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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag- Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
ziatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 1 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 H, einschließlich
d AZustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
M 189.
Montag, 25. September 1882.
17. Jahrg.
Politische Uebersicht. Sobkale und pfaälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 25. Sept. Der gestern
Deutjches Reich. Abend im ——— statigehabte Ball des
Turnvereins war sehr zahlreich besucht. Er—
offnet wurde derselbe durch eine Polonaise unter
Unführung des 1. Präsidenten. Er verlief bis zu
einem Ende, das erst mit dem heutigen Morgen—
zrauen erfolgte, in der schönsten Weise und be—
kundete, daß unsere Turner auch in Bezug auf Aus—
dauer beim Tanze recht Tüchtiges leisten können.
*St. Ingbert, 25. Sept. Vorige Woche
verschluckte das Sjährige Töchterchen einer hiesigen
Familie aus Unvorsichtigkeit eine Stecknadel und
versetzte dadurch die Eltern in nicht geringe Be—
sorgniß. Nach zwei Tagen gelang es jedoch glücklicher⸗
weise ärztlicher Hilfe, das Kind von dem gefähr⸗
üchen Gegenstande zu befreien, ohne daß dasselbe
veiteren Schaden genommen hatte.
— St. Ingbert, 24. Sept. Wie bereits
in diesem Blatte mitgetheilt, fährt am Sonntag,
den 1. Oktober, gelegentlich des Rennfestes zu Zwei⸗
hrücken des Vormittags 10 Uhr ein Extrazug
bon hier nach Zweibrücken ab. Den Festbesuchern
können wir nur diesen Zug anrathen; denn wer
einen bequemen Platz haben und nicht gedrückt wer⸗
den will, der meide den 12 Uhr Zug und benutze
diesen Extrazug, welcher noch den Vortheil hat, daß
er auf den Zwischenstationen rascher abgefertigt wird
als der 2 Stunden später fahrende fahrplanmäßige
Personenzug, bei welchem uns das bisherige Ge⸗
zränge bei dieser Gelegenheit noch recht gut im Ge—
—XXX
— Das Schwurgericht verurtheilte am
Freitag Cigarrenmacher Schmitt aus Mainz und
Tigarren macher Heller aus Oggersheim wegen
Vergehens wider die öffentliche Ordnung zu je drei
Wochen Gefängniß. Postexpeditor Link von Fran⸗
centhal wurde von der Anklage wegen Verbrechens
im Amte freigesprochen.
— In Waldmohr wird am nächsten Mitt⸗
woch das Jahresfest des landwirthschaftlichen Ver⸗
ins für den Bezirk Homburg abgehalten.
— Der auf der Kirchweihe in Ramstein durch
einen Messerstich verwundete und bereits todigesagte
Wirth Bossong lebt noch und befindet sich auker
Lebensgefahr.
— Kaiserslautern, 23. Sept. Ein erschrecklicher
Anglücksfall ereignete sich nach der „Kais. Z.“ heute
rüh 8 Uhr im hiesigen Rentamtisgebäude. Die
lljährige Tochter Fanny der Frau Rentmeister⸗
Wittwe Hilger, ein hübsches hochgewachsenes Fräu—⸗
lein, versuchte es, vom 2. Stocke des Hauses sich
am Stiegengeländer hinabgleiten zu lassen, über—⸗
stürzte sich aber dabei und fiel zwischen den beiden
unten stehenden Statuen auf die steinerne Hausflur
'o unglücklich nieder, daß sie nach zwei Stunden
den erlittenen Verletzungen erlag. Die Familie
wollte heute Vormittag verreisen und waren zu
diesem Zwecke bereits alle Reisevorkehrungen getroffen.
— In Kaiserslautern wurden am 23.ds.
Mis. durch die Arbeitsnachweistafel des Vereins
gegen den Hausbettel folgende Arbeiter gesucht:
Zchlosser 10, Schreiner 27, Schneider 2, Schuh—
macher 2, Schmiede 1, Küfer 1, Tapezierer 2,
Blaser 2, Dreher 2, Tüncher 4, Seiler 1, Leisten—
nacher 1, Maurer 4. Spengler 2. Wagner 1.
Zusammen 62.
