st. Jutberter Auzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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M 180.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Der „A. A. Z.“ wird aus Berlin geschrieben:
c Meldung, daß demnächst beim Bundesrath ein
nitiver Schritt geschehen solle wegen Einführung
Keichspost-Werthzeichen in den süd⸗
aitschen Königreichen, wird hier mit starken Zwei—
a aufgenommen. Zunächst muß es auffallen,
z gesagt wird, dem Bundesrathsausschuß für
udel und Verkehr sollte der betreffende Antrag
gehen; eine Ueberweisung an die Ausschüsse steht
doch nur dem Plenum des Bundesraths zu, die
araussetzung ist also in keinem Falle richtig. Dann
and die Angabe vermißt, wer den Antrag stellen
ind; es könnten doch nur die Königreiche Bayern
ud Württemberg gemeinsam sein, nachdem sie fich
xher über einen gleichen Vorschlag geeinigt hätten.
abon aber, daß zwischen denselben über diese
age auch nur Verhandlungen stattgefunden haben,
bisher nicht das mindeste bekannt geworden.
edenfalls müßte aber auch ein von nächstbetheiligter
ʒeite ausgehender Vorschlag dem Plenum des
indesrathes zugehen.
Berlin, 11. Sept. Der Kaiser bewilligte für
Hinterbliebenen der bei Hugstetten Verunglückten
e namhafte Spende aus der Privatchatoulle und
ez bereits dem Comite in Freiburg wie dem vater⸗
aͤndischen Frauenverein in Straßburg je zweitansend
Nark übersenden.
Berlin, 10. Sept. Die von der Pforte in
mer Note den Großmächten denuncirten griechischen
tästungen und Agitationen scheinen in der That
zettzufinden. Das Athener Cabinet verweigert es,
sezeros herauszugeben und dafür die anderen drei
treitigen Grenzpunkte von der Türkei zu erhalten
und es giebt sich den Anschein, als wollte es wegen
ys armseligen Dorfes lieber zu den Waffen greifen.
z3 bleibt abzuwarten, ob die neuerliche Pression,
je laut diplomatischen Nachrichten von Seite der
uropäischen Vertreter auf die hellenische Regierung
usgeübt werden soll, auch die entsprechende Wirkung
erworbringen und Griechenland veranlassen wird,
ie diplomatischen Verhandlungen mit der Pforte
ottzusetzen. Außer diesen griechischen Rüstungen
nachen sich noch andere auf Sturm deutende Symp⸗
ome auf der Balkanhalbinsel bemerkbar. Nach
sulgarien ziehen wieder russische Officiere und an
er montenegrinisch⸗albanesischen Grenze häufen sich
blutigen Zusammenstöße in bedenklicher Weise.
gährt überall und, wenngleich man davor noch
qt zu erschrecen braucht, verdienen jene Vorgänge
ich im Auge behalten zu werden.
Der „Reichsanzeiger“ schreibt an der Spitze
net neuesten Nummer: Der Kaiser hat an⸗
wlich der Sedanfeier, sowie im Laufe des Som⸗
iers zahlreiche Telegramme empfangen, worin
atriotische Vereine, Versammlungen der Krieger⸗
ind Schützenvereine, Wahlversammlungen, u. A.
uch der konservative Probinzialverein zu Siettin,
m ihre Huldigung dargebracht und das Gelübde
e Anhänglichkeit und Treue erneuert haben.
et Kaiser zolli den Bestrebungen der genannten
Kereine seine Anerkennung und ist durch die er⸗
rnn Huldigungen auf's Angenehmste berührt
ezüglich der Termine für die bevorstehenden
reußischen Landtagswahien sind schon wieder⸗
Mittheilungen in den Blättern aufgetaucht,
uf bloßen Vermuthungen beruhten. Dem
»uuber will jetzt die „Kreuz⸗Ztg.“ wifssen, daß
Dienstag, 12. September 1882. 17. Jahrg.
ils Termin für die Wahlmänner⸗Wahlen der 11.
o»der 12. Oktober und für die Wahlen der Abge—
ordneten der 18. oder 19. October in Aussicht
zenommen sei. Gerüchtweise verlautet, daß der
Reichstag anfangs November seine Einberufung
erhalten werde.
