Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Iugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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M 249. 
Montag, 18. Dezember 1882. 17. Jahrg. 
itische jMilan zur Abdaukung zu zwingen, falls er den 
Politische Uebersicht. von Ristics vorgeschlagenen Ausgleich ablehnen sollte. 
Deutsches Reich. Die spanische Regierung hat den Cortes den 
Muünchen, 16. Dez. Die verschiedenen Entwurf eines Gesetzes vorgelegt, kraft dessen der 
zeitungen zugegangenen Nachrichten, daß die Stadt am 30. März 1868 zwischen Deutschland und 
RKegensburg befestigt werden solle, sind vollständig Spanien abgeschlossene Handels⸗ und Schifffahrts · 
unbegründet. vertrag, welcher nach erfolgter Kündigung inzwischen 
Berlin, 16. Dez. Der Kaiser wohnte, bis zum 15. Dezember in Gültigkeit erhalten worden 
einer leichten Erkältung wegen, der heutigen Hof— ist, auf weitere zwei Monate verlängert werden soll. 
jagd nicht bei; derselbe wird voraussichtlich einige Bis zum Zustandekommen dieses Gefetzes wird die 
Tage das Zimmer hüten müssen. spanische Regierung die bisherige Verlängerung 
Berlin, 16. Dez. Die Gewerbe⸗Commision weiter als zu Recht bestehend ansehen. 
des Reichsstags nahm mit 11 gegen 8 Stimmen Der Aufsehen erregenden Mittheilung über das 
die ganze Gewerbeordnungsnovelle in erster Lesung, deutsch-österreichische Bündniß läßt neuerdings die 
benso den Antrag Ackermann's auf Einführung der ‚Köln. Ztg.“ eine Warnung folgen, welche nicht 
ybligatorischen Arbeitsbücher, an. Der Bundes- derfehlen wird, die allgemeinste Aufmerksamkeit auf 
Commissar Bötticher erklärte, der Bundesrath habe ich zu ziehen. Es handelt sich um militärische 
die obligatorischen Arbeitsbücher bei Vorberathung Vorbereitungen Rußlands, welche die erhöhte 
der Gewerbeordnungsnovelle in Uebereinstimmung Wachsamkeit der deutschen Regierung gegen den 
mit dem bereits früher eingenommenen Standpunkte Nachbarn im Osten herausfordern. Rußland ist 
abgelehnt; seildem sei die Frage nicht wieder zur ifrigst bestrebt, das russische Eisenbahnnetz zu ver⸗ 
Verhandlung gekommen, auch seitens der Reichs⸗ dvollkommnen, und zwar werden die Arbeiten an 
regierung noch nicht wieder erwogen worden, er der preußischen und österxeichischen Grenze mit so 
ieĩ daher ohne Instruktion. cieberhafier Hast betrieben, wie sie die Rücksicht auf 
Minister Schol z erklärte im preuß. Abgeord. riedlichen Verkehr nicht erheischt und deren Kosten 
netenhause mit aller Enischiedenheit, daß das Tabak⸗ ich nicht durch Handelszwede rechtfertigen lassen 
monopol nicht wieder kommen werde, betonte In Verbindung mit den Eisenbahnbauten stehen 
aber, daß eine Reichskonsumsteuer für geistige Ge- die Veränderungen in der russischen Armee: Die 
rränke und den Tabak beabsichtigt sei. Amformung der Reiterei, die Vermehrung der Ar— 
Der Bundesrath hat beschlossen, daß der illerie, die Festungsbauten bei Kowno, Grodno, 
Vergütungssatz von 11,60 M. für 50 Kg. Warschau, Iwangrod, Brest⸗Litowsk und anderen 
mnusgeführten Zucker auch für Stangenzucker bis Weltstädten. Die „KNoln. Zig.“ schließt ihren Warn— 
zu 12,5 Kg., Nettogewicht oder in Gegenwart der ruf mit der Aufforderung an die Regierung, die 
Steuerbehörde zerkleinerten derartigen Zucker An- entsprechenden Vorkehrungen gegen eine Ueberrumpe⸗ 
wendung zu finden habe. ung durch Rußland zu treffen. 
