Full text: St. Ingberter Anzeiger

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canonenboote (Albatroßtlasse) und 5 Kanonen⸗ 
oote 1. Klasse. Außerdem gehören zur Reichs— 
zarine 30 Küstenvertheidigungs-Fahrzeuge (1 Panzer⸗ 
ahrzeug, 14 Kanonenboote und 15 Torpedoboote). 
cndlich noch 8 Avisos, 12 Schulschiffe und 2 
Fransport· Fahrzeuge. 
pEin tapferer Ehe-Veteran. Es 
gewiß ein seltener Fall, daß ein Mann, der 
ine silberne, goldene und Diamanten⸗Hochzeit ge⸗ 
iert hat, im 85. Jahre seines Lebens noch zum 
deiten Male die „grüne Hochzeit“ feiert, und doch 
solches vor kurzein in Gr. Gramsden in Kur— 
nd geschehen. Der dortige Wiesenpächter hat 
ich einer 6GOjährigen Ehe, jetzt, im 85. VLebens⸗ 
ahre stehend, nochmals eine 40 Jahre alte Wittwe 
um Traualtar geführt. 
Eine Braut aus königlichem Ge— 
at.) Wie die Rumburger Zeitung berichtet, 
wurde am 13. d. M. in der Pfarrkirche zu Georgs⸗ 
dald ein Mädchen aus dem Stamme des Polen⸗ 
nigs Sobieski mit einem Schieferdecker⸗Gehilfen 
Frmählt. Ihr Großvater Jatkob Sobiesti hatte 
du Jahre 1831, als sich die Wogen der polnischen 
Kebolution gelegt, sein Vaterland verlassen und 
dar nach Prag gekommen, wo sein Sohn sich mit 
qnem armen bürgerlichen Wädchen, vermählte. 
Rieser Ehe entsproß das Mädchen, welches sich 
achdem es der Schule entwachsen war, durch seiner 
dände Arbeit als Weberin in einer Gersdorfer 
Fabrik das Brot verdienen mußte. 
GBanknotenfälschungauf Aktien.) 
zm hoher Beamter der Bank von Frankreich kommt 
sbeben aus Newyort zurück, wo er den amerika⸗ 
nischen Gerichten bei einer Affaire behilflich war, 
die nicht nur für Frankreich von höchstem Ineresse 
ist. Vor einiger Zeit gründeten Industrielle in 
Newyork eine IAktien-Gesellschaft, deren angeblicher 
Zweck eine kommerzielle Affaire, die Ausbeutung 
irgend eines Leuchtstoffes, deren wirkliche Bestimm— 
ing jedoch die Fabrikation und Emission von 25 
Allionen franzoösischer Bankbillets war. Sobald 
ich die Gesellschaft konstituirt hatte, wurde ein 
haus in einer Vorstadt Brooklyns gekauft und 
adaptirt. Graveure wurden engagirt, eine Presse 
uufgestellt und während die ganze Einrichtung auf 
inem mobilen Boden aufgestellt war, um beim 
ien Zeichen in die Keller des Hauses zu verschwin⸗ 
den, diente ein auf dem Dache des Hauses angebrach⸗ 
ter Pharus einem Aufpasser als Waoͤchterposten, der 
die Zuͤgänge zum Hause bewachte und bei der 
geringsten verdächtigen Annäherung das Alarmsig- 
nal gab. Alles jchien ein treffliches Gelingen zu 
versprechen, aber Liebe und Eiefersucht machten 
einen Strich durch die wohl kalkulirte Rechnung. 
FCine der Metbetheiligten brachte in Erfahrung 
daß seine Frau ihn mit einem der Hauptorgani⸗ 
sateure betrüge ging zum Konsulat von Frankreich 
und, indem er die Straflosigkeit reklamirte, welche 
nach Artikel 1388 des Strafgesetzes dem Denunzi⸗ 
anten zugesichert ist, entdeckte er die ganze Geschichte 
Durch seine Indiskretion geleitet, konnte die Poli⸗ 
zei ihre Maßnahmen treffen und sich der Fälscher 
und ihres gesammten Personals bemächtigen. Die 
Plaite, welche zur Fabrikation der falschen Noten 
dienen sollte, war erst zur Hälfte fertig, soll aber 
von außerordentlicher Genauigkeit sein und hätte 
selbit die schärfsten Augen täuschen können. 
Zu London starb eine Frau, welche dem 
Thierschutzwereine die Summe von 9000 Pfund 
Sterling zur Gründung eines Thierspitals hinter⸗ 
lch. Ihrem Manne vermachte sie nur eine Katze, 
mit dem Auftrage, diese mit Chloroform zu 
tödten. 
GDie Elektrizität in der Küche.) 
In einem Vortrage, den der Techniker Lane For 
jüngst in London hielt, führte derselbe auch den 
zukünftigen Einfluß, welchen die Elektrizitat auf 
die Kochlunst ausüben wird, näher aus: Wird eleh— 
trischer Strom dereinst zu äußerst billigem Preise 
geliefert, so dürfte demselben auch in der Küche 
eine große Zukunft bevorstehen. Nehmt ein Koch⸗ 
leschirr, sagt er, verbindet das eine Ende des Ge⸗ 
chirrs mit der Hauptleitung und das andere mit 
der Rückleitung des elelttischen Stromes und um—⸗ 
windet das Ganze mit Draht; der diesen durch⸗ 
zuckende Strom wird die Wände des Kochtopfes 
ehr rasch bedeutend erwärmen und den Inhalt zum 
Rochen bringen. Die zur Speisung von 4 Glühlicht⸗ 
iampen nöthige Kraft, d. h. Wärme, erzielt dieses 
Ergebniß in 5* bis 6 Minuten, wenn das Gefäß 
ein Quart hält. Vier Lampen kosten aber die Stunde 
»wa 813 Pf. auf 6 Minuten also nicht einmal 
oust. „Ich glaube, schloß der Vortragende, „wir 
werden in nicht zu ferner Zukunft einen ähnlichen 
Apparat zum Kochen, Schmolen und Braten und 
mideren Küchenzwecken in jeder Küche besitzen.“ 
Eine neue Methode der Kohlen— 
gewinnung.) Im „Iron and Steel Institute“ 
hielt Herr Paget Mosley neulich einen Vortrag über 
ine schon früher erwähnte neue Methode der Kohlen- 
gewinnung, welche die großen Gefahren bei der 
Unwendung von Schießpulver, Dynamit ꝛc. und 
die Nachtheile bei der Benutzung von Brechkeilen 
vermeiden soll. Auch sollen dadurch weniger Splitter 
und Staub, dafür aber mehr große Blöcke erzielt 
verden als bisher und die Arbeit erleichtert werden. 
Die Direktoren der Shipleyer Gruben machten 
ahrelang Experimente in der Verwerthung der Kraft 
»es Kaltkes zu Minirzwecken. Schließlich gelang 
ie Entdeckung, daß Kalkpatronen von 292 Joll 
Durchmesser wahrscheinlich berufen sind, im Kohlen⸗ 
»auwesen eine gründliche Umwälzung Jerbeizuführen. 
Diese Patronen werden aus Gebirgskalkstein erzeugt, 
den man in ein feines Pulver verwandelt und 
nittelst Hochdrucks preßt. Sie kommen in mit 
dilfe einer leichten Bohrmaschine hergestellte Schieß⸗ 
docher. Sodann wird eine Eisenröhre mit einem 
zalden Zoll Durchmesser, die auf der oberen Außen— 
eite mit einer kteinen Furche versehen und über und 
iber mit kleinen Löchern besäet ist, die ganze Länge 
»es Bohrloches entlang geschoben. Die Röhre ist 
neinen Kalitosack gehüllt; nur das äußere Ende, 
in welchem ein Ventil befestigt ist, bleibt frei. Die 
Patronen werden leicht gerammt und mit Besatz 
Grand) vollends befestigt, worauf das Ventil durch 
ein kurzes dehnbares Rohr mit einer kleinen Kraft- 
dumpe verbunden wird, mit deren Hilfe man Wasser 
»on demselben Volumen wie die Kaltpatrone in's 
Bohrloch zwängt. Ueber die Furche und durch die 
einen Qeffnungen und den Kaliko fließt das Wasser 
zum Besaßtz, durchtränkt den Kalk und vertränkt die 
Luft. Jetzt wird das Ventil geschlossen, damit der 
zurch die Einwirkung des Wassers auf den Kalk 
entstehende Dampf nicht entweiche. Nachdem das 
iegsame Rohr entfernt worden, bringt der durch 
das Löschen des Kalks erzeugte ungeheure Druck die 
Rohle zum Bersten und sie fällt tonnenweise herab, 
ohne Gefahren in sich zu bergen. In den ausge— 
dehnten Kohlengruben von Wharnclipe bei Shef⸗ 
fieid wurden Versuche mit dem Verfahren gemacht; 
die Ergebnisse waren so günstig — mit Hilfe einer 
einzigen Patrone wurden in einer einzigen Stunde 
ungefähr 200 Cenmer Kohle iu einer nahezu un— 
gebrochenen Masse gewonuen und nuxr 6 pCt. waren 
Staub und kleine Stücke — daß Fachleute die 
Verdräugung der bisherigen Gewinnungsmethoden 
durch die neue in nahe Aussicht stellen. 
