Full text: St. Ingberter Anzeiger

denselben Anwendung. — Alle eingehenden Gelder 
sind vor Ende des Monats beim Vorschuß-Verein 
St. Ingbert verzinslich anzulegen und hat der 
Rechner dem J. bezw. II. Vorstande am ersten eines 
jeden Monats schriftlichen Rapport einzureichen. — 
Fragen und Fälle, welche in den Statuten der 
Sterbekasse nicht vorgesehen sind, sind nach den 
Statuten des Kriegerveceins zu behandeln. 
* St. Ingbert, 1. August. In unserem 
Saison-Theater kommt morgen (Mittwoch) Abend 
zum Benefize von Frl. Philippine Schroth 
das dramatische Gedicht: „Griseldis“ von Fried⸗ 
rich Halm zur Aufführung. Unser zahlreiches 
theaterliebendes Publikum erlauben wir uns hiermit 
auf diese Vorstellung ganz besonders anfmerksam 
zu machen. „Griseldis“ ist eines unserer besten 
Bühnenstücke, reich an ergreifenden und packenden 
Momenten, in dem die wahre Liebe des Weibes 
ihre schönsten Triumphe feiert. Die Titelrolle liegt 
in den Händen der Benefiziantin Frl. Phil. Schroth, 
deren schauspielerisches Talent uns ja schon so 
manchen angenehmen und genußreichen Abend 
bereitt hat. Indem wir ihr zu ihrem 
morgigen Auftreten den besten Erfolg wün— 
schen, sei gleichzeitig ihr Benefiz auf's Wärmste 
empfohlen. 
*— Nachträglich gingen für die Errichtung 
eines bayerischen Kriegerdenkmals auf dem Schlacht⸗ 
felde von Wörth-Fröschweiler aus den beiden Be— 
zirkksämtern Zweibrücken und Homburg noch 
ein 308 Mk. 86 Pf. Es erhöht sich damit die 
in den genannten Bezirksämtern zu dem angegebenen 
Zwecke gesammelte Summe auf 1978 Mk. 15 Pf. 
*— Das gelegentlich des Bezirksturnfestes 
in Zweibrücken am Sonntage stattgehabte Wett⸗ 
kurnen mußte in Anbetracht des Regenwetters 
im Fruchthallsaale abgehalten werden. An dem— 
selben betheiligten sich 441 Turner, wovon 17 sich 
Preise gewannen. Auf den Turnverein Zweibrücken 
fielen 5 Preise (darunter auch der J. Preis), auf 
den Turnverein Kaiserslautern 5, auf den Männer⸗ 
turnverein und Turnverein Pirmasens 8 und auf 
die Turnvereine Kirchheimbolanden, St. Johan aS., 
Malstatt und Frankenthal je 1. 
— Aus der Pfalz. Unsere Provinz wird 
neuerdings mit Circularen Frankfurter Bankhäuser 
überschwemmt, worin dieselben zum Kaufe von 
Anlehensloosen u. s. w. auf Ratenzahlung ein⸗ 
laden. Diese Anerbietungen erweisen sich insoferne 
als schwindelhafte, als von diesen Bankhäusern für 
derartige Loose Preise verlangt werden, welche den 
witklichen Werth derselben um ein Drittel und mehr 
übersteigen. Dabei sind die Bedingungen in einer 
Weise gestellt, daß z. B. die Nichteinhaltung auch 
nur eines Termins den Verlust der ganzen Ein— 
zahlung zur Folge hat. Wir können deßhalb nicht 
dringend genug vor einer Theilnahme an einem 
derartigen Unternehmen warnen. 
— Zweibrücken. Zum Vorsitzenden der 
am 18. September beginnenden 3. Schwurgerichts⸗ 
periode 1882 wurde der kgl. Oberlandesgerichts⸗ 
rath Hessert ernannt. 
— Eine Brauerei in Pirmasens beabsich— 
tigt, an Stelle der mit Luftdruck betriebenen Bier⸗ 
pression, eine solche mit Wasserdruck aufzustellen, 
wodurch die Mißstände, welche vielen Biertrinkern 
den Genuß des durch Luftdruck aus dem Keller 
heraufgetriebenen Getränkes verleidete, beseitigt wer⸗ 
den sollen. 