Die Conservativen werden einen Antrag auf 
Erlaß der Bestimmung, daß Arbeitgeber, welche 
keiner Innung angehoren, auch keine Lehrlinge 
halten dürfen, im Reichstag einbringen. 
Die „N. A. Z.“ bestreitet die Mittheilung der 
„Voss. Zig.“, daß der Justizausschuß des Bundes⸗ 
rathes sich für die körperliche Züchtigung 
mannlicher Zuchthaussträflinge ausgesprochen habe. 
Diese Materie habe den Justizausschuß des Bundes⸗ 
rathes in letzter Zeit ganz und gar nicht beschaäftigt. 
Karlsruhe, 16. Dez. Der Großherzog und 
»ie Frau Großherzogin sind aus Schweden heute 
Vormittag wohlbehalten hier eingetroffen. 
aus Pirmasens wurde gestern Morgen 9 Uhr in 
hrem Bette als Leiche aufgefunden; der am Zimmer⸗ 
icht befindliche Gaskrahnen war nicht vollständig 
geschlossen, so daß die Unglückliche in Folge der Gas— 
entsirömung dem Erstickungstodt leider zum Opfer 
gefallen ist. (Zw. Ztig.) 
- Kaiserslautern, 16. Dez. Dachdecker 
Irz. Maier stürzte gestern 2 Stocdwerk hoch vom 
Traumer'schen Hause herab, ohne jedoch, wie es 
den Anschein hatle, dabei besonders verletzt zu werden. 
denn er konnte sich noch zu Fuß nach Haus begeben. 
(Kais. Z.) 
— In Weyher ist in Folge des Hochwassers 
ein Wingert von etwa einem Morgen mit Stöcken, 
Stiefeln und aller Erde und insgesammt sieben oder 
acht Etagen Mauerwerk vollständig in die Tiefe ge⸗ 
ruischt, so daß er nicht mehr herstellbar ist und der 
Besitzer einen Schaden von 3000 M. erleidet. 
— Durch den hochwürdigen Herrn Bischof v. 
Eh rler wurde seiner Exzellenz dem k. Regierungs⸗ 
Praͤsidenten von Braun die Sum me von 1000 
Ht. aus Sammelgeldern des „Bayerischen Kuriers“ 
für die Wasserbeschadigten des Regierungsbezirks 
der Pfal z übergeben. Diese Summe wurde mit 
Zustimmung des Herrn Bischofs in nachstehender 
Weise vertheilt: Das Bezirksamt Frankenthal erhielt 
200 M., Germersheim 200 M., Spei er 150, die 
Stadtgemeinde Neustadt 150, die Gemeinde Win⸗ 
zingen 50, die Stadtgemeinde Zweibrücken 150, 
die Landgemeinden des Bezirks Zweibrücken 100 M. 
Vermischtes. 
— der letzten Sitzung des Finanzausschusses der 
bayerischen Landes-Ausstellung zu Nürnberg 
wurde mitgetheilt, daß, soweit sich bis jetzt über⸗ 
ehen lasse, ein Ueberschuß von 2580.000 bis 280. 000 
M. vorhanden sei. 
4 An das Central⸗Comitoͤ zur Errichtung eines 
Landes⸗Denkmales zu Wörth⸗Fröschweiler für die 
im Jahre 1870,71 in Frankreich gefallenen Bayern 
sind bis 14. Dezbr. 28,810 M. eingelangt. 
(Eine Lektion des Schahs von Per— 
sien.) Ein junger französischer Maler zeigte dem 
Schah von Persien sein Bild der Herodias, die 
das Haupt Johannes, des Taufers, hereinbringt. 
Der Schah fragte ihn, wie viel Minuten seit der 
Enthauptung verflossen sein sollten. ‚Iwei Minuten,“ 
antwortete der Maler, worauf der Schah erwiderte, 
daß in diesem Falle die Lippen weit offen stehen 
und aschfahl sein müßten. Als sich der Künstler 
mit dieser Ansicht nicht einverstanden erklärte, klaschte 
der Schah in die Hände, und als auf dieses Zei⸗ 
hen ein Sklave erschien, zog er seinen Säbel und 
trennte mit einem wuchtigen Hiebe dessen Haupt 
bom Körper. Dann zog er seine Uhr hervor, und 
nach zwei Minuten bückte er sich, hob das blutende 
Haupt auf, ging auf das Gemälde zu, hielt das 
wirkliche Haupt neben das gemalte und sagte zu 
dem Franzosen: „Nun können Sie selbst sehen, 
daß die Lippen aschfahl find und weit offen stehen. 
