Full text: St. Ingberter Anzeiger

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. ‚usberler Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
a St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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V 182. Samstag, 16. September 1882. —17. Jahrg. 
Politische Uebersicht. — 
Deutsches Reich. 
das zweite bayerische Armeecorps soll nach 
bereits erfolgten königlichen Bestimmung nun⸗ 
hyr mit dem deutschen Infanteriegewehr M. 71 
sgerüstet werden. Dasselbe führte bisher noch 
391870 von Bayern angenomme Werder-Gewehr. 
einheitliche Bewaffnung der deutschen Infanterie 
mdem vorbezeichneten Gewehr findet sich damit 
alle Theile des deutschen Heeres durchgeführt; 
e rasch die technischen Vervollkommnungen aber 
unserem Zeitalter fortschreiten, erhellt so recht 
xaus, daß seit Jahren bereits sich die Versuche zu 
ner Neubewaffnung des deutschen Heeres mit einer 
petir⸗· resp. Magazin⸗Schußwaffe in der Aus⸗ 
rung begriffen befinden, und eben jetzt, genau 
sammenfallend mit dem vorerwähnten nunmehr er⸗ 
iten Resultat, ein umfassender derartiger Versuch 
u dem neuen Magazin-Gewehr der Gebrüder 
dauser angetreten worden ist. Im Fall sich diese 
ztbezeichnete neue Waffe bewähren sollte, würde 
oͤrigens die Umänderung des Infanteriegewehrs 
71 in dieselbe mit nicht allzu hohen Kosten 
vt bewirkt werden können. 
Breslau, 13. Sept. Das Feldmanöver des 
ind 6. Armeeccorps bei Groß⸗ und Klein-Raake 
ahm einen höchst glänzenden Verlauf. Der Kaiser, 
ꝛelcher auch heute den Truppen die Directive gab, 
utte den Kronprinzen Rudolf, Graf Moltke und 
jraf Waldersee zur Seite und folgte den Bewe— 
ungen bis zum entscheidenden Momente mit größter 
pannung. Das Manvöver endigte mit dem Siege 
s 6. (schlesischen) Armeecorps unter General Blu—⸗ 
nenthal, der für seine Führung das allgemeine Lob 
es Kronprinzen als obersten Schiedsrichters erntete. 
luf dem Manöverterrain fand seitens des Kaisers, 
vor er mit dem Kronprinzen Rudolf zur Stadt 
wückkehrte, eine groͤßere Anzahl von Beförderungen 
nd Ordensverleihungen statt. Die Truppen traten 
en Rückmarsch in ihre Garnisonen an, respective 
erden per Bahn zurückkehren. 
Breslau, 18. Sept. Der Oberpräsident v. 
ꝛeydewitz veröffentlicht folgenden Dank des Kaisers 
m die Provinz Schlesien: „Die Tage meiner An⸗ 
xsenheit in Breslau und Schlesien während der 
iesjahrigen großen Herbstübungen neigen sich zu 
nde, und will Ich aus dieser Stadt und aus der 
hönen Provinz nicht scheiden, ohne aus bewegtem 
etzen Meine Freude und Meinen Dank zum Aus— 
ucd zu bringen für die zahlreichen Beweise von 
iebe und treuer Anhänglichkeit, welche Mir auf 
chritt und Tritt aus allen Kreisen der Einwohner 
igegengebracht sind. Indem Ich Sie beauftrage, 
es allgemein bekannt zu machen, fuge Ich hinzu, 
ie auch die Meldungen über die durchweg freund⸗ 
he und gute Aufnahme, welche den Truppen der 
eiden zu den Uebungen vereinigt gewesenen Armee- 
ape überall in der Provinz zu Theil geworden ist, 
sheine warme Anerkennung gefunden haben.“ 
Breslau, 13. Sept. Das österreichische 
tonprinzenpaar ist heute Abends 82 Uhr nach 
krag zurückgekehrt. 
Auslaud. 
Wien, 13. Sept. Regierungsseits wird hier 
iont, Griechenlands Haltung gegenüber der Pforte 
sämmtlichen Großmächten entschieden 
illigt. 
London, 14. Sept. Macpherson meldet aus 
ddazig via Ismailla vom 13. d. Mts. Abends: 
die indischen Truppen besetzten nach forcirtem 
Marsche Nachmittags 4!4 Uhr Zagazig und nahmen 
3 Eisenbahnzüge mit Locomotiven weg. Die Ve⸗— 
yölkerung unterwarf sich. 
