Full text: St. Ingberter Anzeiger

Maria Blaes, Wittwe von Nik. Pirrong, 84 Jahre 
alt; am 26. Juni Kath. Blaes, ledig, 71 Jahre 
alt. Zu Eschringen starb am 25. Juni Peter 
Vogelsang, Tagner, 71 Jahre alt. 
— Die nächste Generalversammlung des Veins 
pfälzischer Schriftsteller und Künstler wird in Zwe i— 
brücken abgehalten. 
Vom' 1. Juli ab wird Personenzug 71 
von Saargemünd bis Bierbach früher ge⸗ 
legt; derselbe geht ab: in Saargemünd früh 589 
(Pfalzer Zeit, nach Saargemünder Zeit 5*9, in 
Folpersweiler 3*9, Bliesbruͤcken 6), Reinheim 622 
Gersheim 618, Herbitzheim 628, Breitfurt 688, 
Blickweiler 628, Blieslastel 626 und kommt au in 
Bierbach 688; ab daselbst nach Einöd wie seither 
78 ab in Eindd 7129, an in Zweibrücken 76. 
— Biesingen, 27. Juni. Ein Birnbaum 
im Garten des Hrn. Michael Marschall, Ackerer 
dahier, zeigt dem erstaunten Blick Blüthen und 
Früchte zugleich. Die äußeren Aeste tragen die 
schönsten Blüthen, während die inneren voller Birnen 
hängen, gewiß eine seltene Erscheinung! 
—Aus Waldmohr wird der „Zw. Ztg.“ 
berichtet: Am verflossenen Sonntag fand dahier die 
Finweihung zweier Glocken für die Katholiken 
daselbst statt. Aus nah und fern war eine große 
Menschenmenge zu dieser Feier eingetroffen. Der 
Gesang⸗, Krieger⸗, Turn⸗ und Unterstützungs⸗Verein 
bon Waldmohr, der Kirchenchor von Homburg, der 
Krieger⸗Verein Erbach, die Knappen⸗Vereine Mittel⸗ 
bexbach, Erbach, Jägersburg, Kübelberg, Breiten⸗ 
bach und Brücken nahmen Theil an der Festlichkeit. 
In Waldmohr waren alle Häuser ohne Unter— 
schied der Konfession geschmückt. Der große 
Zug, an dessen Spitze die Bergmusik Mittelberbach, 
nahm bei dem Bürgermeisteramt Aufstellung und 
bewegte sich zum Festplatze, wo von mehreren 
Herren Geistlichen die Weihe vorgenommen wurde 
und wo ein großer Theil Protestanten als Tauf⸗ 
zeugen zugegen waren. Nach der Weihe bewegte 
sich der Zug in den nahegelegenen Waldschachen, 
wo unter Gesang, Musik und Toasten ein fröhliches 
Leben bis gegen Abend sich entwickelte und das 
Ganze sich zu einem wahren Volksfeste gestaltete. 
Alles war in heiterer Stimmung, und als der Abend 
nahte, bewegte sich der Zug in derselben Ordnung 
wieder nach Waldmohr zurück. Noch lange wird 
dieses Fest bei Jung und Alt in Erinnerung bleiben. 
Uns wenigen Katholiken, die wir hier wohnen, wäre 
es aber nicht möglich gewesen, in so kurzer Zeit die 
Sache zur Reife zu bringen, wenn wir nicht von 
den Protestanten in Waldmohr mit allen Mitteln 
so großartig unterstützt worden wären, wofür wir 
denjselben nicht genug danken können. 
— Außer Otterberg haben auch Nieder— 
kirchen, Pöringen, Otterbach, und beson— 
ders Baalborn am Sonntag durch Hagel⸗ 
wetter schwer gelitten. Aus dem letzteren Orte 
lauten die Berichte geradezu trostlos. 
— Vom Stadtrathe in Neustadt a. H. 
wurde zur Anschaffung von Uniformröcken und 
Blousen für die dortige Feuerwehr die Summe 
von 2000 Mk. bewilligt. 
