Full text: St. Ingberter Anzeiger

noch nicht vor, doch soll ein diesbezüglicher Stadt⸗ 
rathsbeschluß in Bälde bevorstehen. 
ABSieskastel, 183. Juli. Nächsten Sonn⸗ 
tag wird vom hiesigen Männergesangverein 
im Gartensaale der Frau Witb. toͤnig eine Abend⸗ 
Unterhaltung mit darauffolgendem Tanze abgehalten. 
Wir waren zwar von jeher gewohnt, im Verlaufe 
des Sommers einem Conzerte dieses Vereines an— 
wohnen zu können, — den Vereinsstatuten gemäß 
müßte es auch der Fall sein —, es scheint aber, 
daß die anberaumte Abend⸗Unterhaltung diese Lücke 
ausfüllen muß. 
Aus dem Bliesgau. Der lang an⸗ 
haltende Regen erfüllt unsere Landwirthe mit banger 
Sorge. Zunächst haben manche Oekonomen zu 
lange mit dem Mähen gewartet, und bekommen 
daher Heu, das nur sehr wenig Nährstoff hat. 
Aber auch die Früchte geben zu Besorgniß Anlaß. 
Durch die Nässe lagern sich die Halme, wodurch 
die Körner sich nicht gehörig entwickeln. Manche 
Zeute befürchten sogar, daß Kartoffelfäule eintreten 
könne. Baldiger Winerungswechseldürfte jedoch noch 
vieles verbessern. 
— Kusel 11. Juli. Das Ergebniß der in 
den kathol. Kirchen des jens. Baiyern zu Gunsten 
des Neubaues einer Kirche in Kussel abgehaltenen 
Zollekie beträgt Al 15,820.88. Der Ertrag der 
vor einigen Jahren in den tath. Kirchen der Pfalz 
zu gleichem Zwecke vosllzogenen Sammlung bezifferte 
ch auf 83,055 A Kus. Ztg.) 
gandau, 13. Juli. Das „Land. Tgbl.“ 
meldet berichtigend: Der in Nr 160 unseres Blattes 
nach dem Briefe eines in Munchen weilenden jungen 
Landauers an seine hiesigen Angehörigen mitge⸗ 
theilte Vorfall im „Cafè Roth“ (Etreit zwischen 
dem Corpsstudenten Biffar von Deidesheim und 
zweien Englandern) bedarf insofern der Berichtigung, 
Als das Rencontre nicht mit dem Tode Biffars 
radeie. Der Briefschreiber eninahm, wie uns aus 
Munchen mitgetheilt wird, die Nachricht einem dort⸗ 
igen Blatte, welches allerdings den Tod des Stu⸗ 
denten gemeldet hatte. 
ZIn der letzten Strafkammersitzung des Land⸗ 
gerichts Landau erhielt ein Ackerer von Walsheim 
für das muthwillige Beschädigen von Obstbäumen 
die harte aber gerechte Strafe von sechs Monaten 
Gefängniß. Es ist nur schade, daß die Urheber 
solcher Schandthaten in den meisten Fällen nicht 
nndeckt und zur Bestrafung herangezogen werden 
lonnen. 
Offenbach, 12. Juli. Heute wurden 
einem hiesiigen Bürger durch ruchlose Hand 288 
Hopfenstöcke abgeschnitten. Der Thäter muß ziem⸗ 
uͤch sicher gewußt haben, daß die betreffende Pflan⸗ 
zung die schönste des Besihers war. Es könnte 
Inter Umstanden, da dieses Jahr die Hopfengärten 
schlecht stehen, ein Schaden von 8300 M. ausmachen. 
