Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
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der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs- 
alatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt tostet vierteljährlich 14 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 60 B, einschließlich 
10 ⸗ Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4Agespaltene Garmondzeile Aoch deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Exbedition Auskunft ertheilt, 13 Z, bei Reclamen 80 . Rei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 247. Samstag, 16. Dezember 1882. 
17. Jahrg. 
VPolitische Uebersicht. für das Reich zweijährige Etats einzuführen, 
hat im Reischstag das Schicksal des Tabakmo⸗ 
Deutiches Reich. nopols gefunden; er wurde mit 229 gegen nur 
43 Stimmen abgewiesen. Bemerkenswerth ist, daß 
mehrere Konserbative sich vor der Abstimmung ent⸗ 
ceruten und daß der zu den Konservativen zählende 
Präsident Hert v. Lebetzow ein lautes Nein auf 
jeinen Namensaufruf antwortete. 
Große Heiterkeit erregt in parlamentarischen 
Freisen eine Petition, welche von Mitgliedern des 
oreußischen Volkswirthschaftsraths an den Fürsten 
Bismarck gerichtet sein soll, und in der nichts 
Geringeres verlangt wird, als daß der Kanzler beim 
Reichziage für die Dauer von 10 Jahren einen 
unbeschraͤnkten Dispositionsfonds von 10 Millionen 
dro Jahr beantragen möge, um damit die Kolonial⸗ 
frage prattisch und energisch zu losen. In der 
Eingabe wird angeblich ausgeführt, daß Deutschland 
zür Kolonialprodulte aller Art jährlich etwa eine 
Milliarde Mark an das Ausland zahle, deshalb dürfe 
kein Opfer gescheut werden, uns in dieser Beziehung 
von den überseeischen Laändern unabhängig zu machen. 
Das Verlangen ist ein so absurdes, daß man zu— 
aächst zu dem Glauben geneigt ist, es liege hier 
eine Mystifikation vor. 
Die Reichsbankverwaltung hat neuer⸗ 
dings Maßnahmen vorbereitet, die auf die Zustimm⸗ 
ung der gesammten Geschäftswelt rechnen dürfen. 
Es ist die vorbereitende Erweiterung des Check⸗ 
und Giroverkehrs nach dem Muster von England 
und Amerika. Ein fertiger Entwurf eines Sta⸗ 
jutes für den Checvverkehr ist von der Centralstelle 
ausgearbeitet worden, hat den Haupistellen zur 
Begutachtung vorgelegen und ist von diesen vielfach 
commentirt worden. Die Abänderungsvorschläge, 
die der Centralstelle zugegangen sind, haben darauf 
Berücksichtigung gefunden und der abgeänderte Ent⸗ 
vurf liegt jetzt dem Reichskanzler vor. Von der 
Ausgabe von Warrants, die gleichfalls von der 
Zandelswelt, namentlich dutch den Secretar der 
Zandelstammer in Mannheim, Dr. Landgraf, befür⸗ 
vortet wird, ist vorlaufig noch Abstand genommen 
da, wie man behauptet, das Bedürfniß noch nicht 
allgemein zu Tage tritt. 
Die „Koöln. Zig.“ bringt betreffs des deutsch— 
zsterreichischen Bündnisses verbürgte Mit⸗ 
heilungen, wonach selbiges auf die bestimmte 
Frist von fünf Jahren abgeschlossen ist, also bis 
um 15. Oktober 1884 dauert. Das Bündniß 
dabe sich aber bisher so bewährt und verspreche 
künftig so feste Friedensbürgschaf zwischen beiden 
Reibden. daß auf eine Verlaͤngerung zu rechnen sei. 
zingeln, Gleichzeitig hat die chinessiche Regierung in 
so lebhaften und den diplomatischen Traditionen 
dermaßen widersprechenden Ausdrücken gegen die 
militärische Besetzung von Tonkin durch französiische 
Truppen protestirt, daß die französische Regierung 
zeglaubt hat, darauf nicht einmal antworten zu 
sollen. Der Pariser „National“, der dies mittheilt, 
ügt die dringende Mahnung hinzu, man möge 
energisch und unverzüglich handeln, denn jede andere 
Politik wäre der Gnadenstoß für das Prestige Frank⸗ 
ceichs. Der „Temps“ weist auf die Stärke des 
französischen Geschwaders im rothen Fluß hin und 
ersichert, daß dieses hinreichen würde, um Tonkin 
oder wenigstens die Gegend von Hanoi mit Leich⸗ 
tigkeit von den Chinesen zu säubern. Leicht oder 
schwer — ein Krieg mit China wäre dann doch 
unvermeidlich. 
