ʒt. Jugberter Atzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
se St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmalz: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
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M —137.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 11. Juli. Die seitens unserer
uegsverwaltung plötzlich erfolgte Kündigung der
t hiesigen und auswärtigen Bäckermeistern für das
AUrmeecorps abgeschlossenen Brodlieferungsverträge
im heute im Collegium der Gemeindevollbemächt⸗
gten zur Sprache. Es wurde von allen Rednern
ase Maßnahme, welche die Folge der Errichtung
ner großen Regiebäckerei in Ingolstadt ist, die zu⸗
inftig alle Truppentheile mit Brod⸗-Rationen zu
xtsorgen hat, beklagt und es als eine Pflicht der
ʒtadtbertretung erachtet, gegen die Durchführung
erselben sowie zur Verhütung weiterer ähnlicher
regiebetriebe des Staates Schritte zu thun. Dem⸗
isolge wurde mit Einstimmigkeit der Beschluß ge⸗
it, den Magistrat zu ersuchen, nicht nur die von
resigen Bäckermeistern im bezeichneten Betreff an
as Kriegsministerium gerichtete Vorstellung zu be—
rworten, sondern zugleich dieses Ministerium auf
je Wirkungen der großen Ausdehnung des Regie⸗
etriebes überhaupt ernstlich aufmerksam zu machen,
aß nämlich die Bürger schwer geschädigt, der
vohlstand des Landes herabgedrückt und die Steuer⸗
raft gemindert wird.
Frankfurt, 13. Juli. Zu der von der
esigen Handelskammer an den Bundesrath ge⸗
ichteten Beschwerde wegen der besonderen Post⸗
verthzeichen Bayerns und Württembergs haben
ußer Darmstadt auch bereits die Handelskammern
u Offenbach, Mainz, Bingen, Koblenz, Barmen,
Junster, Bischweiler, Worms, Weimar und Ham⸗
zurg ihre Zustimmun erklärt.
Freiburg, 12. Juli. Die feierliche Kon⸗
etration und Inthronisation des Erzbischofs
on Freiburg und Metropolitans der oberrhein⸗
hen Kirchenprovinz, Dr. Orbin ist heute früh im
jeigen Münster durch den Bischof Hefele unter
isfenz des Bischofs von Fulda und des Koadjutors
on Straßburg vollzogen worden. Als Vertreter
cs Großherzogs wohnien der Oberstkämmerer Frhr.
. Gemmingen und der Schloßhauptmann v. Boh⸗
nholbach und als Vertreter der Regierung der
hräsideni des Ministeriums der Justiz Dr. Nokk
ind Geh. Referendar Joos der Feier dei. Morgen
indet im großherzoglichen Palais ein von den
ertretern des Großherzogs zu Ehren des Erzbischofs
Abin veranstaltetes Diner Stait.
Ausland.
Wien, 12. Juli. Die Presse erhält einen
iationellen Bericht über Skobeleffs Tod.
demnach bestätigte es sich, daß der General in
nem öffentlichen Haus, wo er mit drei Personen
zgien feierte, plötzlich gestorben wäre. Die Ge—
schaft, in welchet er verkehrt, wurde verhafiet.
e Todesursache ist Herzschlag in Folge eines
erdenüberreizes. Sie hatten zu Viert von 8 bis
Uhr Nachts zwölf Flaschen Kaiserbier und vier
lschen Champagner hetrunken. Slkobeleff's Leiche
urde Nachis insgeheim ins Hotel Dufaux überge⸗
rt. Die ruffische Polize selbst sahe sich zu
eser Veroffentlichung des wahren Sachverhaltes
— weil in Folge der unsinnigen Gerüchte,
Ige Deutschen Skobeleff vergiftet hätten, die
aauterung und Exzeßlust des Pöbels gegen die—
un bedenklich stieg.)
London, 12. Juli. Unterstaatssekretär Dilke
»ect auf eine Anfrage Northcotes, die Regier⸗
verde jeden möglichen Schritt für die Sicher—
ner Person des Khedivs thun, dessen Muth er
Samstag, 15. Juli 1882.