Wie verlautet, will der Besitzer Demjenigen, der 
sichere Mittheilung über den Thäter machen kann, 
100 Mark Belohnung geben. (Cand. Tgbl.) 
— Im „pPf. K, beschwert sich ein Franken⸗ 
thaler, daß anf den pfälzischen Feuerwehr⸗ 
agen zu viel Zeit dem Vergnügen, zu wenig der 
Sache gewidmet werde. So sei es das letzte Mal 
n Ludwigshafen gewesen, so werde es voraussicht⸗ 
lich nächsien Sonntag in Neustadt sein. „Man 
ollte doch bei der Wichtigkeit des Löschwesens, bei 
hen Verbandstagen des ganzen Kreises dahin wirken, 
daß dem sachlichen Theil mehr Aufmerksamkeit ge⸗ 
vidmel wurde und daß den neugebacenen Feuer⸗ 
wehrmannern, deren wit durch die Organisationen 
der Landfeuerwehren Tausende haben, wenn sie den 
Feuerwehrtag besuchen, auch Gelegenheit geboten ist, 
u sehen und zu lernen. Eine vor der Hauptüb⸗ 
ung gut durchgeführte Schulübung mit sammtlichen 
oerãihen wäre ficher vom großem Werth, fachge⸗ 
maße Prüfung der ausgestellten Geräthe mit Ver⸗ 
offentlichung der Prufungsrefultate wäre ebenfalls 
am Platz.“ 
Bezuüglich der Beförderung von Depeschen 
aach Egypten gibt das k. Oberpostamt in Speyer 
annt. Die Linien der Ostkompanie sind in Egypten 
temporär unterbrochen. Telegramme nach Egypten 
zuf dem Wege über Malta oder Kandia werden 
qur auf Gefaͤhr der Aufaeber befoͤrdert. 
—— —— ⏑ 
Vermischtes. 
4 In der „Cob. Ztg.“ finden wir folgende 
Notiz: „Angefichts der zaͤhllosen Opfer, welche die 
Diphtheritis in den letzten Jahren gefordert hat, 
ist es herzlich zu wünschen, daß eine Kunde, welche 
aurz burg dus dem Juliusbospital der altbe⸗ 
rühmten Pflegestätte der Medizin, verlautet, sich 
destätige. Es soll nämlich einer der Assistenten 
des Professors Gerhardt eine große Reihe von Ver⸗ 
juchen mit einem neuen Mittel gegen die Diphtheritis 
zemacht haben, mit dem Chinolin. Chinolin ist 
ein Bestandtheil des Steintohlentheers und bildet 
mit der Weinsäure als weinsaures Salz eine gegen 
die Feuchtigkeit der Luft beständige Verbindung. 
Die Erfolge der Behandlungsweise jener entsetzlichen 
rantheit mit einer Losung des weinsauren Chino⸗ 
tins und noch mehr des reinen Chinolins sollen 
ausgezeichnete sein.“ 
FIn der „Kreuzzeitung“ liefert ein „Parla⸗ 
nentarier a. B.“ einige Randglossen über den 
jetzigen Reichstag. Der nicht mehr mandatbesitzende 
Mann ist natürlich ein laudator tomporis acti, 
in Tadier der Gegenwart; seine Ausführungen 
ind auch stellenweise etwas uͤberkörnig. Sehr derb⸗ 
vitzig ist dagegen die nachstehende Charakteristil 
Zugen Richters: „Herr Richter steigt aber die Leiter 
zoch etwas tiefer hiuab — er sagt wörtlich: „Uns 
eesselt wahrlich nicht Ehrgeiz an diesem Platz. Es 
zibt Viele, die in ihrem Berufe schwere Opfer 
hringen, um überhaupt hier sein zu können.“ Am 
Fude will sich Herr Richter auch unter Die, „die 
chwere Opfer bringen“, mit eingerechnet wissen! 
Der Reichskanzler sagte in einer Rede einmal, daß 
rr in schlaflosen Nächten in tiefer Bekümmerniß an 
die Zukunft Deutschlands denke, an die Moglichkeit, 
zaß das Werk, das er errichtet, wieder zertrümmert 
dücde — woran mag wohl Herr Richter in seinen 
Nächten denken? Er hat nur eine Furcht: daß das 
harieigezãnk aufhöre — denn was wäre er dann? 
hirchow wird, wenn er der Politik Valet sagt, ein 
zrößerer Gelehrter, Mommsen verwendei seine Zeit 
rützlicher, wenn er in römischen Urkunden stöbert. 
