Aus Dresden wird der „Allgem. Ztg.“ be—
richtet: „Im Gesprach mit dem Oberbürgermeister
Dr. Stübel sagte der Kaiser: Diese Tage (seines
Aufenthaltes in Sachsen) erinnerten ihn an die
Aeußerung seines verstorbenen Bruders, daß Deutsch⸗
ands Einheit sich sehr wobl mit der hifsiorischen
Vielheit vertrage.“
Ausland.
Paris, 21. Sept. Die Republique sagt bei
einer Besprechung der großen Manöver: Frankreich
jei nun gerüstet, denn es besitze ein Heer von einer
Million kriegstüchtiger Streiter. — Duclerc versicherte
einem Verwandten, er habe sich nur an die Spitze
der Geschäfte gestellt, um das Emporkommen der
Jakobinischen Parteien zu verhindern. — Man
zlaubt hier, Arabi werde von den Engländern be—
zandelt werden, wie einst Abdelkader von Frankreich.
Wie die „Times“ erfahren, wurde der en g⸗
lische Generalconsul Malei instruirt, den Khedive
zu benachrichtigen, es dürfe kein über die Rebellen—⸗
führer gefälltes Todesurtheil ohne Zustimmung der
zritischen Regierung vollstreckt werden. Die „Times“
fügen hinzu, es werden Schritte gethan, um eng⸗
lische Advokaten als Vertheidiger Arabi's und seiner
Mitgefangenen zu engagiren.
Moskau, 20. Sept. Die Ankunft des Kaiser⸗
paares erfolgte 12,40 Min. Mittags. Eine unge—
jeure Menschenmasse begrüßte das Kaiserbaar auf
dem Wege zum Kreml.
Moskau, 20. Sept. Die Zarenreise nach
Mostau ist keineswegs zum Zwecke der Krönung
unternommen worden, sondern gilt lediglich dem
Besuche der Ausstellung, da bisher von Ruͤßland
aus noch nirgends die bevorstehende Krönung noti—
fizirt worden ist. Wie aus zuverlässiger Quelle
zemeldet wird, hat Rußland mit Monienegro ein
Dffensiv⸗ und Defensivbündniß geschlossen.
Port⸗Said, 21. Sept. Gestern wurde der
TFommandant des Forts von Gemileh zur Uebergabe
nufgefordert; die Panzerschiffe „AÄgincourt“ und
Northumberland“ find dorthin abgesandt, um im
Weigerungsfalle das Bombardement zu eröffnen.
Außerdem geht ein Truppentheil auf dem Landwege
nach Gemileh.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 22. Septbr. Der hiesige
Vorschuß⸗Verein (E. G.) hat auf Montag,
den 16. Oktober nächsthin in der Wirthschaft der
Wwe. Jul. Grewenig eine Generalversammluͤng an ˖
eraumt. Auf der Tagesordnung derselben stehen:
) Vorlage des Geschäftsberichts für's erste Halb—
jahr 1882, 2) Bericht über den am 13. und 14.
Juli ds. Is. abgehaltenen pfälzischen Genossen⸗
schaftstag zu Zweibrücken, eventuell Anschluß an
den Revisionsverband.
e. Ensheim. Markipreise vom 21. Sep—
tember: Kartoffeln per 50 Kilogr. 3 Vik., Butter
per 23 Kilo 1.20 Mk. Eier per Dutzend 80 Pf.
Trotz der ungünstigen Witterung hatlen sich doch
30 Verkäufer eingefunden. Leider fehlte es an
dartoffeln, nach welchen starke Nachfrage herrschte.
Die vorhandenen Viktualien waren schnell qaufge
quft.
— Vom Schwurgericht wurden am Mitt⸗
voch der Maurer und Acerer Georg Hoffmann
hon Speyerdorf wegen Korperverleßung mit nach—
gefolgtem Tode zu 5 Jahren Gefaängniß und der
Viehhandler Leon Levh von Göckingen wegen
ꝛines Verbrechens wieder die Sittlichkeit zu 1 Jahr
Zuchthaus verurtheilt.
