
Vermischtes. 
— Ein merkwürdiges Kunstwerk hat in der Nähe 
son Waldmünchen ein schlichter oberpfälzischer 
zauernsohn, namens Josef Greß, durch eigenes 
dachdenken verfertigt. Derselbe hat nämlich eine 
unstreiche Uhr konstruirt, welche 56 Figuren in 
zZewegung setzt und außerdem die Zeit und Lebens⸗ 
ibschnitte, sowie den täglich fortrückenden Auf- und 
siedergang von Sonne, Mond und Sternen und 
iie Bewegungen unserer Erde allegorisch darstellt 
hewiß eine seltene Merkwürdigkeit! 
F Aus Tuttlingen wird als bemerkens⸗ 
verthes Vorkommniß mitgetheilt, daß bei der dieser 
Tage dort stattgehabten Bürgerausschußwahl von 
463 Wählern Niemand abgestimmt hat. 
F Fischbach, 24. Juni. Am Sonntag den 
„. Juli soll hier ein größeres Sängerfest, veranstaltet 
on den unter dem Namen „Sängerbund des 
5ulzbachthales“ vereinigten Gesangvereinen 
tattfinden. Bis jetzt haben 10 Gesangvereine und 
wei Musikchöre ihre Betheiligung zugesagt. Als 
Festplatz ist ein schön zwischen dem Fischbacher 
Weiher und Dudweiler im Waldesschatten gelegenes 
Terrain in Aussicht genommen. Die Bewirthung 
)er sich wohl sehr zahlreich einstellenden Gäste ist 
vewährten und tüchtigen Wirthen übertragen und 
vird wohl allen billigen Ansprüchen entsprechen. 
Auf dem Platze selbst wird ein Podium für die 
Zänger und Tische und Bänke für die Zuschauer 
ind ein Tanzplatz hergerichtet werden. Der Verlauf 
)»es Festes, für welches bereits ein sehr gewähltes 
Programm, sowohl was die Gesangs- und Musik⸗ 
orträge als auch was die Lustbarkeiten anbelangt, 
uufgestellt ist, wird wohl ein recht schöner und 
röhlicher werden. (Saarbr. Ztg.) 
FFrankfurt a. M., 23. Juni. Der vor— 
nalige Bankier Albert Sachs wurde verurtheilt zu 
iner Zuchthausstrafe von 12 Jahren und Aber⸗ 
ennung der Chrenrechte auf 10 Jahre, wegen be— 
rügerischen und einfachen Bankerottes, 86 Unter 
hlagungen und 11 Betrugsfällen. 
dokale und pfälzische Nachrichten. 
»St. Ingbert, 26. Juni. Von dem kgl. 
etsministerium wurde dem kgl. Notär Herrn 
quer dahier eine bis zum 81 Dezbr. ds. Is. 
beiene Urlaubsverlängerung bewilligt und zugleich 
Bestellung des geprüften Rotaatsprakutanten 
vnn Aug. Wiest' von Blieskastel als Amtsver 
user für diese Zeit genehmigt. 
St. Ingbern 26. Juni. Ju dem letzten 
ttzeichniß der zur Erbauung der Retscher— 
uache in Speyer eingegangenen Beiträge finden 
r den namhaften Betrag von' 800 Markals von 
am Hüttenwerlabesißer und Reichsrath Gustad 
aͤmer dahier gegeben. Den gieichen Belrag