Full text: St. Ingberter Anzeiger

3 Streben, die vorgeschriebene Bahn zu ver⸗ 
fsen. um so sichtbarer hervortritt, je lchneller die 
he bewegt werden und je weniger der betreffende 
snweg von der Meridiandistanz abweicht. Am 
den und deutlichsten stellte sich diese Erfahrung 
fder englischen Westbahn heraus. Später be⸗ 
chtete man dies eben so entschieden auf der Hud⸗ 
Dahn in Amerika, und als man erst darauf 
jmerksam gemacht war, fehlte dieselbe auch auf 
andern großen Eisenbahnen nicht. Nach— 
n man anfangs die Ursache dieser Erscheinung 
der Konstruktion der Lokomotive, in meteorolo⸗ 
chen Erscheinungen, im Erdmagnetismus ꝛc. ver⸗ 
xns gesucht hatte, kam man endlich auf den 
danken, daß sich das Phänomen durch den Um— 
wung der Erde von West nach Ost erklären lasse. 
weitere Untersuchung führte auch wirklich zu 
riedigenden Resultaten und diese Wahrnehmung 
in sonach als weiterer Beweis für die Achsen⸗ 
nchung der Erde gelten. Hiermit völlig überein— 
umend ist übrigens die Beobachtung, die man 
den Ufern der Flüsse gemacht hat. Jeder 
ß nämlich, der auf der nördlichen Halbkuges 
dauptsache nach einen nördlichen Lauf hat, 
erspielt die östlichen Ufer stärker als die west⸗ 
chen; dasselbe findet auf der südlichen Halbkugel 
i den nach Süden strömenden Flüssen statt. 
Agerichtig müssen bei den in der Richtung von 
en Polen nach dem Aequator hin strömenden 
rüssen die westlichen Ufer stärker unterwaschen 
n wie dies auch in der That stattfindet. 
x(Eine Fledermaushöhle.) Bei Uvalde 
gleichnamigen Texanischen County wurde kürz- 
eine Fledermaushöhle entdeckt, welche wegen 
eß in ihr massenhaft gefundenen Fledermaus⸗ 
uanos für ihren Entdecker eine Goldgrube. zu 
herden verspricht. Ein Schienenweg ist eine ziem⸗ 
iche Strecke in die Höhle hineingebant worden, auf 
em- der Guano mit Dampfkraft herausgeschafft 
urd. Täglich werden eiwa 30 Tons herausge⸗ 
haift und man versendet sie nach Liperpool, wo 
Guano 40 Lstr. für die Tonne bringt. 
F Als meteorologisches Kuriosum wird aus 
em Lande unsrer Antipoden berichtet: In Too⸗ 
voomba (Queensland, Austtalien) hat es nach 
iner Meldung englischer Blätter am 28. Juli 
ieses⸗ Jahres gsch neit, während das Land im 
chmucke blühender Crangenhaine und ähnlicher 
idlicher Vegetation prangte. Bei der subtropischen 
age des Ortes (ca. 27 jꝛ Grad südlicher Breite) 
a dies Ereigniß dort etwa eine solche Bedeutung, 
iz wenn uns der Juli eine Eisbahn auf den 
rassen Pescheerte. In der That kannten bis da⸗ 
iin auch die im Lande selbst Geborenen unter 
er Bevölkerung einen Schneefall höchstens aus dem 
turunterricht oder aus Abbildungen. Der Schnee⸗ 
ill wurde auch in Westbrook, Greenmount, Warwick, 
anthope und Brisbame beobachtet, anu letzterem 
Nte jedoch nicht völlig zuverlässig. Ueberhaupt will 
nan in der ganzen Gegend ein Kälterwerden des 
vinters seit längerer Zeit wahrgenoinmen haben. 
f(GWann beginnt der Tag?) Diese an⸗ 
seinend so leicht zu erledigende Frage ist thatsäch— 
ich von drei Gerichtsbehörden verschieden beant⸗ 
ortet worden. Hier der Anlaß. Ein Vürger in 
deitß hatte am 19. Januar er. früh 774 Uhr den 
ürgersteig vor seinem Hause vorschriftsmäßig 
ehren lassen, war aber dennoch der Straßenpolizei- 
ontravention angeklagt worden, weil er nämlich 
diese Manipulation nicht vor Tagesanbruch — so 
yxrlangt die Vorschrift — vorgenommen habe. Der 
cchoffenrichter sprach ihn frei, weil der Tag von 
zonnenaufgang bis Sonnenuntergang währe, da—⸗ 
nais aber die Sonne noch nicht aufgegangen war. 
