Full text: St. Ingberter Anzeiger

uche Schnellzugsbillete nuch Slanonen in VIuitei 
ausgegeben. Die Preise betragen: von Ludwigs— 
hafen nach Genua M. 86. 60 (1. Kl.), M. 63.30 
(2. K1.); nach Mailand M. 7030 (1. Kl.), M 
51.80 (2. Kl.): nach Rom M. 136.10 (1. l.) 
M. 9760 (2. Kl.); nach Venedig M. 97 (I. Kl.), 
R. 7050 (2. Kl); von Neustadt nach Genua 
He. 83.20 (1. Klo. M. 62. 10 (2. Kl.); nach 
Mailaud M. 68.90 (1. Kl.). M. 50.60 (2. Kl.) 
Die Giltigkeitsdauer dieser Billete beträgt 10 Tage. 
Innerhalb dieser Zeit berechtigen die Billete zum 
veliebigen Aufenthalte auf den darin genannten 
Couponstationen. 
Aus Zweibrücken, 24. Juni, berichtet 
das „Frankth. Tgbl.“: Endlich heute früh 6 Uhr 
wurde der Deserteur Zeisner des hier garnisoniren⸗ 
den 2. Bataillons von zwei Gendarmen dem hie— 
sigen Kommando überliefert, nachdem derselbe be⸗ 
reits zehn Tage verschwunden gewesen. Diese Zeit 
brachte der Fahnenflüchtige in einer Scheune zu, 
ging Nachts auf Ranb aus und lebte beinahe 
ausschließlich von Johannisbeeren, die er im Schutze 
der Dunkelheit aus den umliegenden Gärten zu—⸗ 
sammenstahl. Gestern Abend wurde er beim Ein⸗ 
ammeln seiner Nahrung gesehen und angezeigt; 
dieser Anzeige folgte heute Morgen die Verhaftung, 
Der primitiben Kost gemäß war das Aussehen des 
Deliquenten erschrecklich bleich und heruntergekom⸗ 
men. (Am Tage vorher war, dem genannten 
Blatte zufolge, auch ein anderer Deserteur desselben 
Bataillons, Namens Schultz, von der Gendarmerie 
erwischt und eingeliefert worden.) 
gDie Stadt Kusel hatie bei der Berufs⸗ 
‚zählung am 5. Juni abhin 83041 Einwohner, 51 
weniger, als bei der Volkszählung vom 1. Dez. 1880. 
Von München geht der Pf. Vztg. in 
Kaiserslautern folgende statistische Auskunft 
zu: Die Bevölkerung der Pfalz schied sich 
bei der Volkszählung vom 1. Dez. 1880 nach Kon⸗ 
fessionen folgendermaßen: 369,124 Protestanten, 
293,399 Katholiken, 2640 Mennoniten (wovon 
sechs strenger Observanz s. g. Wiedertäufer), 3 Angli⸗ 
kaner, 1Irvingianer, 11 Deutschkatholiken, 58 
Freireligiöse, 11,998 Juden, 14 Konfessionslose, 
733 ohne nähere Angabe. Zus. 677,281. — 
Das Gesammiareal der Pfalz beträgt 5928,24 
Duadratkil. Gemeindezahl 711, Ortschaften, ein⸗ 
zelne Höfe, Mühlen ꝛc. 1909; — männliche Einw. 
331,883 weibliche 345,898. 
Kaiserslautern, 26 Juni. Gestern hat 
ein furchtbares, dreiviertel Stunden andauerndes, 
wolkenbruchartiges Hagelwe tter in Otter berg 
und Umgegend fast die ganze Ernte vernichtet. 
Heute noch liegt fußhoher Schlamm und Geroͤll in 
den Straßen. An dem Pfarrhause zu Nieder—⸗ 
kirchen schlug der Hagel saͤmmtliche Fensterscheiben 
ein. (Pf. Pr.) 
— Kaͤserslautern, 24. Juni. Gestern 
traf nun auch am hiesigen k. Postamte die dienst⸗ 
liche Bekanntgabe ein, daß u. A. unsere Post⸗ und 
Telegraphenamtsgehilfen nunmehr den Titel „Ad⸗ 
junkt“ zu führen haben. Leider kamen mit dem 
Tülel nicht auch mehr Mittel, sondern es wurden 
den neuen Herren Adjunkten an ihrem Jahres⸗ 
gehalte 83 Mark (die sog. pfälz. Zulage) ge⸗ 
strichen. (Pf. Vztg.) 
