Full text: St. Ingberter Anzeiger

vt. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag,/ onnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 40 Z einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 60 H, einschließlich 
d ¶Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr far die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfalzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 ., bei Neclamen 30 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimaliae berechnet. 
MX 198. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Müunchen, 5. Oklt. Gutem Vernehmen des 
5. J.“ nach kündigte Preußen den mit Bayern 
ezüglich der Elm⸗Gemündener Bahn abge⸗ 
hlossenen Staatsvertrag. 
König Ludwig von Bayern, der an⸗ 
eblich demnächst incognito nach Moskau zur Aus—⸗ 
ellung zu reisen gedenkt, soll, wie man sich neuer⸗ 
ings in St. Pelersburg erzählt, auf seiner Rück⸗ 
eise auch St. Petersburg berühren. Der Monarch 
eabsichtigt, wie die St. Petersb. Ztg. als Gerücht 
nittheilt, einige Tage den Sammlungen der Ere— 
nitage und einige Abende den Petersburger Theatern 
aupisächlich der russischen Oper, zu widmen. 
Kauiser Wilhelm wird am 14. Oktober in 
gerlin erwartet und nimmt dann dauernd dort 
eine Winterresidenz. 
Im Reichsjustizamt finden gegenwärtig 
ngehende Erhebungen über die Wirkungen des 
zerichtskostengesetze s statt, die sich nament⸗ 
ch darauf erstrecken, ob die kürzlich vorgenommenen 
rmäßigungen der Gebühren von erheblichem Ein⸗ 
uß geworden, oder ob noch eine weitere Er— 
nahigung derselben, wie sie belanntlich schon bei 
en Berathungen des Reichstags gefordert wurde, 
othwendig ist. 
Ausland. 
Die Pariser offiziellen Kreise sind unangenehm 
erührt durch die anmaßende Sprache der englischen 
Jätier, welche die Anschaunng vertreten, England 
abe in Egypten vollig freie Hand zur Regu⸗ 
rung ohne Rücksicht auf die Mächte. 
Warschau, 8. Oct. In Betreff einer raschen 
xischreitenden Ergänzung des Eisenbahnnetzes in 
en westlichen Provinzen Rußlands ist ein neuer, 
ur Ausführung heranreifender Plan zu verzeichnen. 
im kunftigen Frühjahre beginnt auf Staatskosten 
er Bau einer neuen, vom Kriegsministerium leb⸗ 
aft geförderten strategischen Eisenbahn von Wilna 
ber Slonim, Pinsk nach Rowno mit einer Ab⸗ 
weigung von Pinsk nach Bobrujsk. Die technischen 
ztudien werden bereits gemacht, zu welchem Zwecke 
00,000 Rubel präliminirt worden sind. 
Nach einem Telegramm der „Times“ aus 
dairo wäre die direckte Mitschuld Arabi Pa— 
ha's an dem Gemetzel und der Plünderung in 
dairo urkundlich nachgewiesen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*Si. Ingbert, 7. Okt. In der Expedition 
wW. Blattes kann von der Gewinnliste der 
ZzZweibrücker Verloosung von Pferden ꝛc. 
kinsicht genommen werden. 
b. St. Ingbert, 7. Okt. Heute Mittag 
jegen 2 Uhr fuhr ein Liesdorfer Bauersmann mit 
ꝛinem 2spannigen Wagen die Haupistraße herunter, 
—XXE 
ine 2spann. Chaise gefahren. Nahe des Lies⸗ 
vorfer Wagens fingen die Thaisenpferde an sich in 
chnellem Lauf zu setzen, wodurch die Wagenpferde scheu⸗ 
en und gegen das Hofthar des Hotels zur Post rannten. 
der Liesdorfer Bauer, der seine Pferde am Zügel 
atte, glitt auf dem Trottoir aus. wurde mitge⸗ 
hleift und als er den Zügel nicht mehr halten 
onnie und hinfiel, gingen ihm Pferd und die 
jader des Wagens über das Gesicht, rechte Schulter 
ind Bein, wodurch er einen Bein; und Schulter⸗ 
ruch erlitt und in das Spital der Herren Gebr. 
Sonntag, 8. Oktober 1882. 