Sie werden gelernt haben, in Zukunft den Worten 
des Schahs zu glauben.“ Dann warf er das 
Haupt weg, begab sich in seine Gemächer und ließ 
den armen Künstier mehr todt als lebendig zurück. 
Der Künstler wurde zwar nachträglich mit Titeln 
und Orden überhäuft, ergriff jedoch die erste Ge— 
legenheit, um Persien den Rücken zu kehren und 
hat gegenwärtig sein Atelier im Palais Royal zu 
Paris 
* St. Ingbert, 18. Dez. Die gestrige 
Anterhaltung der „Gemüthlichket“ zum Besten 
der Wasserbeschädigten in der Pfalz war so starl 
zesucht, daß viele Besucher nur mit Mühe ein Steh⸗ 
laͤtzchen innerhalb des Saales erlangen konnten. 
Der finanzielle Erfolg war dementsprechend auch ein 
ehr guter, indem 195 Mark eingingen. Was die 
deistungen der „Gemüthlichkeit“ sowohl nach ihrer 
musikalischen wie theatralischen Seite betrifft, so hörten 
wir darüber nur Stimmen des höchsten Lobes. Man 
war überrascht von der Reichhaltigkeit des Gebotenen, 
wie auch von der Güte und Vortrefflichkeit der 
Ausführung. 
*St. Ingbert, 18. Dez. Gestern Nach 
mittag fand in der protest. von einer Tiakonissin 
geleiteten Kleinkinderschule in der üblichen Weise 
ind unter zahlreicher Betheiligung von Erwachsenen 
die Christbescheerung statt. 
— (GGewährung von Darlehen aus 
der Kreishilfskasse betr.) Der dermalige 
Stand dieser Kasse ist einer größeren Inanspruch 
nahme gewachsen und gestattet bezüglich der Ver—- 
zinsung der Darlehen eine weitgehende Rücksicht⸗ 
—V 
roffenen. Die kgl. Bezirkzämter wurden daher 
eitens der k. Regierung beauftragt, in geeigneter 
Weise zu veranlassen, daß die betheiligten Land⸗ 
eigenthuͤmer und Gewerbsbesitzer auf die Bestimmung 
dieser Hilfskassa hingewiesen und mit deren Sta ⸗ 
zuten bekannt gemacht werden. 
— Zweibrücken, 16. Dez. Die bei Herrn 
Dito Dingler in der, Eremitage“ in Diensten gestanden 
z7 Jahre alte unverheirathete Köchin Maria Weber 
Ausland. 
Wien, 16. Dez. Graf Herbert Bismarck ist 
jeute hier eingetroffen, und machte dem Minister 
des Auswärtigen Grafen Kalnoky einen längeren 
Besuch. 
Ein Berliner Blait hatte mitgetheilt, daß die 
Franzosen ihre Abneigung, Produlte deutscher 
Industrie zu beziehen, gegenwärtig, wo immer 
moͤglich hethätigen; aus diesem Motive würden 
neuerdings keine französischen Bestellungen mehr in 
deutschen Fabriken, troß der unübertroffenen Leistungs 
ähigkeit derselben, gemacht, sondern alle derartigen 
Aufträge ergingen lediglich an österreichische Fabri⸗ 
kanten. Die „Nordd. Allg. ig.“ hört nun, daß 
in Anbetracht dieser von mehreren Seiten gemel⸗ 
deten Vorgänge die Absicht bestehe, Frankreich gegen⸗ 
über nicht bei der gegenwärtigen Zollscala zu verbleiben. 
Insbesondere würden moussirende Weine und die 
sogenannten articles de Paris einem höheren Zoll⸗ 
atze unterzogen werden. 
Berichte aus Belgrad melden übereinstimmend: 
es ist eine weitverzweigte Bewegung im Zuge, König