Full text: St. Ingberter Anzeiger

Wissen und Konnen zu vertiefen und zu vermehren, 
nicht unbenutzt bleiben. 
— Die neue Synagoge in Kaiserslautern 
wird nach Angabe der „Ksl. Ztg.“ in der That 
ein monumentaler Prachtbau werden und der Stadt 
zur Zierde gereichen. Dieselbe kommt auf die 
aächst der Frühlingsstraße liegende Wiese, welch' 
letztere aufgefüllt werden wird, zu stehen. Ueber 
der Synagoge wird sich in der Mitte eine riefige 
stuppel erheben, umgeben von 4 Steinkuppeln, hin⸗ 
vegragend über die Wohnhäuser und von der Ferne 
ichtbar. Auch ist im Plane ein großer freier Platz 
um die Synagoge herum vorgesehen, welcher mit 
Ziersträuchern und Bäumen angepflanzt werden soll. 
Von Seiten einiger Israeliten wird der Vorschlag 
gemacht, außer der beabsichtigten Lotterie einen 
Synagogenbauverein mit monatlichen Beiträgen 
—E 
bauvereins. 
— Kaiserslautern. Ein seltener Fall 
von Beinbruch kam in einer Tanzstunde vorige 
Woche hierselbst vor. Ein Mädchen, das im Tan— 
zen begriffen war, brach nämlich während des Tan— 
jes, ohne zu fallen, den Oberschenkel, so daß es, 
ils es sich setzen wollte, dazu unfähig war und 
irztliche Hilfe geholt, sowie ein Verband angelegt 
werden mußte. (Rhbt.) 
— Dürkheim, 11. Okt. Die heute dahier 
m Hoͤtel „Vier Jahreszeiten“ abgehaltene Wein⸗ 
hersteigerung der Alex. Loeb'schen Erben war nicht 
'o zahlreich besucht als erwartet werden könnte. 
Der Verkauf war jedoch ein ziemlich lebhafter und 
der Absatz ein vollständiger. Wie man hörte, sind 
die Preise als sehr mäßig angesehen worden. Die— 
jelben stellten sich wie folgt: 1868er Dürkheimer 
Forst 1070 Mk.; 1874er hiesiger Feuerberg 1345, 
Spielberg Auslese 1450 Mk.; 1875er Wachen⸗ 
heimer Altenburg 1000, Ungsteiner 1025 Mk.; 
1876er Dürkheimer 1030 Mk.; 1878er Wachen⸗ 
jeimer 775, dto. Altenburg Auslese 1100,. Dürk—⸗ 
heimer 880 und 910 Mk.; 1880er hiesiger Spiel⸗ 
berg 910 und 925 Mk.; 1881er Leistadter 525, 
Dürkheimer 670, 710, Ungsteiner 770 M. Rot h⸗ 
weine, hiesige, 1875er 510 Mti.; 188ler 765 
Mk. per 1000 Liter. — Bei der angehängten 
Weinversteigerung der Frau D. Feis Wwe. dahier 
wurden für 1878er erzielt: Forster 1130, 1160, 
dto. Auslese 1200 und 1220, Ungsteiner Weilberg 
Rießling 1280 Mk. per 1000 Liter. 
— Ellerstadt. Das Einherbsften der Por⸗ 
tugieser ist beendet und haben unsere Winzer alle 
Ursache mit dem Ergebniß zufrieden zu sein. 
Waren doch die Stöcke so schwer mit Trauben be— 
jangen, daß Morgen (600 Stöcke) nicht selten 
is bis 20 Logel ertrug. Das Mostgewicht be— 
wegte sich zwischen 65 und 780 nach Oechsle und 
wurden bei sehr reger Kauflust 11Mk. bis 16 Mt. 
25 Pf. per Logel (40 Liter) bezahlt. — Die 
ibrigen Traubensorten hiesiger Gemarkung sind in 
der Reife so weit vorgeschritten, daß dieselben 
sicherlich ein recht brauchbares Produkt liefern. Zu 
hbeklagen ist nur, daß in einzelnen Lagen durch die 
jeuchte Witterung letzter Zeit die Fäule ziemlich 
dark um sich greift. Vielleicht wäre es angezeigt, 
eitens der Gemeindeverwaltung einen oder einige 
Tage zu bestimmen, an denen die faulen Trauben 
gelesen werden dürfen. (D. A.) 
— Ein Zuwarten mit dem Herbsten schreibt 
nan der Ggwit. aus Edesheim, sei nicht räth⸗ 
ich, weil an der Quantität verloren gehe, was ˖in 
zer Qualität sich noch bessere. Der 1881er sei 
'ort und der 1882er finde auch seine Abnehmer. 
Dasselbe Blatt schreibt aus Edenkoben: Bei 
gestriger Vorlese von Tokayer auf der Hohe ergab 
iich ein Mostgewicht von 800 und beim Vorherbsten 
eines Gartens in der Eisenbahnstraße (Semmeläcker) 
ein solches von 660 nach Oechsle; so auch wurden 
drobeweise einige Trauben aus dem Dentwegel 
ausgedrückt und ergaben ein Mostgewicht von 760 
nach Oechsle. — Ein „Turko“ oder „Schipka“, 
wie man frühere geringe Jahrgänge bezeichnete, 
und ein „Arabi“, wie man den heurigen spottweise 
zu benennen suchte, scheint es nach Obigem glück⸗ 
icherweise doch nicht zu werden. 
fF Ungstein, 10. Olt. Ein Metzger aus 
Dürkheim kaufte bei einem Ungsteiner Bürger ein 
Kalb unter der Bedingung, daß er statt 88 Mark 
76 Pf. den dopödelten Betrag für das Kalb zahle, 
venn dasselbe das vom Verkäufer geschätzte Ge— 
wicht von 51 Pfund nach dem Schlachten habe, 
indernfalls soll das Kalb nichts kosten. Dgs 
Schlachtgewicht stellte sich im Beisein des Verkäu⸗ 
ers, der eine ellenlange Physiognomie betommen 
jaben soll, auf nur 46 Pfd., und hatte der Metz⸗ 
jer wohl das billigste Kalb erhalten, es kostete 
nichts und der Bauer hatte das Nachsehen. 
— die Volksbank Germersheim hat sich 
n ihrer Generalversammlung vom 8. d. gegen die 
Anfstellung eines Verbandsrevisors entschieden. 
— Aus der jüngsten Sitzung des Stadtraths 
on Speyer theilt die „Sp. Ztg.“ folgendes mit: 
die kgl. Kreiskasse ist angewiesen worden, die 
Faution des verlebten Stadteinnehmers Philipp 
zudwig Paulus zur Deckung des Desizits heraus⸗ 
ugeben. Dies ist nun geschehen und werden die 
hetr. sechs bayerischen Eisenbahnobligationen zu 
2000 Mtk. zum Courswerthe von 1014 in die 
Sztadtkasse zur Abrechnnng gelangen, also 12,150 
Nk. Der ganze Receß der Stadteinnehmereikasse 
ammt Zinsrückstände beträgt jedoch 16,862 Mk. 
12 Pf., so daß noch 4488 Mk. 45 Pf. rückständig 
eiben, welche von den Erwerbern der Paulus'schen 
häuser zu ersetzen sind. 
Vermischtes. 
F München, 8. Okt. Von heute an ist die 
Zahnverbindung über den Brenner von Innsbruck 
is Waidbrück wieder offen, von Waidbrück bis 
zlumau (12 St.) wird der Verkehr zu Wagen 
ermittelt, von Blumau nach Bozen und Meran 
agegen ist der Bahnverkehr wieder hergestellt. Von 
zozen bis Lavis (46 Kilometer) ist vorläufig noch 
Bagenverbindung eingerichtet, während die weitere 
ztrecke von Lavi bis Verona mittelst Bahnzügen 
zieder befahren wird. 
München, 10. Okt. Dem Corr. v. n. 
. D. zufolge ist es geplant, im Vertrauen in ganz 
deutschland eine Sammlung zu veranstalten, deren 
5rtrag dem deutschen Kronprinzen bei Gelegenheit 
er Feier seiner silbernen Hochzeit zur Verfügung 
jestellt werden soll, etwa zur Stiftung eines Wohl— 
hätigkeitsunternehmens in der Art der Wilhelms—⸗ 
pende oder der Wittelsbacher Stiftung. An der 
zpitze steht der Herzog von Ratibor, speziell in 
Zayern sind der Präsident der Kammer der Reichs⸗ 
räthe v. Franckenstein, der Abgeordnete Graf vr: 
Ztauffenberg und der Abgeordnete Dr. Buhl (Pfalz) 
zetheiligt. 