— Neustadt. Der seit 1845 hier bestehende 
Arbeiter⸗Unterstützungsverein hat sich gestern aufge⸗ 
ldst, wie es scheint wegen Mangels an Mitgliedern 
Das Vereinsbermögen im Betrage von 31000 M. 
wurde der Stadt uͤbergeben, welche das Erträgniß 
zur Unterstützung von Wittwen und Waisen von 
Vereinsmilgliedern zu verwenden hat. Nach Ab⸗ 
leben der letzten Unterstützungsberechtigten sollen die 
Zinsen zu Stipendien u. s. w. verwendet werden. 
Fur jeden den Neustadter Verhältnissen Fernstehen⸗ 
den isi es eigentlich schwer zu begreifen, warum sich 
ein so gut siluirter und zu so segensreicher Wirkung 
gegründeter Verein auflösen mußte. D. R.) 
— Landau, 20. Juni. Der Verwaltungs⸗ 
gerichtshof erließ dieser Tage eine für Jäger inte— 
ressante Entscheidung. Der Oekonom H. Willig 
bom Edenbornerhos bei Kirchheimbolanden hatte 
nämlich gegen eine Entschließzung der Regierung 
der Pfalz vom 3. Januar 1882, durch welche die 
Ausstellung eines Jagdpasses an den Bildhauer 
Schuler in Kirchheimbolanden verfügt wurde, Be⸗ 
schwerde erhoben. Der Verwaltungsgerichtshof aber 
lärte sich in dieser Sache nicht für zuständig und 
zwar aus folgenden Gründen: Die Frage der Er⸗ 
iheilung einer Jagdkarte durch Beschluß der Behörde 
liegt bezüglich der Würdiqung des Interesses, welche 
ια pl lI ιι l, 
halb des Bereichs der Verwaltungsrechtssachen. 
UÜeberdies aber zählt in der Pfaiz mit Rücksicht auf 
die dort noch in Geltung bestehende gemeinschaft— 
iche Verordnung des k. bayerischen und des k.k. 
ʒsterreichischen Landeskommissariats vom 23. Jul' 
1814 (wonach die Ertheilung einer Jagdkarte ab⸗ 
„ängig ist von der Vorlage und dem Befund eines 
Zeugnisses des Bürgermeisters „hinsichtlich Morali— 
sät ünd Charakter“ des Gesuchstellers) — die Frage 
der Ertheilung einer Jagdkarte zu den Ermessens— 
fragen und ist die Zuständigkeit des Verwaltungs— 
gerichsthofes deßhalb schon nach Art. 13 Ziff. 8 
ʒes Gesetzes vom 28. August 1878 ausgeschlossen. 
— Bergzabern, 25. Juni. Herr kgl. Be— 
irkdamtmann Hänlein von Bergzabern wurde 
zum kgl. Regierungsrath in Vayreuth ernannt. 
(S. W.) 
Vermischtes. 
4 Aus Anlaß einer unter den Mitgliedern einer 
bayerischen Lokalschulinspektion zu Tage getretenen 
Differenz über die Behandlung der während der 
Schulferien angefallenen schuldbaren Christen— 
lehrversäumnmnisse erging vom Staatsmini- 
sterium d. J. für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten 
folgende Entscheidung: „Das Kultusministerium hält 
m Einverständnisse mit dem Staatsministerium der 
Justiz dafür, daß nach den dermaligen maßgebenden 
Rormen wegen Versäumnissen der Christenlehre durch 
Sonntagsschulpflichtige während der vorschrifts- 
näßigen Schulferien vom weltlichen Arme eine 
Strafe nicht verhängt werden könne.“ 
Dem „Vereine für Offiziers-Wittwen— 
Pension in Bahyern'“, welcher nach nur drei— 
ährigem Bestehen durch schwere Opfer seiner Mit⸗ 
zlieder — es sind deren 210 — sich ein Vereins 
Stammkapital von 60,000 Mark geschaffen hat, 
vurde zur Vermehrung seines Grundstockvermögens 
vom Ministerium des Innern im Einvernehmen 
mit dem Kriegsministerium die Veranstaltung einer 
Beldprämsen-Lotterie unter der Bedingung 
bewilligt, daß der dadurch anfallende Theil des 
Stammvermögens bei Auflösung des Vereins un— 
derkürzt an das Ministerium zurückfalle; der Verein 
hat diese Bedingung natürlich akzeptirt und wird 
die Loosabgabe am 16. Juli beginnen. 
