oͤt. Anuherter Ahzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
rSt. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs⸗
tt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 ⸗6 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 60 , einschließlich
3 Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 18 H, bei Reclamen 30 —. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
M 210.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 22. Okt. Zu der neuerdings
geregten Frage bezüglich der Oeffentlichkeit des
afahrens bei Militärprocessen bringt die „A. 3.“
gende hochoffiziöse Mittheilung: Die Richtigkeit
Mittheilung, welche die „Nordd. Allg. 3.“
agsthin in Betreff der Stellung der bayerischen
egierung zu der projectirten Militärstrafproceßord⸗
ung brachte, wird hier in politischen und insbe—
indere auch in militärischen Kreisen entschieden be—
deifelt; man hält es nicht für wahrscheinlich, daß
msere Staatsregierung sich, entgegen den von ihr
isher vertretenen Grundsätzen, nunmehr für eine
traßproceßordnung erklärt haben soll, welche die
deffentlichkeit des Verfahrens ausschließt. Die
sütheilung des Berliner Blattes hat übrigens den
mm sicherlich nicht erwünschten Erfolg erzielt, daß
ch die Presse aller Parteien in Bayern, wie schon
üher, so jetzt neuerdings gegen die Aufhebung der
yffentlichkeit im Militärstrafverfahren erklärt, und
an wird sicherlich nicht zu viel sagen, wenn man
ebauptet, daß in dieser Angelegenheit die baye—
ische Presse die Ansichten und das Verlangen der
roßten Mehrheit des bayerischen Volkes vertritt.
s dürfte dies auch unserer Staatsregierung kein
zeiheimniß, und schon deshalb anzunehmen sein,
aß die „Nordd. Allg. Ztg. in dieser Angelegenheit
icht gut unterrichtet ist.
Muünchen, 22. Okt. Wie verlautet, würde
uch Bayern die Beförderung von Postkarten mit
aicht bayerischen Marken unter Vorbehalt der Gegen⸗
itigkeit übernehmen.
die Briefmarkenfrage wird nächstens auch im
ßundesrathe zur Erörterung kommen. Nach⸗
em die württembergische Postverwaltung sich bereit
tlärt hat, vorbehaltlich der Gegenseitigkeit auch
oftkarten mit Reichsmarken innerhalb der würt⸗
mbergischen Grenzen zu befördern, wird man ver⸗
chen, auch Bayern zu dem entsprechenden Zuge⸗
indniß zu bewegen. Warum da aber erst noch
n Unterschied zwischen Postkarten und Briefen ge⸗
nacht werden soll, wird Manchem schwer begreif⸗
ch erscheinen. Kann die Postkarte mit der Reichs
narke die württembergische Posthoheit nicht gefähr⸗
en, warum soll denn ein Brief mit der Reichs-
narkle es köͤnnen? Nur immer langsam voran! Das
heint auch im neuen Deutschen Reich der Wahl⸗
—X
An die Stelle des nach Darmstadt als preuß.
hesandter und bevollmächtigter Minister designirten
xrrn Stumm wird, wie die Nat. Ztg. erfährt,
graf Herbert Bismarchk, der sich in der näch⸗
jen Zeit nach London zurüdbegiebt, zum Botschafts⸗
ath daselbst ernannt werden.
Ausland.
London, 22. Okt. Ein Theil der aus Egypten
arückkehrenden Marinesoldaten ist gestern in Ply—⸗
uuth eingetroffen und wurde von den Mannschaften
er deutschen Kriegsschiffe begrüßt. — Gladstone
sielt gestern in Leeds eine Ansprache, in welcher
tdie Politik der Regierung in Egypten vertheidigte.
er glaubt, Egypten wolle nicht die Kriegskosten
tagen, und halte er es deßhalb für die beste und
deiseste Politik, daß England den größeren Theil
er Kriegskosten bezahle.
London, 23. Ott. Die Times meldet aus
nis, daß zwischen dem Bey von Tunis und
aankreich ein Vertrag geschlossen ist, wonach Frank⸗
Dienstag, 24. Oktober 1882.
