Full text: St. Ingberter Anzeiger

2 — — mitgeturit Wire, 
ist in Neustadt bei den Rettungsarbeiten ein 
Pionier ertrunken. 
— Mittelberbach, 30. Nob. Vom 1 
Dezember 1882 an kosten die Förderkohlen bei der 
k. Steinkohlengrube Mittelbexbach pr. 100 Kilogr. 
ab Bahnhof Bexbach 95 Pf. Der Preis ab Gru—⸗ 
benhalde bleibt unverändert mit 86 Pf. 
— Pirmasens, 27. Novb. Heute Morgen 
ereignete sich in einer hiesigen Familie ein bedauer—⸗ 
licher Unglücksfall. Die Magd befand sich mit 
einem kleinen Kinde allein zu Haufe und da sie 
einen Ausgang zu machen hatte, schürte sie das 
Feuer noch stark, damit es während ihrer Abwesen— 
heit nicht ausgehe. Während sie aber fort war 
entzündete sich ein Haufen unter dem Ofen lie— 
gender Späne und in dem dabei entwickelten Rauch 
mußte das hilflose Kind ersticekn. (P. A) . 
— Kaiserslautern, 29. Nov. Im Hei⸗ 
ligenberger Tunnel zwischen hier und Hochspeyen 
stromten in einer der jünsten Nächte auf den hie— 
herverkehrenden Güterzug ganze Bäche Wassers aus 
der Höhe herab. Auch ein Felsstück hat sich an 
einer Stelle desselben losgelöst, glücklicherweise ohne 
Schaden anzurichten. Eine Gefahr für die Passage 
des Tunnels soll übrigens nicht bestehen. 
— Neueren Mittheilungen zufolge wären die 
Verhandlungen mit Herrn Rector Dr. Recknagel 
in Kaiserslautern wegen Eintritts in das 
Reichsgesundheitsamt nunmehr zum Abschluß ge— 
bracht; derselbe werde im Monati Februar Kaisers⸗ 
lautern verlassen und sich nach Berlin begeben. 
— Wie die N. B. Z. mittheilt, hat Se. Exel 
Herr Regierungspräsident von Braun in Begleitung 
des Herrn Regierungsrathes Späth den Schauplatz 
der Ueberschwemmung in Neustadt besichtigt. 
Das genannte Blatt bemerkt, daß das Unglück in 
Neustadt viel zu groß ist, als daß weder die Pri— 
pathülfe noch jene der Stadtverwaltung ausreichen, 
daß daher Neustadt as den Edelsinn und die Hülfs— 
bereitichaft aller wohlhabenden Bewohner der Pfalz 
appelliren müsse. 
— Die Nachricht, daß in Neustadt zwei 
Müllerburschen ertrunken seien, hat sich erfreulicher⸗ 
weise nicht bestätigt. 
— (Pfälz. Gewerbeverein-Verbands— 
tag.) Laut Beschluß des Nerbandstages vom 8. 
Oktober in Dürkheim wurde die Frage der Kranken⸗ 
und Unfallversicherung, soweit dieselbe die dem Reichs⸗ 
tage vorliegenden Gefetzentwürfe betrifft, einer durch 
den Vorort zu bildenden Kommission zur Vorbe— 
rathung überwiesen. Diese Kommission hat in 
mehreren umfangreichen und längeren Sitzungen, 
an denen sich Herr Dr. Buhl zweimal betheiligte 
sich ihrer Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen 
zu entledigen gesucht und unterbreitete nun ihre Be—⸗ 
schlüsse den pfälz. Gewerbevereinen. Zur Feststel⸗ 
lung definitiver Beschlüsse in dieser Frage finde! 
Sonntag, den 10, Dezember nächsthin 
in Neustadt a. H. eine weitere Verbandsversamm⸗ 
lung statt. Die Verhandlungen finden im Saal⸗ 
bau statt und beginnen am 10 Uhr Vormittags. 