der Berufungsrichter aber erkannte auf Strafe, da 
er Tag mit der Dämmerung beginne und endige; 
amals war zwar die Sonne noch nicht aufge— 
sangen, aber es dämmerte schon. Das Kammer— 
ericht, welches sich in der Ravisionsinstanz mit 
er Frage zu befassen hatte, entschied folgender⸗ 
naßen: Der zweite Richter ist zu weit gegangen; 
et Tag beginnt nicht mit der Norgendammerung, 
andern erst mit Eintritt der Tageshelle und mit 
heginn des Tagesvertehres. Dennoch ist der An⸗ 
ellagte strafbar da um die erwähnte Zeit die Tages⸗ 
ꝛelle und derloffentliche Verkehr bereits begonnen hatte. 
v tDie besten Wetterpropheten untet den Prak 
ern sind belanntlich alte Forstbeamten, von denen 
tein sehrgelinder Winter prophezeit wird. 
* folgern dies aus dem Umstande, daß das Haide⸗ 
aut bis in die äußersten Spitzen vollständig rotb 
nBlüthe steht 
er 
(GEine treue Wittwe) Der Anfleher 
ines Kirchhofes sah eine Frau mit einem Paket 
und einem Topfe den Kirchhof betreten, und war 
zuf eine etwas verdächtige Art. Er folgte ihr und 
aht, daß sie ein frisch aufgeworfeues Grab mit 
Brassamen besäete. Er redete sie an und versicherte 
hr, als erfuhr, daß sie Wittwe sei, das Grab werde 
chon von selbst zur rechten Zeit grün werden. „Das 
laube ich wohl,“ erwiderte sie, „aber mein seliger 
Mann nahm mir das Versprechen, nicht wieder zu 
Jeirathen, bis Gras über sein Grab gewachsen sei, 
ind da ich eine gute Partie habe, so will ich zwar 
nein Wort nicht brechen, aber länger wie nöthig 
vill ich es auch nicht halten.“ 
(Erste Hülfe bei Vergiftungen.) 
Fin Mittel bei Vergiftungsfällen, das sich für die 
erste Hülfe wohl so ziemlich in jedem Hause in 
Bereitschaft finden dürfte, ist folgendes: Ein ge— 
Jäufter Kaffeelösel voll Küchensalz und halb so viel 
Senf werden in einer Schale mit warmem oder 
auch kaltem Wasser rasch verrührt und das Ganze 
den Patienten eingeflößt. Es wirkt augenblicklich 
als Brechmittel, und so wird der Mageninhalt her— 
nusbefördert. Gegen den etwa zurückgebliebenen 
Rest des Giftes läßt man zuerst das Weiße von 
einem Ei, dann eine Tasse starken Kaffees nehmen, 
da diese Stoffe paralysierend auf die Wirkung der 
Hifte sich erweisen. 
Fragen des schriftlichen Theiles der 
Anstellungsprüfung für die pfälzischen 
Schuldiensteripekianten vro 1382. 
„I1. Aufsatz: Der Anblick der Natur, eine Er— 
hebung und eine Demüthigung für den Menschen. 
II. Religionslehre: a) Katholiken: 
1. Was versteht man unter Gemeinschaft der Hei⸗ 
igen? — Worauf gründet sich diese Lehre? — 
Welches sind die Vortheile, welche diese Gemeinschaft 
hren einzelnen Gliedern gewährt? 2. Die christo— 
ogischen Irrlehren. p) Protestanten: 1. Die 
dehre von der Sünde. Aufertigung einer Katechese 
aͤber einen Bibeltert. 2. Die Reichstage zu Speyer 
und Augsburg. 