— Ludwigshafen, 23. Sept. Ein junges,
reizehnjähriges Mädchen von hier fiel in der Nähe
)»es Hemshofes in den Rhein und ertrank. Wie
ch vernehme, wurde das Kind auf einem Kohlen—
lager bemerkt, wo es Kohlen auflas. Bei der Flucht
türzte das Mädchen in den hoch angeschwollenen
Fluß. Leider mißlang der Rersuch der Rettung.
Gf. K.)
— Der Stadtrath von Ludwigshafen
vählte in seiner Sitzung vom letzten Donuerstag
ine Commission, welche in Gemeinschaft mit der
Zandelskammer die erforderlichen Schritte thun soll,
im bei der ewaigen Realisirung des Canalprojektes
Straßburg⸗ Ludwigshafen die Interessen dieser Stadt
nach allen Richtungen hin zu wahren.
— In der protestantischen Landeskirche
der Pfalz finden Anfangs October die allgemeinen
Zßresbyterwahlen statt. Nach den Bestim⸗
nungen der zu Neustadt a. d. Haurdt abgehaltenen
Heneralsynode von 1873 sollen die Presbyterien
yon sechs zu sechs Jahren durch Urwahl erneuert
verden. Anfangs des Monats October ist die
echsjahrige Periode abgelaufen, weshalb der An⸗
rdnung der Neuwahlen durch das kgl. Confistorium
n der nächsten Zeit entaegen oesehen wird.
Berlin, 23. Sept. Heute, am zwanzigsten
zahr⸗Stage des Eintritts des Fürsten Bismark in
as Ministerium, feiern sämmtliche Blätter selbst
ppositionelle, letztere unter Augriffen auf die innere
zegierungspolitif, in warmen Worten die hohe
auonale Bedeutung des großen Staatsmannes und
gegründer der deutschen Einheit.
Die „Essener Zeitung“ erhält aus Berlin ein
ßrivat ⸗ Telegramm, wonach der Wahltermin für die
lrwahlen; auf den 19. und für die Urwahlen auf
en 26. Oktober festgesetzt ist.
Zwischen Deutschland und der Schweiz
eht der Abschluß eines neuen Vertrages bevor.
derselbe soll die Zuständigkeit der Gerichte und die
lusführung der Verträge betreffend Civilsachen zum
Hegenstand haben. Die bezüglichen Unterhaudlungen
verden demnächst in Bern eröffnet werden.
Ausland.
Wien, 283. Sept. Die Blätter weisen auf
ie Bedeutung des heutigen Tages hin, an welchem
dor 20 Jahren Fürst Bismarck in das preußische
Ministerium eintrat. Die Neue Fr. Presse und die
Biener Allgemeine Zeitung heben hervor, stets hätten
die Größe, der Ruhm und die Machtstellung Deutsch⸗
jands alle Gedanken und Entwürfe Bismarck's er—
jüllt. Die Begebenheiten der letzten 20 Jahre, das
aeugeschaffene, von mannigfaltigen Gefahren und
Faährlichkeiten geschützte Deutsche Reich bildeten das
biedestahl für den unvergänglichen Ruhm Bismarckjs.
Wien, 283. Sept. Die Einladung zur Krö—
iung des Zaren ist bereits den fremden Staaten
ugesendet mit der Bitte. den Krönungstag geheim
u halten. (Frkf. Journ.)
Rom, 23. Sept. In seiner soeben erschiene⸗
ien langen Jubiläums-Encyclika feiert Leo XII.
Franz von Assisi und empfiehlt die Wiederbelebung
ꝛer Laienbrüderschaft der Tertiarier als Gegenmittel
jegen den Socialismus, welcher der Kirche entbehren
uu können, glaubt, die bürgerlichen Einrichtungen
iicht schont, das Landvolk verführt, Gewalt und
Iufruhr gutheißt, die Begierden der Proletarier auf⸗
iachelt und die Fundamente der häuslichen und
iffentlichen Ordnung zerstort. — König Humbert
iab 100,000 Lire aus seiner Privatschatulle für
i⸗ Ueberschwemmten; der Papst 5000 Lire.
