Full text: St. Ingberter Anzeiger

zi. Iugherter Auzeiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
— 
St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blati kostet vierteliährlich 1 340 B einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 16 60 —, einschließlich 
Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die 40espaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 “, bei Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
Samstag, 22. Juli 1882. 
17. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Nünchen, 19. Juli. S. M. der König hat 
— Entschließung vom 9. ds. die 
waffnung der Infanterie⸗ und Jäger-Bataillone 
*I. Armeecorps mit Infanterie-Gewehren M,70 
hmigt und das Kriegsministerium zum Erlasse 
Vollziehungsbestimmungen ermächtigt. 
der preußische Gesandte beim Vatikan Dr. 
Schlözer, ist aus Rom über Leipzig am Mitt⸗ 
ich in Berlin eingetroffen und hat für die 
r seines Aufenthaltes dortselbst im Hotel du 
ud Wohnung genommen. 
zaiser Wiühelm ist am Dienstag Nachmit- 
m s Uhr im besten Wohlsein in Gastein ein⸗ 
xirofeen und von der dichtgedräugten Volksmenge 
menthusiastischen Kundgebungen empfangen worden. 
Statthalter Graf v. Thun⸗-Hohenstein, der 
indeshaupimann und die Spitzen der —AB 
marseien Se. Majestät am Fuße der Schloßtreppe. 
Kaiser begrüßte die Anwesenden aufs huld⸗ 
ihe. Von den Damen wurden dem Kaiser 
ahwolle Blumensträuße überreicht. Vor dem fest⸗ 
heschmückten Orte und auf dem Wege, welchen 
daiser passieren mußte, waren Triumphbogen 
FEmpfang. Nor dem Gasthofe hatte sich ein zahl⸗ 
reiches Publikum angesammelt, das sie mit lebhaf 
en Hochrufen begrüßten. Zu Ehren J. K. H. 
dohheit sindet heüute Abend bei dem deutschen Bot— 
chafter Prinz Reuß ein Diner statt. 
Paris, 19. Juli. Das Ministerium erlitt 
nn der letzten Stunde eine Niederlage über das 
—D 
»eute Nacht findet abermals ein Ministerrath statt. 
Neuern Berichten zufolge sollen sich die Demis⸗ 
ionsgerüchte nicht bestätigen.) 
Paris, 19. Juli. Die Kammer genehmigte 
die Creditforderung der Regierung mit 340 gegen 
36 Stimmen. Clemenceau bekämpfte die Aus— 
ührungen Gambettas und sprach aus, man dürfe 
»die Wuͤnsche der egyptischen Nationalpartei nicht 
uinbeachtet lassen. 
London, 19. Juli. Eine Besetzung des 
Zuezkanals durch englische und französische Trup— 
»en steht in sicherer Aussicht. Der Secretär der 
Admiralität, Bannermann, erklärte heute im Unter— 
jause, es sei bis jetzt nur ein einziges Mal vor— 
jekommen, daß ein Kriegsschiff, und zwar ein 
talienisches, andere Schiffe durch den Suezkanal 
degleitet habe. Umfassende Maßregeln zur Sicher⸗ 
ung der Europäer in Port-Said, Ismailia und 
Zuez seien getroffen. 
London, 20. Juli. Die Pforte hat die Ein⸗ 
hadung der Conferenz zur Intervention in Egypten 
thatsächlich abgelehnt, weshalb die Ausrüstung und 
Absendung von englischen Expeditionscorps nach 
Caypten verfügt wurde. 
Konstauntinopel, 19. Juli. Die Conferenz 
Jat heute in Therapia eine Sitzung, welche drei 
Stunden dauerte, abgehalien. — Die Feuersbrunst 
—B— 
und türkische Viertel. 
stonstantinopel, 20. Juli. Die Pforte 
hat die identische Note der Botschafter beantwortet, 
und schlägt eine neue Konferenz vor. 
Alexandrien, 20. Juli. Das Vorschieben 
der Vorposten von Seiten Arabi Bey's hatte heute 
Racht Befürchtungen eines Angriffes hervorgerufen. 
Soeben wird englischer Seits eine größere Recog- 
roscirung vorgenommen. Heute findet die Er— 
chießung mehrerer Mörder statt, die sich gegen 
Furopäer die scheußlichsten Grausamkeiten zu Schul⸗ 
den kommen ließen. Die Execution soll, um ein 
Exempel zu statuiren, durch egyptische Soldaten 
oöffentlich vollzogen werden. 