III. Arithmetik: Drei Unternehmer legten 
n einem Geschäfte 4800 Mk. an. A gab 372 0, 
B 14241 00 mehr als C. a) Wieviel schoß jeder 
hzei? b) Wie lange dauerte das Geschäft, wenn die 
7 20 prozentige Zinsen sich auf 1350 Mtk. belaufen 
jaben? (Ohne Gleichung zu lösen.) 2. Ein Spieler 
machte 5 Spiele.“ Beim 1. verlor er 70 seiner 
nitgebrachten Barschaft; beim 2. gewann er 
dessen, was ihm nach dem 1. Spiele übrig geblie⸗ 
ben war; beim 8. verlor er V12 seiner vorigen 
Barschaft; beim 4. gewann er !/s seines Restes 
und hörte, nachdem er im 5. Spiele „8 seiner 
etzten Summe verloren hatte, zu spielen auf. 
Wenn er sich nun noch im Besitze von 0,36 Mk. 
jeht, mit wie viel Geld fing er an zu spielen? 
Mit Probe.) 3. An einem Kegel von 32,4 em 
Maniellänge verhält sich der Durchmesser zur 
Mantellänge wie 3: 4. a) Wie viele Grade mißt 
der Winkel an der Spitze des entwickelten Kegel⸗ 
mantels? b) Wie groß ist die Oberfläche des Kegels? 
n⸗Z,14. Es dürfen keine Dezimaistellen fallen 
jelassen werden). 4) Ein Würfel, welcher 
28,4765625 Kg wiegt, hat eine Oberfläche von 
30,375 ꝗdm. a) Wie groß ist die Kante des 
Würfels? b) Wie groß sein Kubikinhalt? c) Wel⸗ 
hes ist das spezifische Gewicht des Stoffes, woraus 
der Würfel gefertigt ist? d) Wie groß wäre der 
Durchmesser der Kugel, deren Oberfläche die Ecken 
»es Würfels berühren würde? (n-3, 14. Es dürfen 
eine Dezimalstellen fallen gelassen werden. Die 
Vsind auf 3 erimalaedten auszuziehen. 5) 
2y — — 55 — 2X IL. 
X— — 7 20 2 
—3,30 73 — 35 II. 
7330 
V. Geographie: 1) Zwillingsströme Afiens 
Seen Afrikas. 83) Städte an der Wolga. 4) 
Städte an der Westküste Südamerikas. 5) Inseln 
des australischen Binnengürtels. 6) Eine Parallele 
wischen der vorderindischen und der italienischen 
dalbinsel. 
V. Geschichte: 1) Welche Männer bildeten 
das erste Triumvirat und wie endeten dieselben? 
2) Welche Reiche entstanden nach dem Untergange 
des Römerreiches in Italien? — Wer gründete 
dieselben und wie lange dauerten sie? 3) Es war 
die Regierungszeit einer Reihe deutscher Kaiser an— 
zugeben. 4) Eingehendere Bearbeitung: Maximi-» 
ijan J. — Thätigkeit als Kurfürst und König — 
Territorialveränderung Bayerns unter seiner Re⸗ 
zierung. 
VI. Orthographie: Diktiert wurden: 1) 
Fin längeres Satzganzes; 2) Eine Strophe aus 
lopstocks Messiade; 3) Technische Ausdrücke und 
Fremdwörter. 
VII. Pädagogik: 1) Wie kann die Schule 
die Wahrheitsliebe in den Kindern pflegen? 2) Was 
st bei den Schülerantworten zu beachten? 8) Gegen⸗ 
jätze zwischen A. H. Franke und J. J. Rousseau. 
VIII. Naturkunde: 1) Die einzelnen Or— 
jane des menschlichen Verdauungsapparates und 
deren Verrichtung. 2) Bei welcher Klasse der 
Wirbelthiere kommt eine vollständige Verwandlung 
Metamorphose) vor? — Worin besteht diese? — 
Repräsentanten dieser Thiergattung. 3) Charakter⸗ 
istisches der Lippenblütler. Wichtige Arten. Ver⸗ 
vendung. 4) Die hydraulische Presse und ihre 
Verwendung. 5) Das Pendel, die bei demselben 
zur Erscheinung kommenden physikalischen Gesetze. 
Anwendung des Pendels. 
IX. Harmonielehre: Ein bezifferter Baß 
war in weiter Harmonie zu bearbeiten. — Modu— 
lationen von Hemoll nach Bedur. 
X. Landwirthschaft: 1) Die Bedeutung des 
Kalkes für die Landwirthschaft. 2) Welches sind 
die Vorzüge der einzelnen Veredlungsarten der 
Obstbäume? 
