zt. Jugherfer Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
Tæt. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerotag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
ait und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1 A 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 4, einschließlich
94 Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, Iz Z, bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
153.
Sonntag, 6. August 1882.
17. Jahrg.
iti Konstantinopel, 4. Aug. Die Besetzung
Politische Uebersicht. von Suez wird englischerseits mit der Nothwendig⸗
Deutsches Reich. keit eines energischen Schutzes der Schifffahrt sowie
)»es Administrationspersonals des Kanals erklärt.
diese Begründung erscheint plausibel..
Vermischtes.
F Endlich weiß man doch, woher der viele
stegen in den letztverflossenen Tagen kam. Nach
Ansicht des oberfränkischen Landvolkes ist daran
siemand anderes Schuld als Richard Wagner
nit seinen Parsifal-Aufführungen in Bayreuth;
ieselben sollen über das Land diesen Fluch ver⸗
ängt haben. Armer Wagner!
FSaarbrücken, 4. August. Die Feier des
woͤlfjährigen Gedenktages der Spicherer Schlacht
vird hier nach der „Saarbr. Ztg.“ in herkömm⸗
icher Weise begangen werden. Die Schulen unserer
ʒtädte werden wieder für würdige Schmückung der
zräber der entschlafenen Helden sorgen. Verschie⸗
ene Vereine werden des denkwürdigen Tages hal⸗
er Feiern veranstalten. So begeht der Krieger⸗
Berein Saarbrücken⸗St. Johann am Sonntag den
3. August sein 10. Stiftungsfest durch eine Ge—
enkfeier auf dem St. Johanner Friedhofe und ein
rest im Ludwigsberg und hat dazu den hiesigen
drieger-⸗Verein, sowie verschiedene Nachbarvereine
ingeladen. Die Feier verspricht eine wirklich groß⸗
irtige zu werden. Der hiesige Krieger⸗Verein wird
ich in corpore daran betheiligen und auch der
Herein deutscher Waffenbrüder zu Neunkirchen soll
rscheinen. Von Neunkirchen resp. St. Wendel ab
vird am Sonntag ein Extrazug nach hier abge—⸗
assen werden. Wie alljährich wird dann am
Nontag für die Schüler der Stadtschule zu St.
zohann, ca. 2000 an der Zahl, im schönen Wald
im sog. Saatkamp ein patriotisches Fest veranstaltet
vderden. Auch von verschiedenen Vereinen in der
Nachbarschaft werden Gedenkfeiern veranstaltet.
4 Wie die „Straßb. Post? mittheilt, hat sich
n Basel ein 32 Jahre alter Kaufmann von
»eidelberg, der eine Baarschaft von 11,000 M.
Jei sich hatte, erschossen.
F Die Zoll curiosa scheinen immer noch nicht
in Ende nehmen zu wollen. Nach Hamburger
Zlättern hat an der Zollabfertigungsstelle zu St.
Zauli ein Kinderwagen, der 8 M. 50 Pf. gekostet
jatte, als „feine Lederwaarer“ mit 18 M. 50 Pf.
erzollt werden müssen, weil ereinen Lederschirm hatte.
Gymnasiasten als Diebe) In dem
gymnasium einer Siadt in Schlesien ist eine wohl⸗
ixganisie rte, aus Schülern der Anstalt bestehende
diebsbande entdeckt worden. Dieselbe hatte es sich
ur Aufgabe gemacht, in ihren Musestunden die im
yymnasium befindlichen Weinkeller ihres Inhaltes
u berauben. Die Einbrüche fanden seit Monaten
nit Laternen, Hammer und unter Ausstellung von
Vachen am späten Abend statt.
