Full text: St. Ingberter Anzeiger

-GEPfälz. Gewerbemuseum.) Zum Conservator 
und Bibliothekar am Pfälz. Gewerbemuseum in 
daiserslautern wurde nach der „Kais. Z.“ 
herr Dr. Paul Schönfeld aus Dresden ernannt. 
— Dürkheim. Vom 17. bis 19. Sep⸗ 
sember findet hier der deutsche Weinbaucongreß 
sttatt. Wegen dem Arrangement desselben war 
ietzter Tage Prof. Dahlen aus Geisenheim hier 
anwesend. Das Programm weist zahlreiche Fach⸗ 
porträge, Ausflüge nach Herxheim, Ungstein, Dei— 
desheim, Forst, sowie auf die Limburg, ferner eine 
»engalische Beleuchtung des Curgartens u. a. auf. 
Fine Ausstellung von Kellereigeräthen, sowie von 
Trauben und Obst soll damit verbunden werden. 
— Freinsheim, 1. August. Herr. Dr. 
E. Heiner, derzeitiger Direktor der Wollfettge⸗ 
winnung der Kammgarnspinnerei Kaiserslautern, 
wird die Leitung dieser Fabrik niederlegen und eine 
zigene Fabrik gleicher Branche in Eßlingen (Württem⸗ 
derg) errichten. 
— Frankenstein, 2. August. Der kgl. 
Forstgehilfe, Herr Moriz Hann von Meybern, 
welcher seit Beginn der Jagd — 1. Juni — bereits 
16 Rehböcke auf der Dürkheimer-Frankensteiner Wald⸗ 
jagd geschossen hat, hatte heute früh noch das seltene 
Glück einen Capital⸗Hirsch (Fehnender) in der Nähe 
der Isenach zu schießen. 
— Die Direktion der Pfäl zischen Bahnen 
jat in anerkennenswerther Weise sämmtlichen Krie⸗ 
gern, welche an dem Verbandstag der pfälzischen 
Kriegerbereine und Fahnenweihfest des Kriegerver⸗ 
eins zu Lambsheim am 6. August nächsthin 
sich betheiligen wollen und sich als Mitglieder eines 
Kriegervereins ausweisen können, eine Fahrtarer⸗ 
mäßigung von 50 pCt. bewilligt. 
Se. Excellenz der k. Regierungspräsident 
der Pfalz, Herr von Braun, ist, wie die „Sp. 3.“ 
nittheilt, nach einem mehrwöchentlichen Aufenthalt 
n Kissingen im besten Wohlsein nach Speyer 
urückgekehrt. 
— Dem Vorgange verschiedener anderer pfäl⸗ 
zischen Städte folgend, hat der Stadtrath zu 
Frankenthal in seiner heutigen Sitzung den 
Beschluß gefaßt, daß das Blut von geschächteten 
Thieren nicht mehr als Nahrungsmittel verwendet 
werden darf. 
— Auf die Verhandlungen der Aer ztehkammer 
der Pfalz im Jahr 1881 erging nach Einvernehmen 
des Obermedicinalausschusses folgende Verbescheidung 
seitens des Ministeriums des Innern: 1) Hinsichtlich 
der von der Aerztekammer angeregten ärztlichen 
Untersuchung der Mannschaften des Beurlaubten⸗ 
tandes vor ihrer Entlassung von den Uebungen 
wird auf die mit Entschließung des kgl. Staats⸗ 
ninisteriums des Innern vom 18. Dezember 1881 
Nr. 17214 der kgl. Regierung, Kammer des Innern 
ind dem Vorstand der Aerztekammer mitgetheilte 
Entschließung des kgl. Kriegsministeriums vom 8. 
Dezember 1881 Nr. 15872 Bezug genommen. 
2.) Der Antrag, „daß nach Annahme resp. nach 
Zurücklegung des postulirten fünfjährigen Studiums 
alsdann keine zwei⸗ bis dreijährige Frist bis zur 
Meldung zum Physikatsexamen mehr beobachtet 
wverden müsse, sondern dieses Examen schon nach 
einjähriger weiterer Ausbildung abgelegt werden 
könne, sohin ein Antrag auf Revision des 81, 
Abs. 2 der kgl. allerhöchsten Verordnung vom 6. 