— Wolfstein, 26. Juni. Ein hiesiger 
Schneider und dessen Arbeiter gaben heute Abend 
Aniaß zu einem öffentlichen Aergerniß. Dieselben 
befestigten an einem langen Faden eine Stecknadel 
und an diese Stückchen Brod und warfen solches 
dem vor der Wohnung weilenden Federvieh zu, 
welches Brod und Nadel verschluckte, woran sie 
dann ihren Spaß hatten, indem sie mit dem Faden 
das Geflügel an sich zogen, welches begreiflicher 
Weise die größten Qualen dabei litt. Ein Nachbar 
machte von dieser Thierqualerei der Gendarmerie 
Anzeige, welche auch das Protokoll machte. Die 
beiden Thierquäler suchten daraufhin die betreffende 
Nachbarschaft zu verhöhnen; die Folge davon war 
ein hefliger Straßenstandal und schließlich eine 
Prügelei. welcher zwei hinzugekommene Gendarmen 
dadurch ein Ende machten, daß sie den Schneider⸗ 
gesellen arretirten. (K. 3.) 
— Zwei Dienstmädchen aus Rhodt, im Alter 
von kaum 15 Jahren stehend, suchten in der Nacht vom 
letzten Sonntag auf Montag sich miteinander zu 
eriränken, fanden aber trotz der schwülen Temperatur 
doch, daß das Wasser zu ihrem Vorhaben etwwas zu 
kali sei und hielten es für besser, ihr beklagenswerthes 
Dasein auf dieser armen Erde noch etwas länger in 
Geduld zu fristen. Und das Motiv zu dieser „hero— 
ischen Handlung?“ Man spricht von — Liebesgram 
als solchem! (Gwt.) 
— Qudwiashafen hat bei der Berufs 
tatistik gegen die Zählung von 1880 wieder um 
2000 Seelen zugenommen; die Einwohnerzahl ist 
demnach von 15000 auf 17000 gestiegen. 
Vermischtes. 
4 Nachdem nunmehr die Allerhöchsten Abschiede 
über die Verhandlungen sämmtlicher Landräthe für 
das laufende Jahr publiziert sind, wird es von 
allgemeinerem Interesse sein, die Höhe der hienach 
für dieses Jahr treffenden Kreissumlagen im 
Bergleiche zu den beiden vorausgegangenen Jahren 
zu uͤbersehen. Die Zusammenstellung ergibt für 
1880 1881 1882 
Dberbayern 24810 Proz. 24 Proz. 205410 Proʒ 
Niederbayern 25 23 20810, 
Pfalz 388100, 37 „ 328100, 
Oberpfalz 24 248510, 22 F 
Oberfranken 29*9110, 28810, 27 F 
Mittelfranken 35 34 , 27810, 
Anterfranken 21 23 „ 20800, 
—„chwaben 278510 2623 
der Steuerprinzipalsumme. Für das Königreich stellt 
ich die Durchschnittshöhe der Kreisumlagen im 
Jahre 1880 auf 28,1 Proz., im Jahre 1881 auf 
27,5 Proz. und im Jahre 1882 auf 24,2 Proz. 
München, 28. Juni. Unser Magistrat 
hat — wie man erst heute vernahm — jüngsthin 
in geheimer Sitzung beschlossen, daß für die 
drojectirte Erbauung einer dritten protestantischen 
stirche in München ein der Stadtgemeinde gehören⸗ 
der werthvoller Bauplatz an der neuen Mariannen⸗ 
traße unentgeltlich abgetreten werden soll; dieser 
Beschluß sollie heute im Gemeindecollegium gleich— 
'alls in geheimer Sitzung berathen werden — man 
nochte wohl unliebsamen Widerspruch besorgt ha— 
zen — eine Besorgniß, die erfreulicher Weise voll⸗ 
tändig unbegründet war. Es wurde beschlossen, 
den Gegenstand in öffentlicher Sitzung zu erledigen 
ind in dieser und fast ohne Debatte dem Ma— 
zistratsbeschluß mit Einstimmigkeit beigestimmt. Das 
st ein in vielfacher Beziehung höchst erfreulicher 
Beschluß! bemerkt der „Pf. K.“. 
