chmalen Landzunge zwischen dem Meere und dem
Mariotis⸗See den letzteren, welcher theilweise trocken
liegt und vielfach von den Aufständischen durchwatet
wird, zu inundiren. Ein allgemeiner Angriff der
Eghpter und Beduinen auf Alexandrien scheint
durchaus nicht unwahrscheinlich, besonders jetzt, nach⸗
dem die Führer der Eingeborenen sich bei Ismailia
zu einem agressiven Vorgehen aufgerafft haben.
Auch bei Abukir und bei Fort Ghemileh, welches
etztere Port Said bedroht, schieben die Egypter ihre
Schanzen immer weiter vor. Nur von Suez aus,
dem Sammelpunkie der indischen Truppen, liegt
veder über diese, noch über Sicherheitsmaßregeln
Arabi's gegen dieselben irgend welche Nachricht vor.
Allerdings ist ein Theil des indischen Operations⸗
rorps zu Schiff nach Ismailia gesandt worden, dem⸗
aach scheint uns die sofortige Ausbesserung des längs
des Suezcanals laufenden Schienenstranges, welcher
Ismailia mit Suez verbindet, darauf hinzudeuten,
daß auch von letzterem Orte aus ein Vorstoß ge⸗
plant wird. Ob derselbe uun wirklich mit Be⸗
nutzung der verlassenen Bahnstrecke nach Cairo, welche
ohne zu große Schwierigkeiten wieder in Stand ge⸗
setzt werden kann, vorgenommen werden soll, wie
nügemein angenommen wird und worauf auch die
berhältnißmäßig große Zahl von Pionier⸗Compagnien
dei der indischen Armee hinweist, oder ob eine an⸗
dere Operation in Aussicht genommen ist, dafür
zehlen einstweilen noch alle Anzeichen. Was uns
bei sämmtlichen Nachrichten vom Kriegsschauplatze
im meisten Wunder nimmt, ist, daß wir nirgends
eine Erwähnung der Beduinen finden. Die ver—
schwindend kleine Zahl derselben vor Alexandrien
tann wohl nicht in Betracht kommen, wenn man
die Nachrichten von dem Zuzuge ganzer Stämme
dagegen hält. Es dürfte doch wohl angenommen
werden, daß wenigstens eine oder die andere Horde
derselben sich bei den Vorposten Arabi's vor Tel⸗el⸗
Kebir befindet und dort wenigstens durch unausge⸗
setzte Beunruhigung der Engländer die sonstigen
Truppen Arabi's einigermaßen unterstützt. Der von
den englischen Zeitungen mit solcher Vorliebe ver⸗
hreiteten Version, als seien diese wilden Banden
dem Khedive ergeben, vermögen wir einstweilen
teinen so absoluten Glauben zu schenken. Wie dem
nun auch sein möge, soviel steht fest, daß die eng⸗
ischen Truppen sich überall in einer mehr oder
veniger gefäbhrlichen Lage befinden
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 1. Spibr. Auf gestern
Abend hatte die Gesellschaft „Harmonie“ für ihre
Mitglieder im Oberhauser'schen Saale ein Conzert
nit darauffolgender Tanzunterhaltung ver—
anstaltet und dazu die rühmlichst bekannte Kapelle
Lindner aus Altenwald engagirt. Das Konzert
war recht gut besucht und muß als sehr gelungen
bezeichnet werden. Die einzelnen Nummern des
Programms — theils klassische, theils heitere Weisen
— wurden von der Kapelle bestens vorgetragen
und demgemäß mit vielem Beifall aufgenommen.
An der dem Konzerte folgenden Tanzunterhaltung
„etheiligten sich mit regem Eifer besonders die zahl⸗
reich auͤwesenden jungen Damen und Herren. Bis
‚zum Schluß derselben, der erst gegen 2 Uhr heute
Morgen erfolgte, herrschte bei Allen eine frohe und
heitere Stimmung, und vielerseits wurde der Wunsch
aach baldiger Wiederholung laut. Erwähnt sei noch,
daß auch für die leiblichen Bedürfnisse in äußerst
zufriedenstellender Weise von Hrn. Baumann gesorgt
vwar. Mit Küche und Keller desselben war es aleich
zut bestellt.