— Bei der am Sonntag in Ramstein ab—
zehaltenen Kirchweihe wurde der Wirth Bossong
»on Martinshöhe von einem gewissen Weimer er—
stochen. Der Verstorbene hinierlaßt acht Kinder:
der Thäter ist verhaftet.
— Kaiserslautern, 21. Sept. Die
Beneralversammlung des pfaiz. Lehrerwaisenstifts
wurde gestern dahier im Saale der Lowenburg ab⸗
gehalten. Es fanden sich etwa 60 — 70 Theilnehmer,
vorunter die 80 Delegirten, ein. Der Direktot
des Stifts, Herr Lokalschulinspektor Röhm von hier,
eroͤffnete gleich nach 10 Uhr Vormittags die Ver⸗
ammlung. In seiner einleitenden Rede wies er
besonders auf die große Wohlthat hin, die das
Waisenstift schon gebracht, und gab dann dem
Rechner, Herrn Lehrer Krebs von Weidenthal, das
Wort, um den Rechenschaftsbericht vorzutragen.
Nach demselben beträgt das jetzige Vermögen des
Suifts über 71,000 M. An die Vorschlaäge zur
Ubänderung ber Statuten knüpfte sich eine lebhafte
Debatte. Der jährliche Beitrag der Mitglieder
ollte von 1 auf 2 M. erhöht werden, welcher An—
rag aber mit großer Majorität abgelehnt wurde.
Bei der Neuwahl des Verwaltungstathes wurden
jewählt, als Direktor, die Herren: Röhm, Hilde—
orand, und Bortzler von Kaiserslautern, Hammel
von Bergzabern und Guth von Einöd. Als Rech—
ier wurde Lehrer Krebs von Weidenthal bestimmt.
(Kais. 3.)
— Ueber die von den Congreßmitgliedern in
)en unteren Räumen des Stadthauses zu Dürk⸗
Jeim abgehaltene Weinprobe, können wir aus dem
Dürkheimer Anzeiger Folgendes berichten: Es ge⸗
angten gegen 300 Nummern zur Ausstellung,
vahre Perlen, so 1783er, 1822er und 18466
»on den Herren Gebrüder Eckel in Deidesheim,
Forster Kirchenstück-Auslese von der Firma F. P
zuhl. Perle der Pfalz von Herrn Fr. Seyler,
Deidesheimer Auslese 1875er von Hrn. N. Goerg,
don Herrn R. Schmidt, Deidesheimer Gewürztraminer—
Auslese von 1874, von Herrn F. Deinhard u. s.
w. Nahezu alle Weinorte des Dürkheimer Cantons
und der gesammten Weinbau treibenden Bezirke der
ßfalz, auch die Stadt Dürkheim war auf's Beste
vertreten. Besonders gut war auch Kallstadt, Ung—
tein, Friedelsheim, Goͤnnheim, Freinsheim, Erpolz⸗
jeim, Wachenheim, Deidesheim, Ruppertsberg, Zell,
dirkweiler und Königsbach vertreten. Gewiß hat
iese Weinprobe ungemein viel dazu beigetragen,
die pfälzischen Produkte unter ihren wirklichen Na—
nen bekannter zu machen und ihren Werth noch
nehr als bisher schon schätzen zu lernen.
— Pfälzischer Feuerwehr-Verband.)
Die Annahme, daß bei dem raschen Wachsthum des
Lebandes (derselbe zählt heute 450 Feuerwehren),
die Gesuche um Armaturbewilligung in erheblichem
Maße sich mehren werden, haben die Verhandlungen
»es am 14. September zu Neustadt versammelt
'ewesenen Ausschusses bestätigt. Richt weniger als
»1 Gesuche waren in dem Zeitraume von kaum s
Wochen eingegangen, von welchen im Hinblick auf
zie verfügbaren Nittel und eine moöglichst gleich⸗
näßige Berücksichtigung der unterstützungsbedürftigen
Hemeinden nur eiwa die Hälfte (mit einem Ge—
ammtbetrage von 2460 M.) zustimmend beschieden
verden konnte. An eine Erhoͤhung des in letzter
Zeit festgesetzten Maximalbetrages der Bewilligungen
— M. 200 für größere, 150 M. für kleinere Ge⸗
neinden — kann vorerst nicht gedacht werden, und
Feuerwehren, welche die betreffenden Beihilfen er⸗
jalten haben, können für geraume Zeit auf die Zu⸗
vendung weiterer Gaben nicht rechnen. — Ein An⸗
pruch an die Krankenkasse wurde nur in einem
ind zwar in einem leichteren Falle dienstlicher Be⸗
chädigung erhoben und für begründet befunden.
dahere Mittheilungen über diese und einige andere
Zeschlüsse und Maßnahmen des Ausschusses werden
en Verbandsmitgliedern demnächst vermittelst Rund-
chreiben zugehen.
— Gahrtarermäßigungen) Den
Theilnehmern an der am 25. dvs. in Homburg statt⸗
indenden 8. Generalversammtung des Diöcesan⸗
Fäcilienvereins Speyer wurde eine Fahrpreiser⸗
näßigung von 50 pCt. eingerämt. — Gleiche Ver⸗
jünstigung genießen die Besucher des Oktoberfestes
n München, aber nur für die Fahrt von den Ab⸗
angsstationen bis zu den Uebergangspunkten Kirch⸗
eimbolanden, Monsheim, Worms, Ludwigshafen,
Speyer, Germersheim und Maximiliansau. Die
zillete haben Gültigkeit vom 29. Sebi. bis ein—
chließlich 14. Oktober.
— Das landw. Kreiskomite der Pfalz hat auf
her Landesausstellung in Darmstadt, Abtheilung für
andw. Bauwesen und Landeskulturtechnik, für die
von Herrn Kreiskulturingenieur Meri bearbeiteten
bPläne den 1. Preis erhalten.
— Bei dem Zentral⸗Landwirthschaftsfeste in
Nünchen kommen an Dienstboten, welche eine
nindestens 15jährige Dienstzeit bei einer und der—
elben Herrschaft aufzuweisen haben, 16 große und
34 kleine silberne Medaillen zur Vertheilung. Wir
nachen darauf aufmerksam, daß Pramiirungsvor⸗
chläge, welche sofort an das Kreiskomite des land—
virthschaftlichen Vereins in Speyer eingesandt
verden, noch Berücksichtigung finden können.
Vermischtes.
f Saarbrückn, 21. Sept. Gestern traf
iuf der Reise durch den Regierungsbezirk Trier
ind das benachbarte Reichsland der Generalstab des
3. Armeecorps — 15 Mann stark hier ein und
jahm in St. Johann Absteigequartier. Aus den
Beständen des hiesigen Dragoner · Regiments wurd
die mititurische GVeson deritten gemäche ud e
uind die folgenden Tage beginnen bereits die ae
ursionen desselben. (Sbr. zy
F Burbach, 19. Sept. Am Eingange des
hiesigen Eisenhüttenwerks befindet sich ben
olgender Anie
An unsere Meister und Arbeiter!
Mit dem Sommer des laufenden Jahres war
die Burbacher Hütie 25 Jahre hindurch in ununter.
zrochenem Bettriebe! Sie hat eine Reihe bon trüben
aber auch eine Anzahl recht guter Jahre hiute iich,
und ihre Besitzer koͤnnen mit Befriedigung auf dag
pas hier geleistet wurde, zurücbliden.“ Sit ed,
ennen aber nicht, daß Ihr zu den erzielten Erfol—
jen das Eure beigetragen und in dantbarer —
ennung dieser Eurer Verdienste hat der Vewal⸗
ungsrath unserer Gesellschaft mir eine größere
„umme zur Verfügung gestellt, welche verwandi
verden soll zum Bau und zur Einrichtung eine
Schule und Erziehungsanstalt vorerst für diejenigen
kurer Kinder, welche noch nicht schulpflichtig sind
Diese Schule soll aiso den durch die Führung dee
Haushalts hinlänglich beschäftigten Hausfrauen die
krziehung und Ueberwachung der kleineren Kinder
rleichtern; ferner soll sie dazu dienen. den älteren
Nadchen in ihrer schulfreien Zeit allerlei nüßzliche
dandarbeiten, sowie die zur demnächstigen Führung
eines Haushalts nothwendigen Kenninisse zu lehren.