Die Militär⸗Convention wegen Egyp⸗
ens zwischen England und der Türkei gilt für
gesichert. England hat während der Verhandlungen
zie beruhigendsten Versicherungen züber die Zukunft
kẽgyptens ertheilt.
Wie man der N. Ztg. berichtet, soll der Ent—
vurf einer Verordnung von Vorschriften über die
uum Schutze der Arbeiter in Fabriken
ind gewerblichen Anlagen zu treffenden Maßnahmen
»en Bundesrath bald nach seinem Zusammentritt
hon Neuem beichäftigen.
Rliche Zusammenkünfte auf freiem Felde abgehalten
und ein neuer Aufstand vorbereitet. In Athen
tagt fortwährend ein candiotisches Comité. In
Candia werden Waffen eingeführt und sonstige
Vorbereitungen zu einem Aufstande getroffen.
Der Beduinenchef Abu Hassan hat sich aus
Rache, weil bei Nefisch einer seiner Söhne durch
eine englische Bombe getödtet wurde, mit 6000
Mann Arabi angeschlossen.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 12. Sept. Soeben ist der
zweite Bericht der „Dickstiftung“, des Pfälzi—
schen Hilfsvereins für Geisteskranke, für das Jahr
1881 erschienen. Demselben entnehmen wir kurz
Folgendes: In dem abgelaufenen, dem zweiten
Jahre seines Bestehens sind dem Vereine 1517
Mitglieder beigetreten. Die jährlichen Beiträge be—
aufen sich auf 3230 M. 30 Pf., die einmaligen
Zchenkungen auf 1500 M. 28 Pf., so daß die
Besammteinnahme 4730 M. 53 Pf. beträgt. —
Die Wirksamkeit des Vereins im Jahre 1881 war
eine lebhafte und vielseitige. Durch Beschlüsse des
Ausschusses oder Anweisung des Vorsitzenden wur⸗
den 52 Unterstützungen ertheilt, theils einmalige,
heils mehrmalige in der Höhe von 5 bis 100 M.
und in der Gesammtsumme von 987 M. Alle
armen Entlassenen erhielten als Reisegeld und Via⸗
rikum Beträge von 5 bis 25 M. nebst gehöriger
Ausstattung in Kleidern. Mehrere wurden nebst
hren Familien zu Hause mit weiteren Mitteln ver⸗
sehen, um sich z. B. Heizmaterial, Arbeitszeug,
stleider für Kinder ꝛc. anschaffen zu können; Andere
erhielten an Weihnachten, Ostern Geschenke; bei
kinzelnen wurden die Ausgaben für Kost, Bücher
ind dergl. der in fremder Pflege untergebrachten
dinder vom Vereine übernommen. Nicht wenigen
Angehörigen der in der Anstalt (Klingenmünster)
erweilenden Pfleglinge wurden die Reisekosten zum
Besuche derselben angeboten und gegeben und beiden
Theilen die Freude und der Genuß des Wiedersehens
ind mündlichen Austausches bereitet. Verschiedenen
Familien, deren Vater, Mutter, erwerbsfähiger Sohn
x. sich in der Anstalt befand, wurden Subsistenz-
nitiel gegeben, öfter in der Weise, daß die Kranken
elbst das Geld absenden durften. — Die sog. Ver⸗
valtungskosten belaufen sich auf 783 M. 41 Pf.,
vorunter 5323 M. 20 Pf. für Drucksachen, 75 M.
rür Heckers Broschüren, 25 M. dem Schreiber; der
Rest wurde für diverse Sammel⸗ und Portoauslagen
m verschiedenen Orten, sowie bei Anlagen von
stapitalien verausgabt. — Die Rechnung pro 1881
chließt mit einer Gesammteinnahme von 6570 M.