— Vom Höcherberg meldet die „Pf. 3.“:
Den eifrigen Vohrversuchen auf der Frankenholzer
Grube ist es gelungen, in einer Tiefe von 290
Meter ein fünftes bauwürdiges Flötz, welches eine
Mächtigkeit von 1 m. 10 em. hat, zu finden. Die
Arbeiten am zweiten Schacht schreiten rüstig voran.
Seit 24. ds. Mts. werden bereits Kohlen verkauft,
deren Qualität außerordentlich gelobt wird.
— Kaiserslautern, 31. August. Bei der
heutigen General⸗Versammlung der Aktionare der
Aktienbrauerei Kaiserslautern waren 488 Aktionäre
nit 450 Stimmen angemeldet. Nach sehr langen
ind lebhaften Debatten wurde über den Antrag des
Aufsichtsrats abgestimmt, ob zu liquidieren sei oder
nicht. Vei der Abstimmung wurden 355 Stimmen
abgeben, wovon 346 mit Ja und 9 mit Nein
stimmten. Als Liquidatoren wurden folgende 5
Herren gewählt: Rechtsanwalt Salomon Fränkel
hon hier, Tuchfabrikant Boffinger von Lam—
hrecht. Kaufmann Albert Zakob von bier. Buch—
jalter Böhm von hier, und Rentier Hirssch von
Mannhein. Hierauf wurden folgende Anträge des
Aufsichtsrats angenommen: den Liquidatoren sind
alle Befugnisse gewährt, welche das Handelsgesetzbuch
denselben einräumt; sie sind ermächtigt, auch außer⸗
jalb des Weges gesetzlicher Versteigerung das Ver⸗
nögen der Gesellschaft zu versilbern; der Zuschlag
hei der Versteigerung ist auch in dem Falle zu
gjenehmigen, wenn einer oder der andere der Liqui⸗
jatoren bei der Versteigerung nicht anwesend sein
ollte. Für den Fall der Verhinderung des Herrn
Rechtsanwalt Fränkel ist Herr Rechtsanwalt Hörner
ils Liquidator zuzuziehen. Sofern mindestens drei
er gewählten Liquidatoren annehmen steht diesen das
stecht zu, durch Coopt ation die Zahl auf fünf zu
rhöhen. (Pf. Pr.)
— Nach einer Mitteilung an den Kaisers⸗
auterer Stadtanzeiger wurde dortigen
detenten um eine Revision der Häusersteuer von
er kgl. Regierungsfinanzkammer der Pfalz der Be⸗
heid, bei den zur Zeit bestehenden Verhältnissen
rscheine es nicht angezeigt, für die Stadt Kaisers-
aniern eine örtliche Revision der Hausmietsteuer
inzuordnen, da die gepflogenen Erhebungen er sehen
ießen, daß seit der letzten Revision vom Jahre 1876
m Allgemeinen eine erhebliche Aenderung der Miet⸗
zreise in Kaiserslautern nicht eingetreten sei.
— Vom Glan berichtet die „Kais. Ztig.“:
Im 26. August wurde im Auftrage des kgl. Be⸗
irkkamtes Kusel durch den Bürgermeister Börtzler
on Godelhausen, an die Stelle des verstorbenen
sdjunkten Theobald, die Neuwahl eines Adjunkten
n Rutsweiler vorgenommen; von den 7 Gemeinde⸗
äthen bekam der Ackerer Johannes Groß eine
Najorität von 4 Stimmen. Da kann man nicht
agen, daß bei diesem Gemeinderath Religionsneid
orhanden ist, denn der neugewählte Adjunkt Groß
st der einzige Katholik der Gemeinde.
-Die bis jetzt bei dem Bezirksamt Kusel
ingelaufenen Sammlungen für die Wetterbeschädigten
zetragen in Summa 956 M., darunter 100 M.
„om Frauenverein Speier. Aussicht auf größere
gaben ist vorhanden, wenn die beantragte Hau s⸗
ollekte in der Pfalz genehmigt sein wird.
