Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sterling, also 280 Millionen Mark — soll 
—— einem deutschen Minister, oder vielmehr 
gemahlin von einer in England verstorbenen 
en welche keine direkten Erben hinterlassen hat, 
—7 sein. Die Verstorbene —XXRX 
igte ihres Gesammtvermögens, welches sieben 
une pfund Sterling in Baarem und eben 
i Grundbesitz repräsentirt, eine (in dem be— 
ue den Testament nur mit ihrem Mädchennamen 
nn Dame eingesetzt, bei der sie einst Pathen⸗ 
an hen hatte. Die englischen Gerichte hatten 
r Zeit vergeblich nach der Erbin recherchirt, 
w In n as die Gemahlin emes deu. 
inisters ausfindig gemacht wurde. Den 
e des betreffenden Ministers verschweigt das 
Wanber weiß dn seidt mtSout 
ein Herr Finanzminister der glückliche Erbe 
so wäre er ja in der angenehmen Lage, bei 
henmenden Defizits mit eigenen Mitteln einzu—⸗ 
nhen; freilich müßte er sich auch zur Verwaltung 
Hrbes selbst einen Finanzminister halten. 
Das Ergebniß der Berufsaufnahme vom 5. 
1882 in Berlin ist nunmehr festgestellt 
mach zählt Berlin 270,041 Haushaltungen, 
48381 anwesende. 22,982 vorübergehend ab⸗ 
ciende Personen, also eine Gesammtbevölkerung 
1171,3183 Personen. 
Gegen die Genußsucht.) In Arns 
atg sah sich die Regierung genöthigt, eine seit— 
bestehende, allein nicht beachtete Verfügung 
Rüchsicht auf die zunehmende Genußsucht im 
e wieder aufzufrischen, daß nämlich zu allen 
gen nur zwei Tage verwandt werden dürfen. 
Ieziell soll dadurch dem eingerissenen Unfuge einer 
.Nachfeier am dritten Tage vorgebeugt werden. 
(Stellenmangel.) In Nordhausen 
wen sich zu einer Lehrerstelle am dortigen Gym— 
sum, welche mit Z150 M. dotirt ist — Wohnungs⸗ 
huß wird nicht vergütet —, nicht weniger als 
Bewerber offiziell und 7 privatim gemeldet. 
Von der Größe der Krupp'schen Werke in 
sen hört man gelegentlich, wenige Etablissements 
Erde dürften dieselben an Ausdehnung erreichen. 
o wohnen in der Krupp'schen Arbeiterstadt 15,7 00 
heitet. Im Betrieb sind 439 Dampfkessel, 450 
mpfmaschinen mit 18,500 Pferdekräften. Die 
il der Oefen im Betriebe beträgt 1556 und die 
xHämmer 82 von 100 xg. bis 50,000 xg. 
tzeugt werden jährlich ca. 130,000 Tonnen Stahl 
d26,000 Tonnen Eisen. 
GODie größte Hochzeit,) die seit langer 
tim Amte Lünen (Hanover) stattfand, wurde 
22. Juni in der Brambauer gefeiert, denn für 
elbe waren etwa 600 Familien eingeladen nach 
gemeiner Schätzung 300 Personen anwesend. 
jelbe dauerte 3 Tage lang; interessant ist der 
rit derbundene Umzug durch das ganze Dor 
welchem in jedem Hause Kaffeegetrunken wird. 
dbeste Hochzeitsgast ist derjenige, der bei dieser 
degenheit die größte Quantität Kaffee vertilgen 
Gegen dengiftigen Kreuzotter— 
Die Spur, welche der Zahn einer Kreuz⸗ 
r zurückläßt, ist nicht viel größer als die eines 
delstches, an ein Aussaugen ist nicht zu denken. 
