Full text: St. Ingberter Anzeiger

ol. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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— 
M 197. 
Samstaa, 7. Oktober 1882. 
17. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Warschau, 30. September. Für die näch⸗ 
sten Tage wird hier, wie es heißt, der Besuch des 
önigs von Bahern erwartet, der ebenfalls die 
Ausftellung in Moskau besichtigen will. 
Eine seltsame Mittheilung enthält ein Wiener 
Telegramm der „St. James Gazette“. Danach 
vären der Kaiser un die Kaiserin von Ruß⸗ 
sand während ihres jüngsten Aufenthaltes in 
Moskau von dem Metropoliten in einer Kapelle 
des Kreml feierlich gekrönt worden. Es seien 
iber den Vorgang zwei Protokolle aufgenommen 
vorden, von denen das eine den kaiserlichen Privat⸗ 
Familien⸗ Archiden übergeben und das andere in 
den Händen des Erzbischofs gelassen wurde. Sollte 
der Kaiser am Leben bleiben, um öffentlich gekrönt 
zu werden, so werde die Statt gehabte Ceremonie 
ils nichtig betrachtet; sollte er aber sein Leben be⸗ 
chließen, ehe die Krönungsfeierlichkeit in öffentlicher 
Weise Statt finden könne, dann werde die That⸗ 
ache der im Geheimen Statt gehabten Krönung 
zffentlich bekannt gemacht werden, um die Schwierig⸗ 
keiten aus dem Wege zu räumen, welche sich der 
Protlamation des Zarewitsch, als des ältesten Sohnes 
»*ines gekrönten und gesalbten Kaisers aller Russen, 
entgegenstellen dürften. Alle diese Umstände sollen 
aur den Mitgliedern der kaiserlischen Familie, ein⸗ 
chließlich des Herzogs von Edinburgh und des 
dönigs von Dänemark, bekannt sein. Diese Mit— 
heilung, so wunderlich sie klingt, braucht nicht 
chlechthin erfunden zu sein. Sie stimmt zu dem 
Tharakier einer , Generalprobe“, welchen auch sonst 
der Moskauer Besuch des Zars an sich hatte. 
Brüfsel, 3. Okt. Die von der internationalen 
Schiedsgerichts⸗ und Friedensgesellschaft einberufene 
nternationale Conferenz wird vom 17. bis 19. d. 
M. hier zusammentreten. Zur Besprechung kommen: 
1) Das internationale Schiedsgericht. 2) Inter⸗ 
nationale Gerichtshöfe. 83) Internationale Abrüstung. 
) Oeffentliches Recht. 5) Die Ursachen der inter⸗ 
rationalen Differenzen und die Mittel, ihnen vor⸗ 
zubeugen. 6) Die Antheilnahme der öffentlichen 
Meinung. 7) Die Neutralisirung der Meeres⸗ 
Fanäle. — Von den deutschen Reichstagsmitgliedern 
verden an der Conferenz Theil nehmen: Dr. Hanel, 
Dr. Virchow, Dr. Lasker, Dr. Greve, Otto Roh⸗ 
and, Dr. Schläger, Gustav Richter (Mühlrädlitz), 
Braf v. Hompesch, Louis Schwarz, Jean Dollfus 
ind Bruno Geiser. Außerdem neben vielen anderen 
Persönlichkeiten: Professor Berner-Berlin, Professor 
Dr. Gryzanovsky⸗Königsberg, Professor Dr. Ihne⸗ 
Zeidelberg, Professor Dr. Sanders⸗Alistrelitz, Lic. 
heol. Websky⸗Berlin. England, Frankreich, die 
Schweiz, Italien, Oesterreich, Belgien, Holland, 
Dänemark, Schweden und Norwegen, Spanien, 
Bortugal, die Türkei und die Vereinigten Staaten 
verden ebenfalls durch hervorragende Staatsmänner 
und Parlamentarier bezw. Männer der Wissen⸗ 
ichaft vertreten sein. 
Kairo, 4. Okt. Die erste Abtheilung der 
indischen Truppen wird morgen nach Suez 
1Wbgehen, um sich dort nach Indien einzuschiffen. 