Die Vortrefflichkeit der bayerischen Heeres⸗ 
inrichtungen und die vorzügliche Monöverirfähig— 
eit der Truppen haben seit einiger Zeit der Armee 
inen bedeutenden. Namen im Auslande gemacht, in 
Folge dessen schon Offiziere aus beinahe allen Staaten 
rẽüuropas (Oesterreich, Italien, Schweiz, Frankreich, 
england, Belgien Schweden ꝛc.) und sogar einer 
ius dem Osten Asiens (China) bei bayerischen 
Truppenübungen anwesend waren. Auch in diesem 
Jahre sollen wieder mehrere fremde Offiziere nach 
Bayern kommen. Ein dänischer Oberstlieutenant ist 
Jjegenwärtig in München, derselbe wird auch den 
zroßen Artillerieschießplatz auf dem Lechfelde besuchen 
ind den größeren Uebungen der 1. Division an⸗ 
vohnen. 
4 Als erster Preis für die Rüruberger 
Ausstellungslotterie wurde das von dem Moöbel⸗ 
abrikanten Eyser in Bayreuth ausgestellte Zimmer 
im 18,000 Mk. angekauft. Da der erste Gewinn 
inen Werth von 25,000 Mk. repräsentiren soll, 
werden zu der erwähnten Zimmereinrichtung noch 
Ausstattungsgegenstände und ein Glas⸗,Porzellan⸗ 
ind. Silberservice gekauft. Betreffs des zweiten 
Zreises ist noch unentschieden. ob das Bild Linden⸗ 
chmits in München „Auerbachs⸗Keller“ oder Ma— 
chias Schmid's in München „Der eingeseifte Herr 
pfarrer“ angekauft wird. Einer der dritten Preise 
ildet die Marmorgruppe: „Mädchen mit dem Kinde 
pielend' von dem verstorbenen Bildhauer Wag⸗ 
nüller (Ankaufspreis 5000 Mk.) 
Großfürst Wladimir von Rußland be— 
suchte vor einigen Tagen die Nürnberger 
Ausstellung bezeugte namentlich für die kunst— 
jewerblichen Ausstellungsartikel großes Interesse. 
Bei seinem Rundgange kredenzte ihm die „Schützen⸗ 
isl“ vom bürgerlichen Brauhaus eine frische Halbe 
und erhielt als Douceur drei Zwanzigmarkstücke. 
FF Als zu Frankfurt dieser Tage der vor⸗ 
nalige Bankier Albert Sachs zu zwölf Jahren 
Zuchthaus verurtheilt worden war, äußerte einer 
er Anwesenden aus dem Publikum das folgende 
rastische Wort: „Das ist auch das erste, was sich 
Zachs ehrlich verdient hat!“ 
CEine Tochter, welche ihren Vater 
ucht.) Die „Frankfurter Zeitung“ schreibt: Vor 
wanzig Jahren verließ ein hiesiger Bürger seine 
Frau mit ihrem Kinde. 17 Jahre hörten sie nichts 
on ihm, bis vor drei Jahren aus Amerika ein 
Brief von ihm mit einer kleinen Einlage hier ein⸗ 
raf. Er theilte seiner Frau mit,. daß er noch lebe, 
HNes ihm gut gehe und er noch weitere Mittel 
besseren Leben senden wolle. Die Tochter 
hierauf den Entschluß, nach Amerika zu gehen 
ine Stellung anzunehmen und im Stillen —* 
»bachten, was ihr Vater mache. Sie fand Siel 
und erfuhr, daß ihr Vater eine glänzende Wi 
chaft mit einer Haushälterin betreibe. Eine 
im Hause des Vaters ward frei und sie war 
zlücklich, dieselbe zu erhalten. Ohne sich im ꝙr 
ringsten zu verrathen, lag sie ihren Pflichten 
Der Herr war ihr sehr zugethan und nachdem g 
einigen Monaten die Haushälterin gestorben, bt 
er um die Hand des Mädchens, wobei er in 
allerdings die Mittheilung machte, daß er sich du 
erst von seiner in Frankfurt lebenden Frau schei 
lassen wolle. Da brach das Mädchen in Wein 
aus, legitimirte sich als seine Tochter, theilte i— 
mit, daß die Mutter noch lebe und bereit sei, ma 
Amerika zu kommen. Heute ist dieselbe dorsh 
ibgereift. 
Die „Tribüne“ bringt einen Artikel üh 
zie Straßburger Tabak-Manufaktur— 
»arnach schuldete dieselbe am 12. Juni der Lande 
jauptkasse 2,734,000 Mtk. Die Verwaltung a. 
