Full text: St. Ingberter Anzeiger

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ozl. Jugherter Amzeiger 
F J j 428 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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W 144. 
Montag, 24. Juli 1882. 
17. Jahrg. 
iti piel des Napoleonischen Frankreich warnen, in Eu-⸗Theil der Garde und Cavallerie Arabi's und gaben 
Politische Uebersicht. eine Art Censoren⸗ oder Schulmeisterrolle einige Schüsse auf dieselben ab. Die Egypter 
andern Mächten gegenüber üben zu wollen. Deutsch- flohen und ließen zwei Todte auf dem Platze zu⸗ 
land sieht seine Interessen sowie den europäischen rück. — Die Engländer occupiren Abukir und 
Frieden durch die Vorgänge am Nil nicht gefährdet; werden morgen Ramleh besetzen. Arabi erhebt eine 
nirgends macht sich auch nur im Entferntesten die Kriegscontribution, welche ungefähr 500,000 Pfd. 
Absicht erkennbar, die deutschen Interesse zu schädigen. Strl. betragen wird. Nach den durch den Khedive 
Jede andere Politik außer derjenigen, die ausschließe erhaltenen Berichten ist Arabi mit Kriegsmunition 
lich die deutschen Interessen berücksichtigt, würde zut versehen, aber seine Armee vermehrt sich nicht, 
die Regierung vor dem deutschen Volke nicht ver- da viele wieder dersertiren. 
treten können. .. 
Ausland. 
Das französische Expeditionscorps zur Be—⸗ 
wachung des Suezcanals wird 15,000 Mann be— 
ragen und aus Marinetruppen, algerischen Zuaven, 
Artillerie und den vierten Bataillonen des tunesischen 
Torps zusammengesetzt sein. Dasselbe befehligt 
GBeneral Thomassin, und wenn große Operationen 
dorgenommen werden sollten, General Gallifet. Das 
englische Corps ist ebenso stark und müssen beide 
tets in gleicher Höhe erhalten werden. Längs dem 
Tanal werden Befestigungen errichtet. 
Toulon, 22. Juli. 5000 Infanteristen und 
Marinesoldaten, welche die Avantgarde des franzö⸗ 
sischen Expeditionscorps nach Egypten bilden sollen, 
werden demnächst hier eingeschifft. 
Rom, 22. Juli. Die Regierung scheint jetzt 
entschlossen, jede Theilnahme an der Intervention 
in Egypten ohne gleichzeitige Theilnahme Deutsch⸗ 
ands und Oesterreichs abzulehnen. Die gesammte 
Presse, die „Opinione“ und „Rassegna“ ausge— 
iommen, schürt jedoch für eine Intervention, sogar 
Fanfulla“. 
London, 21. Juli. Die Königin hat den 
General Wolseley zum Oberstkommandirenden der 
Expedition nach Egypten und den General⸗Lieutenant 
Udy zum Generalstabs⸗Chef derselben ernannt. 
London, 22. Juli. (Unterhaus.) Kriegs⸗ 
ninister Childers verlangt einen Credit von 
2,300,000 Lstr. und Heeresvermehrung um 10,000 
Mann. 
London, 22. Juli. Aus Alexandrien wird 
von heute 10 Uhr Vormittag gemeldet: Soeben 
narschiren zwei Regimenter Infanterie und eine Es⸗ 
adron Kavallerie gegen Arabis Verschanzungen aus. 
Dder Kampf wird stündlich erwartet. Alle Europäer 
in Kairo sind durch Greuel theils vertrieben, theils 
getödtet. Das Land rings um Kairo ist in voll⸗ 
tändiger Anarchie. Die Eisenbahnzüge erreichen 
ur schwierig Ismalia. Die Kopten in Tantah 
hegehen die größten Grausamkeiten. Der Gouver— 
ieur von Port Said ist ein Freund Tewsiks, aber 
infähig, die Europäer zu schützen, weil der Truppen— 
ommandant ein fanatischer Anhänger Arabis ist. 