Mit dem Bau des Schulhauses wird sobald wie
nöglich hegonnen werden. Bei ähnlichen Gelegen⸗
zeiten pflegen sonst wohl Feste gefeiert zu werden!
Dder Verwaltungsrath aber zieht vor, hiebon abzu⸗
ehen, weil in hiesiger Gegend der Fefte mehr ge⸗
oten werden, als der Bevölkerung in Bezug auf
hre häuslichen Verhältnisse und aͤuf ihre Moral
uträglich sein dürfte. Der Rerwaltungsrath glaubt
zesser zu thun, wenn er Euch anstatt der kurzen
Freude bei einer Festlichkeit eine dauernde und für
»ie Erziehung Eurer Kinder die vorerwähnte nicht
joch genug anzuschlagende Wohlthat erweist. Er
vehält sich ferner vor, denjenigen unserer Meister
ind Arbeiter, welche mit dem heutigen Tage 25
Jahre der Burbacher Hütte angehört und ihr treue
Dienste geleistet haben, noch eine besondere Aner—
sennung zu Theil werden zu lassen.
Burbacher Hütte, den 19. September 1882.
Der General-Direktor gez. H. R. Seebohm.
Was die oben erwähnte besondere Anerkennung
ür die 25 Jahre auf der Hütie wirkenden Meister
iud Arbeiter betrifft, so besteht solche in einer
choͤnen Remontoiruhr, welche in prachtigen
ẽtuis heute an 16 Meister und Arbeiter übergeben
ourde. Jedes Etuis trägt den Namen des Be—
chenkten und die Inschrift: „Für 25 Jahre treue
Dienste in dankbarer Anerkennung die Verwaltung
)er Burbacher Hütte“.
F Mannheim, 20. Sept. Gestern Abend
zegen halb 9 Uhr kam der Fuhrknecht Georg Rie⸗
jer mit einem der Firma S. A. Loeb gehoͤrigen
Fuhrwerk von Schwetzingen her und wollie den
og. Reckarauer Uebergang am Ausgang des hiesi⸗
jen Bahnhofs passiren. Die dortige Barriere war
im Samstag Abend durch eine Chaise zertrümmert
ind bis gestern Abend noch nicht wieder hergestellt,
ondern nur provisorisch durch eine mit Drahi be⸗
estigte Kette ersetzt, die indeß nicht ges hlossen war.
Als das Fuhrwerk gerade auf dem Geleise war,
onnten die Pferde dieses nicht verlassen, da die
Barriere auf der Diesseite geschlossen war, und in
diesem kritischen Augenblicke fuhr der um 8 Uhr
26 Min. hier abgehende Schnellzug der Riedbahn
gegen den mit vier Fässern Sprit beladenen Wa⸗
zen und zertrümmerte denselben nebst Ladung voll⸗
taändig. Rieger wurde vollständig zerrissen und
war sofort todt, der Sprit entzündete sich und
chlugen die Flammen um den Zug, so daß der
deizer schwer verletzt wurde und nach dem Svital
derbracht werden mußte.
Das „Frankf. Journ.“ schreibt: Der Sitz
angsbericht des Mannheimer Landgerichtes liegt
oor mir, wonach der berüchtigte Wucherer Salomon
Kauf mann von Viernheim, ein wahres Scheu⸗
al von Wensch, der in der raffinirtesten nieder⸗
rächtigsten Weise hunderte von Bauern kaltblütig
iufs Stroh gelegt hat, zu 8153 Jahr Zuchthaus
erurtheilt wurde Dr. Herz, Rechtsanwalt in
Mannheim, Reichstags-Candidat der demokratischen
Partei im Wahlkreise Zaisers autern⸗ deir chheimva
anden, Schützling des Herrn L. Sonnemann
yon diesem gelegentlich der bekannten pfälzer Ru
eise allerorien bersönlich vorgestellt und nach je