London, 13. Dez. Aus Durban läuft von 
zestern die Drahtnachricht ein, daß Cetewayo am 
Montag die Bedingungen für seine Wiedereinsetzung 
als König des Zululandes unterzeichnet hat. An⸗ 
s'angs Januar wird er auf einem englischen Kriegs⸗ 
chiff direkt nach Port Dunnford gehen, von wo 
hn der britische Resident mit einer starken Militär⸗ 
Estorte nach Ulundi begleiten und ihn dort wieder 
zum König eines Theiles des Zulugebietes ein⸗ 
setzen wird. 
London, 13. Dez. Einem hier verbreiteten 
Berüchte zufolge beabsichtigen der Kaiser und die 
Zaiserin von Rußland im Frühjahr auf einer 
über Kopenhagen zu unternehmenden Rundreise 
auch hierher zu kommen. 
Nürnberg, 14. Dez. Bei der Wahl der 
Mitglieder des gewerblichen Schiedsgerichts siegten 
„ezüglich der Arbeitgeber die socialistischen Candi— 
zaten. Die Wahlbetheiligung war eine geringe. 
Dem „Berl. Tgbl.“ wird von Karlsruhe 
geschrieben: In den nächsten Tagen werden der 
Zroßherzog und die Großherzogin von Baden aus 
Stockholm in ihre Residenz zurückkehren. Wie man 
ich hier erzählt, wird sodann die Verlobung des 
krbgroßherzog mit einer Tochter des Großherzogs 
von Hessen stattfinden, und dadurch ein längst ge— 
segter Wunsch der fürstlichen Familie, sowie des 
jesammten Landes Baden sich erfüllen. 
Berlin, 13. Dez. (Reichs tag.) Berathung 
iber die Denkschrift des Sozialistengesetzes. Abg. 
). Vollmar (Sozialdemokrat) meint, der Repressiv— 
weck des Gesetzes sei nicht erreicht und klagt über 
die Härten und Ungesetzlichkeiten sowie über die 
derletzung des Briefgeheimnisses und über die Spi— 
onage. Minister v. Putikamer: Es sei unrichtig, 
daß das Gesetz unwirtsam gewesen. Die Zahl der 
iozialdemokratischen Stimmen bei den Wahlen sei 
nicht unerheblich zurückgegangen. Zwischen den ein⸗ 
elnen Richtungen der Sozialdemokratie könne die 
Regierung keinen Unterschied machen. Die Be—⸗ 
trebungen Vollmars seien für sie ebenso staatsge⸗ 
jährdend wie die Mosts; nur in der Taktik, nicht 
in den Zielen liege der Unterschied. Der Minister 
zerliest Zitate aus sozialistischen Schriften über die 
Ehe, Staat und Christenthum, weiche die Maßregeln 
gegen die Sozialisten als unabwendbar erscheinen 
ließen. Der Minister nennt die Zitate bestialisch 
und räth unter dem Beifall des Hauses Denen, die 
jolche Dinge vertreten, Deutschland, dessen Kinder 
ie nicht mehr seien, den Rücken zu kehren und Mofl 
aach Amerika zu folgen. Der Minister erwähnt 
erner den Wydener Kongreß, an welchem die Ab⸗ 
seordneten Kayser, v. Vollmar und Grillenberger 
heilgenommen haben. Letzterer habe dort die nahe 
Kevolution verlündet. Das zeige das wahre Ge— 
icht sozialistischer Bestrebungen. Der sächfische 
Bundesbevollmächtigte v. Nostiz-Wallwitz rechtfertigt 
die Verlaͤngerung des Belagerungszustandes in Leipzig. 
Berlin, 13. Dez. Die Petitionskommission 
des Reichstags beschloß die Petitionen bezüglich des 
Impfgesetzes dem Reichskanzler mit dem Ersuchen 
uu überreichen, eine Commission von Sachverstän- 
bigen einzuberufen zur Prüfung des jetzigen phy⸗ 
iologischen und pathologischen Standes der Impf—⸗ 
rage, ebentuell unter Durchführung der Impfung 
nit animaler Lymphe, ferner eine Impfstatistik her⸗ 
zeizuführen und den Erlaß eines Volksseuchenge⸗ 
etzes mit Einführung der obligatorischen Leichen- 
chau in Betracht zu ziehen. 