in sofortiges Ausbrennen, vielleicht mit der Ci— 
n, hat auch keinen Zweck, weil das Gift zu 
qin das Bliut tritt und das lokale Ausbrennen 
her nichtz hilft. Der Arzt, der nach einem 
dlangenbiß zu Rathe gezogen wird, kann nichts 
deres derordnen, als den Genuß alkoholhaltiger 
—A furchtbaren Wirkungen des 
tlangengiftes aufheben. Man muß aber in sol— 
im dalle tüchtig trinken und sei es selbst bis zur 
bußtlosigkeit. Auf einen tüchtigen Rausch kann 
igt ankommen, wo es sich um das Leben 
ndelt. Wer also jetzt eine Waldpartie macht 
n eine Begegnung mit Schlangen fürchtet, der 
w sich äne gehörige Quanfität Rum mit. 
r die liebende Gatlin wird gegen die Mit— 
n dieses Getränkes nichts einzuwenden haben, 
nn man ihr klar macht, daß es sich ebent um 
beben handeln kann. Wohlgemerkt: Der Rum 
wirkungslos, wenn man ihn schon vorher 
u Gemuͤthe fuͤhrt. 
Anstrengung beim Tanzen.) Man 
Mecuet, daß eine Dame in einer Ballnacht 
an jet gebräuchlichen Tänzen, wenn sie die⸗ 
alle mittanzt, nach Schritten gerechnet, einen 
we vier Meilen zurückiegt. Man denke sich 
hes zartes Wesen, mit engen Schuhen, von 
w turaßartigen Schnürleib zusammengepreßt und 
zewöhnlich nur auf den Fußspitzen hüpfend und 
nan wird über eine solche Anstrengung erstaunen. 
Sollte eine Dame in bequemstem Anzuge bei reinster 
Luft, auf den besten Wegen an einem Sommertagt 
in vierzehn Stunden vier Meilen zurücklegen, wahr— 
iich, sie würde glauben, es sei kein Ende. Sie 
vürde gewiß auf dem halben Wege ermattet liegen 
bleiben. 
F Am Gotthardtunnel trägt man sich 
nit dem Gedanken der Einrichtung einer elektrischen 
Fisenbahn. In der Nähe der Tunnelmündung gibt 
es viel Wasserkraft, welche zur Bewegung der Tur—⸗ 
zinen verwendet werden könnte. Durch den Tunnel 
müßte ein Kabel gelegt werden, auf welchem dann 
ein kleiner Wagen die elektrische Verbindung mit 
dem Zug zu Stande bringen soll, indem die Schienen 
ils Leitungsdraht für den Rückstrom benützt würden. 
Die Kosten der Einrichtung sind auf 180, 000 Lire 
herechnet. Dadurch würde eine große Ersparniß 
erzielt und die Frage der Ventilation 'gelöst sein, 
indem Niemand mehr durch den Rauch belästigt 
würde. 
f(Amerikanischer Humor.) Zum 
capitel Lehrernoth im amerikanischen Westen schreibt 
ein Newyorker Blatt: In Idaho rühmte ein Farmer 
kürzlich einer Gruppe neuer Einwanderer das Klima, 
den fruchtbaren Boden und dessen Produkte, und 
zielt dann eben etwas inne, als einer aus der Gruppe 
ragte: „Wie steht's denn mit den Erziehungsan— 
talten?“ — „Das ist das einzige woran es fehlt,“ 
intwortete der alte Mann mit einem traurigen Seufzer. 
„Wir haben Schulen genug, aber wir können keine 
Lehrer behalten.“ — „Weshalb denn?“ — „Nun, 
nehmt zum Beispiel meine Schul — sie liegt nur 
wei Meilen von dem nächsten Hause ganz vorzüglich 
auf dem Gipfel eines Hügels und bringt das größte 
Salair. Wir konnten doch keinen Lehrer über zwei 
Wochen behalten.“ — „Sterben Sie?“ — „Einigt 
chaten so, obwohl es kein Platz zum Sterben ist. 
Wir hatten einen jungen Burschen von Ohio; er 
hegegnete einem grauen Bären und pfiff nach ihm 
Der graue Bär kam. Wir hatten einen Andern 
und eine Wittwe rannte ihn nieder und heirathete 
ihn innerhalb eines Monats. Der Dritte war lahm 
und die Indianer holten ihn ein. Dann versuchten 
wirs mit Weibsleuten. Die Erste war verheirathet, 
he sie sich in der ersten Nacht hier niederlegte. 
