Jervorgeht, daß oas auswärtige Mitglied seine Aus—
kräge einfach zur Post giebt, wie es die hiesigen
Mitglieder auch thun. — Das Material hiezu
wird kostenfrei von dem Geschäftsführer behändigt.
Jeden Monat wird dann eine Liste der saumseligen
und böswilligen Schuldner angefertigt und jedem
Mitgliede zugesandt, so daß die Mitglieder nach
und nach eine vollständige Kontrole im Hause haben.
Die saumseligen Schuldner, von den anderen Ver—
rinen mitgetheilt, konnen im Vereinsbureau gratis
eingesehen werden. Dann haben die Mitglieder
noch den Vortheil, daß sie durch den Verein auch
Auskunft auf Plätzen einholen lassen können, wo
dermalen noch keine Vereine bestehen. Jedem Mit⸗
gliede steht es dagegen frei, entweder selbst oder
durch den Verein bei den dermalen bestehenden
Vereinen beliebige Auskünfte einzuholen resp. ein⸗
holen zu lassen. — Demnächst sollen auch noch
Vereine in Trier und Umgegend errichtet werden,
wie es überhaupt das Bestrebem sein wird, in
allen groößern Städten diesen Verein ins Leben zu
rufen.
— Am 4. Februar d. J. wird zu Kaisers—
lautern eine Versammlung der pfälz. Geometer
st attfinden.
— Bei anhaltend günstiger Witterung dürfte
die Vollendung aller Erdarbeiten zur Lauter
thalbahn auf der ganzen Strecke gegen Früh—
jahr in Aussicht stehen.
— Der Stadtrath dvon Neustadt beschlof
auf Anregung des Herrn Dochnahl, alljährlich
im Dezember einen pfälzischen Weibenmarkt dort⸗
selbst abzuhalten.
— Die Strafkammer des kgl. Landgerichts
Landau hat den 40 J. a. Wein- und Brannt—⸗
weinhändler Friedrich Heintz von Bergzabern,
welchem nachgewiesen wurde, Wein gefälscht und
solchen gefaͤlschten Wein in den Handel gebracht
zu haben, zu 150 und 60 Mk. Geldstrafe verur⸗
theilt. Heintz wurde bereits 26mal polizeilich be⸗
straft und 1881 in Straßburg wegen Wechsel⸗
fälschung zu 9 Mon. Gefängniß. So lange die
Weinschmierer mit Geldstrafen durchkommen, wird
das saubere Geschäft nicht leicht aufhören.
— Speyer, 17. Jan. (Landrath der Pfalz.)
Heute Vormittag 10 Uhr fanden sich in der Aula
der kgl. Studienanstalt dahier die aus Anlaß der
jüngsten verheerenden Ueberfluthungen des Rheines
zu einer außerordentlichen Versammlung einbe—
rufenen Landrathsmitgliedern der Pfalz vollzählig
ein, und erschien hierauf der kgl. Regierungsprä—
sident, Herr Staatsrath v. Braun, Excellenz
der die Verhandlungen mit einer bewegten An⸗
sprache, die ungefähr folgendes besagte, eröffnete:
„Als die Beranlassung zur Einberufung des
Landrathes wurden die durch die letzte Hochflut des
Rheines angerichteten Schäden und die Bereitstellung
von Kreismitteln zur Beseitigung dieser Schäden
bezeichnet.