17. Jahrg.
reich die Verantworilichkeit für die tunesische Schuld
ibecnimmt und ein neues franzoͤsisches Tribunal
eerstellt, welches alle Processe zu erledigen hat
erner die Reorganisation der Verwaltung des Staats—
igenthums sowie die Ueberwachung und Einzieh⸗
ing der Steuern leitet. Der Vertag bewilligt ferner
dem Bey eine Cwilliste von 700,000 Francs und
tellt die Apanagen der Prinzen auf 1,300,000
Fr. fest.
Den neuesten Nachrichten aus Wien zufolge
errscht Anarchie in OSber⸗Armenien (Afien)
vo die Christen von den Kurden mit ungewöhn⸗
icher Grausamkeit behandelt werden. Dörfer werden
jeplündert. und viele Armenier flüchten nach Ruß⸗
and. Die türkischen Truppen scheinen abgeneigt
u sein, Obeidullah anzugreifen, so lange sie nicht
uch der Zahl nach ebenso stark sind wie die kur—
ischen Horden.
Jeitsamt einberufen, wird sich von dort aus nach
München als Kommissionsmitglied zur Spezialprüfung
für Mathematik und Ppysik begeben.
— die „evangelische Pastoralkon—
konferenz“ findet in Hochspeyer Mittwoch
den i. November bei D. Haeberle Statt und be⸗
ginnt Vormittags 9 Uhr. Tagesordnung: 1.
tziblische Ansprache von Pfr. Hoffmann in Heß⸗
jeim. 2. Referat über Seelsorge von Dekan Lyncker
n Speyer, dem sich ein Spezialreferat über Ge—
ängnißseelsorge anschließen wird.
— Hochdorf, 22. Olt. Zu den vielen Ab⸗
normitäten, welche uns die nasse Witterung dieses
Jahres bei Feld- und Gartenwirthschaft gebracht
hat, haben auch wir für unsere klimatischen Ver⸗
jältnifse eine eben so selten wie interessante zu
registriren. Ein Apfelbäumchen des hiesigen Acke—
rers, Herrn Johannes Bappon, trägt als zweite
Frucht dieses Jahres 10 vollkommen normal aus—
Jebildete Kohläpfelchen von der Größe einer Baum⸗
nuß! Die erste Frucht wurde in der Erntezeit ge—
zrrochen. (Frkth. Tgbli.)
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 24. Okt. Wir erinnern
zaran, daß bis zum 26. ds. Mis. die Liste der bei
»er Presbyterwahl wahlberechtigten prot. Gemeinde⸗
zlieder in St. Ingbert mit Eisenwerk zur Einsicht
zer Betheiligten im prot. Pfarrhause dahier auf—⸗
iegt. Die betr. Liste für Schnappbach liegt bis
zum genannten Tage im Schulhause daselbst auf
*Sit. Ingbert, 24. Okt. Um einen regel—
näßigen Besuch der Turnstunden herbeizuführen,
vurde dem Vernehmen nach in der letzten Gene⸗
ralversammlung des Turnvereins beschlossen, Mit⸗
zlieder, welche einmal ohne Entschuldigung in
zer Turnstunde fehlen, mit 5 Pf., solche, welche
das zweite Mal fehlen, mit 10 Pf. und solche,
welche das dritte Mal und noch öfters fehlen,
nit 20 Pf. für das Versäumniß zu bestrafen.
— Mit Entschließung des kgl. Staatsmini⸗
teriums der Finanzen wurde der Aufschlagein⸗
rehmerei Blieskastel die Befugniß zur Ab—⸗
ertigung von mit dem Anspruche auf Aufschlag
ückverguͤtung ausgehenden Branntweinsendungen
ertheilt.
— Morbach, 22. Okt. Am Freitag den
20. d. M. fuhr der Polizeidiener Peter Goͤdtel
von Morbach nach Landstuhl, um einen Wagen
boll Kohlen zu holen; auf dem Heimwege, zwischen
Mackenbach und Weilerbach, wollte derselbe auf den
Wagen steigen, bekam aber beim Niedersetzen das
lebergewicht, stürzte herab auf den Kopf und er⸗
itt eine Gehirnerschütterung, daß sofort der Tod
eintrat. Der Verunglückte hinterläßt ein Wittwe mit
f Kindern. Er war ein stiller, ruhiger, fleißiger
Mann. (Kais. Ztg.)