— Neustadt, 29. Juli. Gestern stürzte 
hier im Thal ein 24jähriges Mädchen, das eine 
aus dem Fenster fliegende Postkarte erhaschen wollte, 
aus demselben, blieb mit den Kleidern hängen und 
fiel so unglücklich auf die Treppe, daß es einen 
Bruch des linken Schlüsselbeins und wahrscheinlich 
auch der Hirnschale erlitt. Die Unglückliche ist bis 
jetzt noch bewußtlos; an ihrem Aufkommen wird 
gezweifelt. (Ggw.) 
— Dürkheim, 31. Juli. In einer Ver⸗ 
sammlung der Vertrauensmänner des liberalen 
Wahlvereins aus hiesigem Kantone, welche vorgestern 
hier unter Vorsitz des Reichstagsabgeordneten Dr. 
Buhl stattfand, wurden mehrere Beschlüsse gefaßt, 
welche sich auf die allgemeine Wähler⸗Versammlung 
der liberalen Partei bezogen, welche am 6. August, 
Nachmittags 83)2 Uhr, zu Neustadt im Saalbau 
abgehalten werden soll. Bei dieser Gelegenheit 
machte der anwesende Vertreter unseres Wahllkreises, 
Senatspräsident Petersen aus Colmar auf Wunsch 
Mittheilungen über die allgemeine politische Lage 
und insbesondere über die Stellung der national⸗ 
liberalen Partei zum Tabalsmonopol. In Folge 
Aieser Aufschlüsse faßten die Veranstalter der ge⸗ 
»lanten Adresse an den Reichskanzler im Einver⸗ 
tändnisse mit der Versammlung den einstimmigen 
Beschluß, von der Absendung derselben Umgang 
nehmen zu wollen. (Dürkh. Anz.) 
— Bergzabern, 29. Juli. Auf der hiesigen 
Bahnstation wurden bis jetzt nicht weniger als 33 
Itr. Heidelbeeren eingeladen und nach auswärts 
ersandt. 
— Grünstadt, 28. Juli. Wohin jugend⸗ 
licher Leichtsinn führen kann, konnten wir gestern 
Mittag sehen. Zwei Knaben aus Sausenheim suchten 
reinen dritten 11jährigen Knaben mittelst eines 
Seiles die Scheune empor zu ziehen. Jedenfalls 
war ihnen der hiesige Markt mit seinen Seiltänzer— 
geschichten noch stark in Erinnerung. Der Knabe 
war bereits schon oben angekommen, als er herunter⸗ 
fiel. Der Arzt konstatirte starke Verletzung an der 
dunge. 
— Speyer, 28. Juli. Der Verwaltungs⸗ 
rechtssenat der kgl. Regierung der Pfalz hat am 
.IJ. Juli c. bezüglich des Ausschankes des eigenen 
ẽrzeugnisses durch Bierbrauer eine wichtige Ent— 
cheidung erlassen. Er hat nämlich ausgesprochen, 
aß seit dem Inslebentreten der Novelle zur Ge— 
verbeordnung vom 23. Juli 1879 und der Ver—⸗ 
»xdnung vom 8. August 1879 auch in der Pfalz 
die Bestiimmung des Art. 9 lit. b Ziff. 1 des Ge— 
verbegesetzes vom 30. Januar 1868 in Kraft ge⸗ 
reten sei. Hiernach bleibt der Ausschank des eigenen 
krzeugnisses der Bräuer ohne Konzession diesen 
nur in einem hiefür bezeichneten Lokal und auf 
hren Lagerkellern gestattet; jede weitere Schankstätte 
derselben ist als konzessionspflichtig zu betrachten. 
— Im Monate Oktober ds. Is. wird in den 
Räumen der kgl. Lehrerbildungsanstalt zu Speyer 
zie Prüfung für Lehrerinnen der Musik an Fort⸗ 
zildungsschulen und an höheren weiblichen Unter—⸗ 
richtss und Erziehungsanstalten pro 1882 abge— 
halten werden. Als Tag des Beginnes dieser 
Prüfung ist der 5. Oktober 1882 festgesetzt. Die 
Besuche um Zulassung zu dieser Prüfung sind 
pätestens bis zum 10. Sept. l. Is. bei der kgl. 
Regierung der Pfalz, Kammer des Innern, ein⸗ 
zureichen. 