F Ein Graf Bontows ki ließ auf seinem 
Gute Allik an der russischen Grenze (wie die „Ostd. 
VBz.“ meldet) in der vergangenen Woche in der 
Brechstube Flachs brechen, wobei etwa 80 Men⸗ 
schen beschäftigt waren. Am vergangenen Donners. 
lag schloß er auf Mittag, damit die Leute nicht 
hinausgehen und Flachs stehlen könnten, die Brech⸗ 
ube hinter sich zu. Durch einen unglücklichen 
Zufall entzündete sich der Flachs am Ofen und 
tfuͤllte bald den ganzen Raum mit erstickendem 
Zualm. In der Panik retteten sich nur etwa 40 
Menschen durch das einzige vorhandene Fenster, 16 
wurden später mit der größten Anstrengung geret— 
tet, und 14 kamen in den Flammen um. 
4 Eine interessante Klage über die Germani—⸗ 
siruüng Konstantinopels findet sich in der 
„Petersb. Nowoje Wremja“ vom 12. ds. Der 
TCorrespondent dieses Blattes, Herr Moltschanoff, 
schreidt u. a.: Der Sultan vertraut jetzt einzig 
ind allein auf die Hilfe Deutschlands. Darum 
giebt es eine ganze Legion Deutscher in der Türkei: 
Generäle, Offiziere, Unteroffiziere, Staatsräthe, Be— 
imte, Kaufleute, Schauspieler — überall Deutsche. 
Ihrer sind dahier so viele, daß sie bereits sagen: 
Konstantinopel wird eine deutsche Stadt — hier 
ist der Schlüssel zu der deutschen Colonisation der 
Zalkan⸗Halbinsel.“ Die Pforte hat beteits einen 
deutschen Obersten zum Pascha befördert. Er kam 
‚ierhet mit seiner Frau, zwei Kindern, einer deut⸗ 
chen Gouvernante und einem deutschen Hofmeister. 
Außerdem brachte er hierher einen Adjutanten, drei 
Privatdiener und zwei Unteroffiziere, lauter Deutsche. 
Der Adjutant nahm sich eine deutsche Wirthschaf⸗ 
rein, welche aus Deutschland ihren Mann herein— 
zrachte. Dieser letztere eröffnete hier einen Bazar 
ind stellte in demselben zwei deutsche Commis an. 
Zo vermehrte sich im Lauf von zwei Monaten ein 
in Konstantinopel überall dentsche Schilder und 
hereits ist ein Capital behufs Herausgabe einer 
deutschen Zeitung gesammelt.“ Dieser Aerger über 
die unglaubliche Vermehrung der Deutschen in 
Stambul macht einen recht erheiternden Eindruck. 
(Eine Arche Noah's auf Aktien. Die Ad⸗ 
bentisten in Massachusetis erwarten das Eintreten 
einer Sündfluth vor Ende dieses Jahres. Das 
daupt der Sekte hat deshalb den Plan gefaßt, 
ine Aktiengesellschaft zur Erbauung einer großen 
Arche zu gründen, damit die Frommen sich beim 
Fintreten der Sündfluth retten können. Eine Doll. 
20.⸗Aktie berechtigt den Inhaber zu einer Zwi⸗— 
chendecks⸗Passage auf der Arche, während er sich 
ür Doll. 50 in der ersten Kajüte retten darf. 
Für mitzunehmende Thiere muß besonders bezahlt 
werden. 