Die Zweite nahm ich selbst in der Mitte der ersten 
Woche und die Dritte wurde von einem Postwagen⸗ 
räuber entführt.“ — „Warum nehmt Ihr denn 
nicht die häßlichste Hexe, die Ihr finden könnt — 
einen wahren alten Männerschrecken, wie jenes 
braune, triefäugige Weib, das dort trühen sitzt?“ 
— „Warum wir's nicht thun? Fremder, Ihr Leute 
aus dem Osten werdet uns Pionniere in der Welt 
niemals verstehen — niemals. Die dort ist ja 
mein Weib und sie war die Schönste im ganzen 
Triebe!“ 
FKandidatin für die Präsidentschaft der 
Vereinigten Staaten. Die seit einigen Jahren in 
England lebende bekannte Mrs. Viktoria Claflin 
Woodhull hat eir. Manifest erlassen, in welchem sie 
ihre Kandidatur für die Präsidentschaft der Ver—⸗ 
einigten Staaten bei der Wahl im Jahre 1884 
proklamirt und versichert, daß dieselbe durch eng⸗ 
lische Kapitalisten unterstützt werden würde. Mrs. 
Woodhull fordert zur Bildung von Comites in 
allen Städten Amerikas und Absendung von Dele— 
girten nach England auf, denen freie Fahrt gewährt 
werden soll. 
Auch eine Ueberraschung. Ein Mann im 
Westen Amerikas sagte seiner Tochter, daß, wenn 
sie lernen wollte zu arbeiten, er ihr eine Ueber⸗ 
raschung bereiten würde. Als sie die Hausarbeit 
konnte, überraschte er sie damit, daß er das Dienst⸗ 
mädchen wegschickte. 
F In den Vereinigten Staaten Amerikas prak⸗ 
ticiren jetzt schon beinahe 400 weibliche Aerzte, 
von denen der größte Theil sich in New⸗-York, 
Massachusetts und Pennsylvannien niedergelassen hat. 
Vor einigen Jahren noch gab es daselbst weibliche 
Aerzte nur als vereinzelte Ausnahme. — In Ruß 
land sind 12 weibliche Doctoren offiziel angestellt 
um Frauen in der Arzneikunde zu unterrichten, 
Dreißig Aerztinnen befinden sich im Dienste der 
Bemeinden, vierzig andere bedienen die Hospithäler. 
die Zahl der Studentinnen in Rußland ist eine 
tetig wachsende. — In Deutschland dagegen gehört 
die Wahl des ärztlichen Berufs seitens der Mädchen 
aund Frauen noch ju den seltenen Erscheinungen und 
zeschränkt sich selbst in den Hauptstädten die Thätig— 
eit weiblicher Aerzte meist auf die Behandlung von 
inderkrankheiten oder Zahn⸗ und Mundkrankheiten. 
Indessen ist auch hier eine Zunahme zu verzeichnen. 
— Eine Gräfin, welche alle Neuerungen abhold ist 
ind niemals mit der Eisenbahn fährt, hört von der 
allmählichen Abkühlung des Erdballs sprechen. „Ah,“ 
ruft sie einem der Sprecher mit triumphirender 
Miene zu, „wie könnte das auch ausbleiben! Ueber— 
all werden Tunnels gebaut und durch diese streicht 
der Zugwind, da muß doch die Erdrinde kalt werden.“ 
Ueber Submissionsunwesen. 