Das pfälz. Gewerbemuseum hält
m Sonntag den 28. Okt., Vorm. 13 12 Uhr, in
daiserslautern seine dritte Generalversamm⸗
ung ab. Tagesordnung: Bericht des Direktors
iber die Thätigkeit des Ruseums während des seit
der letzten Generalversammlung verflossenen Zeit—
aums, Vorlage der Revisionskontrole zu den Rech—
nungen und Verbescheidungen derselben, Neuwahl
»es Verwaltungsrathes für die nächsten drei Jahre,
Neuwahl der Revisionskommission und besondere
Wünsche und Anträge.
— Der Director der Kaiserslauterer
dammgarnspinnerei, Herr Commerzienrath J. Schoen,
zat sich mit der ältesten Tochter des kgl. Rectors
ʒer Siudienanstalt Kaiserslautern, Herrn Dr. Si⸗
non, früher in Schweinfurt, verlobt.
Herr Rektor Dr. Recknagel von Kaisers-
lautern, derzeit nach Berlin zum Reichsgesund⸗
Vermischtes.
München, 21. Okt. Das oberbaierische
Schwurgericht' hat gestern den 285jährigen ledigen
Schumachermeister Johann Oberbauer von Schön⸗
zädt, Gerichts Wasserburg, der am 6. August d.
J. seine 16jährige Geliebte mittelst seines Taschen⸗
uches erdrosselte, wegen Mordes zum Tode verur⸗
teilt.
München, 22. Olt. Der Decan der ju⸗
eistischen Fakultat der hiesigen Ludwigs-Maximilians⸗
Inibersität hat die folgende Kundmachung ausge⸗
ertigt: Im Auftrage der Fakultät giebt der unter⸗
ertigte Decan ihren Studirenden bekannt, daß ein
uswaärtiger Wohlthäter, welcher seinen Namen nicht
genannt wissen will, unserer Universität mittelst Ur⸗
unde vom 29. Juni l. J. ein Capital von 25,000
M. geschenkt hat, mit der Auflage, daß die Renten
uus diesem Capital ausschließlich Stipendien für
Ztudirende unserer Fakultät verwendet werden sollen.
Möge diese hochherzige Schenkung sowohl dem ed⸗
en Geber als Denjenigen zum reichsten Segen ge⸗—
reich, deren Wohl dieselbe durch sie zu fördern be⸗
trebt war. Der Decan: Dr. K. Maurer.“
München, 28. Okt. Der Koönig verlieh
dem Polizei⸗Praͤsidenten von Berlin, v. Madai,
das Großkomihurkreuz des Kronenordens.
Nürnberg. Die Landes-Ausstellung ist
in den letzten drei Tagen ihres Daseins von 3130,
5051 und 7991, während ihrer ganzen fünfmonat⸗
lichen Dauer von 891,055 Personen besucht wor⸗
den, welche Tageskarten gelöst haben. Rechnet man
hierzu die persönlichen Karten der Aussteller und
diejenigen solcher Personen, welche Dauerkarten ge⸗
nommen hatten, so wird die Million ungefähr er⸗
reicht sein. Der Ueberfluß der Einnahmen über die
Ausgaben wird ungefähr 800,000 M. betragen,
welche zum größeren Theil dem Bayerischen Ge⸗
werbemuseum zu Gute kommen. Einen sehr wesent⸗
lichen Theil der Einnahmen stellten die Pachten
und die Abgaben, welche von den verabreichten Ge⸗
tränken erhoben wurden. So hatten die Unter—⸗
nehmer der Hauptrestauration 26,000 M. Pacht
zu zahlen — dieselben sollen trotzdem, wie man
sagt, über 80,000 M. Reinverdienst erzielt haben
— und von jedem Hektoliter Bier wurden 8 M.,
dom Schoppen also 4 Pf. erhoben; eine Münchener
Brauerei hatte allein über 15.000 M. Zapfgeld