17. Jahrg. 
drämer gebracht werden mußte. — Wie ich nach⸗ 
räglich erfahre, hatten sich 2 Mädchen, welche auf 
em V. Wagen saßen, als die Pferde scheuten, 
urch Herabspringen sich rechtzeitig retten können, 
aß sie mit dem bloßen Schrecken davonkamen. 
— Nach den Ergebnissen der Volk szäh⸗ 
ung von 1880 stellt sich die Seelenzahl der 
inzelnen Religionsgemeinschaften in der Pfalz, 
vie folgt: Protestanten 368,996, darunter 
81,014 männlichen und 187,982 weiblichen Ge⸗ 
dlechts. Katholiken 293,399, darunter 
483,647 männlich und 149,752 weiblich. Js⸗ 
qeliten 11,998, darunter 5771 männlich und 
3227 weiblich Mennoniten 2634, darunter 
323 männlich und 1311 weiblich. Die Anzahl 
er anderen religiösen Gemeinschaften Angehörigen 
eläuft sich im Ganzen auf 225 Personen. In 
echs Bezirksämtern, nämlich in denen von Berg- 
abern, Frankenthal, Kaiserslautern, Kirchheimbo⸗ 
anden, Kusel und Neustadt, ist der Protestantismus 
iberwiegend, wogegen in den noch übrigen sechs, 
n Germersheim, Homburg, Landau, Pirmasens, 
Zpeyer und Zweibrücken, die katholische Religion 
orherrschend ist. Die meisten Israeliten zählen 
die Bezirisamter Frankenthal, Kaiserslautern, Landau, 
Keustadt und Speyer. Von Mennoniten zählen 
die Bezirksämter Frankenthal, Kaiserslautern, Kirch⸗ 
heimbolanden, Neustadt, Speyer und Zweibrücken 
die meisten. (Die Mennoniten sind die Glüclichen, 
hei welchen die Zahl der Maͤnnlein jene der Weib⸗ 
lein übersteigt.) 
— RPach einer Bekanntmachung der kgl. Gruben⸗ 
berwaltung beträgt vom 9. ds. Mis. an der Preis 
der Förderkohle bei der kgl. Steinkohlengrube 
Mitselberbach pro 100 Kilogramm ab Gruben⸗ 
halde 86 Pf., ab Bahnhof Bexbach 90 Pf. 
— Zweibrüchen, 6. Okt. Am J1. d. sind 
nach der „Zw. Z.“ bei der hiesigen Garnison im 
Banzen 9 Wehrpflichtige als Einjährig-Frei— 
villige eingetreten, und zwar 7 bei der In⸗ 
anterie und 2 bei der Kavallerie. 
— Herr Bierbrauer Chr. Sick in Speyer 
erklärt im „Pf. K.“, daß die Nachricht über den 
gerkauf seiner Brauerei unrichtig sei; der Verkauf 
sahe überhaupt nicht stattgefunden. 
aber in einem Zustande vor, daß keine Hoffnung 
horhanden ist, sse am Leben zu erhalten. Schon 
eit längerer Zeit haben die beiden Eheleute im 
zrößten Unfrieden mit einander gelebt, die Frau 
nachte, wie man sagt, ihrem Manne stets Vor⸗ 
vürfe wegen des schlechten Ganges der Geschäfte 
ind klagte bereits vor 14 Tagen auf Gütertrennung 
jegen ihn. Wahr ist, daß die Leute anstatt vor⸗ 
vaͤrts, rückwärts kamen. Als Mordinstrument hat 
ein Messer gedient. Dem Mann war der Hals 
zurchschnitten; auch hatte er eine Schnittwunde im 
Zeibe, aus der die Eingeweide heraushingen, seine 
yrau war in ähnlicher Weise verwundet, neben ihr 
ag ein großes Messer, wie man sie beim Ab⸗ 
chneiden des Kases gebraucht. Die Leute hinter⸗ 
assen eine Tochter von ewa 15 Jahren. Bemerkt 
ei noch, daß die Frau vor mehreren Wochen ihren 
Mann in das Hospital schaffte, unter dem Vor⸗ 
vande, derselbe sei geisteskrank, da man ihn aber 
iach einer 141ägigen Frist, die er im Hospital zu⸗ 
Jebtacht, als ganz gesund und zurechnungsfähig er⸗ 
lärte, so kehrte Sutler in seine Wohnung zurüd. 