NRamen der 
Metzger: 
Blaes 2 2 1 7 1 
Börlinger 2 3 3 7 — 
Scharf —1 2 2 5 — 
Sa. 5 3 19 1 
Fleischpreise: 
Rindfleisch J. Qual. 66 Pf., Rindfleisch U. Qual. 
60 Pf. Kalbfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 66 Pf., 
Hammelfleisch 50 Pf. 
— Kaiserslhautern, 4. Oktober. Ge⸗ 
üchtweise verlautet, daß die Herren Dr. Schandein 
ahier eine Augen-Klinick in der Nähe unseres 
Ztadtwaldes zu errichten beabsichtigen. (Pf. K.) 
— Speyher, 4. Oktober. Heute wurde der 
rrichtliche Akt über den Verkauf der Christian 
Sick'schen Brauerei mit dem ganzen Anwesen und 
ammtiichen Vorräthen an eine Actiengesellschaft ge⸗ 
nacht. Die Summe dafür soll 1,400,000 Mk. be⸗ 
ragen, der Vermittler des Kaufes die schöne Summe 
hon 30.000 Mk. bekommen. 
Kühe, Rinder, Kälber, Schweine, Schafe. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 5. Oktober. Ueber die Eintheilung 
parlamentarischen Arbeiten für diesen Herbst 
giren allerlei widersprechende Nachrichten, was 
en beweist, daß bestimmte Beschlüsse noch nicht 
xxliegen. Thatsächlich hat sich nach dem „Irkf. 
das Staatsministerium in der Frage der Be— 
sung des Landtags noch nicht entschieden. Sicher 
daß der Reichstag nicht, wie verschiedentlich ge⸗ 
eidet worden, zu einem früheren Termine, sondern 
t am 30. November zusammentreten wird. Ob 
mehr als vierwöchentliche Pause, die zwischen 
Landtagswahlen und dem Zusammentritt des 
aichstags liegt, zur parlamentarischen Arbeit für 
en preußischen Landtag benutzt werdeu soll, ist eine 
rage, die zur Zeit in Erwägung steht und über 
ie das Staatsmin isterium sich erst schlüssig machen 
itd. — Neue Vorlagen dürften dem Reichstag 
ur in sehr beschränkter Zahl zugehen, das Haupt⸗ 
wicht seiner Arbeit liegt in den Entwürfen des 
trankencassen⸗ und Unfallversicherungsgesetzes mit 
velchem die Commision noch vollauf beschäftigt sein 
uird. — Der Bundesrath wird am 16. Oktober 
ine erste Plenarsitzung abhalten und sich in der⸗ 
lben mit der Vorlage betr. die Aufnahme einer 
ndwirthschaftlichen Statistik und Viehzählung zu 
fassen haben. Die Ausschüsse treten, wie schon be⸗ 
mnt, etwas früher zusammen. 
gegenwärtig findet eine große Uebung im 
tungskriege unter Leitung des General⸗ 
utenants v. Verdy in Danzig statt; eine groͤßere 
nmaahl von Generalstabsoffizieren, sowie der baye⸗ 
sche Generalmajor vou Muck und der söchsische 
verstlieutenant v. Wolf nehmen an demselben 
sheil. Die Uebungen dauern etwa vierzehn Tage 
nd umfassen ebenso interessante artilleristische Auf-⸗ 
aben, wie solche aus der Taktik der anderen Waffen, 
xren Zusammenwirken vor einer Festung allein zu 
inem gedeihlichen Resultat führen kann. Die Ueb⸗ 
ma hat am 2. Oktober begonnen. 
Die Nachweise des kaiserlichen statistischen Amts 
ubet die Ergebnisse der Rekrutenprüfungen 
mdeutschen Heere liefern für die letzten 7 
ahre das Ergebniß, daß von 1875 bis 1882 der 
hrozentsaz der Rekruten ohne Schulbildung von 
287 auf 1,54 herabgegangen ist. 
Ausland. 
Vermischtes. 
