Full text: St. Ingberter Anzeiger

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auf die Zukunft. 
Frage der von den r 
34 Jahren in Fuldg 
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Kultusreferenten T 
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ingehend behandelte er die 
„einischen Bischöfen schon vor 
als gefahrlos für die katho— 
eten Zivilehe und die Tegern— 
nigs Max J., welche von dem 
x. Rittler zum Zweck der Er— 
Schild ausgegraben, vom Mini⸗ 
der Kammer der Reichsräthe aber 
it wurde, was sie ist; als histo⸗ 
hne jede staatsrechtliche Bedeutung 
.Hr. Hessert gedachte auch der er— 
jatsache des eine Steuererhöhung aus⸗ 
Ueberschusses von ca. 2 Millionen der 
taatsbahnen und schloß mit dem Ausdruck 
rsichtlichen Hoffnung, daß die Pfalz der 
in Sache treu und in ihr fest bleibe. Hr. 
er referirte über die Frage der Simultan— 
chulen (der koufessionell gemischten Volksschulen). 
wie deren Behandlung im Landtag vor sich gegangen, 
über ihre Aufbauschung zu einer hochpolitischen 
Frage durch den Abg. Bonn und rückte die Frage 
mit Sachkunde in die Beleuchtung vom prattischen 
Verwaltungsstandpdunkte aus. Spaäter warf der 
zenannte Herr noch einen Blick euf eine der bren⸗ 
nendsten Zeitfragen, die der indirekten Besteuerung, 
und fand sich auch hierin erfreulicher Weise in 
boller Uebereinstimmung mit den Herren Ver—⸗ 
rauensmännern. Den interessanten Darlegungen 
inserer Herren Vertreter folgte lebhafter Gedanken⸗ 
austausch derselben in tleineren Gruppen mit den 
Anwesenden. Nach über zweistündigem anregenden 
und belehrenden Zusammensein trennte man sich in 
der Ueberzeugung, im Dienst der liberalen Sache 
mit Erfolg gehandelt, die Erleichterung der späteren 
Wahlarbeit in richtiger Weise angebahnt zu haben. 
Unsern HH. Abgeordneten wurde allerseits wärm⸗ 
ster Dank für ihr liebenswürdiges Entgegenkommen 
ausgedrückt. Man verabschiedete sich von einander 
nit dem Schlußwort des Hrn. Vorsitzenden: Auf 
iröhliches Wiedersehen im kommenden Frühjahr! 
(Nach d. Zw. Z3.) 
— Herr Rektor Recknagel von Kaisers— 
lautern ist nach Berlin zum Reichsgesundheits⸗ 
amte berufen worden, um bei der Feststellung eines 
Galaktometers oder einer Milchwaage mit gesetzlicher 
Hiltigkeit für das ganze Deutsche Reich mitzu— 
wirten. Bekanntlich hat derselbe selbst eine Milch⸗ 
waage konstruirt. 
— Für die Wetterbeschädigten im 
Bezirksamt Kusel sind bis jetzt eingegangen 
17,382 M. 01 pf. 
— Am verflossenen Sonntag fand in Dürk⸗ 
heim die 42. Generalversammlung der 
„Pohlichia“ statt. Auf derselben hielten Vor— 
träge Dr. Neumayer, Direktor der deutschen See⸗ 
warte in Hamburg, über „Zwece und Ziele der 
nternationalen Polarerpedition“, Dr. Mehl is von 
Dürkheim über die prähistorische Karte der Pfalz, 
ODr. Medicus von Kaiserslautern über die Bild⸗ 
ung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer, 
Lehrer Schneider aus Musbach über naturge—⸗ 
ichichtliche Fabeln. 
— Speyer, 16. Okt. Das Sick'sche 
Brauereianwesen mit allem Zubehör und Vorräthen 
ist am verflossenen Samstag an die „Brauereige⸗ 
sellschafft zum Storchen, vormals Ch. Sick in 
Speyer“ um den Preis von 1,400,000 Mt. über⸗ 
gegangen. Das Aktienkapital ist vollständig ge— 
zeichnet. Herr Sick bleibt an dem Unternehmen 
mit großem Capitale betheiligt und behält die 
Direktion mit seinem bisherigen bewährten Personale 
für läugere Zeit. Der Aufsichtsrath der neuen 
Gesellschaft besteht aus den Herren Rudolph Dacqué, 
Neustadt; Rechtsanwalt David, Frankenthal; Dir. 