London, 23. Sept. Die Times sagt bezüg⸗
ich der egyptischen Frage: England denke nicht
daran, die Rechte oder selbst die Empfindlichkeit
tgend einer Nation zu verletzen oder den Sieg für
igenen exclusiven Vortheil auszubeuten. England
wverde die Reorganisation und Pacification selbst
purchführen und die Ansprüche Frankreichs auf com⸗
nerzielle politische Berücksichtigung, wie auch bei der
intjcheidung betreffs der Finanzcontrole nicht übersehen.
Konstantinopel, 23. Sept. Nachdem nun⸗
degr sämmtliche Botschafter Instruction in der
tiechisch-türlischen Grenzfrage⸗Angelegenheit erhal⸗
en. treten dieselben morgen bei Corti zu einer Sitzung
ammen.
Alexandrien, 28. Sept. Eine Depesche
»Generals Wood meldet, daß die Garnison von
Lamiette fortfahre, zu desertiren; von 7000 Mann
ien nur 800 Schwarze zurückgeblieben, welche die
isernen, die Wohnung des Gouverneurs und an⸗
ere Häuser plünderten. Abdellal hat sich nach der
Hahnstation Kafr-el-Batich unweit Damiette begeben.
im mit General Wood zusammenzutreffen.
Vermischtes.
Würzburg, 22. Sept. Wie wir vernehmen,
ind wegen einer in Nürnberg bezw. Kitzingen ent⸗
»eckten Falschmünzereiaffaire bereits 4 Personen,
3 Männer und 1Frau, angeblich geb. Pfälzer —
on denen der eine ein Geschäft in Kitzingen, eine
og. Flaschenveloppfabrik hatte, für welche auch dessen
Zruder von hier aus thaͤtig war — in die hiesige
Frohnfeste eingeliefert.
Saarbrücken, 28. Sept. Einen plötz⸗
ichen, schrecklichen Tod fand nach der „Saarbr.
3.“ heute Vormittag der auf dem Dache eines Hauses
ser Metzgerstraße beschäftigte Dachdeder H. Denig.
Derselbe haite das Unglüdt, von dem dreistöckigen
dause herabzustürzen und war infolge Zerschmetterung
es Schädels binnen wenigen Sekunden eine Leiche.
Der Unglückliche, ein braver hübscher junger Mensch,
var die einzige Stütze seiner Mutter, einer armen
Wittwe, welche von dem Unglücksfall aufs Härteste
zetroffen wird.
4 In den Fichtelgebirgsorten Fichtel—
zerg, Reubau, Warmensteinach liegt auf Stellen
zald Schuh tiefer Schnee. — Die eidgenössische Post-
zʒerwaltung hat wegen Schneefalls für einstweilen
zie Postcurse über die Oberalp Furka, Lukmanier,
Splügen und Simplon eingestellt.
'Das Mansverleben hat neben allen Un—
equemlichkeiten auch seinen Humor, der frisch und
rustig sprudelt; so hatte in einer sächsischen Stadt
in Soidat in gutem Hause ein schlechtes Quartier.
Der Mann beschloß furchtbare Rache zu nehmen,
ind als das Regiment ausrückte, fand sich im
DOrtsblatte folgendes Inserat: „KR-⸗Straße Rummer 4.
Jesus Sirach, Kap. 831, Vers 12 und 13.“ Diese
Verse aber lauten im alten Testament: Vers 12.
Wenn du bei eines reichen Mannes Tische sitzest,
o sperre deinen Rachen nicht auf. Vers 13. Und
zenke nicht: Hie ist viel zu fressen.“ Der Betref⸗
'ende wandte sich beschwerdeführend an das Kom—
nando, aber der humane Chef wies die Klage mit
der Bemerkung ab, er freue sich. io bibelfeste Mann⸗
ichaften zu haben.
4 Eine echte Schulmeisterfamilie lebt in Groß
Peisten, bei Landsbetg in Ostpreußen. Die dortige
Fantorfamilie Bittihn ist seit dem Jahre 1630 im
»ortigen Amte. In ununterbrochener Folge hat der
Zohn stets die Stelle vom Vater übernommen und
er gegenwärtige Inhaber derselben ist bereits 40
Jahr im Amté und kann 62iähriger rüstiger Mann