Seit dem Jahre 1784 und 1824 war keine ähn⸗
liche Hochfluth des Rheines dagewesen. Die Damm⸗
bauten auf den pfaälzischen Ufern hatten sich bisher
als ausreichend gezeigt und waren vom Jahre 1876 ab
überall, wo es nöthig erschien, erhöht, verstärkt und
befestigt worden mit einem vom Landrathe bewil⸗
ligten außerordentlichen Aufwand von 78,000 M
Der letzten Hochfluth zeigten sich die Dämme
nicht gewachsen, so wenig wie in den übrigen Rhein⸗
ländern, und sind in der ganzen Rheinniederung
besonders in den Bezirkäämtern Germersheim, Speyer
und Frankenthal, kolossale Schäden angerichtet, die
fich zum Theil zur Zeit noch nicht genau bestimmen
lassen. Zu rühmen ist die Hilfe, die den bedrängten
Ortschaften und ihren Bewohnern von allen Seiten
zu theil wurde, sowohl zur Rettung der Menschen
und ihrer Habe, sowie zur Linderung der ersien
Noth. Besonders wurde die aufopfernde Thatig·
keit des Militärs, der Feuerwehren, der verschiedenen
Hilfskomite's und Frauenvereine, sowie die höchsi
anerkennende Privatwohlthätigkeit gebührend aner—
lannt und die Bewilligungen ihrer Majestäten deß
Koͤnigs und des deutschen Kaisers mit Recht be—
sonders hervorgehoben.
Der kgl. Staatsminister des Inneren hat per⸗
önlich die beschädigten Diftricte eingesehen und
sworläufig eine Unterstützung von 200. 000 Marf
angewiesen.
Der Landrath wird in besonderer Vorlage königl.
Regierung um Bereitstellung der Mittel angegangen.“
MWit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät
den König wurde hierauf die Sitzung eröffnet.
Nach Entfernung Sr. Excellenz trat als Re—⸗
„erungecoinmissar voer igl. Kegierungsdirettot Htr.
v. Hilger ein und schritt alsdann die Versamm—
lung zur Wahl des Landrathspräsidiums. Zum
Präsidenten wurde Hr. Dr. A. Buhl und zum
Secretär Hr. Schneider, beide mit 22 Stimmen
unter 23 Abstimmenden, gewählt.
Hr. Landrathspräsident Dr. A. Buhl giebl
sodann Kenntniß von der Vorlage der kgl. Regierung
1) Wiederherstellung der zerstorten und be—
schädigten Dämme betreffend,
2) Vewilligung einer entsprechenden Summ—
für Milderung der Lage der durch Ueber
schwemmung Heimgesuchten betreffend,
und schlägt der Versammlung vor, einen Ausschußs
aus dem 2. und 3. Ausschuß zu combiniren
Dieser Vorschlag wurde zum Beschluße erhoben
Der Ausschuß besteht sonach aus nachfolgenden
Herren:
Dr. Zoller, Freudenberg, Görg, Höh, Janson
önig, Kramer, Krieger, Mayer, Stalter, Zumstein.
Frentzel, Bartz, Benzino, Brunck, Kitt, Spies und
Schmidt.
Nach Verlesung des Protokolls über die am
13. Jan. auf Veranlassung Sr. Excellenz dem
AXDVI
tattgehabte Sitzung des ständigen Landrathsaus—
chusses wurde die Stziung geschlossen.
Der Ausschuß tritt heute Nachmittag 4 Uhr
zur Berathung zusammen und findet die Plenar—
sitzung morgen früh 10 Uhr statt. (Pf. K.)
— Beim Ludwigshafener Zentralhilfs—
Comite fehlt es vorerst nicht mehr au Kleidungs
stücken, wohl aber fast gänzlich an Betten und
Bettzeug; auch Lebensmittei sind bei den enormen
Anforderungen — das Comite unterstützt auch die
Comites in Frankenthal, Germersheim und Kandel
— noch höchst erwünscht.
— Die beim Central-Comite für
Wasserbeschädigte in Speyer eingelaufent
Summe betrug am 16. ds. Mits. 469,069 M.
87 Pf. — Auf dem Stadihause in Ludwigs⸗
hafen waren zu dem gleichen Zwecke am Donners⸗
ag 164961 M. 44 Pf. eingegangen, während das
hilfscomite für die Wasserbeschädigten unter Vor
itz des Herrn Dr. R. Clemm dorten in seinem 8
Verzeichniß der Beiträge über 57,838 M. 94 Pf
zuittirt.
— Die Zahl der eingestürzten Gebäude allein
in den überschwemmten Ortschaften des kgl. Be—⸗
zirkäamtes Frankenthal beträgt nach amtlicher
zenauer Ermittelung: in Oppau 185, in Edig
heim 120, in Studerheim 20, in Frantenthal 6
in Mörsch 60, in Roxheim 154, in Bodenhein
132, zusammen 677 Gebaude. Von den Flücht⸗
lingen sind nach amtlicher Zählung untergebracht
in Flommersheim 182, in Eppstein 114, in Lambs
heim 170, in Heßheim 192, in Beindersheim 146
in Großniedesheim 65, in Kleinniedesheim 153
in Gerolsheim 66, in Heuchelheim 55, in Dirm⸗
tein 64, in Großkarlbach 8, in Grünstadt 25, in
n Asselheim 4, in Frankenthal a. Fremde 731, b.
diesige 597, zusammen 2573 Personen. Unter
den verzeichneten eingestürzten Gebäuden sind die
nicht mitgezählt, welche jetzt schon baufällig sind
Dit denen, die nach Verlaufen des Hochwassers
iothwendigerweise noch niedergelegt werden müssen
dürfte die Zahl 1000 erreicht werden. (Wie groß
die Zahl der eingestürzten und baufällig geworde⸗
ien Häusern in den Bezirkzämtern Speyer und
Bermersheim ist, scheint noch nicht genau festgestellt
zu sein.)
— Wie der ,Pf. K.“ vernimmit hat das Central⸗
hilfscomite für die Pfalz folgende Herren coop⸗
tirt: Bischff Dr. v. Ehrler und Consistorial⸗
Direktor von Glaser, Regierungs-Direktor v
Jaeger (mit dem Recht, sich vertreten zu lassen)
Direltor der Bad. Anilin- uud Sodafabrik Engel⸗
horn. Generalmajor v. Gumpenberg.
— Seit Dienstag ist der Eisenbahn-Be—
trieb der Strecken Ludwigshafen-Frankenthal
Winden-Maximiliansau, Lauterburg⸗Wörth-Son
dernheim in beschränkter Weise wieder aufgenommen.
Die Züge in der Richtung von Sondernheim nach
Wörth haben verlängerte Fahrzeiten. Unterbrochen
änd noch die Linien Germersheim⸗Sondernheim
und Germersheim⸗Bruchsal.
— Der Bundesausschuß des Pfälzischen
A
falls auch von den einzelnen Vereinen bewilligt
werden wird, dem Zentral⸗Hilfskomité für die
Ueberschwemmten in der Pfalz aus dem Vereins
Permögen 1000 Ml. zu überweisen.
— Gestern (Donnerstag) waren es 12 Juir
daß in Versailles der siegreiche König Wil
helm von Preußen von den Fürsten und freier
Städten Deutschlands als deutscher Kaise
proklamirt wurde.
Vermischtes.
fF München, 16. Jan. Die Hauscollech
für die Ueberschwemmten hat in unserer Stadt bi
gestern Abend 39.754 M. ergeben, es ist dieselbe
aber noch lange nicht beendet. Die Sammlung
der „N. N.“ betrug bis heute Mittag 50,600 M
F In Munchen findet am 17., 18. u. 19
März lauf. Is. eine große Hund⸗ausstell
ung statt.
F Würzburg, 18. Jan. Der Studem
Daudt, welcher den Hauptmann Emmerich er—
schoß, wurde zu 2 Jahren Festung verurtheilt.
fOttweiler, 16. Jan. Augenblicklich macht
hier eine Spucheschichte von sich reden. Eine At—
beiterfrau will fast allabendlich gegen Mitternacht
einen Geist, resp eine Hexe durch das Schlüsselloch
ihrer Schlafzimmerthüre einsteigen sehen und auch
der Mann will dieselbe schon bemerit haben. In—
folge dessen war bereits wiederholt freundnachbar⸗
liche Hülfe in dem betr. Zimmer zur Erwartung
der Dinge, die da kommen sollten, dann aber blieb
der Geist jedesmal aus. Die Geschichte macht
bielen Spaß; dieselbe findet aber auch leider Gläu—
bige — man sollt's kaum glauben — am Ende
des 19. Jahrhunderts! (Saar⸗ u. Bl.⸗Z.)