Von den Beschlüssen der Kommission registriren wir 
nach der „Kais. Ztg.“ folgende: 
4. Krankenversicherungs-⸗Vorlage. 
Es wird von dem Antrage, die in der Land⸗ 
und Forstwirthschaft beschäftigten Arbeiter als unter 
8 1 fallend zu bezeichnen, sie also unter Versicher⸗ 
ungszwang zu stellen, nur deßhalb abgesehen, um 
nicht durch zu große Ausdehnnng des Versicherten⸗ 
kreises der Einführung neue Schwierigkeiten zu be— 
reiten. Im Principe erklärt sich die Kommission 
für Ausdehnung des Versicherungszwanges auf 
jene Arbeiter. 
Man hält die Uebernahme der durch Unfall 
entstandenen Krankheiten auf die Krankenkasse bei 
Unfällen, deren Heilung 18 Wochen nicht über⸗ 
steigen, im Prinzip für eine glückliche Loö—sung, und 
wenn anerkannt wird, daß der Unfall vom Arbeit⸗ 
geber getragen werden muß, so erblickt man gerade 
in der Uebernahme der kleineren Unfälle auf die 
Krankenkasse das wirksamste Mittel gegen Si— 
mulation. 
Hat der Arbeiter die 13wöchentliche Kranken⸗ 
Unterstützung genossen, so erhält er bei der folgenden 
Erkrankung nur dann wieder eine Unterstützung 
wenn er nicht an derselben Krankheit wieder erkrank! 
oder wenn er vor der zweiten Erkrankung mindestens 
13 Wochen gesund war. Diese zunächst auf Ge— 
meinde⸗Krankenkassen bzügliche Bestimmung müßte 
auf Orts- und Fabrik⸗Krankenkasseun nach denselben 
Prinzipien angewdt werden, entsprechend der 
—XXV grubt ι ν - 
leistung. 
Jede Kranken-Unterstützung in Geld soll erst vom 
Tage an geleistet werden. 
Alle Arbeiter sollen zu den Kosten der Kranken— 
kasse ein Drittel beitragen, außerdem die Unter 
nehmer solcher Geschäfte, die unter das Haftpflicht 
gesetz fallen, einen entsprechenden Beitrag für die 
Unfälle unter 13 Wochen, die den Krankenkassen 
überwiesen werden. 
B. Unfallversicherungs-Vorlage. 
Allgemeines: Die Vorlage wird im allgemeinen 
nit Freuden begrüßt und als in der Hauptsache 
annehmbar bezeichnet. Als besondere Mängel 
werden jedoch der complicirte Mechanismus der Ver⸗ 
waltung und die höchst verwickelte Abfassung des 
Gesetzes aufgeführt. Als besonders herdorzuhebende 
Fortschritte sind der Versicherungszwang und die 
Ausdehnung der Versicherung auf alle Unfälle 
zu begrüßen. 
Spezielle Anträge: ad 8 J,. Absatz II. 
1) Die Mitglieder von Feuerwehren sind in 
Rücksicht auf alle Unfälle beim Feuerwehrdieuste den 
in 8 J, Absatz U. des Gesetzentwurfes bezeichneten 
Personen gleichzustellen; 
2) die Beitrags⸗ und Entschädigungsbeträge für 
dieselben richten sich nach dem Durchschnitislohn 
der Arbeiter; 
3) bei den Gemeinde-Feuerwehren ist die Ge⸗ 
neinde Betriebsunternehmer. 
Der Reichszuschuß in barem Gelde zurückzuweisen 
wesentliche Beihilfe des Staates oder des Reiches 
die durch die Kassen entlastet werden, durch Ueber⸗ 
aahme der Verwaltung und Beaufsichtigung aus 
eigene Kosten ist zu empfehlen. Die Frage der 
Beitragspflicht der Arbeiter bleibt offen. Der Ver 
»andstag ist jedoch insbesondere darüber zu hören 
ob die Belastung der Betriebe mit ca. 50 pCi. der 
rankenkassen und mit der alleinigen Last der Un— 
iallversicherung für minder kräftige Betriebe nicht 
zu hoch ist; ob überhaupt die deutsche In— 
dustrie diese Belastung ertragen kann? 
Die Organisation der Unfallkassen ist zu com; 
alizirt und undurchführbar. Die Gliederung nach 
Befahrenklassen, erscheint unzweckmäßig, die terri⸗— 
torriale Zusammenlegung nach kleinen Unter- und 
zrößeren Oberbverbänden mit entsprechender Rückver 
icherung und den Gefahrensklassen entsprechender 
Brämiensätzen ist vorzuziehen. (Der Zweibrücker 
ẽntwurf bietet eine beachtenswerthe Grundlage.) 