München, 11. Oktt. Am Montag Abend 
ies sich ein in der Kustermann'schen Eisengißerei 
in der Rosenheimerstraße beschäftigter Arbeiter bei⸗ 
jehen, einen dortigen Lehrling mit Petroleum zu 
bergießen und dann anzuzünden. Der junge Mensch 
iegt durch die erhaltenen Brandwunden lebensge⸗ 
ährlich verletzt im Krankenhause. Der Thäter wurde 
ofort verhaftet. 
Nürnberg, 11. Okt. (S. Pr.) Der 
leberschuß mit dem voraussichtlich die Rechnung 
der Landesausstellung abschließen dürfte, wird nach 
»em „Fr. Kur.“ auf mindestens 280,000 Mark 
jeschätzt. Gestern wurde die Ausstellung von nicht 
veniger als 27,622 zahlenden Personen besucht. 
FNürnberg, 11. Okt. Die HH. Adlon 
ind Todt haben dem „Irk. K.“ zufolge die Ab⸗ 
icht, die Gebäulichkeiten der Hauptrestauration und 
ꝛer Bierhallen auf der bayerischen Landesausstellung 
ach Amsterdam transferiren zu lassen, wo sie be—⸗ 
anntlich für die nächstjährige Ausstellung das ge⸗ 
ammte Restaurationswesen gepachtet haben. 
F Mainz, 11. Okt. Eine größere Zahl 
Auswanderer aus der Pfalz verließ heute Morgen 
nit dem Dampfer „Germ nia“ unsere Stadt um die 
steise nach Amerika fortzusetzen. 
4 Frankfurt, 8. Okt. Im April v. Is. 
litt ein an der Dampfhobelmaschine in der Holtz⸗ 
nann'schen Fabrik beschäftigter Arbeiter an einem 
Aststück aus, gerieth mit einem Fuß in ein Loch 
»es Fußbodens und mit seinem rechten Arm in die 
Maschine; der Arm wurde derart zugerichtet, daß 
r amputirt werden mußte. Er fordert nun bis 
u seinem Lebensende seinen Wochenlohn mit Ml. 
19.80, event. Cession der Ansprüche, welche Holtz⸗ 
nann an die schlesische Versicherungs-Gesellschaft 
n Breslau hat. Kläger behauptete, den Beklagten 
reffe ein Verschulden, weil er kein Schutzblech an 
er Maschine angebracht habe. Die erste Instanz 
vies den Kläger nach stattgehabtem Beweisverfahren 
ib, weil der 8 120 der Gewerbeordnung nicht so 
rufgefaßt werden könne, es sei der Arbeitgeber ver⸗ 
Fflichtet, derartige Vorkehrungen zu treffen, daß 
iberhaupt gar kein Unglück erfolgen könne. Hier—⸗ 
egen wurde Berufung eingelegt und ordnete das 
Iberlandesgericht Beweiserhebung darüber an, ob 
s zur thunlichen Sicherheit gegen Gefahr für 
Leben und Gesundheit der Arbeiter norgwenoig 
andden mit Dampf betriebenen vierschneidigen hdobq 
naschinen leicht zu entfernende Schutzbleche * 
Art anzubringen, daß außer dem Hobelmesserkopf 
nuch eine Deckung von der Seite stattfinden könne 
laget behauptete, solche Seitenbleche häiten 
der Maschine angebracht sein müssen. Zwei Sach. 
erständige erklärten übereinstimmend, daß eine der. 
artige Blechvorrichtung einen absoluten Schutz ge 
vähre; in der Fabrik des Einen stehe sogar E. 
lassung des Arbeiters darauf, wenn er das 
Schutzblech nicht einhange. Holtzmann hätte das, 
jelbe an einer alten Maschine anbringen müssen 
elbst wenn die kgl. Fabrik⸗Inspektoren ihm ein⸗ 
olche Aufgabe nicht gemacht hätten. Der Civil. 
enat hob nach Erhebung dieses Beweises das erste 
nstanzliche Urtheil auf und verurtheilte Ph. Holßz⸗ 
nann bezw. die schlesische Versicherungs-Gesellscheft 
zur Bezahlung von wöchentlich Mk. 19.80 bis an 
das Lebensende des Klägers. 
fRüdesheim, 10. Okt. Als gestern 
Morgen nach 11 Uhr zwischen hier und Geisenheim 
»er Schnellzug mit einem Güterzug kreuzte, wollie 
»er Eisenbahnarbeiter Kremer aus Geisenheim noch 
chnell auf die andere Seite des Bahndamme— 
ilen, wurde aber von der Maschine erfaßt und 
var augenblicklich eine Leiche. 