— Sämmiliche 39 Zöglinge des V. Curses 
der kgl. Lehrerbildungsanstalt in Speyer haben 
die Austrittsprüfung bestanden. Von diesen Ab— 
solventen gehen 37 zur Praxis in den pfälzischen 
Volksschuldienst, während zwei in ihrem Heimaths⸗ 
lande, dem oldenburgischen Fürstenthum Birkenfeld, 
Verwendung finden werden. 
— Der Postanweisungsverkehr im Oberpost⸗ 
mtsbezirk Speyer pro 1881 weist folgende 
Zahlen auf: Einzahlung 269.647 Stück und 
16.723. 183 M. Auszahlung: 232.539 Stück und 
15. 593. 788 M. Mehr gegen das Vorjahr einge⸗ 
ahlt: 14.765 Stück und 1034.724 M.; ausge— 
ahlt: 3999 Stück und 777.3609 M. 
— S. M. der König hat der von dem 
Rentner H. Hilgard in New-York mit einem 
dapitale von ca. 55,000 Mk. für Studirende aus 
zem Regierungsbezirke der Pfalz begründeten Sti— 
jendiendienst unter dem Namen: „H. Hilgärd'scher 
dreisstipendienfonds“ die landesherrliche Bestätigung 
ertheilt und gestattet, daß dieselbe unter dem Aus⸗ 
drucke Allerhöchster Anerkennung des von dem Stifter 
neuerdings bekundeten regen Gemeinsinnes durch 
zas Ministerialblatt für Kirchen- und Schulange—⸗ 
egenheiten öffentlich bekannt gegeben werde. 
Vermischtes. 
F München. Das Ergebniß der mit den 
Wehrpflichtigen des Jahrganges 1881 vor⸗ 
senommenen Prüfung ist Folgendes: Oberbayern 
2506 geprüfte Rekruten, mit mangelhafter Schul⸗ 
bildung 1(0,04 pCt.), Niederbayern 2064 gepr. 
Rekr., mit mangelh. Schulbild. 6 (0,29pCt.) Pfalz 
2150 gepr. Rekr., mit mangelhafter Schulbildung 
b (0,28pCt), Oberpfalz und Regensburg 1685 gepr. 
Rekr.,, mit mangelh. Schulbild. 7 (0,41p6t.), 
Iberfranken 4019 gepr. Rekr., mit mangelhafier 
Schulb. 5 (025pCt), Mittelfranken 1916 gepr. 
Rekr., mit mangelh. Schul. O, Unterfranken und 
Aschaffenburg 1953 gepr. Rekr., mit mangelhafter 
Schulbildung 1 (0, O5pCt.) Schwaben und Neuburg 
1967 gepr. Rekr., mit mangelhafter Schulbildung 
C(0, OspCt.) 
f Langenschwalbach, 24. Juli. (Ein 
djähriger Mörder. Gestern Nachmittag wurden 
ie Leute in der Nähe der Herber'schen Villa durch 
inen Schuß und darauf ertönenden entseglichen 
Schrei tief erschreckt. Man eilte herbei, dran 
das Haus und fand das Dienstmädchen der van 
in seinem Blute liegen. Der junge Herber 
Znabe von 9 Jahren hatte sich mit dem —*8 
vie es scheint, überworfen, darauf das bin 
eines Vaters genommen, es wie man sich 9* 
zeladen und die Unglückliche durch einen Schu 
niedergestreckt. 
F Neunkirchen, 29. Juli. Wie die S. 
u. Bl.⸗Ztg.“ vernimmt, hat die von dem ku, 
dirchenvorstande zu Spiesen beabsichtigte Ha 
dollekte bei den datholischen Bewohnern der Rhein 
wovinz, behufs Aufbringung der Mittel für du 
kErweiterungsbau der Pfarrkirche, die höhere 6. 
aehmigung erhalten. 