Fr. Engelhorn, Mannheim; Dr. Halenke, Louis 
Levinger, Speyer; Sigmund Le Vino, Alfred Wein⸗ 
schenk, Frankfurt a. M. (Pf. K.) 
— Ludwigshafen, 16. Okt. Die auf 
gestern Nachmittag in den Saal des „Löwengarten“ 
einberufene Versammlung von Angehörigen der 
perschiedenen hier existirenden Krankenkassen, deren 
Tagesordnung die Abfassung einer Petition an den 
Reichstag gegen die beabsichtigte Aenderung der 
Gewerbenovelle, die freien Hilfskassen betreffend, 
war, wurde einige Stunden vorher durch die hiesige 
Polizeibehoörde — wahrscheinlich auf Grund des 
Gesetzes vom 21. Oktober 1878, die gemeingefähr⸗ 
lichen Bestrebungen der Sozialdemokratie betr. — 
verdoten. (Pf. K.) 
— Ludwigshafen, 16. Okt. Heute Mit⸗ 
tag ereignete sich auf dem Brückenviaduct ein trau—⸗ 
gc. Ungsidfau. Ein bei dem Mäimnzer Bruücken 
bau beschäftigter Ingenieur Namens Bayer wollte 
an der hiesigen Brücke einige Studien machen. Un 
einem herannahenden Eisenbahnzuge auszuweichen, 
lrat er zur Seite, unglücklicherweise aber in das 
falsche Geleise, so daß er von der Maschine er— 
zriffen und die Böschung hinabgeschleudert wurde. 
Er trug Verletzuugen an der Hand und an einer 
Seite des Körpers davon. Der Verletzte fant 
Aufnahme im Mannheimer Spital. 
— Die Gemeinde Weingarten hat gegen 
die Entscheidung der kgl. Regierung derk, Pfalz, 
vodurch sie zur Anschaffung der nothwendigsten 
Feuerwehrrequisiten angehalten wurde Rekurs an 
»as Ministerium ergriffen. Auffallend ist es, wie 
ich der Gemeinderath dermaßen gegen Anschaffung 
»on Requisiten sträuben kann, indem von Seitt 
des Bezirkßsamtes Germersheim nur das Allernoth— 
vendigste verlangt wurde, welches einen Kostenauf⸗ 
vund von ungefähr 150 — 200 M. beträgt. Wein⸗ 
jarten zählt zu den besser situirten Gemeinden 
ahlt keine Umlagen und die Gemeindekasse kann 
chon soviel ertragen, um den Bedarf der nöthigsten 
stequisiten zu decken. Muß von Feuerwehren ver⸗ 
angt werden, daß sie nach Möglichkeit voll und 
zjanz ihre Aufgabe erfüllen, so muß denselben die 
im Kampfe mit den Elementen nöthigen Geräthe 
gegeben und die nöthigen Schutzmittel verabfolgt 
werden. So absolut unnöthig es ist, Feuerwehren 
uxuriös bis aufs Außerste auszustatten, was übrigens 
Sache betr. Gemeinde ist, so absolut nöthig is 
8. Feuerwehren einiagermaßen auszurüsten. 
— — 
Vermischtes. 
F München. Geheimrath Professor Dr. v. 
Bettenkofer wurde von Sr. Maj. dem Könige mit 
stücksicht auf seine Verdienste auf dem Gebiete der 
ffentlichen Gesundheitslehre in den erblichen Adels— 
tand erhoben. 
F Nürnberg, 15. Okt. Unter“ Anwesenheit 
ines zahlreichen Publikums und der Vertreter 
ämmtlicher Stellen und Behörden wurde heute 
jach Ankunft des Staatsministers Freiherrn von 
Feilitzsch präzss 12 Uhr Mittags die Schlußfeier 
der Bayerischen Landesausstellung im 
Vestibul des Hauptgebäudes vorgenommen. Zuerst 
jielt Direktor Dr. Stegmann eine längere Rede, 
velche einen Rückblick auf die Entstehung der Aus—⸗ 
tellung gab, deren Bedeutung und Erfolg er ge⸗ 
zachte, ebenso wie der Unterstützung des schwierigen 
Anternehmens seitens der Presse. Darauf verlas 
Regierungsassessor Landmann die Namen der in 
GBruppe 17 (Gartenbau) prämiirten Aussteller, an 
velche 12 goldene Medaillen (wovon 7 nach Mün⸗ 
hen kommen) und 20 silberne Medaillen vertheilt 
vurden. Dann sprach Staatsminister v. Feilitzsch 
illen den Mitwirkenden den Dank der kgl. Staats⸗ 
egierung aus und verlas diejenigen, die mit einer 
luszeichnung bedacht wurden: Staatsrath Gust. v. 