Bezüglich der Verwaltung wird erwartet, daß 
dieselbe nach kaufmännischen Grundsätzen geführ! 
werde, und daß die Betheiligten zu ihr herange⸗ 
zogen werden. 
Besonderer Ueberlegung bedarf folgendes Ver⸗ 
zältniß: Nach der vorjährigen Voriage war verlangt, 
daß für jeden durch Unfall herbeigeführten Schaden 
ein Kapital deponirt werde, welches den gesicherten 
Genuß der für den Schaden zugesprochenen Rente 
garantire. Die gegenwärtige Vorlage verlangt von 
der Versicherung bloß die alljährlich fällig werdende 
Rente, ohne daß das sie sichernde Kapilal aufge— 
bracht und deponirt werden müßte. Diese Vve— 
timmung hat ihre Vortheile, aber auch ihre Be— 
denken. Nach Berechnungen wurde festgestellt daß 
sür die volle Entschädigungspflicht alljährlich 12 
15 Millionen Mark erforderlich seien. Nach der 
vorjährigen Vorlage hätte jedes Jahr ein Kapital 
von diesem Betrage deponirt werden müssen. Die— 
ies Kapital würde nach einer Reihe von 15 bis 
20 Jahren eine Höohe erreicht haben, welche die 
weitere Entschädigung garantirt. Nach der jetzigen 
Vorlage werde bloß die Rente verlangt. Diese 
jeträgt im 1. Jahre bloß 6—900,0005 M. und 
erreicht den dauernden Bedarf von ca. 123Millionen 
Mark erst im 20. Jahre, so daß von dort an erst 
allzährlich der Betrag aufzubringen wäre, der nach 
der früheren Vorlage schon vom 1. Jahre an und 
durch alle Jahre bezahlt werden müßte. In beiden 
Fällen müssen diese Beträge durch die Industrie 
getragen werden. 
Im ersten Falle wird sofort das Kapital der 
Industrie entzogen und deponirt. Es kann sich da 
aicht so verzinsen, als wenn es in der Hand der 
Industrie bleibt — 384 bis 4 gegen 60/0. Die? 
st der eine Vortheil der neuen Vorlage. Der zweite 
zesteht in Folgendem. Es mangeln für die bevor— 
tehende Versicherung noch alle Erfahrungen; diese 
müssen erst gesammelt werden. Es können hierbei 
Fehler nicht vermieden werden. Diese werden desto 
weniger empfindlich, je kleiner die Beträge sind 
1 4⸗ 
uin die es sich handelt. Darnach ist die ne— 
Vorlage vorzuziehen. 
Aber die Sache hat auch ihre Bedenken. Durq 
die endgültige definitive Festsetzung der Rentenbe. 
züge für die in den ersten 20 Jahren vorkommen— 
den Beschädigungen werden Rechte seitens der Be— 
schädigten erworben, welche bis zu deren Ableben 
fortbestehen. Nun ist durchaus nicht sicher, daß 
die deutsche Industrie nach 13 —20 . Jahren eine 
Belastung von 12 -15—20 Millionen Mark wird 
tragen können. Wenn aber im Laufe der Jahre 
dahingehende Erfahrungen gemacht würden, daß 
jene Belastung zu hoch ist, so müßten Reducit 
ungen vorgenommen werden, die sich jedoch nicht 
auf die erworbenen Rechte erstrecken dürfen und 
können. Dann müßten später zu gründende Ge. 
schäfte an den Lasten mitzahlen, die früher gemacht 
wurden und für die ihnen kein volles Aequivalent 
durch die Entschädigung der eigenen Arbeiter bei 
Beschädigungen geboten würde. 
Bedenklich für die vorjährige Vorlage ist der 
Umstand, daß bei Ansammlung so großer Kapi—⸗ 
talien, wie jene es verlangte, und Anlegung der⸗ 
selben in Staatspapieren das ganze Kapital durch 
einen etwa unglücklich geführten Krieg gefährdet sei. 