Mainz, 5. Okt. Der Gouverneur von 
Woyna hat an sämmtliche Regimentskommandeure 
er Garnison ein Schreiben gerichtet, in welchem 
r die Herren Kommandeure ersucht, dem hier er⸗ 
cheinenden „Mainzer Anzeiger“ weder Inserate, 
noch sonstige Mittheilungen zukommen zu lassen, 
erner soll dafür Sorge getragen werden, daß das 
Blatt weder von Unteroffizieren noch Soldaten ge⸗ 
esen werde. Gleichzeitig hat Herr v. Woyna an 
das Generalkommando des 11. Armeekorps in 
Zassel eine Beschwerdeschrift wegen der den öffent⸗ 
lichen Frieden bedrohenden Tendenz des „Mainzer 
Unz.“ gerichtet. Das Blatit erklärt, den Rechtsweg 
etreten zu wollen. Heute Vormittag fand in den 
geschäftsräumen des Mainzer Anz.“ eine strenge 
daussuchung nach Manuskript und Konfiskalion 
zer letzten Nr. statt. Es handelt sich dabei um 
ine muthmaßliche Verletzung des Dienstgeheimnisses, 
erbunden mit einer Beleidigung des Festungs 
ouverneurs v. Woyna. 
Welch' bedeutender Schaden durch die 
ingünstige Witterung den Landwirten und 
Weinproducenten erwächst, beweist nachstehendes Bei⸗ 
piel: Ein im Rheingau begüteter Mainzer Bürger. 
)er mehrere Weinberge in guten Lagen besitzt, 
jatte seine vorjährige Weincrescenz „am Stock“ um 
zie Summe von 6000 M. verkauft und mußte der 
staufer noch das ganze Einherbsten auf eigene Rech 
nung besorgen. Neulich hat nun derselbe Grund⸗ 
»esißer abermals die Trauben seiner sämmilichen 
Weinberge an denselben Mann um die Summ⸗ 
von 140 Mark verkauft. 
4 (Strikes.) In den Weberdistrikten des 
ächsischen Voigtlandes sind Strikes theils schon 
nusgebrochen, theils in Vorbereitung begriffen. 
In Gera hat eine Versammlung von Arbeitern 
nus den mechanischen Webereien, Färbereien und 
Appreturanstalten statigefunden, welche von über 
2000 Personen besucht war, und in welcher be⸗ 
chlossen wurde, die strikenden Arbeiter in Nachbar- 
taädten materiell und moralisch zu unterstützen und 
inem Hauptkomité die Leitung dieser Angelegen⸗ 
heit in die Hand zu geben. Es ist bemerkenswerth, 
aß selbst das Organ der Arbeiterparteie, Der Be— 
ibachter“ sich veranlaßt sieht, die Arbeiter vor 
olchen unüberlegten Striles zu warnen. 
4 Vor dem Reichsgericht zu Leipzig fand 
im Donnerstag die Verhandlung gegen den Zu⸗ 
Hneider Wunderlich aus Markt Schorgast und 
Vermischtes. 
M. Dudweiler, 6. Okt. Gestern wurde in 
Her neuerbauten evangel. Kirche hierselbst die von 
den Hrn. Gebrüder Euler, Königlich-Preußische 
hoforgelbauer aus Gottsbüren, Provinz Hessen⸗ 
dassau, gelieferte Orgel durch den als Musik⸗ und 
Irgelkenner rühmlichst bekannten Herrn Pfarrer 
donig aus Sulzbach geprüft. Bei der Unter⸗ 
uchung stellte sich heraus, daß alle einzelne Theile, 
em Coniracte gemäß, solide und präzis ausgeführt 
varen. Der Ton der einzelnen Register entsprach 
em betreffenden Charakter. Die Soloregister zeich⸗ 
eten sich durch feine Nüancirungen gegen einander 
us. Ebenso war die Gesammtwirkung eine impo⸗ 
ante und überwältigende. Das Aeußere des Werkes 
atspricht in schöͤnen Formen und bester Ausfüh— 
ung in gutem Eichenholze dem altgothischen Bau— 
ile der Kirche. Es kann deßhalb genannte Firma 
eder Gemeinde bestens empfohlen werden. 
In Mühlhausen wurde in einer der 
etzten Nächte ein grausiger Doppelmord begangen. 
der Bäckeer Sutter in der Hirschgasse hat seine 
zrau nach einer anderen Version sie ihren Mann 
rmordet Den Mann fond man ktadt, die Frau