Die Vereinzelung des englischen Vorgehens in 
Egypten wird jetzt allseitig als Consequenz der 
Thatsache anerkannt, daß eben Niemand anderes 
einzuschteiten bereit war, und daß die Pforte bis- 
her zögerte. Dies übt auch großen Einfluß auf 
cine veränderte Beurtheilung der ganzen Situation 
aus. Man will über die Opportunitätsverhältnisse 
nicht mehr einfach hinweggehen, d. h. die nun 
einmal von England begonnene Aktion soll nicht 
auf halbem Wege aufgehalten werden. Dazu kommt 
noch, daß die englische Regierung mit ihren Ver— 
icherungen fortfährt, sie handle nur im Interesse 
kuropas, sie beabsichtige keine Beeinträchtigung der 
ürkischen Souveränetät und wolle keine egoistischen 
Zwecke verfolgen. Wenn nun auch Frankreich sich 
zn einer Billigung des englischen Vorgeheus oder 
zar zu einem Mitthun entichließt, so ergibt sich 
hieraus, daß die minder direkt interessirten Mächte 
ich mit den vollzogenen Thatsachen zu befreunden 
inschicken, vorausgesetzt, daß eben ihr Hauptinteresse, 
zie Verhütung einer weiteren Conflagration, de— 
wahrt erscheint und das englische Vorgehen die 
Aussicht auf Retablirung der früheren Ordnung 
ind auf die Wiederherstellung des früheren com⸗— 
nerziellen Verkehrs mit Egypten eröffnet. England 
jat so rasch gehandelt und die Pforte so lange 
Jezögert, daß selbst, wenn sie sich jetzt zur Aktion 
ntschlösse, sie die Arbeit, welcher diese gelten sollte, 
chon von England in Angriff genommen, vorfände. 
Wenn die Pforte also nun doch zur Aktion schritte, 
o hätte dies nur die Bedeutung, daß durch ihr 
Mitthun einer weiteren Beeinträchtigung ihres 
ouveränen Ansehens in Egypten vorgebeugt würde. 
dies ist auch der Grund, weßhalb sich für die Pforte 
eine Entschließung im Sinne der an sie gerichteten 
Note noch immer besser empfiehlt. 
Wie das syrische Blatt „El⸗Elfrat“ mittheilt, 
hsat der Statthalter von Syrien den Beduinen⸗ 
tämmen seiner Provinz eine Zuschrift der Pforte 
nitgetheilt, in welcher denselben bei Todesstrafe 
intersagt wird, Freiwilligendienste in der Armee 
Urabi Paschas zu nehmen oder sich an irgend 
inem Komplote zur Störung der Schifffahrt im 
Zuez⸗KHanale zu betheiligen. 
Lokale und pfalzische RNRachrichten. 
* St. Ingbert, 21. Juli. Sonntag, den 
30. Juli, findet in Zwei brücken das Bezirks— 
rurnfest für die Westpfalz statt. Am Vorturner⸗ 
kurs, Morgens um 8 Uhr, müssen sich betheiligen 
die Turnwarte und Vorturner der Vereine: St. 
Ingbert, Hornbach, Homburg, Kusel, Waldmohr, 
Wolfstein, Kaiserslautern, Kirchheimbolanden, Stetten, 
Pirmasens (Manner⸗;T.⸗V.⸗ und T.«V.), Rodalben 
ind Zweibrücken. Das Festprogramm ist folgendes: 
Vormttags: 1. Um 8 Uhr: Vorturnerkurs für Turn⸗ 
varte und Vorturner der Vereine des westlichen 
Bezirks des Pfälzischen Turnerbundes unter Leitung 
des Bundesturnwartes. 2. Empfang der Turnbrüder. 
3. Musikalischer Frühschoppen im Park (ohne Entrée). 
Nachmittags: 4. Puntt 1 Uhr 30 Minuten Festzug 
»om Maxplatze aus durch die Straßen der Stadt 
in den Park. 5. Daselbst Aufmarsch und 6. Frei⸗ 
lebungen sämmtlicher Theilnehmer. 7. Riegenturnen. 