Berlin, 18. Dez. Es verlautet mit Be— 
timmtheit, Fürst Bismarck sei entsch'ossen, den Ge⸗ 
eßentwurf betr. die zweijährigen Budgetperioden 
noch in dieser Session wieder einzubringen. Merk— 
vürdigerweise verlautet, die Regierung hoffe dann 
auf eine Mehrheit mittels des Tentrums. 
Berlin, 14. Dez. Die Reichstags-Com⸗ 
nission für den Krankenkassen⸗Gesetzentwurf hat be⸗ 
chlossen, die zweite Lesung erst nach Weihnachten 
vorzunehmen. Der Antrag der Nationalliberalen, 
im nächsten Montag noch zu diesem Zwecke eine 
Sitzung abzuhalten, wurde abgelehnt. 
Des Reichskanzlers Wunsch, von den Deutsch— 
onservativen in einen förmlichen Antrag gebracht, 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 15. Dez. Das gestern 
Abend von den aktiven Mitgliedern des 
Musikvereines unter Mitwirkung anderer hie⸗ 
siger Gesangskräfte arrangirte Konzert zum 
Besten der Wasserbeschädigten in der 
Pfalz war ziemlich gut besucht. Es gingen circa 
80 Mark ein, welche nach Abzug der Unkosten so⸗ 
fort ihrem eigentlichen Zwecke zugewendet werden 
jollen. Bemerkt sei noch, daß der Verlauf des 
sonzertes in musikalischer Beziehung ein recht be⸗ 
friedigender war. 
*St. Ingbert, 15. Dez. Als kgl. Ober⸗ 
einfahrer auf der hiesigen Grube wurde der Be⸗ 
triebsassistent und bisherige Verweser der kgl. Ober⸗ 
einfahrerstelle dahier, Herr Hittenkofer, er⸗ 
nannt. — Dem Grubenverwalter Hrn. Günther 
in Mittelberbach wurde gleichzeitig Titel und Rang 
eines kgl. Bergmeisters verliehen. 
x* Rach den amtlichen Angaben des „Annuaire 
politique ot statistiqus“ des Saar-Departement 8 
hattten im Jahre X der (ersten französischen) Re⸗ 
publit (1801) St. Ingbert 1352 Einwohner 
— Spiesen 359 — Neunkirchen 912 — Ottweiler 
1476 — Wiebelskirchen 798 — Friedrichsthal 278 — 
Sulzbach 314 — Dudweiler 700 — Goffontaine 
52 — Völklingen 613 — Saarbrücken 3055 — St. 
Johann 2099 — Mallstadt und Rußhütte 450 — 
Burbach 269 — Brebach 101 — Bischmisheim 
366 Einwohner. 
8. Wie wir vernehmen, hat der hier und Um— 
zegend wohlbekannte Augenarzt Herr Dr. 
Zwicke aus Saarbrücken sich ins Ausland be— 
seben, um einen ehrenvollen Posten als Lazaretharzt 
inzunehmen. Die von ihm seit 10 Jahren ge— 
leitete umfangreiche Augenklinik zu Sagarbrücken, 
Worstadtstraße Nr. 29 hat ein in wissenschaäftlichen 
Ausland. 
Frantreich scheint am Vorabend eines Krieges 
nit China zu stehen. Den Zankapfel bildet das 
in China grenzende Tonkin, wo die Franzosen be— 
anntlich schon seit langer Zeit Fuß gefaßt hatten 
ind sich mehr und mehr auszubreiten suchten. Die 
dage der dorthin entsandten französischen Expedition 
var indeß in jüngster Zeit diwmer schwieriger ge⸗ 
vorden. Der Herrscher von Annam sowohl wie die 
hinesische Regierung legten gegenüber den Franzosen 
belwoliende, fast seindselische Gesinnungen an den 
Tag. So besetzten reguläre chinesische Truppen 
illmählig, ohne Geräusch, die wichtigsten Grenzpunkte 
Ja, nach einer neueren Meldung haben 10,000 
Fhinesen die Grenze von Tonkin überschritten, unter 
em Vorwande, dort entstandene Unruhen niederzu— 
Jalten, in Wahrheit aber wohl nur, um die von 
Len Franzosen besetzte Hauptfestung Hanoi zu um—