— Vom oberen Gebirg wird dem „pPf.
2.“ geschrieben: Mit jedem Tage schwinden die
reudigen Hoffnungen der Winzer und Weintrinker
uf einen befriedigenden Ertrag der Weinberge. So
ielversprechend die Rebstöcke bisher durch die fast
illzu große Zahl der sie belastenden Trauben waren,
o trostlos erscheint jetzt die Aussicht auf den quali—
ntiven Ertrag derselben. Die Traubenreife ist jetzt
erade so weit gediehen, als im Jahre 1871 und
877 um dieselbe Zeit, so daß, bei fortdauernder
ühler Witterung, der neue Wein unbedingt sauer
eind ungenießbar werden muß. Nur wenn wir noch
»enigstens einige Wochen lang warmen Sonnen⸗
hein bekämen, könnte man durch Auslese der besten
trauben noch einen trinkbaren Wein erzielen; bei
dem ungleichen Verlauf der Traubenblüthe ist eine
SZortirung der reifen Trauben mehr als je noth—
vendig, wenn nicht der ganze Ertrag durch die
inreifen Trauben verdorben werden soll Die Trau⸗.
jenkrankheit macht langsame, aber stete Fortschritte,
ind der schwarze Brenner hat an saftreichen Reb⸗
orten ziemlich Schaden verursacht.
— In Vandauwird, wie man der „Pf. Pr.“
on dort berichtet, demnächst eine sehr wichtige
Frage praltisch gelöst, d. h. durch die Verwaltungs⸗
ehörden zur Entscheidung gebracht werden mässen,
ämlich die Frage: „Wer ist zur Unterhaltung der
Ztraßen⸗Trottoirs verpflichtet; die Hauseigenthümer,
der die Gemeinde?“ Vor Jahren schon wurde in
Jem größten Theile Landaus die Pflasterung und
kFinfassung der Trottoirs anstandslos durchgeführt
ind damit gerade bis jetzt von den zuständigen
gehörden die Frage noch nicht entschieden: ob über⸗
jaupt die Hausbesitzer zur Herstellung eines Trottoirs
erpflichtet werden können?, während die längst
nischiedene Frage der Beseitigung der Haustreppen
isher dortselbst nicht praktisch wurde, denn trotz
zer Herftellung der Trottoirs durften bis heute die
ilten Häusertreppen sowohl, als auch die vielen
iralten Kellereinfallthüren belassen werden, so daß
die Trottoirs vom Publikum gar nicht begangen,
ondern nur von den Hausbesitzern gewöhnlich zur
Aufstellung von Blumenständern benützt werden
onnten. Nun sollen aber bis längstens 1. Olt.
y8. J3. die Kellerfallthüren und dann auch später
ie Häusertreppen beseitigt und dadurch die Trottoirs
em Publikum zugängig gemacht werden. Damit
serlieren aber auch die Hausbesitzer aleichsam ihr
üigenthums⸗, jedenfalls aber das freie Verfugunge
recht über ihre als Trottoirs liegende Grundflag
hne eine Besitzstörungsklage gegen die Nußznieh
rheben zu können. Es wollen nun —R
Hausbefitzer deßhalb die Frage zum Austrage btin
jen: Ob sie alsdann noch verpflichtet seien, do
Trottoirs auf ihre Kosten zu unterhalten?
Vermischtes.
x Für die Errichtung des bayerischen Landeg.
dentmals in Wörth sind bei dem Zenttil.
omite bis zum 14. Aug. d. J- abgeliefert worde
1,703 M. 38 Pf.
Der Unterstützungsverein für das kgl. baher
sche Forstpersomnal hat nunmehr einen Ven—
nögensstand von M. 1,467,649. Im Jahre 1880
vurden unterstützt bei einem Stande von 2227
Forstleuten als Mitglieder 506 Wittwen, 461
Baisen und 20 Forstbeamten.
F Die Nürnberger Bienen⸗Ausstellung is
von 84 Ausstellern beschickt, darunter nur 2 qaus
der Pfalz.
