Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
Fa Et. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs— 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljiährlich 1.6 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 60 H, einschließlich 
A Zustellungsgebllhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen, 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 Z4, bei Neclamen 80 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur kreimalige berechnet. 
e 268. 
VPolitische Uebersicht. 
Deutsches Meich. 
(Bayer. Landtag.) Der Finanzausschuß 
zer Abg.“Kammer hat durch die Mehrheit der 
patriotischen Mitglieder einen Antrag des Abg. 
duthardt zu Beschluß erhoben, dahin abzielend, daß 
ain Sonn⸗ und-Feiertagen bei der Annahme unb 
Abgabe von Eilgütern (Gringende Fälle aus⸗ 
zenommen) nicht mehr stattzufinden habe. Die 
— 
greifenden Antrages dürften sich in Bälde empfind— 
lͤch geltend machen und zu einer lebhaften Gegen⸗ 
agitalion führen, wenn nicht vielleicht dse Worte 
„dringende Fälle ausgenommen“ als Handhabe zu 
erachten wären, die Ausführung des Antrages in 
der Praxis wesentlich zu beschränken. 
Berlin, 3. Febt. Dem Bundesrath ging 
der Entwurf einer Verordnung über das gewerbs— 
mäßige Verkaufen und Feilhalten von Petroleum 
zu. Danach ist die Aufbewahrung von Petrolenm, 
das unter einem Barometerstand von 760 Milli— 
hrift meter schon bei einer Erwärmung auf weniger als 
den einundzwanzig Grad des hunderttheiligen Thermo— 
aten meters entflammbar ist, nur in solchen Gefäßen 
ats gestattet, welche auf rothem Grund die Ueberschrift 
ubz Feuergefährlich“ tragen. Wird solches Petroleum 
in Mengen von weniger als 50 Kilogramm ver— 
L1.kauft, so muß die Inschrift noch die Worte ent—⸗ 
9 halten: „Nur mit besonderen Vorsichtemaßregeln 
FJ zu Brennzwecken verwendbar.“ Die Untersuchung 
des Petroleums auf Entflammbarkeit hat mittelst 
des Abel'schen Petroleumprobers zu erfolgen. Die 
Verordnung hat auf Verkauf von Petroleum in 
Apotheken zu Heilzwecken keine Anwendung. Als 
Petroleum im Sinne der Verordnung gelten Roh— 
vetroleum 'und Destillationsproducte. Die Verord— 
nung soll in Kraft teeten am 1. Januar 1883. 
Der Präsident des preußischen Abgeordneten— 
janses beabsichtigt auf die Tagesordnung des 
nächsten Montages die erste Berathung der kir⸗ 
henpolitijschen Vorlage zu setzen. Die Frac— 
onen werden aus diesem Anlaß am Samstag 
»d Sonntag zu Vorbesprechungen zusammen— 
roton. 
Fürst Bismarck beabsichtigt, wie verlautet, 
zür einige Zeit nach Friedrichsruh überzusiedeln 
nd wird, sobald es ihm seine Gesundheitsverhält— 
isse gestatten, dahin abreisen. 
Der preußische Volkswirthsichaftsrath 
iall angeblich Ausgangs dieses Monats einberufen 
werden, um sein Urtheil über die beabsichtigte 
weitere Einschränkung des Hausirgewerbes und au— 
dere auf Abänderung der Gewerbeordnung abzielende 
Entwürfe abzugeben. 
21u8s141D 
Petersburg, 3. Jan. Das „Journal 
Petersbourg“ bespricht das englische Meeting, das 
am 1. Februar über die Judenfrage gehalten wurde 
und sagt: Wir beschränken uns darauf, die Un— 
umwundenheit zu konstatiren, mit der die Führer 
der Agitation das Recht beanspruchen, die Gesetze 
des russischen Reiches zu veruriheilen, mit welchem 
England in freundschaftlichen Beziehungen steht. 
Die Führer der Agitation würden solche Unum— 
wundenheit wohl seltsam finden, wenn solche Ver— 
'ammlungen auf dem Continent sie auf die Gesetz⸗ 
jebung über Irland anwenden würden. Indessen 
begreifen wir sehr wohl den Zweck der Agitation, 
rämlich der alten Russophobie, welche unter 
Sonntag, 5. Februar 1882. 
der gegenwärtigen Regierung zur Ruhe gekommen,! 
neuen Aufschwung zu geben. 
Newyork, 2. Febr. Gestern Abend fand 
ine Volksversammlung statt, welche den russi— 
schen Juden die Sympathie der Amerikaner be⸗— 
eugte. Die Bersammlung war von Grant berufen; 
»s wohnten Vertreter der verschiedenen Confessionen 
dei, unter ihnen viele politische Notoblitäten. Die 
Versammlung protestirte in Resolutionen gegen die 
Verfolgung der Juden und ersuchte die Regierung, 
zei der russischen Regierung ihren Einfluß zum 
Schutze der Inuden geltend zu machen. 
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Lokale und vfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 4. Febr. Heute Vor— 
nittag wurden ausf dem hiesigen Wochenmarkte ei— 
ier Butterhändlerin, während sie mit einer anderen 
Frau sprach, 7 Pfund Butter entwendet. Die 
nuthmaßliche Diebin (von Bierbach) soll unserer 
zolizei, die sofort von dem Diebstahl benachrichtigt 
viurde, ziemlich gut bekannt sein und schon öfters 
n ihrer Begriffsverwirrung fremdes Eigenthum 
ür das ihrige angesehen haben. 
* St. Ingbert, 4. Febr. Wie uns mit— 
jetheilt wird, fahndete gestern die preußische Polizei 
n unserer Stadt nach einem Verbrecher (Raub⸗ 
nörder), der hier gesehen worden sein soll. Näheres 
iber die Sache konnten wir nicht erfahren. 
*St. Jugbert, 4. Febr. Gestern Mittag 
riß sich im Schlachthause eines hiesigen Metzgers 
in Rind, das eben geschlachtet werden sollte, los. 
das wüthende Thier zertrümmerte verschiedene 
jegenstände und mußte schließlich durch einen 
Schuß getödtet werden. Die aufregende Scene 
jatte natürlich eine größere Anzabl Zuschauer her—⸗ 
—X 
—t. Blieskastel, 3. Febr. Heute Nach— 
nittag erscholl in unserer Nachbargemeinde Weben⸗ 
veim der fürchterliche Ruf: „Feuer.“ Tas 
ntfesselte Element wüthete in dem Wohnhaus von 
'udwig Bender, sowie in den angebauten 
-zcheunen von Johannes Angne und Frriedrich 
5chwarz. Die Entstehungsursache des Brandes 
it bis jetzt noch unbekannt. Sämmitliche Gebän— 
ichkeiten sind verfichert. Es ist wirklich ein Glück 
zu nennen, daß windstilles Wetter war, denn sonst 
vären gewiß noch mehrere andere Scheunen, sowie 
ruch Wohnhäuser dem verheereden Elemente zum 
Opser gefallen. Anerkennung verdienen bei dem 
Brande die Feuerwehren von Blieskastel und Mim— 
vach, welche beide bald nach dem Brande mit ihren 
Zpritzen zur Stelle waren. Insbesondere gilt diese 
Anerkennung der Feuerwehr Blicskastel, bei welcher 
nan eigentlich die großen Vortheile eines auten 
Fommandos einsehen konnte. 
— Kaiserslautern, 2. Febr. Nach der 
„Ksrsl. Zig.“ ist die Nachricht der „Pf. Pr.“, daß 
Herr stud. jur. M. Frenckel von hier in München 
eine juristische Preisaufgabe gelöst habe und ihm 
sierfür 500 Mk. zuerkannt wurden, unrichtig. 
Zherr Frenckel hat lediglich ein sogen. Stipendial⸗ 
kramen mitgemacht. 