17. Jahrg. J
sobend hervorhebt. Arabi Pascha vertrete nicht die!
nationale Bewegung in Aegypten. Deutschland und
Desterreich seien die einzigen Regierungen, die bis⸗
jer auf das Bombardement hingewiesen und das—
elbe für völlig legitim erklärt hätten.
London, 13. Juli Aus Alexandrien wird
semeldet: Die gestrige Friedensunterhandlung war
ruchtlos. Sie erwies sich als ein egyptisches
Nanöver, dazu bestimmt, Zeit zu gewinnen. Es
var Truppenabzug mit militärischen Ehren gegen
die Uebergabe der Forts ausbedungen, allein Jouela
vies dies zurück. Die weiteren Operationen wurden
Jestern bei schwerem Seegange verhindert und man
nußte lange auf Eintreten der ruhigeren See warten.
London, 13. Juli. Die egyptische Armee
st auf dem Rückzuge in's Innere in völlige De—
noralisation gerathen. Die Sträflinge wurden ent⸗
assen und zündeten die Stadt an. Die hundert
kuropäer welche sich in hartem Kampfe den Weg
niach dem Strande bahnten, sind von den Flotten⸗
chiffern aufgenommen worden.
Alexandrien, 12. Inli. Vor Sonnen⸗
untergang haben 5 englische Schiffe außerhalb des
neuen Hafens Stellung genommen. Man vermuthet,
daß es in der Absicht liegt, die die Stadt beherrschenden
Forts zu beschießen, wenn das Bombardement wieder
roͤffnet werden sollte. Die weiße Fahne auf den
Forts weht noch immer. Die Feuersbrünste in
Aleüandrien nehmen große Verhältnisse an; man
persichert, die Stadt sei von den Einwohnern ver⸗
assen und den Arabern, den niederen Volksklassen
uind den Beduinen zur Plünderung preisgegeben.
Alexandrien, 13. Juli. Um 8 Uhr
Morgens landete eine Abtheilung Marinesoldaten
zur Recognoscirung; dieselbe fand die Stadt von
Truppen uud Einwohnern verlassen. Arabi hat
ich wahrscheinlich hinter der Stadt concentrirt.
Alexandria steht in vollen Flammen. Eine größere
Truppenmacht wird unmittelbar landen.
(Zur egyptischen Frage.) Die weiße
Flagge weht über der Stadt Alexandrien. Vorüber
—IDVD
rage, und je kürzer er gewesen, desto begründeter
it wohl die Hoffnung auf einen ferneren unblutigen
Berlauf. Arabi Bey, und mit ihm der Commandant
von Alexandrien, hat sich rasch der Ueberlegenheit
der Waffen und der Kriegsführung der Europäer
heugen müssen. Nur kurze Zeit hat die Hartnäckig⸗
eit der Nationalpartei der scharfen Sprache der
Zatling⸗Kanonen des englischen Geschwaders wider⸗
tehen können und in wenig Stunden hat der Ad⸗
niral Seymour die Schleifung der Befestigungen
rzwungen, die er trotz tagelang fortgesetzter Unter⸗
jandlungen und schließlicher Drohungen auf fried⸗
ichem Wege nicht erlangen konnte. Dadurch ist
England jeder Vorwand für eine weitere militärische
Action genommen und die schließliche Regelung
der egyptischen Angelegenheit wieder in die Hände
der Conferenz gelegt. Eine solche Lösung ist um
io wahrscheinlicher, da man in diplomatischen Kreisen
in der Auffassung festhält, daß das Bombardement
zurch die Nothwendigkeit Englands, die Wortbrüchig⸗
leit der egyptischen Regierung mit einer Action zu
heantworten, hervorgerufen wurde und insofern als
ine Episode anzusehen sei, neben welcher die diplo⸗
natischen Bemühungen ihren Fortgang nehmen
sönnen. Letzteres ist auch der Fall und handelt es
ich darum, die Uebereinstimmung für die an den
Zultan zu richtende Aufforderungsnote zu erlangen.