XI. Gemeindeschreiberei: 1) Zuständig— 
keitsverhältnisse und Verfahren bei der Ernennung, 
Disziplinierung und Entlassung a) der Ortspolizei⸗ 
diener, b) der Feldhüter, c) der Gemeindewaldhüler, 
d) der Gemeideschreiber. Wer hat die Verpflich⸗ 
ung dieser Bediensteten vorzunehmen und welche 
Wirkung hat dieselbe? 2) Entwurf eines bürger— 
meisteramtlichen Berichtes an das Kgl. Bezirksamt, 
detreffend die Nothwendigkeit der Vornahme einer 
außerordentlichen Gemeinderathswahl, resp. Er— 
Jjänzungswahl. 
8ch. 
Gemeinnũtziges. 
Da dieses Jahr viel über faule Kartoffeln ge⸗ 
klagt wird, theilen wir nachstehendes Rezept mit, 
velches ein weiteres Umsichgreifen der Kartofelfäul⸗ 
aniß verhüten soll: Ein Beobachter hat, wie er ver⸗ 
sichert, vor mehreren Jahren, als Kartoffel infolge 
der Kartoffelkrankheit faulten, sie durch Bestreuen 
mit Gyps gegen ferneres Faulen geschützt. Die 
zesunden Kartoffel sind auch fernerhin gesund ge— 
»lieben; die schon angefaulten vernarbten und, ge— 
oflanzt, haben sie alle kräftige Stauden geliefert. 
Fs käme auf einen Versuch an 
A. K. 
Eter befãlle. 
Gestorben: in Schweigen der protest. Lehrer 
Michael Hey, 56 J. a., in Speier Friedrich 
Merbel, 1. Adjunkt und Gutsbesitzer, 65 J. a. 
in Kaiserslautern Frau Maria Schmenger, 
t9 J. a., in Grünstadt Karl Happersberger, 
Dekonom, in Deidesheim Wendel Glaser, 705 
wW0. 
Dienftes⸗Rachrichten. 
An der Studienanstalt Landau wurden der 
tath. Pfarrer Dr. Schädler von Walsheim und 
der protest. Pfarrer Euler von Karlsberg zu 
Religionslehrern ernannt, unter Verleihung des 
Titels „Gymnasialprofessor“. 
Der Forstgehilfe Eibel in Ramstein wurde 
zum Förster in Isenach, der Forstgehilfe C unz 
bei'm Revier Dahn II. zum Föorster in Clausen 
ꝛrnannt. 
sαααæäααôαôOOÔαισ— 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 19. Okt. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmarkt.) Weizen 10 M. 04 Pf. Korn 7 M. 87 Pf., 
Spelz 6 M. 55 Pf. Spelzkern — M. — pf., Dinkei 
— M. — Pf. Mischfruht 8 Me19 Pf., Hafer 53 M 
31 Pf., Erbsen — M. — Pf. Widen — M. — pf., 
derste zweireihige 6 M. 50 Pf., vierreihige d M. — Pf. 
Kartoffeln 3 M. — Pf., Heu 3 M. 50 Pf. Stroh 2 M. 
50 Pf., Weißbrod 1/2 Kilogr. 56 Pf., Kornbrod 8 Kilo. 
60 Pf Gemischtbrod 3 Kilogr. 75 Pfi, paar Weck 90 Gr. 
8 Vf., Rindfleisch J. Qual. 69 Pf., II. Qual. 50 Pf. Kalb⸗ 
leisch 539 Pf. Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 80 Pf. 
Butter /3 Kilogr. 1 M. 8 Pf.. Wein 1 Liter 8o vi. 
Bier J Liter 24 Pf. 
Landstuhl, 16. Ott. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmarkt.) Weizen — M. — Pf. Korn s M— Pf., 
kpelz — M. — Ppf. Hafer 5 Mt. 91 Pf., Gerste 6 M. 
30 Pf., Wicken — M. — Pf. Erbsen — M Pf., 
rinsen — M. — Pf., Kleesamen— M. — Pf., Kartoffeln 
»er Ztr. 2 M. 75 Pf., Kornbrod 6 Pfd. 66 Pf., Weis⸗ 
rod 2 Pfd. 45 Pf., Gem. Brod 8 Pfoͤ. — Pfi Bulter 
Bid. — Mu90 Pif. Eier per Dutzen d 79 Rr