— —— —— — 
Verloosuugen. 
(Fortsetzung der Hauner'schen Kinderspi— 
allotterie), 100 Mtk. gewinnen: Nr. 
7702, 50917, 38754, 44998, 147072, 16860, 
3416, 64249, 28855, 145182, 69391, 137613 
102408, 9299, 17102, 94236, 125461, 67 180, 
31355, 92721, 86504, 100348, 132,552, 45 186, 
13975, 76789, 35838, 48099, 94747, 1332683, 
35901, 82,058, 49635, 92884, 54001. 135984, 
3695, 92308, 145981, 67233, 31882, 13654, 
28446, 34292, 79469, 1225623, 53661, 807, 
46556. 19883, 118930, 62562, 24553, 806, 
115301, 95425. 147652, 15084, 137761, 
38658, 94,577, 59363, 145259, 29117, 99388, 
121652, 18535, 40150, 73447, 33565, 24131, 
125726, 69367, 31101, 67955, 74893, 25549, 
141826, 116300, 143616, 38885, 54226, 
33783, 129045, 86123, 49079, 8907, 133896, 
100748, 66162, 21635, 130638, 112156, 
28,040, 132685, 149576, 57141, 46095, 4679, 
70,401. 50 Mk. gewinnen: Nr. 20134, 
9010, 92363, 35115, 139936, 72641, 100177, 
36067, 8142, 9698, 121237, 75719, 93492, 
144263, 60180, 71054, 80901, 121365, 62557, 
38123, 124800, 53640, 38914, 66235, 120662, 
6617, 19538, 81735, 58029, 56251, 26387, 
137875, 79720, 138442, 113884, 106332, 
3076, 92542, 49795, 58610, 30876, 99973, 
21535, 2857, 81365, 126801, 140269, 51082, 
72825, 65909, 101534, 9356, 46848, 120597, 
36448, 124731, 3350, 1985, 74637, 89851, 
175, 54960, 94482, 8767, 25449, 133268, 
48075, 26891, 19188, 136776, 78887, 339, 
3445, 126174, 146859, 40724, 114152, 24261, 
22207, 84090, 77671, 69777, 42489, 99116, 
27708, 14515, 119748, 23929, 69812, 106460, 
142614, 16443, 87604, 106087, 130144, 
33732, 106606, 114392, 61807, 47213, 11064, 
9641, 32380, 132769, 15291, 119543, 61667, 
35685, 110854, 91093, 12946, 34887, 21427, 
148159, 124574, 60836, 6172, 71305, 60946, 
39242, 50956, 49489, 134511, 1001083, 
11634, 41147, 12720, 75433, 42009, 1625, 
117995, 44079, 997 10, 106434, 72171, 31709, 
40612, 1355, 32121, 16983, 4318, 45090, 
127038, 105475, 140707, 8534, 126244, 19171, 
36819, 122137. Weiter wurden noch 6700 
Vummern aezogen. welche je 5 Mk. gewinnen. 
Sterbefãlle. 
Gestorben: in Kaiserslautern Frau Louise Gu— 
ermann, geb. Massinger, 44 J. a., in Pirma⸗ 
ens Heinrich Baer, 73 J. a.; in Meran Wil⸗ 
selm Jost, 29 J. a., aus Grünstadt; in Kerzen⸗ 
seim Frau Wtitw. Elisabetha Hellwig, geb. 
Sauermilch. 45 J. a. 
Dienstes⸗Rachrichten. 
Bergamtmann Hochstetter in Regensburg 
wurde nach Zweibrücken versetzt. 
An Stelle des als Pfarrverweser nach Weiden⸗ 
hal ernannten Caplans Schneider in Kaisers— 
autern kommt Neopresbyter Hillenbraun aus 
Paikammer. 
Dem k. Notar K. Guttenberger in Ro— 
kenhausen wurde der erbetene sechsmonatliche Ur— 
aub bewilligt und gestattet, für diese Zeit den 
zeprüften Notariatspraktikanten Max Forthuber 
in Kaiserslautern als Amtsverweser zu bestellen. 
Der kgl. Schloßverwalter J. Kol b in Bamberg 
st nach Schloß Ludwigshöhe in der Pfalz versetzt worden. 
Der Gerichtsvollzieher W. Schulz in Virma—