London, 14. Sept. Laut Nachrichten aus 
kel⸗el-Kebir von gestern Abend 10 Uhr ergeben 
ich die egyptischen Flüchtlinge hundertweise, selbst 
iele Offiziere und einige Generäle haben sich frei— 
villig den Engländern übergeben. Der englische 
gerlust wird einstweilen auf 130 Mann, darunter 
a. 30 Todte angegeben. Das Hauptquartier des 
henerals Wolseley wird am Donnerstag nach Za—⸗ 
jasig verlegt. Arabi's Correspondenzen und Pa— 
ziere sind den Engländern in die Hände gefallen. 
London, 14. Sept. Aus Alexandrien wird 
jemeldet, daß der egyptische Commandant von Kafr⸗ 
l⸗Douwar heute Morgen die Uebergabe des Lagers 
ingeboten habe. 
London, 14. Sept. Generalmajor Sir 
Fvelhne Wood meldet offiziell aus Alexandrien, 
»aß sämmtliche höheren egyptischen Offiziere in 
dafr⸗el⸗ Douwar sich dem Khedibe unterworfen hät⸗ 
en. Die Hemmung des Süßwasserzuflusses im 
Nahmudieh⸗-Canal ist beseitigt und alle Feind— 
eligkeiten sind eingestellt worden. 
Alexandrien, 14. Sept. Die Verhand⸗ 
ungen zur Uebergabe von Kafr-⸗el-Douwar sind 
ingeknüpft. Die britischen Truppen haben bereits 
zefehl, sich zur Besetzung Kafr-el-Douwars bereit 
u halten. 
Aus Tel⸗el⸗Kebir wird berichtet, daß die 
janze englische Garde heute aufbrechen solle, um 
n Eilmärschen nach Kairo vorzurücken. 
Eine Depesche Wolseley's aus Ismailia mel⸗ 
det über den englischen Sieg vom 13. ds.: Heute 
Norgen erfolgte die Wegnahme von Tel⸗el⸗Kebir. 
die Niederlage Arabi's ist eine vollständige, die 
deroute seiner Armee grenzenlos. Die Streitmacht 
lrabi's bestand aus 20,000 Mann regulärer Truppen, 
inschließlich 2000 Mann Cavallerie, 6000 Beduinen 
ind 70 Kanonen. General Wolseley hatte 11,000 
Nann Infanterie, 2000 Mann Cavallerie und 60 
geschütze. Wegen der numerischen Schwäche der 
nglischen Truppen hatte Wolseley beschlossen, vor 
Sonnenaufgang anzugreifen und bei Dunkelbeit die 
echsmeilige Entfernung zwischen dem Lager und 
Tel⸗el⸗Kebir zurückzulegen. Das Lager bei Gasassin 
purde Morgens 1 Uhr 30 Min. abgebrochen, wo⸗ 
auf die Armee nach der feindlichen Stellung mar—⸗ 
chirte. Die Cavallerie machte eine Umgehungsbe— 
degung. Bei Tagesanbruch erfolgte der Angriff. 
die Truppen gingen mit unwiderstehlichem Muthe 
or und nahmen alle Befestigungen des Feindes. 
Nehrere Eisenbahnzüge, eine ungehenre Menge 
debensmittel und Munition sind erbeutet. Der 
Feind floh zu Tausenden und warf die Waffen 
veg, als die Cavallerie ihn einholte. Die Verluste 
es Feindes sind sehr groß. General Willis ist 
eicht verwundet. Die englische Cavallerie marschirt 
etzt auf Belbeis, das indische Contingent ist auf 
em Wege nach Zagazig. Die schottische Brigade 
'olgt heute. Arabi ist zu Pferde in der Richtung 
iuf Zagazig entkommen. Der Canal ist an meh—⸗ 
„ren Stellen coupirt. die Fisenhahn unbeschädiat. 