Bestern hielten alle Konsuln in Port Said eine 
Rersammlung im Hause des österreichischen Konsuls 
ab. Dieser erklärte, Beweise zu besitzen, daß Arabi 
den „heiligen Krieg“ und die Ausrottung aller 
Christen predige. Der österreichische Konsul schlug 
daher vor, jedes Konsultat solle 20 Mann von 
sedem Schiff der respektiven Nation als Schutz er⸗ 
jalten. Anfangs lehnten die Konsuln diesen Vor— 
chlag ab, weil die Anzahl ihnen ungenügend er⸗ 
chien; schließlich einigten sie sich aber dahin, den 
Admiral und die Kapitäne der Kriegsschiffe aufzu— 
fordern, sich zu erklären, welche Schritte sie zum Schutze 
der Europäer in Port Said zu thun gedächten. 
Alexaudrien, 22. Juli. Heute Morgen 
cückten 250 englische Jäger jenseits Mihalla bis 
auf eine Entfernung von sechs Meilen vor, um 
die Eisenbahn zu zerstören. Sie begeaneten einem 
Deutsches Reich. 
Berlin, 22. Juli. Der Reichsanzeiger publi— 
die internationale Reblausconvention und die 
mennung Aschenborn's zum Director im Reichs— 
atzamt. 
ian kriegsgerichtliche Urtheil über den des 
andesverraths angeklagten Obersteuermann 
seinling, der zum Berliner Hydographischen 
smt kommandirt war, ist am 13. gefällt worden. 
seber den Ausfall desselben verlautet natürlich bis 
gzt nichts, doch dürfte es ein Irrthum verschiedener 
— 
siefe erkannt sei, da dieser Fall nur eintreten könnte, 
denn der Landesverrath während Kriegszeiten be⸗ 
angen worden wäre. Ueberhaupt ist der ganzen 
Ingelegenheit von Anfang an in den Zeitungen 
ine Vedeutung beigelegt worden, die sie wohl 
hwerlich verdiente. Das Urtheil wird nach der 
nisetl. Bestätigung, wie wir hören, von Seiten der 
tsetl. Admiralitaͤt mit einem kurzen Bericht über 
ie ganze Untersuchung veröffentlicht werden. 
der „Reichsanzeiger“ meldet: Nach dem Final— 
oschluß der Reichshauptkasse sind im Etats— 
iht 1881/82 im Ganzen bei den ordentlichen Ein⸗ 
ahmen 25,902,517 M. mehr eingekommen. Unter 
herücssichtigung von 825, 402 M. Mehrausgaben 
zellte sich ein Ueberschuß von 25,077, 114 M. heraus 
voxin allerdings eine nicht wiederkehrende Mehr⸗ 
innahme von 9,065,000 Mark bei der Rüben— 
ieuer enthalten ist. Nach Abrechnung derselben 
ecbleibt ein Ueberschuß von rund 16 Millionen. 
Wohl in keiner Armee ist schon seit dem letzten 
serreichischen Kriege der Conserven⸗Verpflegung der 
rmeen im Felde eine größere Aufmerksamkeit als 
mder deutschen zugewendet worden. Auch haben 
xlauntlich diese Bestrebungen schon im letzten 
eutschefranzösischen Kriege der deutschen Kriegführung 
umentlich während des Loirefeldzuges von der 
weiten Schlacht bei Orleans bis zu der von Le 
lans die vorzüglichsten Dienste geleistet. Gegen— 
wärtig wird nun versichert, daß die deutsche Militär⸗ 
niendantur über einen Umfang von erprobten und 
dewähtten derartigen Nährmitteln für die Truppen 
vie für die Pferdeverpflegung verfügen soll, daß 
jorderlichen Falls dadurch der Verpflegungsstand 
der beliebig starken Armee auch in den ausgesogen— 
ien Gegenden auf eine unbegrenzte Zeit volllommen 
iher gestellt werden könnte. 
Ueder die Stellung Deutschlands zur egyp⸗ 
ischen Frage läßt sich die „Köln. Ztg.“ also 
Arnehmen: Die öffentliche Meinung wird wohl 
dutan thun, sich mit dem Gedanken vertraut zu 
uchen, daß die gegenwärtige egyptische Frage micht 
nhedingt als eine eüropäische belrachtei werden muß. 