Von einem lustigen Wort des Kronprinzen 
vird dem „B. B.⸗C.“ berichtet. Der Kronprinz 
jehörte vor Jahren anläßlich seines Aufenthaltes in 
Viesbaden zu den fleißigsten Besuchern der 
hoffmann'schen Milchcur daselbst. Dort begegnete 
er Kronprinz oft drei jungen Mädchen, Toͤchtern 
iner liebenswürdigen Familie aus dem Rheingau 
ind hatte für die freundliche Begrüßung der Damen 
tets einen ebenso freundlichen Dank. Inzwischen 
varen Jahre vergangen, der Kronprinz weilte in 
Berlin und wandelte mit einem hier zum Besuch 
veilenden hohen Gaste der Wilhelmstraße entlang 
als er den drei Schwestern begegnete, die ehrer⸗ 
bietig knicksend und tief erröthend ihre Reverenz 
nachten, die der Kronprinz dankend erwiderte. 
Ei, ei, welch' schöne Mädchen,“ bemerkte der Gast, 
‚darf man fragen, wer die Damen sind?“ „Gewiß, 
jewiß,“ erwiderte der Kronprinz lächelnd, „zwar 
veiß ich ihre Namen nicht, aber es sind drei 
Milchschwestern von mir.“ 
fF St. Goar, 8. Okt. Am lezzten Mittwoch 
n aller Frühe wurde der Loreley gegenüber auf 
»em Salmenwag Klodt ein 100 Klgr. schwerer 
Stör gefangen. Bei dem Bergen des Ungethüms, 
»as mit dem Schwanze wild um sich schlug, wurde 
inem Fischer durch einen solchen Schlag ein Arm 
ebrochen. 
fF Düren, 11. Okt. Bei dem am ver—⸗ 
jangenen Montag hierselbst stattgehabten fünfund⸗ 
wanzigjährigen Jubiläum des Rektors des hiesigen 
Realgymnasiums wurde dem Jubilar Herrn Ben⸗ 
ath, einem ehemaligen Elementarlehrer, von seinen 
rüheren Schülern, außer anderen Geschenken, eine 
ẽhrengabe von 24,000 M. überbracht. — Ein 
Zzeweis dafür, in wie hohem Maße der Jubilar 
ich der Liebe seiner ehemaligen Zöglinge er⸗ 
reut! 
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FFeuersbrunst. Bei einem am 6. Olt. 
n Dransfeld (Hannover) ftattgefundenen entseßz 
ichen Brand wurde der am dichtesten bebaute Theil 
der Stadt, eine ca. 100 Ar große Fläche mit 
twa 38 Wohnhäusern und mindestens 45 Hinter⸗ 
Jebäuden, darunter eine große Oekonomiewirthschaft 
ind eine Brauerei, in Asche gelegt. Studierende 
ius Göttingen beteiligten sich in aufopferndstet 
Weise an dem Rettungswerk und bedienten auch 
die aus Münden eingetroffene Spritze. Im Laufe 
der Nacht wurde das Feuer endlich bewältigt. 
Braunschweig, 10. Oct. (Zur Tri⸗ 
hinenepidemie.) Hier herrscht eine Trichinenepide⸗ 
nie, welche eine um so groͤßere Aufregurg hervor⸗ 
uufi, als erst vor einiger Zeit eine Anzgahl, Tri— 
hinenerkrankungen vorgekommen sind. Die jetzige 
eẽrkrankung hat eine so große Ausdehnung, daß 
iach Angabe des „Braunschw. Tgbl.“ ein einziget 
horiiger Arzt dreißig an Trichinose erkrankte Per⸗ 
onen zu behandeln hatte. Im ganzen seien bis 
donnerstag Nachmitiag etwa funfzig Fälle consta⸗ 
irt und ein weiterer Zuwachs wurde für seht 
vahrscheinlich gehalten. Im Interesse des Publi 
ums und der schuldlos von dem allgemeinen Miß 
rauen betroffenen Schlachter wird eine strenge 
inlersuchung verlangt ob die amllich vorgeschriebene 
Untersuchung auch wirklich stattfinde. 
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