Lokale und vpfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 15. Septbr. Bekanntlich 
indet am nächsten Sonntag Nachmittag eine Ha upt⸗ 
lebung unserer Feuerwehr statt. An derselben 
jat auch die gesammte Hilfsmannschaft theil— 
unehmen und sich zu diesem Behufe um 2 Uhr 
am Spritzenhause einzufinden. — Der Uebung 
wird, wie wir hoͤren, auch der kgl. Bezirksamtmann 
derr Dr. Schlagintweit, anwohnen. Auch 
ine Reihe auswärtiger Feuerwehren wird bei der— 
selben theils in corpore, theils in Deputationen 
»ertreten sein. Wenn also am nächsten Sonntag 
eine einigermaßen günstige Witterung nicht fehlt, 
'o haben wir voraussichtlich zahlreichen Besuch zu 
erwarten. 
* St. Ingbert, 15. Sept. Sicherm Ver—⸗ 
iehmen nach hat nächsten Sonntag, den 17. d. 
Mis. der Verein „Gemütlichkeit“ musikalisch⸗ 
theatralische Unterhaltung. 
e. Ensheim. Markipreise v. 14. September: 
dartoffeln per 50 Kilo 2,80 — 3 M., Butter 
per s Kilo 1,20 M., Eier per Dutzend 0O,80 M. 
Bemüse war reichlich vertreten. Die Zahl der Ver⸗ 
käufer betrug 48. 
m. Ausdem Kantone Waldmohr. Am 
Montag Abend schlug der Blitz in den Schornstein 
»es Sattlers Steigelmann von Schönenberg, ohne 
edoch zu zünden. Bei Steigelmann wurden nur 
die Bilder an der Wand und einige Möbel zer— 
chmettert; aber die Frau des in demselben Hause 
zur Miethe wohnenden Steueraufsehers Razinger, 
die gerade am Ofen saß, wurde am Arm gestreift. 
Wieder eine Mahnung, bei Gewittern sich nicht in 
der Nähe von Oefen aufzuhalten. 
— In Wald mohr findet am Mittwoch den 
27. Sept. das landwirthschaftliche Jahresfest für 
»en Bezirk Homburg und zwar in folgender Reihen⸗ 
olge Statt: Morgens 9 Uhr, Empfang der Fest⸗ 
jäste; 10 Uhr, Auswahl der preiswürdigsten Thiere; 
2 Uhr, Besprechung der landwirthschaftlichen Vor— 
chußvereine und um 1140 Uhr Preisevertheilung. 
Nachmittags Volksbelustigung und Reunion nach 
Bestimmung des Fest⸗Komites. 
— Kaiserslautern, 13. Sept. Gestern 
Nachmittag von. 1 Uhr ab fand durch den Con— 
ursberwalter der Actienbrauerei Kaiserslautern u. a. 
zie Versteigerung von eiwa 100 Ctr. Hopfen statt. 
Zu dieser Auction waren von Nürnberg, Mann⸗ 
seim ꝛc. über 40 Hopfenhändler erschienen und 
vurden für die Hopfen ganz enorme Preise erzielt. 
Für 1880er conservirte Büchsenhopfen wurden bis 
180 M. per Ctr. bezahlt. Das Gesammtresultat 
rgab nach der „Pf. Vokksztg.“, daß für die Hopfen 
ine größere Summe eigenommen wurde, als beim 
xinkauf dafür berechnet war. (Der Erlös aus den 
dopfen betrug im Ganzen 12,906 M., der Erlös 
ius Pech 395 M. und der aus Pferden und Ge— 
chirr 14183 M. 40 Pf. zusammen also 14. 714 
M. 40 Pf.) 
— Der Verschleiß der Kaiser slauterer 
dirchenbauloose nimmt nach der „Kais. Z.“ einen 
erfreulichen Fortgang, so daß man den Termin der 
Ziehung — 28. November — einhalten zu können 
laubt. 
— Von der Hagelschlaggegend am 
glan wird der „Kais. Z.“ geschrieben: Die Stim⸗ 
nung unserer unglücklichen Landleute hat sich jetzt 
vieder etwas gehoben, weil man sieht, daß von allen 
Seiten und aus allen Ständen milde Gaben zu—⸗ 
fließen, um die Noth etwas zu mildern. Namentlich 
nachte die Nachricht von dem Geschenke unseres 
Jochherzigen Königs mit rührender Freudigkeit die 
kunde von Mund zu Mund. Wird nun noch die 
dauskollekte bewilligt, so könnten die so schwer 
Zetroffenen wieder froher in die Zukunft schauen; 
»enn um den ganzen Schaden zu heilen, müßte 
die Gegend Erbe eines Rothschild'schen Vermögens