Februar 1875, die Prüfung für den ärztlichen 
Staatsdienst betreffend, wird erst dann in Betracht 
gezogen werden können, wenn das fünfjährige medi— 
inische Studium vorschriftsgemäß geworden sein wird. 
— 
Vermischtes. 
FKönig Ludwig von Bayern kommt 
einem dieser Tage an Wagner aus dem Cabinets⸗ 
secretariate angelangten Briefe zufolge nicht zu den 
Aufführungen des „Parsifal“ nach Bayreuth. 
In dem Briefe ist angegeben, daß der Konig den 
Nürnbergern sein Erscheinen auf der Ausstellung 
abgeschlagen habe und nun nicht dem in nächster 
Nähe Nürnbergs gelegenen Bayreuth zusagen koönne. 
Unter der Hand erfährt man, daß Ende August 
eine Separaworstellung des „Parsifal“ in Bayreuth 
stattfinden werde. 
F (Erinnerungsfeier der Schlacht 
von Spichern.) Wir haben bereits gemeldet, 
schreibt die „Saarbr. Ztg.“, daß am Samstag 
Abend im Alten Kasinogarten (zu Saarbrücken) zur 
Vorfeier der Schlacht bei Spichern ein großes 
donzert der Kapelle des 30. Infanterie-Regiments 
tattfinden wird. Während desselben kommt u. a. 
das große Wieprecht'sche Schlachtgemälde zur 
rfrinnerung an die Jahre 18183, 14, 15 unter 
Mitwirkung der sämtlichen Tamboure nnd Hornisten 
zer hiesigen Krieger⸗, Tuͤrner⸗ und Feuerwehr⸗Vereine 
ur Aufführung. Das Tonbild selbst soll uns ein 
zild geben vom Kriege, und ist dessen Inhalt fol—⸗ 
jenderweise zusammengesetzt: 1) Parade der Kaval⸗ 
erie. (Der Hohenfriedberger⸗Marsch). 2) Interade. 
3) Frisch auf Kameraden!“ 4) Der Ritter muß 
um blutigen Kampf. 5) Aufmarsch der Truppen 
um Kampf. 6) Gebet (Hör uns Allmächtiger. 
Männerchor). 7) Erster Angriff. 8) Gebet während 
der Schlacht (Vater ich rufe dich). 9) Die Lützower 
ahen! (Freudenruf). 10) Iweiter Angriff im Sturm. 
11) Sieg. 12) Domine salvum fac regem! 
3) Sarkophage der gefallenen Brüder (Männerchor). 
.4) Einrücken der Truppen im Bivouak. 15) Retraite. 
16) Der Einmarsch der Verbündeten in Paris. 
17) Ankunft der Kolonnen bei den verbündeten 
Nonarchen. 18) Die Verkündigung des Friedens! 
„Heil Dir im Siegerkranz!“) Die Kanonenschüsse 
owie Gewehrsalven, Raketen, bengalische Beleuchtung 
dährend der Schlacht, sowie zur Verkündigung des 
Friedens werden von Saarlouiser Feuerwerlern aus— 
jeführt. Da die Aufführung mit vieler Mühe und 
Jroßen Geldkosten verbunden ist, hoffen wir, daß 
ein guter Besuch dieselben belohnen werde. 
(Auch ein Mittel gegen Stromer.) 
Bekanntlich geht man in Würtlemberg der Landplage 
des Stromerthums dadurch mit Erfolg zu Leibe, daß 
nan den Stromern kein Geid mehr reicht, sondern 
ie lediglich in Naturverpflegung aimmt. Viese ist 
aatürlich etwas spartanisch und das Menu enthält 
veder Schnaps noch Wein oder Bier. Damit aber 
jat man die Herren Stromer im heiligsten ihrer Ge⸗ 
ühle verletzt, was einen derselben zu nachfoigendem 
Ergusse brachte, den er in der Promenadenhalle zu 
Teinach (Curort im württembergischen Schwarzwalde 
dei Calw) deponierte; „Hier ruhte ein armer brod⸗ 
loser Handwerker, es haben mir meine Kräfte ver⸗ 
jagt, denn hier zu Lande wird der arme Urbeiter 
nit der schändlich erbärmlichen Suppenfresserei um 
But und Blut geraubt. Gott im Himmel wird 
iese Flüche, Verwünschungen und Hungerseufzer an 
iesem Land nicht unbelohnt lassen! Ich möchte mir 
iuf dieser Welt gar nichts wünschen, als daß die 
zochwürdigen Herren, wo dieses Raubsystem ge⸗ 
zründet haben, nur 14 Tage auch von der Suppe 
eben müßten! Dann würden sie Christus kennen 
ernen. Aber der König David hat schon zu seiner 
Zeit im 49. Psalm gesagt, daß, wenn der Mensch 
nn der Würde ist und hat keinen Verstand, er 
chlimmer ist als ein Stück Vieh! — Ein ausge—⸗ 
aubter Handwerker — Gott strafe diese Nation.“ 
kin Kommentar ist unnöthig, nur das will ich noch 
inführen, daß gerade infolge des Suppensystenis die 
Stromerei bei uns erheblich nachgelassen hat. 