3. Wetturnen. 9. Kürturnen. 10. Preise⸗Ver— 
heilung. Bemerkungen und Bedingungen. a. Wer 
seim Wetturnen konkurriren will, hat sich beim 
Turnvereine Zweibrücken schriftlich anzumelden. 
Mündliche Anmeldungen am Festtage im Park sind 
zis längstens um 10 Uhr Vormittags zu bethätigen. 
Zäumige sind von der Konkurrenz ausgeschlossen. 
d. Zu dem Weitturnen werden unter den gleichen 
Voraussetzungen auch Mitglieder von nachbarlichen 
uichtpfälzischen Vereinen gern zugelassen, und sind 
'ür dieselben besondere Ehrendiplome vorgesehen. 
e. Für die schon am Vorabend ankommenden Theil⸗ 
iehmer gesellige Zusammenkunft bei Restaurateur 
dallenbach. d. Bei ungünstiger Witterung tele— 
zraphische Abbestellung des Festes. Entrée 25 
Pfennig à Person. 
x* Gelegentlich der gestrigen allgemeinen Kon⸗ 
jerenz in Zweibrücken wählten die Mitglieder des 
Rfälzifchen Lehrerwaisenstiftes aus dem 
Bezirksvereine St. Ingbert-Blieskastel die 
herren Lehrer Drumm⸗St. Ingbert und Roth⸗ 
Blieskastel als Vertreter zu der im Herbste ds. Is. 
tattfindenden Generalversammlung in Kaiserslautern. 
lls Ersatzleute wurden gewählt die H.H. Haupt⸗ 
ehter Leibig-Blieskastel und Lehre Wagner— 
rimbach. 
* St. Ingbert, 21. Juti. Wie bereits 
wirch Annouce bekannt, macht unser Krieqer— 
notet. 
stöla, 19. Juli. Die Kölnische Volkszeitung 
woffentlicht die Antwort des preußischen Kultus⸗ 
insters von Goßler auf das Immediatgesuch der 
ichenvorstände wegen Rückberufung des ehemaligen 
nzbischofs Melchers. Der Kultusminister erklärte, 
sei nicht in der Lage, das Gesuch bei Sr. Ma⸗ 
at zu befürworten. 
Wie verlautet, hätte das englische Cabinet wegen 
8zgusammenstoßes zwischen englischen und 
uschen Matrosen in Mexraudrien, wobei den 
agländern die Schuld beizumessen ist, entsprechende 
rslläungen nach Berlin an das Auswärtige Amt 
angen jassen. (In Alexandrien feuerten englische 
d deutsche Matrosen aufeinander, indem sie sich 
genseitig für Araber hielten. Verwundungen 
en zum Glück nicht vorgekommen sein. 
der Bericht des Berliner amerikanischen 
cueralkonsulates für das mit dem 80. Juni endende 
weile Vierteljahr 1882 weist wiederum nach einer 
itheilung der „Nat.⸗Ztg.“, eine seht bedeutende 
mahme des Exports nach Amerika im Vergleich 
m entsprechenden Zeitraume des Vorjahres 
Der Bezirk Berlin hat allein seit dem 31. 
d. J. Waaren im Werthe von 4,5567, 123 
art erpottirt, um 2,764,954 Mt. mehr als im 
neten Vierteljahre von 1881, und alle übrigen 
msulatsbezirke weisen eine verhältnißmäßig starke 
mahme auf. An der Spitze steht Krefeld mit 
Steigerung von 3,360,219 Mk., sodann folgt 
men mit 1,742,659 Mk., Leipzig schließt sich 
L002,861 Mt. an; Chemnitz folgt mit einer 
mehme von 928,747 Mt., Hamburg mit 907,248 
— Bremen 703,662 Mt., Nürnberg mit 
9630 Mk. und in enisprechender Abstufung 
amen dann Sonneberg, Vugsburg, Stuttgart, 
Wden n. s. w. ihre Stellung ein. Die ge⸗ 
nmte Zunahme des Exports gegen das entspre⸗ 
ide Quartal des Vorjahres belauft sich auf, ca. 
Willionen Mark. 
Ausland. 
Wien, 20. Juli. Das deutsche Kronprinzen⸗ 
nit der Prinzessin Victoria ist gestern frü) 
er eingetroffen und im Hotel Imperial abge- 
en Nuf ihren Wunsch unterbliebh der offizielle