Mit Bezug auf die epochemachende Erfindung
des Herrn Geh. Regierungsraths Dr. Koch theilt
gie österreichische, sowie die deutsche „Apotheker⸗Itg.“
ine interessante Beobachtung mit, welche ein Herr,
zulius Kircher seit 40 Jahren bei der Lungen⸗
uberkulose gemacht hat. Herr Kircher schreibt:
Ich betreibe seit 44 Jahren eine Ultramarinfabrik
iach eigen erfundener Methode. Es wird auch bei
neinem Verfahren eine große Masse Schwefel ver⸗
ampft und verbrannt; daß hierbei sich große
MNengen schwefeliger Säure (802) bilden, versteht
ich von selbst. Keiner meiner vielen Arbeiter
vurde je von Schwindsucht hinweggerafft, ob⸗
leichangesteckte Personen sich häufig genug als Arbeiter
neldeten. Einige Wochen in den Dunsten der
chwefeligen Säure lebend, wurden die meisten ge⸗
ind und wieder kräftig. Alle Krankheiten, die
lon mikroskopischen Thierchen erzeugt werden, ja
München, 3. Aug. Der in gestriger Sitz⸗
g der Handels⸗ und Gewerbekammer gefaßte Be⸗
ß: die Eingabe der Frankfurter Kammer an
Bundesrath, die Unificirung der Postwerihzeichen
Reichsgebiete betr. nicht zu unterstützen, wird
f Grund der Debatte hierüber im Wesentlichen
ihin motivirt: Der officiöse Artikel der Augb.
ijg Zig. lasse über die Stellung der bayerischen
egierung in dieser Frage keinen Zweifel. Wenn
lich nennenswerthe Unbequemlichkeiten für den
aeht sich ergeben würden, so würde die Regier⸗
ig sicherlich nicht säumen, Einlösungsstellen für
ostmatken zu errichten. Allein die Frankfurter
ngabe entspreche den thatsächlichen Verhältnissen
neswegs und sei eine Beeinträchtigung des Ge⸗
haftz umd Privatverkehrs durch die dermaligen
erhaltnisse durchaus nicht wahrzunehmen. Ein
usweg durch Verrechnung des Postwerthzeichens⸗
—E Einzelstaat, wird ohne
dadigung des letzteren schon in finanzieller Bezieh⸗
ing nicht als möglich erachtet und würde die Ver⸗
nung immer nur unter solchen Abhängig-
eitzformen durchführbar sein, welche den Verlust der
ysthoheit bedeuteten. Zu einem Verzicht auf diese
ind das verfassungsmäßige Reservatrecht müßten
wingende thatsächliche Verhältnisse gegeben sein,
eren Vorhandensein die Kammer aber entschieden
erneint.
München, 4. Aug. Der Magistratsbeschluß,
immtliche Simultanschulen in katholische Corfessi⸗
onsschulen umzuwandeln, hat die Genehmigung der
reisregierung nicht erhalten.
—XV
he Festzug verlief praͤchtig. Das Wetter war
n errlich. Minister v. Lutz besuchte die Gesellschaft
I. Kiedertafel“, wo er als Ehrenmitglied proclamirt
mie wurde.
Die Begegnung des Kaisers Wilhehm,
welcher am 8. d., Morgens, Gastein verläßt,
nit den Kaiser Franz Josef ist nunmeht be⸗
üümmt auf diesen Tag festgesetzt. Als Begrüßungs⸗
rt ist die Station Strobel gewählt, bis wohin der
sferreichische Kaiser, der bereits seil dem 81. Juli
n Ischl weilt, unserem Monarchen von dort aus
utgegenfäahrt. Nach einem kurzen Aufenthalte in
ẽtrobel werden beide Regenten die Reise bis Ischl
emeinsam zurücklegen.
—
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 5. August. (Gratifikation.)
rür musterhafte Führung der Civilstandsregister
zewilligte der hiesige Stadtrath in seiner letzten
Zitzung Herrn Stadtschreiber Bayer eine Grati—
kation von 75 Mk. und dem Stadtschreibergehilfen
herrn H. Pflug eine solche von 25 Mark.
— Kaiserslautern, 3. August. Heute
Nacht klopften junge Leute an den auf dem Fackel⸗
ondell stehenden Wagen des Schießbudenbesitzers
Haß. Dieser schoß mit einem Terzerol nach den
davoneilenden und traf den Lackierergehilfen Martin
ebensgefährlich.