ꝛzuowig Löwe macht Revolver und Nähmaschinen, 
Zanel dozirt Staatsrecht und Verwandtes, Träger 
ertheidigt Raubmörder und dichtet — aber was 
nacht Herr Richter? Opposition? Das ist sein Be⸗ 
uf. Nebenberuf? Nichts. Er ist eben nur schlag · 
ertig“, und wenn es mit dem Schlagen vorbei ist, 
dann ist er fertig.“ 
p Monstre-Conzert.) In Metz auf der 
xFsplanade findet Donnerstag, den 20. Juli, Abends 
z Uhr ein Monstre⸗Conzert statt, bei welchem die 
13 Militärmufikcorps der dortigen Garnison, im 
Banzen 480 Musitker, mitwirken. Der Ertrag ist 
ür die Stiftung „Invalidendank“ bestimmt. 
In Gera ist auf Anregung der dortigen 
Aerzte feit Kurzem die Einrichtung getroffen daß 
imn sämmtlichen Schulen der Stadt während der 
Freizeit den Kindern ein Glas Milch verabreicht 
dird, und zwar nur gegen Marken, die vorher 
gelost sein müssen. (12 Stück 35 Pfg.) Arme 
Zinder bekommen die Milch gratis. Von der Stadt 
iind die nöthigen Geldmittel bereits bewilligt. Von 
der Bürgerschaft und den Lehrern ist die neue Ein⸗ 
ichtung mit Freuden begrüßt worden. 
Paris, 12. Juli. In der Rue Francois 
Miron hat eine Gas⸗Explosion stattgefunden, wo⸗ 
hurch 5 Menschen getödtet und 35 verwundet wurden. 
F In Paris ist ein großer Strile der Schuh⸗ 
macher ausgebrochen. Sie verlangen eine Erhoöh⸗ 
ang des Arbeitslohnes für das Paar Stiefel von 
5 Francs auf 7 Franes 60 Cent. Viele Läden sind 
Jeschlossen. Die Strikenden verlangen vom Ge⸗ 
Heinderaih eine Subvention von 80,000 Francs 
ind berufen sich in ihrer Petition darauf, daß die 
Siadi auch für das Rennen in Longchamp 50,000 
Franks bewillige. Im Weigerungsfalle drohen sie, 
Line Steuern mehr zu entrichten. In Lyon erhiel⸗ 
en karzlich strikende Arbeiter Unterstütungen aus 
der städtischen Kasse. 
r DrSiemens'russisches Abenteuer. 
Anser weltberühmter Mitbürger Dr. Werner Siemens 
jat troß seiner gewichtigen Beziehungen zur russischen 
ttegierung — er hat belanntlich fast alle Telegraphen⸗ 
eitungen in Rußland ausgeführt — auch einmal 
n dem Verdachte nihilistischer Umtriebe gestanden. 
Als vor wenigen Tagen die von Karl Feodorowitsch 
Ziemens, dem Bruder unseres Werner Siemens 
egründeie erste Kabelfabrik in Rußland eröoffnet 
vuͤrde, erinnerte bei dem aus diesem Anlasse ver⸗ 
instalieten Festbanket einer der Tischredner an dieses 
cht „russische“ Abenteuer, das vielleicht weniger 
jarmlos geendet hätte. wenn es heute, anstatt vor 
30 Jahren vassiri wäre. Anfangs der fünfziger 
Jahre namlich war Dr. Werner Siemens von dem 
—0 Grafen 
Aleinmichel eingeladen worden, nach Petersburg 
sommen. um mit ihm zum ersten Male wegen 
»er Anlage von Telegraphenleitungen zu konfern 
I. Siemens machte sih sosort auf die Reisen 
vurde an der russischen Grenze — verhaftei, wi 
r im schwarzen Buche der russischen Gehemroin 
der berüchtigten Dritten Abtheilung, verzeichnet 
als ein „höchst gefährlicher Ausländer“, auf de 
zu fahnden sei, wenn er sich jemals sollte aiden 
assen, das heilige Rußland zu betreten. Zur —* 
Tharakteristik seiner Schandthaten führte die Polizen 
sdie an, daß dieser hochst gefährliche Auslände 
im Jahre 1848 im Kieler Hafen unterseeische Minen 
nit elektrischer Zündung gelegt habe, um die gesamm 
dänische Flotte in die Luft zu sprengen, und deß 
er sogar im Auftrage der preußischen Regierun 
unterirdische“ Telegraphenleitungen angelegt n 
... Indbessen wartete Minister Graf Kleinmichel 
in Petersburg vergebens auf das ihm bereits ange— 
kündigte Eintreffen des berühmten Ingenieurs, un 
erst nach vielem Hinundherfragen erfuhr er dessen 
sicheren“ Aufenthaltsort. Der damalige General 
douverneur von Warschau, Graf Paskemitsch, mußt⸗ 
dersönlich interveniren, und es bedurfte seiner ganjer 
Energie, um der Geheimpolizei die vermeinuliche 
wichtige Beute abzujagen und den gefährlichen Aus 
länder, sowie dessen sehr sorgfältig untersuchte, der 
neintlich auch sehr gefährliche Reise-Effekten freizu 
hekommen. Nach mehreren Tagen Haft wurde dr 
Werner Siemens unter vielen Entschuldigungen 
ntlassen und konnte endlich nach Petrrsburg ab 
reisen. Aus dieser Geschichte geht zum mindeste 
die Thatsache hervor, daß die russische Geheimpolize 
chon vor 30 Jahren eine große Abneigung geqer 
uͤnterirdische Leitungen“ hatte .... 