Nürnberg, 22. Juni. Einen Beweis 
zutdenkender Gemüthsart liefert der jüngst in der 
lusstellung bestohlene Uhrmacher Herr F. Seyfried 
hier durch ein Inserat in der „Ausstellungszeitung“, 
in welchem er an das Ehrgefühl des betr. Spitz— 
huben mit dem Ersuchen appellirt, ihm nur das 
Werk des entwendeten Chronometers, das Produkt 
vieler mühevoller Tage auf irgend einem Wege 
zurückzuerstatten, also den Goldwerth für sich zu 
behalten. Wenn dem Herrn Seyfried auch ein 
zünstiger Erfolg seines Inserates gewiß allseitig 
jewünscht wird, so ist doch sehr zu bezweifeln, ob 
der Appell an das Ehrgefühl des verschmitzten Spitz 
zuben dessen Herz hinlänglich erweichen wird, um 
ein gut Theil seiner mühlam eingebrachten Ernte 
vieder herauszugeben, selbst für den Fall, daß das 
Kleinod nicht dereits einen Abfuhrweg gefunden 
jat. Bis zur Stunde ist übrigens keine Spur 
jon der Uhr, noch von ihrem derzeitigen unrecht⸗ 
mäßigen Besitzer entdeckt worden. (Nürnb. Korr.) 
FHeinätz, 24. Juni. Nachdem schon seit 
acht Tagen von der hiesigen Grube Kohlen nach 
Jtalien expediert worden sind, wird nunmehr 
nuch von der Mansuy'schen Koksanlage am nächsten 
Montag der erste Zug Koks nach Chiasso abgehen. 
Ddie hiesigen Produkte werden nicht verfehlen, im 
schönen Süden friedliche Eroberungen zu machen. 
Bute Koks sind übrigens ein Artikel, dem es augen⸗ 
zlicklich an starker Nachfrage nicht fehlt. (Saarbr. 8.) 
Vöolkingen, 24. Juni. Heute Nachmittag 
wischen 1 und 2 Uthr ist hierselbst beim Baden in 
der Saar ein hoffnungsvosler Jüngling von 17 
Jahren ertrunken, und die Leiche desselben bald 
darauf gefunden worden. (Saarbr. 3.) 
Als Warnung dürfte folgender Vorfall dienen, 
den die „Frkth. Zig.“ mittheilt: Der Häuser⸗Ad⸗ 
ninistrator C. in Mann heim bediente sich zum 
Zuknöpfen seiner Oberhemden, resp. zum An⸗ 
möpfen seines Kragens metallener Knöpfe. 
Dieselben rieben zwar C. ein wenig, doch beachtete 
er Dies nicht, bis er vor etwa 83 Wochen heftige 
Schmerzen einpfand, den Hals stark anschwellen sah 
ind ein steifes Genick belam. Ein herbeigerufener 
Arzt erklärte sofort, daß hier Blutvergiftung 
ind zwar durch die Benutzunqg der Metallknöpfe, 
delue die dui durchgerieben u 
traf Maßregeln zur Rettung des Patienten, 
jeute bereits zweimal geschnitten werden mußte 
mmer noch ein steifes Genick und angeschwolle— 
Hals hat, wenngleich jede Gefahr für das anfän 
edrohte Leben des Patienten nunmehr — * 
4 Gegen den Bandwurmdoktor Mo pn 
uus Nossen erläßt das Wiesbadener — 
UIutersuchungsamt folgende Bekanntmachung, * 
allgemeine Verbreitung sicherlich im Interesse 
Publikums liegt. Richard Mohrmann aus dn 
in Sachsen isi seines Handwerks Uhrmacher 
war unmittelbar vor Ausübung seines jetzigen 
rufs Gehülfe eines Photographen. Das von di 
selben verordnete Mittel ist in seinem Hauptbesin 
theile ein Extrakt der Granatwurzel. Dasselbe dih 
in der Apotheke in Nossen zubereitet. Der Verlis 
und Versandt der Mittel geschieht jetzt nur duch 
Apothete in Nossen und wird dafür eine Nachnahn 
von 6— 15 Mark erhoben. Da der wahre Weh 
der Arzneimittel, die übrigens nicht zu den Ham 
mitteln zu rechnen sind, sondern wirkliche Atzus 
formen repräsentieren, nur M. 1,20 beträgt su 
wvarnt obige Stelle vor diesem Schwindel. 