29 Pf,. und einer Gesammtausgabe von 2770 M.
1Pf. ab, demnach also Baarbestand der Kasse am
Schlusse des Jahres 37990 M. 88 Pf. Das Ge—
ammtvermögen des Vereins beträgt 9799 M. 88 Pf.
— In unserer Stadt incl. Schnappbach zählte
die „Dickstiftung“, wie wir dem Jahresberichte weiter
entnehmen, im verflossenen Jahre 80 Mitglieder mit
157 M. Beittägen. Vertrauensmann für hier und
S„chnappbach ist Herr Dr. Bartholomä.
*St. Ingbert. In der letzten Sitzung der
Strafkammer des kgl. Landgerichts Zweibrücken
wurde u. A. auch wegen eines dahier begangenen
Einbruchdiebstahles und Betruges verhandelt. Ueber
die Verhandlung selbst und den Angeklagten wird
dem „Pf. K.“ geschrieben: „Vor die Schranken des
Borichtes wird ein Mensch geführt, der, da er in
einer Jugend bestohlen worden sei, glaubt, mann⸗
Ausland.
Wien, 11. Sept. Die Polizei macht unge—
jeure Anstrengungen, um die Socialistenbewegung
ju ersticken. Gestern fanden wieder viele Haus—
zurchsuchungen statt, sechs Arbeiter wurden verhaftet.
London, 11. Sept. Laut Meldungen aus
Basassin verhält der Feind sich jetzt ruhig. Bei
)em Gefechte vom Samstag hielt die egyptische In—
anterie Stand, bis die englische auf circa 400
Schritt herangekommen war. Die Bengal⸗Ulanen
internahmen den ersten Angriff auf die egyptische
Reiterei, welche sie ausecinandersprengten; Die Egyyter
»erloren 10 Mann, die Ulanen einen. Die Marine⸗
Infanterie nahm drei feindliche Geschütze weg, welche
»orher von der reitenden Batterie zum Schweigen
zebracht worden waren.
London, 11. Sept. Die Lage der Engländer
zei dem Gefechte vom Samstag war anfänglich eine
ehr kritische, da eine eghptische Abtheilung von 1600
Mann nebst einer Batterie Krupp⸗Kanonen von
Zalalieh aus einen Flanken⸗Angriff unternahm.
Ddieses Detachement wurde von der englischen schweren
Favallerie nebst zwei Regimentern Infanterie auf⸗
zehalten und schließlich zurückgeworfen, wobei es
ein Geschütz im Stiche lassen mußte. Die Fuß—
jarden sind im Lager eingetroffen. — Der Verlust der
Egypter wird auf 200, der der Engländer auf 50
Mann angegeben.
London, 11. Sept. Die Morgenblätter mel⸗
)en aus Gasassin: Die Kanonade hörte am Samstag
Nachmittag auf; seitdem ist alles ruhig. Der Feind,
on Arabi persönlich befehligt, war 18,000 — 20,000
Mann aller Waffengattungen stark und focht mit
merwarteter Entschlossenheit; derselbe handhabte die
Artillerie vortrefflich und retirirte in guter Ordnung
jartbedrängt von den britischen Truppen. Der
Berlust des Feindes wird auf 250 Todte und
PVerwundete geschätzt. Der Verlust der Engländer
zetragt höchstens 53 Todte und 54 Verwundete.
Konstantinopel, 11. Sept. Die Ha tung
Hriechenlands wird beunruhigend, ja geradezu her⸗
rusfordernd, da die Rüstungen desselben trotz aller
xrmahnungen Europas fortgesetzt werden. Die di⸗
»lomatischen Verhandlungen über die Grenzfragt
rohen ins Stocken zu gerathen.
Die griechische Regierung ist auf die tür⸗
lischen Vorschläge zur Beilegung der Grenzstreitig-
eiten nicht eingegangen und führt eine trotzige, ja,
riegslustige Sprache. Die Pforte dagegen ver—
angt von Griechenland, gegen die griechischen Um⸗
riebe an der Grenze und in ihren eigeren Staaten
zeschützt zu werden, und hat zu dieser Aufforderung
zute Grunde. Auf Candia werden wieder nächt⸗