F Rottweil (Württemberg), 29. Juli. Das 
Buchergesetz wurde dahier zum ersten Mal in der 
jeutigen Strafkammersitzung praktisch angewendet. 
daufmann Fastnacht von Alpirsbach, ein reicher, 
„in Geldgeschäften machender“ Mann, hatte einer 
»on Gläubigern bedrängten Wittwe, die sich durch 
einen kleinen Mehlhandel kümmerlich den Lebens— 
interhalt erwirbt, mit verschiedenen Darlehen „aus⸗ 
zeholfen“ und sich dafür Wechsel auf kurze Frist 
russtellen lassen. Einer dieser Wechsel lauiete auf 
3200 M., der andere auf 170 M.; statt 200 M. 
»ekam aber die Wittwe blos 170 M. und beim 
weiten blos 1532 M. 50 Pf.; 30 M., bezw. 17 
M. 50 Pf. wurden als „Zins“ abgezogen. Trotz 
eines Leugnens wurde der Angellagte zu 8 Tagen 
befängniß, 150 M. Geldstrafe und Bezahlunq 
ämmtlicher Kosten verurtheilt. 
F(Theures Gas.) Die Frankfurter Gas—⸗ 
gesellschaft lieferte vor einigen Tagen ihren Kunden 
jochfeines theueres Gas, denn unter entsprechender 
Aufsicht vor Notar und Zeugen wurden in ihren 
Retorten für 50 Millionen Gulden Frankfurter 
Bankscheine am Samstag Nachmittag verbrannt. 
f Bei Bingen ist im Rheine ein Schlepp⸗ 
kahn mit 5000 Centner Salz gesunken. 
FGelohnung) In Ehrenfeld hat ein Fa⸗ 
zrikant einem Arbeiter, der 25 Jahr ununterbrochen 
nei ihm in Arbeit stand, zur Belohnung für treu 
eleistete Dienste 1000 Mt. geschenkt, resp. auf 
zinsen angelegt. 
tGehr vertieft) Am Burgplatze zu 
Ddüsseldorf standen vor einigen Tagen zwei 
Frauen in eifrigem Gespräch begriffen. Als die 
Blauderei zu Ende war, bemerkte die eine, welche 
ein Kind auf dem Arme trug, daß dasselbe mittler 
veile auf ihrem Arme gestorben war. 
f(Ein zwiefacher Soldat.) Ein intettssanher 
Fall beschäftigte neulich die Ober⸗Ersattonnge 
in Wesel. Unier den als tauglich — 
ten Militärpflichtigen befand, sich ein Mane 8 
cher, da seine Mutker eine geborene —WV 
Emmerich nach Holland gezogen, seiner Mutter 9 
Holland gefolgt und als holländischer Soldai 
das zweite holländische Husaren-Regiment — * 
vorden war. Ob derselbe sich in Deutschlam * 
ibgemeldet oder aus Unkenntniß alle militärische 
borschriften unbeachtet gelassen, thut hier nih 
zur Sache, kurz, er dient in der holländishe 
Armee und steht in der preußischen Musterrolleh 
Diilitärpflichtiger. Als solcher erhielt er durch ir 
jend welche Vermittelung seine Vorladung zu dieß. 
ährigen Musterung und endlich zur Aushebung 
nachgeschick. In der naivsten Weise nahm sic 
zu beiden Terminen bei seinem holländischen Regi 
nente Urlaub, erschien auch pünktlich und ist in 
der vorigen Woche von der Ober-Ersatzkommissin 
um Eintritt in's preußische Heer für lauglich be 
funden worden. Jetzt ist nicht nur Holland, wie 
das Sprichwort sagt, sondern auch Preußen in 
Nöthen. Wie die Sache ausgeglichen wird, js 
noch nicht abzusehen, jedenfalls kann man auf den 
Ausgang sehr gespannt sein. 