S„chlör erhielt das Großcomthurkreuz des Verdienst⸗ 
»rdens der bayerischen Krone, Loth. v. Faber, 
W. v. Pauscher, Frhr. v. Scorner, sämmitlich in 
Nürnberg, das Comthurkreuz des heiligen Michael, 
dandtagsabgeordneter Krämer, Bürgermeister Seiler, 
direktor Stegmann das Ritterkreuz des Verdienst⸗ 
xdens der bayerischen Krone, Reichsrath Jäger, 
stechtsanwalt Frhr. v. Kreß, Regierungsassessor 
Landmann, Fabrikbesitzer Mahla, Maler Cl. Schrau— 
voli, v. Tucher das Ritterkreuz 1. Classe vom Hl 
Michael; Dr. v. Schorn, Dr. J. Stockbauer, In⸗ 
pektor Koch, Stadtgärtner Kowallet das Ritterkreuz 
2. Classe vom Hl. Michael; Ingenieur Kroller die 
rudwigsmedaille für Kunst und Wissenschaft, dem 
Direktor der Kunstschule Architekt A. Knaut wurde 
der Titel und Rang eines kgl. Oberbauraths er⸗ 
cheilt. Herr v. Feilitzsch gratulirte den mit Aus—⸗ 
eichnungen Bedachten und erklärte Namens des 
7Tönigs die Ausstellung für geschlossen. Der Ehren⸗ 
zräsident der Ausstellung Freihert von Pfeufer 
xrachte sodann ein dreifaches Hoch auf den König 
nus, die Musik spielte die Nationalhymne unter 
em Geläute sämmtlicher Ausstellungsglocken. Nach⸗ 
nittags 3 Uhr findet ein Festessen in der Haupt⸗ 
estauration statt mit verschiedenen Toasten, Abends 
ine Festvorstellung im Theater mit Prolog und 
Aĩda“ von Verdi. (Fr. 31g.) 
F Saarbrücken, 14. Oct. Der im Laufe 
ieses Sommers hierselbst begründete „Verein zur 
Vahrung der gemeinsamen wirischaftlichen Inter⸗ 
ssen der Saar⸗Industrie“, welcher gegenwärtig be— 
eits 40 Firmen (darunter 15 der Eisenindustrie 
11der Keramik,S der Kohlenindustrie, Z der Glasindu⸗ 
strie und, jc 4 ver Veder⸗ chemischen 3 
angehörigh mit zusammen Dag one 
umfaßt, hat sich vor kurzem an den deut 
Reichskanzler mit einer Eingabe gewandi, shn 
Mailand die Errichtungines deutschen — 
tonsulats an Stelle des bestehenden kanfmane 
Consulats herbeizuführen. en 
F Aus Mainz wird berichtet: In Begleitun 
eines Beamten aus Koöln kamen vorgestern bn 
hdrei Kinder im zartesten Alter hier an, um —* 
öln gebracht und dort auf Kosten der Stadtn 
terhalten zu werden. Die Eltern der unglüdlichen 
Zinder, welche bemittelt sein sollen, waren * 
Kurzem zur Ausstellung nach Nurnberg gereist un 
hatten dort ihre Kinder in einem Hotel hilf 
los zurückgelassen, während sie selbst flüchtig ge 
zangen sind und wahrscheinlich ihren Weg naͤd 
Amerika genommen haben. 
FFrankfurt, 15. Okt. Nachdem bezüg 
lich der Mainzer Ganalisation, wie wir vor ein. 
iger Zeit gemeldet, eine Einigung zwischen der 
großherzoglichen Regierung zu Darmstadt nnd der 
dreußischen Regierung erfolgt ist, werden, wie wir 
heute aus zuverlässiger Quelle erfahren, die Arbei— 
ten zur Herstellung des Canals am 1. April 1883 
begonnen werden. 