30,000,000 Fasser ungereinigtes Petroleun 
ind in Pennsylvanien aufgespeichert, genug un 
ie ganze Welt für b Jahre zu versorgen, und troß⸗ 
dem dauert die Produktion stetig fort. 
(Aus Amerika.) Vor einigen Monaten 
angie der 12jahrige Kart Kempf mit seinen Elten 
ius Deutschland in New ⸗Yorl an und die Familt 
ʒezog eine Wohnung an der 3. Avenue. De 
Znaden bemachtigte sich, trotzdem er seine Eltern be 
ich hatte, das Heimweh. Vor etwa 6 Wodhen 
aßte der Knabe den Entschluß. Vater und Muttn 
u verlassen, und sein Heimathland wieder aujnu 
uchen. Es gelang ihm, sich unbemerkt aus den 
dause seiner Eltern zu entfernen; er ging nad 
Hoboken, schlich an den Bord des Dampfers „Gellert 
iind verbarg fich dort so gut er konnte. Als dr 
Dampfer die hohe See erreicht hatte, wurde de 
Junge entdeckt, aus seinem Verste hervorgeholt und 
ach einer gehörigen Strafpredigt Seitens des Kahi⸗ 
ang mit lechter Arbeit beschäftigt. Als der Dar⸗ 
ofer in Hamburg ankam, wollte der junge Bursqe 
iich eben auf den Weg ans Land machen, als ihr 
zet Kapitän festhielt und zu verstehen gab, daß e 
nit ihm nach- Amerika zurückfahren müsse, woe 
mn Abend des 80. Mai ankam und am 81. No 
einen Eltern in New⸗York zurückgegeben wurde. 
.,Der Dingsda“. Man kennt den Va 
Bictor Hugos, den er einer Frau aus dem Volh 
den Mand legt, welche er geringschäbig sage 
aßt: „I'en ai tant vu de rois!“ — Rachstehende 
dialog aus dem „Universel illuftré. ist ebenfel 
on adler unverfälschter Pariser Philosophie dunh 
peht: Mile. B. und Mile. C. steigen gegen — 
Abends im Vois aus ihrem Wagen, um eine llent 
Promenade zu machen. Eine Dictoria“ roll 
hnen vorbei, in welcher ein Mann sißzt, der si 
nicht sonderlich zu amüsiren scheint. 
,Wer ist den das?“ frägt Mile. B. ihre Freundn 
er kommt mir so bekannt vor.“ 
„Mir auch; mir scheint, er —“ 
ie hana habra; er ist — der — D 
„Welcher Dings?“ 
„Nun der — Dingsda — weißt Du 
richt? — Der Dingsda, der einmal Konig 
Spanien war.“ 
unter den kleinen Scherzen, die ihre “ 
ehung der berufssiatifisschen Aufnahme veran 
st der nachfolgende keiner der schlechtesten: —— 
Und dieser junge Mann — —6 
vabr? Wirth: Bitte, —— 
ciebervte derung, —X 
(Von Ernst O. Hopp.) 
i. c 
Es ist ja zweifelsohne richtig— daß ein — 
zerung der Ertrags⸗ und Produllonsfahigleit De — 
ands herbeigeführt werden kann. Von ann 
n bemüht man sich, der Londwirthschaft