F Am 27. ds. Mts. während der Vorstellung
m „Parsifal“ machte Richard Wagner den
Mitwirkenden die Mittheilung, daß im nächsten
zahre die Festspiel-Aufführungen wiederholt
verden.
f Aus Backnang in Württemberg wird ge—
hrieben: Der englisch⸗eghptische Feldzug macht sch
ei uns vortheilhaft bemerkbar. Vorige Woche
purden von englischen Agenten die ganz riesigen
horräthe Oberleder unsererer zahlreichen chemischen
gerbereien zu hohen Preisen total aufgekauft und
nach London verfrachtet. Die Käufer waren in der
Abnahme wenig wählerisch und acceptirten, was
rgendwie brauchbar war.
Darmstadt, 29. Aug. Heute stand ein
Ipfer der Berufsstatistik, Frhr. Max v. Amerongen
von Bessungen, vor dem Schöffengericht. Ihm ist
zur Last gelegt, daß er gegen besseres Wissen sein
debengewerbe als „Hundezüchter“ verschwiegen habe.
der Angeklagte berief sich darauf, daß er die
»undezucht nur aus „sportlichen Gründen“ be⸗
rieben, von einem „Geschäft' aber keine Rede sein
nne, da die Zucht bedeutende Opfer erheische,
insere Steuergesetzgebung auch kein Gewerbe als
Hundezüchter“ kenne. Der Staatsanwalt bean⸗
ragte 25 Mk. Geldstrafe,. da dem Beschuldigien
er Zweck der Berufsstatistik wohl bekannt gewesen,
r eine Menge Hunde für schweres Geld — bi
u 1000 Mark — verkaufe, Preiscourante ver—
ende, Hündinnen zum Bedecken gegen hohe Ver—
zütung — 100 M. — zulasse. — Die Vertheidi—
jung machte weiter geltend, daß von einer Renitenz
zie allein strafbar sei, keine Rede sein könne, An—
eschuldigter vielmehr in gutem Glauben gehandelt
jabe. — Das Urtheil wird am 5. Septembher ver⸗
ündigt.
FAuf der Linie von Frankfurt a. M. nah
zerlin hat die Schlafwagen⸗-Gesellschaft ein Re—
taurant eingerichtet. Man nimmt für 2 M. emn
dinerbillet, steigt in Eisenach in den Waggon und
ann bis Weimar darin bleiben. Der Speisesaal
st geräumig, die Bedienung gut, die Küche ge⸗
jügend. Zahlt man noch 50 Pf., so erhält man
afür nicht nur eine Erfrischung, sondern kann nach
zelieben in dem Restaurant, das sich nun in ein
r5af verwandelt, bleiben, die Zeitungen lesen
Zriefe schreiben ꝛc.
Der Congreß der deutschen Architecten und
ingenieure in Hannover hat eine Resoluͤtion gefaßl
ie den Wiederaufbau des zerstörten Heidelbergel
zchlosses, eine Perle deutscher Renaissance in Suüd⸗
eutschland, befürwortet.
FCigenthumliches Gesuch. In Bremer
uchte im Inseratentheile eines Blattes jemand, du
zust zum Heirathen hat, einen erfahrenen Mann
er ihm davon abrathe. Die Adresse des Suchen⸗
den war genau angegeben.
Sulge Deitz sch, der Vater des deutschen
Henossenschaftswesens, ist am Montag 74 Jahre
it geworden. Moge dem verdienten Manne noch
ine lange Reihe von Jahren bescheert sein
4 (Funfunddreißig Gattenmorde.) Aus Groß⸗
gecsskerekt (Ungarn) wird gemeldet: Bei dem hiesigen
hHerichtshofe wird gegenwärtig die Untersuchuus
n einer Affaire gepflogen, in welcher —X
undert Personen in Antlagestand versetzt werden
ürften. In der Ortschaft Melencze residirte
Zuachsalberin Namens Thekla Popov, welche a
»erschiedenen animalischen Stoffen und Kräute
ine giftige Flüssiakeit zu brauen verstand. welche.
—