Stuttgart. Der V. deutsche Bägderhge 
vird vom 3. bis 6. Sept. hier tagen. Für die m 
»emselben verbundene Bäcker⸗, Konditor⸗ und Koch 
Ausstellung hat der König Medaillen bewilligt 
Die Betheiligung an der Ausstellung verspricht sch 
ege zu werden. Am 10. August schließt der da 
min, bis zu welchem Anmeldungen erfolgen können 
(Jugendwehr in Frankfurt.) da 
„B. T.“ theilt als Ergünzung zu seinem von un 
n Nr. 145 des „Anz.“ gebrachten Artikel ühe 
„‚die militärische Ausbildung der Jugend, mit, daß 
s bereits in der Absicht liegt, in Frankfurt a. M 
ꝛine Jugendwehr in das Leben zu rufen. Dieselbe 
oll eine kleidsame Uniform und Bewaffnung er— 
halten und den Zweck verfolgen, die körperliche Kraft 
der Jugend durch Exerzitien aller Art zu stählen 
sowie dieselbe in Geist, Theorie und Praxis mili 
ärisch auszubilden. Nach den Statuten wird be— 
absichtigt, ein Bataillon Infanterie, bestehend au 
wei Altersklassen vom 12. bis 15. und vom 16 
his zum 20. Lebensjahre, in vier Kompanien ge 
heilt zu formieren. Die Stärke desselben ist auf 
314 Mann intkl. der Offiziere festgesetzt. Das Ba— 
aillon wird gebildet aus 2 Kommandeuren (frühert 
iktive Offiziere.) 4 Hauptleuten, 12 Lieumans, 
1Adjutant, 1 Fähnrich, 4 Feldwebeln, 16 Tambour 
und Pfeifern, J Tambourmajor, 48 Unteroffizieren, 
96 Gefreiten, 720 Mann, 1 Oberlazareitgehilfen, 
4 Lazarettgehilfen. Das provisorische Komitee, bon 
welchem einzelne Mitglieder dem Offizierstande an⸗ 
gehören, hat bereits auf Grund der sorgfältig auß⸗ 
zearbeiteten Statuten unterm 19. April cr. das 
Polizeipräsidium zu Frankfurt a. M. um dessen Ge⸗ 
nehmigung ersucht. Die k. Regierung zu Wiesbaden 
verhält sich jedoch gegen das Projekt ablehnend 
hauptsächlich wegen der Bewaffnung mit Gewehren 
oder imitierten Gewehren Feldmarschall Molthe, 
in den sich das Komitee wandte, erwiederte, daß 
es vom militärischen Standpunkte aus für sehr 
wvünschenswerth erachtet würde, wenn das geplante 
Unternehmen und zwar in der Weise, wie es dat 
domitee beabsichtige, zu Stande käme. Das Komitet 
zat sich nun an das Ministerium des Innern ge 
vandt, worauf eine Resolution bis jetzt noch nich 
erfolgt ist. 
f(Gunglückverhütet.) In Hagen bemerhe 
der Heizer eines dortigen Fabrick-⸗Etablissemens bein 
kinwerfen von Steinkohlen in den Ofen, daß er 
mit einem seiner letzten Würfe einen grauen und 
gefüllten Beutel mit hineingeworfen habe. Rasch 
nischlossen holte er denselben wieder heraus, und 
als er nunmehr den Inhalt untersuchte, entdeln 
er, daß sich Sprengmasse in dem Beutel befand 
die Vorsicht des Heizers hat das Etablissement du 
nem entfetlichen Unglücsfalle bewahrl, weshalt 
ie ihm von seinem Chefs angewiesene Geldbelohn— 
ung eine wohlverdiente war. 
f(Wurst wider Wursi.) Die alte Chron 
ꝛer Siadt Hildesheim berichtet: Ein Fuhrmann 
samens Teichler, der wegen seiner GEulen spiegelen 
errufen war, wedte eines Nachts seinen Sohn m 
zen Worten: Junge, steh upl“ Er befiehlt ihn 
ich anzulleiden, führi ihn dann zum Hause de 
rsien Vuͤrgermeisters, pocht dessen Leute aus den 
Schlafe und verlangt vorgelassen zu werden. 7 
Zlauben, es handle sich um eine wichtige c 
ingelegenheit, weckten die Leute den virgemnw 
ind dieser empfängt Teichler, welcher das Stadn 
saupt „mit Gebührlichkeit und Referenz. thegt 
dann spricht er zu seinem Knaben: „Sieh, 
s det Recht von een Börger, dat he in ghin 
eder Tiht (Zeit) den Borgemester sprelken an 
Richts vor ungui, Herr Borgemester.“ Dann * 
ernt er sich mit einem schlichten Nachtgrut 
Ztrafe folgte natlirlich auf dem Fuße. — 
ächssen Tage wurde Teichler durch Stadtson 
ꝛerhaftet und in den „bürgerlichen Gewahrsam