ꝛeutschland hat mit derselben thatsächlich sehr wenig 
thun. Unsere Betheiligung an der Schifffahr' 
Suezkanal beträgt eiwa JpCt. der Gesammt⸗ 
tiffahrt, die der Englander über 75 7Ct. Für 
Mand ist die Sicherstellung des Suezkanals eine 
bensfrage; uns imteressirt dieselbe nur in ge— 
sem Grade. Eine große Nation hält ihre Poli— 
ederzeit innerhalb der Grenzen ihrer eigenen 
aucressen; sie wird ihren Einfluß nicht in den 
enst der Interessen anderer Rationen stellen und 
ne Mitwerantwortlichkeit für die Mittel übernehmen, 
dY welche diese sich veranlaßt finden können, ihre 
ctessen sicherzustellen. Die deutsche Politik ver⸗ 
det jede Parteinahme und laßt sich, wie bereits 
deachtenswerther Stelle gesagt. durch das Bei— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 24. Juli. Der gestrige 
Sonntag war in Folge der hübschen Witterung in 
zanz ungewohnter Weise zu Ausflügen und zum 
Abhalten von Festlichkeiten im Freien geeignet und 
wurde demgemäß auch von unserer Bevölkerung in 
Hinsicht beider Punkte fleißig benutzt. Eines be—⸗ 
jonders zahlreichen Zuspruchs hatte sich die am 
stachmittag vom „Casino“ zur Feier seines 10- 
ährigen Stiftungsfestes veranstaltete Waldpar— 
hie im Mühlenthal zu erfreuen. Auch mehrere 
auswärtige Vereine, vom „Casino“ mit Musik und 
Fahne empfangen, hatlten sich zu derselben einge— 
fsunden. Bis zum Abend herrschte im kühlen 
Waldesschatten bei Musik und Gesang ein reges 
Leben und Treiben, das in nicht geringem Maße 
von dem guten „Stoff“, den die verschiedenen 
Wirthe zum Ausschank brachten, gehoben wurde. 
Rachdem die fremden Vereine ihre Heimkehr ange— 
treten hatten, setzte das „Casino“ die Unterhaltung 
in seinem Vereinslokale bei Frau Wwe. Grewenig 
noch fort. — Etwa 30 Mitglieder des Krieger— 
Vereins hatten per Wagen einen Ausflug nach 
Neunkirchen gemacht, um sich dort an dem Be— 
zirksfeste der benachbarten preußischen Kriegervereine 
zu betheiligen. — Auch der Turn-Verein war 
mit Pfeifern und Trommlern in die Nachbarschaft 
usgezogen. 
* St. Ingbert, 24. Juli. Gestern Morgen 
jatie sich das Commando unserer Feuerwehr nach 
dassel begeben, um dort bei Organisirung einer 
Feuerwehr durch Rath mitzuwirken. Am Nach— 
mittag wohnte eine Deputation der Hauptübung 
der Feuerwehr zu Ensheim daselbst an. 
m. Ausdem Kantone Waldmohr, 22. 
Juli. Vorgestern fiel der Metzger und Ackerer 
Adam Moritz von Schmittweiler so unglück— 
lich in eine Sense, daß ihm dieselbe in den Unter⸗ 
leib eindrang und er gestern Morgen an der Ver⸗ 
setzung starb. Der Verunglückte hinterläßt eine 
Wittwe und mehrere noch unversorgte Kinder. Es 
st dies derselbe Moritz. der vor einigen Jahren im 
Dom zu Spehyer einen unangenehmen Auftritt da⸗ 
durch hervorrief, daß er in einem Anfall von Geistes⸗ 
törung während des Gottesdienstes die Kanzel be⸗ 
ttieg und zu reden anfing. 
— Auf Grund einer von der betreffenden dazu 
vom Otterberger Gemeinderathe erwählte Kommis-⸗ 
iion vorgenommenen Abschätzung des Schadens, 
velchen am 25. Juni ds. Is. der Hagelschlag in 
der Gemarkung Otterberg anrichtete, soll sich 
aach einer Mittheilung der Pfälz. Voltsz. der Schaden 
an dem Korn und den Getreidefeldern zu einer 
ꝛnormen Höhe gestalten. Es veranlaßt dies den 
vohl gerechtfertigten Wunsch, man möge eine amt⸗ 
iche Publikation dieser Abschätzung herausgeben, 
um Gewißheit über die Größe des Schadens zu haben. 
— Ende September wird in Dürkheim ein 
WBeinbau⸗Kongreß, verbunden mit einer Ausstellung 
der neuesten Kellergeräthe. abgehalten