F Metz, 14. Jan. GKaubmord.) Das
zwischen unserer Stadt und dem Fort Göoͤben ge⸗
legene Dorf Queulen war vorgestern der Schau⸗
platz einer schauderhaften That. Morgens gegen
10 Uhr kehrten bei der daselbst ansassigen Wirthin
Wittwe Schmitthal zwei Stromer ein, einige Gläser
Schnaps trinkend. Im Verlauf kurzer Zeit verließ
—
worauf die Unholde ihr folgten, die arme Frau
ergriffen, würgten und sodann an einem Strich
aufhängten. Nach Mitnahme von Uhr und son—
stigen Gegenständen und unter Zurücklassung ihrer
Zeche verließen sie sodann die Wirthschaft, um zu
verduften. (Einer der Thäter ist verhaftet, und
dem andern ist die Polizei auch auf den Fersen
beide dienten als preuß. Soldaten in Metz; sit
heißen Kunowski und Sonnenschein; des ersteren
ist man habhaft geworden.)
F Ein alter Rabe.) Aus Mühlhauser
1. E., wird der „Fr. Ztg.“ geschrieben: Eine be—
sonders für Frankfurt miteressante Begenheit hat sich
dieser Tage in der Nähe der benachbarten Industrie—
stadt Markirch zugetragen. Dort sah, wie berichtel
wird, ein Bauer einen Raben, um dessen Hals ein
Gegenstand hing, den der Bauer nicht zu erkennen
vermochte. Da er gern wissen wollte, was dieser
Gegenstand sei, so hate der Bauer eine Flinte und
schoß auf den Raben, der alsbald todt zu seiner
Füßen niederfiel. Der in Frage stehende Gegen⸗
stand erwies sich nun als eine aufgerollte Blech⸗
platte, in der ein Stück Geld mit dem Bildniß
Napoleons J. eingeschlossen war, und ein Billet
auf welches folgende Worte geschrieben waren
„Lebendig habe ich diese Rabe bekommen, lebendig
lasse ich fie wieder fort. Möge sie noch lang
leben! Frankfurt a. M. im Jahre des Heils 1814
Schertle, Bildhauer, Hochstraße Nr. 61“. — Der
sKorrespondent, welcher Obiges dem hier erscheinen⸗
den franzoͤsischen Blatte „Expreß“ schreibt, meint
es würde interessant sein zu erfahren, ob in
Jahre 1814 ein Bildhauer Namens Schertle in
Frankfurt existirte, da in diesem Falle der be—
Markirch getödtete Rabe wieder einen Beweis für
die Langlebigkeit des Raben bilden würde.
fF Karlsruhe, 17. Jan. Die Akten det
Kaufmann'schen Wucherprozesses sind jetzt vom
Reichsgerichte zurückgekommen und ist nunmehr, wie
man vernimmt, einer der hiesigen Rechtsanwälte
mit Einleitung der Untersuchung gegen den Kauf⸗
mann'schen Anwalt Hertz in Mannbeim beauf
tragt worden.
F Mainz, 18. Jan. Die Palmöl⸗-Fabrit
von Wolff in Groß⸗Gerau brennt seit etwa J Uhr
und steht in hellen Flammen. Fünf Spritzen sind
thätig. Zum Glück stehen die Gebäude frei und
es herrscht Windstille. Die verpackten Oelvorräthe
sind gerettet; die Ursache des Brandes ist nod
unbekannt.
F Ein neues Gruben⸗Unglüch er
eignete sich vor einigen Tagen in Langendreer.
Im Flötze „Sonnenschein“ auf Zeche „Sieben⸗
*