Nachdem in fast allen Gewerbevereinen der Pfalz 
schon seit längerer Zeit über die Submissionen und 
deren klägliche Folgen geklagt, besprochen und be—⸗ 
rathen wurde, hat bei der Ausstellung in Nürnberg 
ein Glasermeister diese Unsitte recht treffend bezeichnet, 
dadurch, daß er auf die Scheibe eines ausgestellten 
Fenster's den gold'nen Spruch eingraviren ließ: 
„Dem Handwerk hilft kein Reichsstatut, 
Die Submission macht es caput!“ 
Und wahrlich, mit ihm könnten noch gar viele 
Zandwerksmeister, welche auch schon in den näm— 
ichen Schuhen, wie der Nürnberger Glasermeister, 
teckten ausrufen: Treffender könnte der ganze Plunder 
zieser, für Deutschland so beschämenden erniedriegen⸗ 
den Gebrauchsweise nicht bezeichnet werden! Ist 
man einmal Augen⸗- und Ohrenzeuge bei solchen 
Arbeitsvergebungen gewesen, und hat den Kampf 
ehrlich oder unehrlich) mitangesehen, der da ge— 
ochten wird, so möchte Einem ob der vielgerühmten 
Hebung des deutschen Handmerks das Blut stille 
tehen. Ist denn nun Einer so glücklich, als Sieger 
aus einer solch erbitterten Schlacht hervorzugehen, 
dann geht zum größten Theile erst recht die Sorge 
und der Kummer beim Unternehmer an. 
Nicht genug, daß zu einer übernommenen Liefer⸗ 
ing die ganze Kraft und Kenntnisse eines soliden 
Meisters erforderlich sind, fällt größtentheils die Wahl, 
don den Behörden und Privaten auf Leute, die 
durch allzu hohes Abgebot sich in ein Geschäft ein⸗ 
drängen, was sie erstens nicht verstehen, und wozu 
zweitens ihnen die Mittel fehlen; denn wir könnten 
viele Beispiele anführen, wo die Definitivrechnungen 
ind die Auszahlung erst monates ja jahrelang nach 
exfolgter Arbeitsleistung erfolgten, und erst dann 
kamen, wenn der Uebernehmer vielleicht längst zu 
Brunde gerichtet war. Ob dies mit Recht so lange 
sich hinausziehen darf, wissen wir nicht. Das aber 
wissen wir, daß ganz fleißige und solide Meister 
durch derartige Hemmungen von Geldauszahlungen 
ür gelieferte Arbeiten jämmerlich zu Grunde ge— 
ichtet wurden. 
Ob dies die rechte Art und Weise ist, wie das 
)eutsche Handwerk zu Ehren gebracht und gehoben 
werden soll, begreifen wir nicht und glauben es 
auch nicht; leider aber geht der Krebsschaden an 
dem deutschen Handwerk immer weiter fort, bis 
Alles ruinirt ist. Wozu die Ausschreibungen, die 
Abhaltung von Versteigerungen der Arbeiten in 
ffentlichen Wirthshausern, bei Bier, Wein, auch 
Branntwein, wo sehr oft eine Benebelung den rechten 
Muth erst bringen muß? 
Man gebe doch die Arbeiten an bekannte solide 
Firmen privatim ab! Die Preise sind ja von den 
Baubehörden so niedergestellt, daß ehrlicher Weise 
ein Abgebot eher ein Aufgebot statthaben sollte bei 
)en an die Unternehmer gestellten Forderungen, und 
eilsche und markte nicht, und rechne nicht auf un— 
vissende Leute, die in die Angeln gehen sollen, dann 
st es mit dem vielbesprochenen Unwesen bei Sub—⸗ 
nissionen vorbei, die unvorsichtigen Handwerker 
ommen nicht in die Schlinge und daun in's Ver— 
derben, und das deutsche Handwerk kann sich dann 
eher zu dem entfalten, wozu es eigentlich bestimmt 
st, und zu dem kommen, was es früher war, und 
Riemand wird sich über diese Einrichtung beklagen, 
dielmehr den Tod der Submission, dieses Erbfeindes 
des Handwerks, freudig begrüßen. (Pf. V.) 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Kaiserslautern Frau Friederike 
Weil Wwe.; in Frankfurt Frau Anna Marie 
Schnabel, geb. Kirchner aus Kirchheimbolanden; 
n Landau Salomon Benedik, 28 J. a.; in 
Bergzabern Friedrich Rodrian, 25 J. a. in 
Reustadt Elise Reeh; in Schmittshausen das 
J. a. Söhnchen Eugen von Adolph Scheere r; 
in Elversberg die Z123 J. a. T. von Wirth Karl 
Zchaum,; in Dreisen Katharina Haag, geb. 
chöwes; in Göllheim Katharina Uhl, geb. Eidt, 
22 J. a.; in Dannenfels Carl Wendel Schneider.