F Die Konkurrenz für das neue deutsqhe 
Reichsstagsgebäude ist entschieden. Die Jur 
ertheilte am Samstag den ersten Preis von 
15000 M. den Herren Paul Wallot aus Fram— 
urt a. M. und Fr. Thiersch in München. 188 
Entwürfe waren eingereicht worden. Den zweiten 
Preis (10000 M.) erhielten Kaiser und Großheim, 
Kremer und Wolffenstein und Heinrich Seru 
ämmtlich in Berlin; den dritten Preis (3900 M 
Hiese und Wellen in Dresden, Hubert Stier in 
dannover, Schapmann in Berlin und Ende und 
Böckmann in Berlin. Ueber die beiden preisge— 
rönten Architekten schreibt die „Frankf. Z.“: Paul 
Wallot ist ungefähr 40 Jahre alt. Er ist geboten 
in Oppenheim a. Rh., und ein Schüler der Ver 
ltiner Bauakademie. Nach Beendigung seiner Stu— 
dien machte er verschiedene größere Reisen und liez 
sich dann in Frankfurt als Architekt nieder, wo a 
eine Reihe bemerkenswerther Privatbauten entworfen 
und ausgeführt hat. Fr. Thiersch ist ein Erbl 
des unter König Ludwig J. vielgenannten Profesr 
Thiersch und noch nicht 30 Jahre alt. Er besucht 
das Züricher Polytechnikum und ist insbesondre einun 
Schüler Gottfried Sempers. Seine Einführung ahn 
die praktische Architektur vollzog Thiersch in Frarh 
furt a. M., wo er mehrere Jahre in dem Altelit 
von Mylius & Bluntschli thätig war und frühzeit 
ein großes Talent, besonders für dekorative Arbeite 
entfaltete. An mehreren preisgekrönten Entwürfer 
jeines Chefs arbeitete er mit. Prof. Piloth i 
München lenkte die Aufmerksamkeit der bayerischer 
stunstakademie auf den jungen Mann. Vor en 
Z3 Jahren erhielt er aus München einen Ruf ale 
Professor der Akademie und Kunstgewerbejchul 
Rachdem er diese ehrenvolle Stelle bereits ang 
nommen hatte, wurde ihm ein großer Theil de 
dekoratiden Arbeiten am Frankfurter Opernhari 
uübertragen. 
Aachen, 24. Juni. Hier wird der Kai 
»on Marokko zu längerem Kurgebrauche erwarle 
Derselbe soll im Kaiserbade Wohnung nehmen. 
Hamburg. Zu dem vom 10. bis B 
Auguüst“ in unserer Stadt abzuhaltenden drintr 
deuschen Sängerfest sind bereits eiwa 8000 Sann 
ig allen Ganen Deutschlands angemeldet. — 
herrliche Moorweide vor dem ehemaligen Dammiho 
Fie vom Senat in ihrer ganzen Ausdehnung der 
Central⸗Ausschuß zur Verfügung gestellt worden n 
sowie die großartige permanente Nusstellungehel 
ie dich miteihrem Kuppelbau auf diesem Puu 
erhebt, bieten die besten räumlichen Verhaltnisse un 
Jestatten die reichste Entfaltung festlichen vee 
Ind Treibens. Es sind nach jeder Richtung * 
Anstrengungen für das Gelingen des Festes gema 
vorden und hoffentlich wird es in allen * 
Theilen Hamburg und den Theilnehmenden 
Ehre gereichen. de 
Woher die Kälte der letzten Wo 
kam.) Bekanntlich hatten wir einige Bohe 
orwiegendem Wesswind eine ungewoͤhnliche 
Die Eitlarung dafür ist wohl in folgender 
heilung aus New⸗Nork, den 2. Juni, zu fiur be 
Die Mannschaften der hier landenden 7 
richten sämmtlich über die auffallend große p 
reibender Eisberge auf hoher See. Mei r 
s die Seefläche miß Treibeis bedeckt, und 59 — 
Breitegraden, in welchen sonst nur selten — 
multefen ist. Der englische Dampfer —