Aus München wird berichtet: Vom 1. Olt. 
ds. Is. an wird Prinz Ruͤpprecht, der älteste, 
etzt dreizehnjährige Sohn des Prinzen Ludwig von 
tzayern und muthmaßliche Thronfolger, am Unter⸗ 
richie des Maximilians-Gymnasiums in München 
heilnehmen. Der Eintriti des Prinzen in eine 
iffentliche Schule ist deßhalb von Bedeutung, weil 
dies der erste Fall ist, in welchen von Seiten des 
dauses der Wittelsbacher der Versuch gemacht wird, 
gdie bisher übliche rein private Unierrichtsweise durch 
jemeinsamen Unterricht mit Altersgenossen zu er— 
etzen und weil er gleichzeitig den Beweis liefert, 
daß auch in den Kreisen der „Purpurgeborenen“ 
aach und nach die Vorurtheile gegen die Schulen 
herschwinden und die Erkenntniß sich Bahn bricht, 
daß selbst der beste Privatunterricht nicht im Stande 
ist, die Schulbildung zu ersetzen. 
Geber das verderbliche Borgsy— 
stem.) wird der „Tribüne“ aus Kreisen der süd- 
deutschen Kleinhandwerker geschrieben: Es ist eine 
Wahrheit, und leider eine traurige Wahrheit, 
daß das Borgsystem, wie es jetzt in Deutsch 
land herrscht und noch täglich groͤßere Aus⸗ 
dehnung gewinnt, schon viele deutsche Handwerker 
ruinirt hat und geeignet ist, unserem ganzen Ge⸗ 
verbe⸗ und Handwerkerstand schwere Wunden zu 
chlagen. Viei ist schon darüber gesprochen und 
aoch mehr geschrieben morden, indeß ist weder eine 
Wendung zum Besseren eingetreten noch die Aus⸗ 
icht vorhanden, daß es bald desser werde. Wer 
unter diesen Verhältnissen nicht in der glücklichen 
Lage ist, sein Geschäft mit einem ansehnlichen Ka⸗ 
hital zu beginnen, der kann es nicht lange aus⸗ 
halten, denn während der Handwerker in der Regel 
inen Kredik von drei, und wenn's hoch kommt, 
von sechs Monaten von seinem Lieferanten hat, der 
hm in vielen Fällen sogar ganz verweigert wird, 
darf sich der Gewerbetreibende gar nicht erlauben, 
bor Neujahr eine Rechnung zu schicken, auf deren 
Bezahlung er dann wieder monatelang warten kann. 
Da wird dann das etwa vorhandene Vermoögen an⸗ 
gegriffen uad damit so lange fortgewirthschaftet, als 
eben geht; wer aber nicht in der glücklichen 
Lage ist, über eigenes Kapital zu verfügen, muß 
eine Zuflucht wohl oder übel zu Kapitalisten nehmen, 
inter deuen es ja auch Ehrenmänner zweifelhafter 
Pest, 4. Oct. Die im Preßburger Comitate 
zonnenen Untersuchungen haben ergeben, daß sich 
n den Excessen vor Allem die slavische Bevhlkerung 
ccheiligt hai, waährend die Ungarn sich ferngehalten. 
iür die Annahme, daß die Aufreizungen von sozi⸗ 
itischer Seiie ausgegangen, haben sich bereits 
elege in der Thatsache gefunden, daß die aufge⸗ 
idenen Maueranschläge mit Matrizzen, deren sich 
idcialischen Agitatoren bedienten, gedrucktt waren. 
große Dimensionen auch die Excessen angenom⸗ 
ir hatten, so ist doch bereits erhoben, daß 
en Menschenleben zu beklagen ist. Auch jene Frau 
chmann, die durch einen Steinwurf gelödtet 
den sein soll, ist nicht gestorben sondern nur 
verheblich verwundet. 
Paris, 4. Oktober. Die „France“ veröffent⸗ 
an eine Berliner Correspondenz, die den nahen 
bichluß einer englisch⸗deunschen Verständigung fur 
wiß hält und die Anwesenheit des Fürsten Hohen⸗ 
ue in Deutschland damit in Verbindung bringt. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
e. Ensheim. Marktpreise vom 53. October. 
gutter per Is Kilo 1,20 Mk., Eier per Dutzend 
30 Pf., Kartoffeln per 860 Kilo 8 Mk.; die An— 
uhr an letztern blieb hinter der Nachfrage zurück. 
Dem Auszuge aus dem Schlachtregister zufolge 
vurden im Monat September in Ensheim ge— 
chlachtet: