Hause nahm, während der Fuhrmann noch Ge—
schäfte in Edenkoben besorgte. Neben dem Fuhr—
werk hergehend, begegnete ihm zwischen Edenkoben
und Venningen gegen 51/2 Uhr ein ihm unbe—
kannter Mann, der ihn frug: „Hast du das Geld?
Gebe es her!“ Der erschrockene Knabe gab dem
Unbekannten das Geld, von welchem dieser 9 M.
nahm, die übrigen 71 M. jedoch hübsch einwickelte
und sie zurückgab mit dem Bemerken: „Dem Bauer
gehören für die Sau nur 71 M., die anderen 9
M. sind mir“. Die gerichtliche Untersuchung wird
jedenfalls an das Licht bringen, ob hier ein Raub—
anfall vorliegt, oder nicht.
— Der bekannte Unternehmer v. Feral in
Longeville bei Metz beabsichtigt angeblich eine Se—
cundärbahn zwischen Dürkheim a. H. und
Ludwigshafen a. Rhein, sowie eine weitere
wischen ersterer Stadt und Kaiserslautern zu erbauen.
— Aus Speyer erhält der „L. A.“ folgende
interessante Mittheilung: Wie ich aus zuverlässiger
Quelle erfahren habe, wird von hoher kgl. Regie⸗
rung beabsichtigt, für die Zukunft das Winter—
semester nicht mehr mit dem Mittwoche der Char⸗
woche, sondern immer mit dem 30. April eines
jeden Jahres schließen zu lassen, wonach auch wahr⸗
scheinlich die Jahresprüfungen unserer Volksschulen
für die Folge, wenn Ostern, wie im kommenden
Jahre es der Fall sein wird, früher fällt, sich auf
die Zeit nach Ostern erstrecken werden. Die Neu—
aufnahme würde dann immer mit dem 1. Mai
eines jeden Jahres erfolgen. Gewiß gewinnt diese
neue noch zu erfolgende, projektirte Verfügung in
der Lehrerwelt allgemein Anklang indem dem Lehrer
Zeit gelassen wird, seinen Unterricht resp. Lehrstoff
nicht allein zu behandeln, sondern auch der so
wichtigen, der Gründlichkeit des Unterrichtes so unent⸗
behrlichen Repetition seine Beachtung besser schenken
zu können, wie bisher.
— Das Kreiskomite des landwirthschaft—
lichen Vereins der Pfalz in Speyer hat die
Absicht, für die Vereinsmitglieder den Bezug von
Saatgut für Sommerweizen und Sommerkorn
zu vermitteln, und nimmt Angebote mit Proben
unter Angabe des Preises und des zu verkaufenden
Quantums bis 15. Januar 1883 gern entgegen
Die Ablieferung würde im Laufe des Monats
Februar zu geschehen haben.
— Speyhyer, 17. Dez. Gestern Abend
wurde durch unsere Polizeimannschaft ein Lehrling
der Cigarrenfahrik von Nuber in Mannheim mit
noch zwei Complicen verhaftet. Ersterer bekam am
Mittwoch von seinem Prinzipal 1000 Mk. mit
dem Auftrage, dieses Geld auf die „Rheinische
Creditbank“ in Mannheim zu tragen. Statt dieses
zu thun, hatte er seine zwei Kameraden aufgesucht,
welche ihm seine Baarschaft decimiren halfen, bis
ihnen hier, woselbst sie per Chaise in verschiedenen
Straßen herumfuhren und größere Einkäufe machten,
was die Aufmerksamkeit der Polizei auf sie lenkte
ihr Treiben durch die Verhaftung eingestellt wurde.
Die drei Früchtchen sind heute nach Mannheim
abgeliefert worden. (Pf. 3)
— Das Schöffengericht in Lud wigshafen
hat auch den Generalagenten Peter Rixius
daselbst und mehrere Unteragenten wegen ziemlich
der gleichen Verfehlungen, deren sein Kollege Rusé—
dius sich schuldig gemacht hatte, zu Geldstrafen
verurtheilt. Auch in anderen Orten der Pfalz soll
gerichtliches Einschreiten gegen Auswanderungsagenten
im Werke sein.
— Grünstadt, 17. Dez. Gestern wurde
der Lehrling des Schmiedes Scheidt dahier ver—⸗
haftet. Derselbe ist dringend verdächtig, vor 14
Tagen die Wittwe Nahm in ihrer Wohnung über—
fallen, verwundet und beraubt zu haben. Der 17
Jahre alte Missethäter ist von Obersülzen und
wohnt dessen Meister unmittelbar neben der Frau
Nahm. Es sollen sich Indizien ergeben haben, die
mit Sicherheit auf die Schuld des jugendlichen
Verbrechers schließen lassen. (Ir. T.)
— Die Pfäuzische Aussteuer-Anstalt
hat sich von Jahr zu Jahr einer größeren Betheili⸗
gung zu erfreuen. Gegenüber einer Mitgliederzahl
bon 953 im Jahre 1881, sagt die „Sp. Zig.“,
werden in diesem Jahre von 1058 Nummern die
Beiträge einbezahlt, so daß bei der am Freitag den
22. ds. Mts. stattfindenden Verloosung 10 Gewinne
zu 300 M. ausgeloost werden können. Der Ver⸗
loosung unmittelbar vorausgehend, findet eine Ge⸗
neralversammlung statt mit der Tagesordnung: Neu⸗
wahl des Verwaltungsausschusses und Abhör der
Jahresrechnung.
— CLehrkurs für Hufbeschlag.,) An—
der Hufbeschlagschule zu Würzburg wird am Mon—
tag, den 8. Januar 1883 ein dreimonatlicher Lehr⸗
urs für Hufbeschlagschmiede eröffnet. Gesuche um
Zulassung sind mit den vorgeschriebenen Zeugnissen
Kreisamisblatt für die Pfalz 1882, No. 88), einem
Schulzeugniß, und wenn um ein Stipendinum nach—⸗
zesucht wird, einem Vermögenszeugniß zu belegen
ind bis längstens 26. Dezbr. J. Is. an die k. Re—
gierung, K. d. J., zu Speher einzusenden.
—
Vermischtes.
F München. Der „Augsb. Abdztg.“ berichtet
man folgendes Stückchen: In Folge eines Irrthums
hatte ein Grundbesitzer an Grundsteuer und in
Folge dessen auch an Gemeindeumlagen um einen
Bfennig weniger zu entrichten gehabt, als dessen
Steuerquote thatsächlich betrug. Das schreckliche
Defizit, das hierdurch für die betreff. Rentamtskasse
und am Ende gar für die bayerische Staaiskasse
entstanden wäre, ferne zu halten, hat nun der
rhnungslose Steuerpflichtige lange Zeit nach Ent—
richtung der Steuerquote folgende Quittung zu be—
zleichen: Grundsteuer: — Mark 01 Pf.; Ge—⸗
meindeumlage: — Mark 01 Pf.; Summa —
Mk. 02 Pf., wohl gemerkt, in Summa 2 Pf.
Damit war aber die Quittung noch nicht erschöpft
Dieselbe erstreckte sich vielmehr noch auf 20 Pf.
für — Mahngebühr. Damit ist denn doch die
Gewissenhaftigkeit eines bayerischen Rentamtes schla⸗
gend demonstrirt; nur schade, daß hinter derselben
auch etwas Bureaukratismus zum Vorschein kommt.
Wir bemerken noch, daß uns jene merkwürdige
Quittung in originalibus vorgelegen ist; sonst
hätten wir dem Besitzer derselben wohl nicht Glau—
zen schenken dürfen.
FBayerische-Beamten-Credit-Bank:
Der Verwaltungsrath cooptirte Herrn Landgerichts-
zath Fred. Böhm beim Landgerichte München J
als Mitglied des Verwaltungsrathes und
vählte Herrn Landtagsabgeordneten, Landgerichtsrath
Walter in München zum Vorsitzenden.
Gilitärbezirksgericht Würz—
burg.) Am Königsgeburtstage wurde in Mezz ein
bayerischer Soldat Abends um 10 Uhr von einer
preußischen Patrouille verhaftet. Sergeant Dörr⸗
linger des 8. Inf. Regts., statt die umstehenden
schreienden und pfeifenden Soldaten zur Ruhe zu
verweisen sagte: der Mann sei ohne Grund ver—
jaftet worden; wenn es so fortgehe, würde die
Mannschaft die Gewehre aus der Kaserne holen,
er selbst wolle einen der „Schmalzköpfe“ nieder⸗
techen u. s. w. Der gleichfalls verhaftete Soldat
deinrich Bayerle von Geiselberg, Bez.eAmts Pirma⸗
ens, wurde durch den Kanonier Karl Hüther aus
Münchweiler befreit, wobei Letzierer dem Patrou⸗
illenführer das Gewehr entriß und einem Gefrei—
sen ins Gesicht schlug. Während dessen war Bay⸗
erle, der den Kanonir um Hülfe angerufen hatte,
entwischt. Das Urtheil lautete für Dörrlinger auf
2 Jahre Gefängniß und Degradation, für Hüther
5Jahre 1 Monat Zuchthaus (von Aberkennung
»er bürgerlichen Ehrenrechte wurde abgesehen, weil
düther keine ehrlose Gesinnung gezeigt habe) und
ür Bayerle 3 Jahre 1 Monat Gefängniß und
Bersetzung in die zweite Klasse des Soldafenstandes,
pährend bei den beiden ersten Entfernung aus dem
Soldatenstande selbstverständlich ist.
F Ein Zeitungs-Preisverzeigniß aller in Bayern
erscheinenden und durch die kgl. Post zu beziehen⸗
den Zeitungen und Zeitschriften ist soeben von der
Beneraldirektion der kgl. bayerischen Verkehrs⸗
instalten herausgegeben worden, nach welchem 618
Zeitungen erscheinen. Davon erscheinen und zwar
unächst politische Zeitungen, Blätter und Blättchen
3 dreizehnmal, 1 zwölfmal, 30 siebenmal, 151
echsmal, 1 fünfmal, 7 viermal, 59 dreimal, 88
weimal und 130 einmal wöchentlich. Alle üb—
rigen erscheinen theils monatlich ein- und zweima'
bis 6 und 4 Heite jährlich.
F Der Oberst z. D. v. Pestel zuletzt Komman⸗
deur des früher in Saarbrüsckenn garnisonirenden
Rheinischen Ulanen⸗Regiments Nr. 7, ist mit seiner
Pension in Ruhestand versetzt worden. Es ist das
der s. Z. vielgenannte Offizietr — er war damals
Major — der 1870 bei Anmarsch der Franzosen
zie kleine preußische Truppenmacht in Saarbrücken
ommandirte und durch sein ebenso tapferes als
zeschicktes Manöveriren die Uebermacht der Fran—⸗
osen Tage lang im Schach zu halten wußte.
f(GUnglück auf der Wildschwein—
119 d.) Aus Diekirch schreibt die „Loth. Zeitung
folgendes: Dienstag 12. Dez. begab sich der
o2iührige Tagelöhner Martin Hilger aufs Feld,
um ein daselbst liegendes Wildschwein, welches be—
reits am Tage vorher angeschossen worden war, zu
erlegen. Kaum war das Schwein desselben an—
fichtig, als es auf ihn losging, und noch ehe er sich
seiner Schießwaffe bedienen konnte, wurde er an—
gegriffen und erlitt schreckliche Bißwunden. Er lief
noch in einen in der Nähe gelegenen mit Wasser
angefüllten Graben, wo man ihn etwas spüäter je—
doch nur mehr als Leiche fand. Der Tod war
infolge Verblutung eingetreten. Eine zweite Manns—
»erson, welche ersterem zu Hilfe eilen wollte, ward
ebenfalls angefallen und erlitt einige, jedoch nur unbe—
deutende Bißwunden. Dieser gelang es, sich vor
weiteren Anfällen des wüthenden Thieres durch Er—
Aettern eines Baumes zu retten. Sofort wurden
die Mitglieder hiesiger Gendarmerie⸗Brigade requi⸗
cirt, mit bewaffneter Hand dem Thiere nachzusetzen.
Es gelang dem Gendarmen Hansen, dasselbe, einen
euler von ca. 2 Centner. durch zwei wohlgezielte
Schüsse zu tödten.
FAus Baden, 17. Dez. Die Ott'sche
Erbschaft scheint nunmehr die erwarteten Millionen
zu bringen. Die der Gemeinde Gründfeldzimmern
dermachten 20,000 M. sind eingetroffen und in
den Sparkassen von Tauberbischofsheim, Leuda und
Königshofen angelegt worden. Die Auszahlungen
an die Erben sollen demnächst erfolgen.
FMainz. Das Zerbrechen eines Trinkge—
fäßes im Werthe von 30 Pfennigen gab in einer
hiesigen Wirthschaft Veranlassung, daß ein Familien⸗
dater todtgestochen wurde. In einer friedlich bei—
ammensitzenden Gesellschaft stieß einer der Anwesen⸗
den aus Unvorsichtigkeit einen Bierkrug um, und
sofort entstand ein derartiger Streit, daß sich der
Wirth veranlaßt sah, die Wirthschaft von den
Bästen zu räumen. In der Hausflur versetzte Einer
der Hinausgewiesenen dem Unvorsichtigen, der den
Bierkrug umgestoßen, einen Stich, welcher sofort
den Tod des Gestochenen zur Folge hatte. Der
Wirth, welcher abwehren wollte, erhielt ebenfalls
ein Stich. Der alsbald verhaftete Thäter ist ein
Fabrikarbeiter.
Wir machen darauf aufmerksam, daß die
Hundertmarknoten der Gothaer Privatbank nur
noch bis zum 831 Dez. bei jener Bank eingelöst
werden. Gleiches gilt von Leipzig⸗Dresdener Eisen⸗
dahn Kassenscheinen und Weimarische Banknoten
zu 100 M., welche bei der Finanz-Hauptkasse in
Dresden, bezw. bei der Bank in Weimar zu prä—⸗
entiren sind. Preußische Banknoten zu 10, 25, 50,
100 und 500 Thaler sind außer Cours gesetzt,
verden aber vorläufig noch an der Reichsbank
Daupistelle eingelöst.
F (Auf dem Scheiterhaufen ver—
hrannt.) Aus Velita Ludina in Slavonien, wird
folgender furchtbare Vorfall gemeldet. Vor einigen
Tagen ging der dortige Schmiedemeister B. in den
Wald Pogrdska mit seinem Gehilfen die für die
Schmiede nöthigen Kohlen zu brennen. Hier mach—
ten die Männer einen Scheiterhaufen von ca. drei
lafter Holz und zündeten denselben an. Der
Meister wollte an dem mangelhaft brennenden
Scheiterhaufen etwas richten, stieg hinauf und fiel
unglücklicherweise in die Flammen. Alle Anstreng⸗
ungen des Gehilfen seinen Meister zu retten, blie⸗
jen fruchtlos; der Bedauernswerthe fand seinen
Tod in den Flammen.
FLondon, 18. Dez. An Bord des in den
Albert ankernden Postdampfers Cotopaxi (Orient⸗
linie) brach gesterm Morgen Feuer aus, welches
erst unterdrückt wurde, nachdem das ganze Innere
ausgebrannt war. Der Schaden beträgt 20,000
bis 80,000 Pfund Sterling.
7 Aus einem Privatbrief aus Madrid vom
11. December wird dem Schw. M. mitgetheilt, daß
hdie Kälte dort 5 Grad erreicht habe. Die Spanier
vissen sich nicht zu helfen; die Oper ist geschlossen,
die Pferdebahnen gehen nicht. Der Schnee wird
durch Begießen mit Wasser fortzuschaffen gesucht.
Ein Telegramm aus San Antonio mel—⸗
det, daß auf der Mexiko-Pucific⸗-Eisenbahn eine erst
türzlich erbaute Eisenbrücke eingestürzt sei. Zur
Zeit des Unglücks befanden sich über 100 Arbeiter
auf der Brücke, von denen sieben getödtet und eine
große Anzahl mehr oder weniger schwer verwund et
wurden.
F Die deutsche Zeitung „Der Wächter am Erie“
in Cleveland erzählt von einem seither dort wohnenden