Das Hauptgewicht wird also auf die Beant- 
wortung der Frage zu legen sein: Ist die deutsche 
Industrie nach 18 Jahren in der Lage, sich mit 
einem Kapitale von 12 - 15—-20 Millionen Mark 
zu belasten und diese Last zu tragen? Im Bejah⸗ 
ungsfalle, der gerade so schwer zu begruͤnden sein 
dürfie, wie der entgegengesetzte, wäre die neue Vor— 
lage anzunehmen. 
— Vom mittleren Gebirg, 28. Nov. 
Wein.) Nachdem man die 1882e1 jetzt so ziem⸗ 
lich beurtheilen kann, ist über dieselben nichts gün⸗ 
ctiges zu berichten; sie sind dünn und sauer. Es 
ist deshalb in diesem Jahrgang wenig Nachfrage, 
nan kauft eben blos „von Hand zu Mund.“ Im 
Obergebirg kauft man die 82er zu 180 und 228 
Mk., von Neustadt abwärts zu 320, 360, 410 
ind 550 Mk. In älteren Weinen war das Ge— 
chäft etwas lebhafter und wurde in hiesiger Gegend 
Ger und 78er zu 900 und 1200 Mi gekauft. 
Die 8ler werden gesucht und rar. Dieselben kosten 
700 und 1200 Mit. Eine größere Partie 8ler 
wurde dieser Tage in Gimmeldingen und Königs— 
bach für 900 Mt. gekauft. Das Holz an den 
Wingerten ist reif und hat man zum Anschnitt auch 
die gehörige Anzahl. Der Winzer hat deshalb für's 
nächste Jahr schon günstige Aussichten; auf die an— 
dauernde regnerische Witterung darf es freilich nicht 
plötzlich kalt werden, das wäͤre für den Weinstock 
schädlich. 
— Landau, 29. Nov. Für die gestrige 
Sitzung der Strafkammer des kgl. Landgerichts 
war nur eine Sache fixirt, zu welcher aber 22 
Zeugen von Nah und Fern geladen waren. An—⸗ 
zeklagt war Friedr. Heintz, 40 Jahre alt, Wein⸗ 
händler von Bergzabern, wegen Weinfälschung zum 
Zwede der Täuschung in Handel und Verkehr, 
berübt zu Bergzabern im Jahre 1879, 1880 und 
1881, ferner wegen dreier Vergehen des Ferkaufs 
bon gefälschtem Weine, verübt im Herbste 1880, 
sowie am 18. und 16. Februar 1882. Da der 
Beschuldigte jedoch nicht erschiener war, so wurde 
die Sache auf unbestimmte Zeit vertagt. 
— Herr Christian Riedel, Sergeant in Gesr⸗ 
mersheim, hat eine milchähnliche Flussigkeit 
erfunden, welche bewirkt, daß mit dieser, angestrichene 
Gegenstände, gleichviel aus welchem Stoffe, kein 
Feuer mehr fangen. Bei Annäherung einer Flamme 
an einen derartig behandelten Gegenstand wird 
dieser sofort von ein Umsichgreifen des Feuers 
verhindernder Nässe überzogen. Dieses Mittel 
bezweckt Verhütung von Feuersgefahr, kann ohne 
erhebliche Kosten in größeren Quantiiäten hergestellt 
werden und werden bei dessen Anwendung die 
betreffenden Gegenstände weder äußerlich verunstaltet 
noch sonst irgendwie beschädigt. Der Werth des⸗ 
selben dürfte daher von immenser Tragweite sein. 
7 In Speyer fand ein Duell auf Säbel 
Statt zwischen den Lieutenants Bechtel und Hof⸗ 
meier vom 2. Pionierbataillon. In demseiben 
erhielt ersterer einen gehörigen Kopfschmiß. 
— Ludwigshafen, 30. Nov. Nachdem 
heute Nachmittag die Strecke Landau Hauptbahn⸗ 
hof⸗ Westbahnhof wieder eröffnet worden ist, werden 
on morgen ab sämmtliche Schnell- und Personen⸗ 
süge der Linie Saarbrücken-Zweibrücken⸗Landau⸗ 
Bermersheim⸗Bruchsal wieder fahrplanmäßia ver⸗ 
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