F Ein interessanter Prozeß, der wegen seiner 
originellen Veranlassung doch nicht so unbekanni 
bleiben dürfte, wird sich in Köhn in den nächsten 
Tagen abwickeln. Das streitige Objekt ist namlich 
ein Sauerbraten, welcher, nachdem er mehrere Tage 
in Esfig gelegen (und zwar im Keller,) von zwei 
Familien als Eigenthum erklärt wurde. Die eine 
Familie hatte aber einen Braten von Rindfleisch, 
die andere einen von Pferdefleisch eingelegt; es hat 
iich aber nur ein Braten vorgefunden, demgemäß 
ist der andere abhanden gekommen. Der noch vor⸗ 
handene Braten wurde aber von den beiden das 
Fleisch verkauft habenden Metzgern als dasjenige 
bezeichnet, welches jeder von Ihnen verkauft haben 
will. Es wird nun in den nächsten Tagen eine 
sachverständige chemische Jury darüber entscheiden; 
erklärt dieselbe den jetzt beinahe fünf Wochen alten 
Braten für Ochsen⸗ bezw. Rindfleisch, dann ent— 
spinnt sich eine Klage wegen Aneignung fremder 
Lebensmittel; erklärt sie das Fleisch für Pferde⸗ 
fleisch, dann tritt ein weiterer Injurienproceß hinzu. 
F Berlin wird nächstens die Haupt— 
stadt — Bayerns sein! Wir entberlinern uns 
nämlich in ganz auffallender, unheimlicher Weise 
und bajuvarisiren uns von Tag zu Tag mehr 
Vom „verpreußten“ Bayern wurde Ende der sech⸗ 
ziger und Anfang der siebziger Jahre fortwährend 
gesprochen — jetzt ist Berlin eine Filiale Münchens, 
ein VRorort von Isar-Athen geworden. Und das 
haben nicht etwa, wie damals, die Diplomaten am 
zrünen Tische angerichtet, sondern — die Biero—⸗ 
raten am Kneiptische. Keine Mainlinie trennt 
uns mehr: Ein einigender, verbindender und der⸗ 
zündender Strom bahyerischen Urbieres ergießl 
augenblicklich seine schäumenden Wogen durch ganz 
Berlin; ganz Berlin schlürft ihn mit Behagen und 
ist einig in der Anerkennung des vortrefflichen 
Stoffes. Noch vor kurzer Zeit trat das „echte“ 
Bier, vornehmlich Nuürnberger, Erlanger und Culm⸗ 
hacher nur hier und da, schüchtern wie ein kleiner An⸗ 
fänger und als bescheidener Konkurrent neben dem 
heimischen Gebräu auf — jetzt ist man zum ersten 
Ürsprung, zu den „Müttern“, wie es im Fausi 
heißt, zurückgekehrt ... 
Das „Hofbräu“, die Krone und der Stolz 
das Sehnen und Denken, der Früh⸗s, Mittag⸗ und 
Abendtrunk jeder echten blau⸗weißen Kehle entquillt 
schon längst an zwei anmuthigen Stellen den über⸗ 
siedelten Mutterfässern in Berlin; „Loöwenbrau“ 
und „Spatenbräu“ lassen, wie in München, ihre 
goldbraunen Wellen in Berlin sprudeln, selbst ein 
Bratwurstglöckla“ läßt sein lockendes Geläut et⸗ 
iönen, und seit Kurzem sind wiederum zwei her⸗ 
vorragende Vertreter Münchener Bräugeheimniss 
bei uns eingewandert: der vielbelobte „Pschort 
und der mit dem königlichen Wappen des Baier⸗ 
und Bierstaates geschmückte,, Weihenstephan“. 
Systematisch werden wir verbaiert! 
Erfi haben die „Herrgottschnitzer“ vom Gärt⸗ 
nerplatz uns pfiffiger Weise an ihren Dialekt, an 
ihre Scherze, an ihre Schuhplattler gewöhnt und 
nun wird die heranwachsende Jugend planmäßig 
dem bescheidenen Berliner Bedütfniß nach „Sechs 
dreierbier“ abspenstig gemacht und zur Ueppigkeit 
des „Echten“ verleitet; was soll da aus Jung 
Verlin Rerden? Bald werden unsere Kinder nicht