Nan hofft, daß dies zu erreichen sein wird und
laubt auch, daß der Sultan, da er in der Haltung
kEgyptens gleichfalls eine Wiedersezzlichkeit erblicken
nuß, sich schließlich doch zur Intervention verstehen
ürfte. Sollte die Pforte jedoch unwiderruflich bei
hrer Weigerung verharren, ss dürfte die Conferenz
zuf ihren früheren Plan einer combinirten Occupation
xgyptens durch England, Frankreich und Italien
urückkommen. Diese Annahmen beruhen auf der
»egründeten Voraussetzung, daß England sich mit
»er Demolirung der Forts respective mit deren Be⸗
etzung begnügt. Ist dies der Fall, so kann das
uropäische Concert als noch fortbestehend angesehen
verden. Geht England weiter oder bleiben die
Auseinandersetzungen zwischen den Mächten über
zie an den Sultan zu richtende Aufforderung, oder
vegen der mit dem Mandate eventuell zu be—
rauenden Mächte erfolglos, dann erst wird es an
der Zeit sein, andere Schritte in Betracht zu ziehen.
Jedenfalls hak der Wiederzusammentritt der Con⸗
erenz eine Verzögerung erfahren, da in Folge der
kreignisse vor Alexandrien die Pourparlers der
Mächte untereinander längere Zeit in Anspruch
iehmen.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
„. St. Ingbert, 14. Juli. (Allge⸗
meine Krankenunterstützungs- und Ster—
zekasse St. Ingbert.) Die Mitgliederzahl
zerselben ist in stetem Wachsen begriffen; so wur⸗
den in der letzten Verwaltungsraths-Sitzung wieder
'ünf neue ordentliche Mitglieder aufgenommen.
Roch im Laufe dieses Monats wird statutengemäß
ehufs Rechnungsablage und Berichterstattung über
den Stand des Vereins eine Generalversammlung
ibgehalten werden. Bis jetzt wurden an zwei
»orübergehend erkrankt gewesene ordentliche Mit-
zlieder Unterstützungsgelder ausbezahlt. Doch wurde
sie Kasse hierdurch nur unbedeutend in Anspruch
senommen und ist der Stand derselben in finan⸗
ieller Hinsicht ein sehr günstiger. Es kann darum
edem Handwerker, Arbeiter ꝛ⁊c., welchem im Falle
einer Erkrankung der Verdienst mangelt, der Bei⸗
ritt als ordentliches Mitglied aufs beste empfohlen
verden. Auf der anderen Seite dagegen sei unse⸗
cer bemittelten Bürgerschaft recht warm an's Herz
gelegt, das gemeinnützige Wirken des Vereins durch
den Beitritt als außerordeniliche Mitglieder nach⸗
jaltigst zu unterstützen.
*St. Ingbert, 14. Juli. Endlich ist in
)er Witterung der ersehnte Umschlag zum Bessern
ingetreten. Leider sieht es heute immer noch so
vus, daß unsere Hoffnung auf eine längere Pause
n der gewohnten Regenfluth der letzten Tage nur
ine geringe ist. Und doch thut intensiver Sonnen⸗
chein so seht norh!“
Niederwürzbach, 13. Juli. Wir er—
nnern uns. daß vor einiger Zeit der Wunsch aus⸗—
jesprocher? wurde, verehrliche Bahndirektion wolle
den Schnellzug, der morgens nach 7 Uhr in St.
Ingbert abgeht, 2 Minuten früher abgehen lassen,
damit er hier halten könne, was sehr im Interesse
der Bewohner des Bliesgaues, besonders derjenigen
der Bürgermeistereien Niederwürzbach, Aß⸗
veiler und Ommersheim läge. Einem fühl⸗
zaren Bedürfniß, einer Reihe von Orten würde
)urch diese Aenderung Rechnung getragen. Nun
ind aber schon einige Wochen verflossen, ohne daß
Wandel getroffen wurde und doch wäre es auf die
ingeführte Art so leicht zu helfen.
—t. Blieskastel, 13. Juli. Wie man hört,
oll die hiesige gewerbliche Fortbildungsschule auf⸗
ehoben werden. Bestimmtes hierüber liegt zwar