-Kaiserslautern, 4. August. Ein
zefährlicher Fund. Vorgestern früh wurde am
iesigen Buhnhofe in einem Waggon UI. Klasse
es von Metz gekommenen Zuges ein zweifelhafter
Fund gemacht. Zugbedienfstete fanden ein mit einem
Kiemen, wohl des leichteren Tragens halber, zu⸗
ammengehaltenes rundes Paquet, dessen Umhüllnng
zus einem baumwollenen Lappen und Papier be⸗
tand. Nach Abnahme der Umhüllung fand man
ine gefüllte Granate, deren Zünder zwar entfernt,
eren Gefährlichkeit dadurch aber nicht beseitigt war.
ẽs scheint, daß ein Soldat dieses Geschoß von Metz
nitgebracht und beim Aussteigen vergessen hat.
Was der Besitzer damit vorhaben konnte, ist na⸗
ürlich ein Räthsel; jedenfalls zeugt es von großem
Unverstand, ein solch' gefährliches Geschoß in einem
Fisenbahnwagen mit sich zu führen; der Besitzer
vürde, im Falle seiner Entdeckung, wegen Gefährdung
ines Eisenbahnzuges verdientermaßen bestraft werden.
Ddie Bahnverwaltung hat die Granate als corbus
lelicti dem k. Bezirksamte dahier übermitteln lassen,
velches jedoch wegen Inkompetenz dieselbe nicht
innahm; bei der städt. Polizeibehörde wurde dieselbe
leichfalls nicht in Verwahrung genommen. Dem
tzernehmen nach wirdnun die Direktion der pfälz. Bah⸗
ien über die Frage: „Was mit der gefundenen Granate
u geschehen hat?“ Entscheidung treffen.
(Ksrsl. Zig.)
— Dürkheim, 2. Aug. In der vorgestrigen
zitzung des Gesammt⸗Presbyteriums wurde be⸗
hlossen, für die hiesige dritte protestantische Pfarr⸗
relle Herrn Pfarrer Vogt von Otterberg in Vor—⸗
hlag zu bringen.
— Mußbach, 1. August. Hr. Gutsbesitzer
zhil. Fischer brachte heute vollständig reife weiße
Trauben aus seinem Weinberge im „Schlaäfer“,
zemarkung Gimmeldingen, mit nach Hause. Es
st dies sehr früh im Freien wachsende Trauben und
bürde zu den besten Hoffnungen hinsichtlich der
Zualität berechtigen, wenn wir keine ungünstige
Vitterung hätten.
— Im pfälzischen Lehrersterbekasse⸗-Ver—
in sind für das Verwaltungsjahr 1881/82 31
Sterbefälle zu verzeichnen. Die Mitglieder der 1.
dlasse haben für den einzelnen Sterbfall 30 Pf.,
ilso 9 M. 30 Pf., die der 2. Klasse 1 M., dem—
nach 31 M. zu bezahlen. Dabei ist den Mitgliedern
der 2. Klasse gestattet, von dem Jahresbeitrag 16
M. sogleich und 15 M. 25 Pf. Zins zwischen dem
und 15. Dezember l. J. zu entrichten.
J
Ausland.
London, 4. Aug. Ein Telegramm des Ad⸗
nitrals Hewitt bestätigt, daß Suez am Mittwoch
biderstandlos besetzt worden ist; die egyptischen
Truppen hätten die Flucht ergriffen.
Die Eventualität des Austritts Rußlands
us der Conferenz ist vollständig abgewendet.
NKonstantinopel, 83. August. Einer Meld⸗
ng der „Agence Havas“ zufolge, sind drei Trans—
arischiffe mit Artillerie und Munition abends nach
lexandrien ahgegangen. Dieselben sollen unter⸗
eas weitere Truppen aufnehmen.
sonstantinopel, 83. Aug. In der gestrigen
onserenzsitzung nahm Corti (Vertreter Italiens)
n früheren Äntrag Frankreichs, den Collectivschut
3 Suezcanals zu organisiren, wieder auf. Die
ertreter Rußlands, Oesterreichs, Deutschlands und
t Türkei stimmten dem Antrag sofort zu: die
ettreter Englands und Frankreichs wünschten erst
tten Regierungen zu referiren.