—DVDD—— 
also monatlich 474,000 Mk. Dieser Erwarhn 
gegenüber besteht thatsächlich die monatliche Ein 
aahme aus 170- bis 200,000 Mk. Bis zum Zu— 
ammentritt des Landesausschusses wird die Man 
aktur 313 Millionen Schulden haben und 10) 
Millionen unverkäuflicher Cigarren besitzen. 
F Ein kurioses Bett ist zur Zeit im Dre 
dener Panoptikum unter dem Titel „Steh⸗auf 
nusgestellt. Das Beit ist ein besonderes Ding du 
den Insassen zwingt, zur rechten Zeit aufzustehen 
Fin Apparat nämlich entzündet zu der am Werh 
eingestellten Stunde zunächst ein Licht, und wem 
danach, was bald geschehen der Wecker abgelaufen 
der Schläfer aber noch nicht sich erhoben hat, 
yersagt das Bett rücksichtlos seine weitere Beihilfe 
zur Langschläferei, geht auseinander und wirkft seine 
Insassen auf die Erde. 
FOberstimm, 25. Juni. Vorgestern stan 
sdier die Tagelöhnerswittwe Ursala Huber in den 
eltenen Alter von 103 Jahren und 1 Monat 
Aachen, 26. Juni. Die von dem „Echt 
Jebrachte Nachricht, daß Aachen sich demnächst de 
Zesuches des Kaisers von Marokko zu erfreuen haben 
vürde, ist der „A. Ztg.“ zufolge durchaus unbe— 
zründet. Anlaß zu dem falschen Gerücht mag vien 
eicht der Umstand gegeben haben, daß eine den 
Vizekönig von Egypten nahstehende Persönlichlei 
die Bäder von Aachen zu gebrauchen die Absicht hat 
.FGer BäckeralsOptiker.) Ein Bäler⸗ 
neister wurde ohnlängst in L. von der Polizei ver— 
wmmen. Er hatte sich an den untern Fenstern 
eines Verkaufsladens Vergrößerungsgläser anbringer 
assen. Man wunderte sich anfangs höchlich, woher 
»as große Brod in L. komme, doch bald üher 
eugte man sich, daß alles nur „Optische —X 
ing“ sei. 
—GchulpflichtigeKtinder in Deutse 
and) Im vorigen Schuljahre hatte das deutsg 
Reich 65709000 schulpflichtige Kinder, sonach 162 
er gesamten Bevölkerung. Wenn auf eine Lehr 
raft 60 Schüler gerechnet werden, so sind etwe 
09 500 Lehrkräfte zum Unterricht dieser großa 
Schülerzahl erforderlich. Thatsächlich hat aber da⸗ 
deutche Reich namentlich in Norddeutschland wen 
veniger Volksschulkräfte. 
FEGntscheidung des Reichsgericht— 
Die Inhaber einer Maschinenfabrick zu Leipzig hatt 
nehrere ihrer Arbeiter bei der Magdeburger Allgr 
neinen Versicherungs⸗Actien-Gesellschaft zu Magd 
zurg gegen Unfälle versichert, von denen die Ver 
icherten bei dem Betriebe der Maschinenfobiin 
zelroffen werden. Einer dieser Versicherten, der 
zer Fabrick beschäftigte Schlosser B. war im Na 
880 beim Hinausschieben eines mit Maschinn 
heilen beladenen Wagens, zwischen einige auf — 
jen Wagen geladene Kisten und einen Thürpfeil 
erathen durch die hierbei erlittene Quetschuns 
chwer verleht, daß er einige Tage darauf sun 
die VersicherungsGesellschaft verweigerte die J 
ing der Versicherungssumme an die Hinterbliehen— 
veil ihr eingegangener Versicherungsvertrag sich n 
nuf den Fabrickbetrieb, nicht auf den Zransb 
hbetrieb, also nicht auf einen Unfall, wie e 
vorliege, beziehe. Die Dersi derungs· Geselic 
wurde in beiden Instanzen verurtheilt, nden s 
der Annahme ausgegangen wurde, daß der 
h bei einer. n dem Fabridbeiriebe zusamm