F Mit Petroleum verbrannt. In Minden 
hat sich ein Soldat der dortigen Garnison durch 
anvorsichtige Verwendung von Petroleum bem 
Feueranmachen so schwere Brandwunden zugezogen 
daß er in's Lazareth aufgenommen werden mußie, 
vo er nach einigen Tagen unter furchtbaren Schmer— 
zen starb. Fast täglich erscheinen Warmnungen in 
der Presse, die zur Aufmerksamkeit bei Verwendung 
»es Petroleums ermahnen. Wie schwer sich der 
Leichtsinn rächt, zeigt dieser Fall auf's Neue. 
F Bei der Anstellung von Militäranwär— 
ern werden vom 1. Oktober d. J. ab in allen 
»eutschen Bundesstaaten die von den verbündeten 
stegierungen dieserhalb neu vereinbarten Grundsaͤßz 
in Kraft treten. Außer im Fall früher eintreten 
der Invalidität ist ein zwölfjähriger akltiver Militär 
dienst Vorbedingung für die Erlangung des Zivil 
»ersorgungsscheines als Militäranwärter; diese Ve⸗ 
timmung bezweckt, dem Heere einen ausreichenden 
Zestand langgedienter Unteroffiziere zu sichern, denen 
»agegen eine ziemlich sichere Aussicht auf künftige 
Versorgung im Zivildienste eröffnet wird, indem die 
derbündeten Regierungen übereingekommen sind, 
einen bestimmten Theil der vorhandenen Subaltern⸗ 
ind Unterbeamtenstellen, besonders auch im Bureau—⸗ 
dienst, soweit dieser eine technische oder wissenschaft⸗ 
liche Vorbildung nicht erforderi, nur mit Militaͤr⸗ 
anwärtern zu besetzen. 
f Wien rüstet sich zu einem interessanten und 
vichtigen Doppelfeste. Auͤf den 12. September 1888 
ällt der zweihunderiste Gedenktag der Befreiung 
Wiens von der Gefahr der Aufpflanzung des türli⸗ 
chen Halbmondes auf die Spitze des Stephans⸗ 
hurmes. Die Bedeutung dieses Gedenktages liegt 
arin, daß der 12. September 1688 die habs— 
urgische Monarchie konsolidierte und Wien zu einet 
zroßen kulturellen Entwickelung gelangen ließ. Die 
Stadt wurde der Mittelpunkt eines glänzenden Hof⸗ 
ebeus und eines regen materiellen und geistigen 
Aufschwunges, der sich äußerlich durch das An⸗ 
vwachsen der Bevölkerung und die Anlagen neuet 
Vorstädte aussprach. 
FIn Bad Neuenahr fiel eine Kurgästin, 
ein 18jähriges schönes Mädchen, Namens Spranstta 
ius Heerenden in Holland, einer Medizinverwechs 
ung zum Opfer. Der Arzt hatte der an Fieber 
Erlrankten eine leichte Medizin und zur Desinfis⸗ 
ierung der Zimmerluft Carbolsäure vorgeichriehen. 
Ztatt von ersterer erhielt die Kranke von ihret 
pflegerin Carbolsaure; rasch angewandte Gegen⸗ 
nittel fruchteten leider nicht mehr, die junge Dame 
starb in der folgenden Nacht. g 
fF Aus der Schweiz. Beim Nufenen-Passe 
sind zwei Tessiner Siudenten, Bolla und Altto er⸗ 
froren aufgefunden worden. 
Das internationale Postbüreau zu Bern hat 
ürzlich die Statistik des Weltpost⸗Vereins⸗ 
ür 1879 veroöffentlicht. Derselbe behandelt den 
Postbetrieb der 25 bedeutensten zum Weltpostverein 
gehörenden Länder. Die ermitielten Zahlen 8 
ganz kolossal. Es wurden befördert rund g828 
Mill. Briefsendungen, darunter 4900 Mill. Briefe 
und Postkarten, oder täglich mehr als 13 M, 
Uebrige, Drucksachen, Waarenproben, Geschaftnn 
diere und Zeitungen. Auf Europa, den urnn 
Erdtheil, entfallen die meisten Sendungen, 562 
idp 
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