— Aus der Vorderpfalz wird vom flachen 
rande stark darüber geklagt, daß Bettler und Land— 
treicher dort überhand nehmen. Die in den Städten 
bestehenden Vereine gegen den Hausbettel treiben 
vas streunende Volk auf's Land. Im „Land. Anz.“ 
vird daraufhin auch den Dörfern die Gründung 
olcher Vereine alz Mittel zur Bekämpfung der 
andplage empfohlen. 
— Sheher. AMis Nachsolder des versehfen 
17. Jahrg. 
k. Oberpostmeisters Sator soll Hr. v. Axthelm, 
k. Pistmeister in Aschaffenburg, ausersehen sein. 
Vermischtes. 
F In welchem Alter die Mädchen heirathen. 
Man hat Untersuchungen angestellt über die Zahl 
der in den verschiedenen Lebensaltern sich verhei— 
ratenden Mädchen, und wir wollen das Resultat 
um Nutzen und Frommen unserer Leserinnen mit— 
cheilen. Es verheiraten sich unter tausend Mädchen, 
die im 20. Jahre stehen, in diesem Alter 51, im 
21. Jahre 66, im 22. Jahre 80, im 23. Jahre 
90, im 24. Jahre 95, im 25. Jahre 99, im 26. 
Jahre 103, im 27. Jahre 103, im 28. Jahre 
102, im 29. Jahre 95, im 30. Jahre 82, im 
m 31. Jahre 68, im 32. Jahre 61, im 33. Jahre 
58, im 34. Jahre 57, im 35. Jahre 53, im 36. 
Jahre 50, im 37. Jahre 49, im 38. Jahre 48, 
m 39. Jahre 47, im 40. Jahre 46 ⁊c. Es geht 
sjieraus hervor, daß des Lebens Mai doch zweimal 
zlüth, denn ein im 20. Jahre in seinen Wünschen 
jetäuschtes Mädchen erwartet dieselben Hoffnungen 
im 36. Jahre, ein 24jähriges hat im 29. Lebens⸗ 
ahre gerade noch einmal dieselben Aussichten. Den 
zrößten Trost aber dürfte es gewähren, daß das 
26. und 27. Lebensjahr die allergrößten Heirats⸗ 
aussichten gewähren. 
F Wie die „Independance Belge“ meldet, ist 
ein Versuch- gemacht worden, den Eisenbahnzug, 
mit welchem König Alphons XII. von Lissabon nach 
Madrid zurückkehrte, zur Entgleisung zu bringen. 
Acht bewaffnete Männer hatten sich, die Dunkelheit 
der Nacht benützend, bei der Station Caracollera 
auf die Bahn begeber und zwei Schienen ausge— 
hoben. Ein Landmann jedoch erblickte sie im 
Vorübergehen und beeilte sich, dem Stationsvor⸗ 
tande die Anzeige zu erstatten. Dieser telegraphirte 
ogleich. Der von diesem Vorfalle in Kenntniß 
zesetzte Inspector der Linie ließ sechs Gendarmen 
auf den Tender der Locomotive steigen, und es 
wurde Befehl gegeben, die Schienen in aller Eile 
wieder zu befestigen. Der Zug kam in Madrid 
an, ohne daß der König und die Königin auch 
nur einen Augenblick die Gefahr geahnt hätten, in 
welcher sie geschwebt hatten. 
In der letzten Sitzung der Gesellschaft der 
Aerzte in Wien wurde ein elfjähriger Knabe vor—⸗ 
gestellt, der im September v. Is. aus Versehen 
Lungenessenz getrunken hatte und sich dadurch eine 
fast vollständige Verwachsung der Speiseröhre zu⸗ 
sog. Der Knabe wurde erst dann auf die Klinik 
Jebracht, als er nicht einmal mehr flüsfige Nahrung 
chlucken konnte. Professor Albert eröffnete an dem. 
zum Skelett abgemagerten, dem Verhungern aus— 
zgesetzten Knaben die Speiseröhre tief unten am 
Halse, um von hier aus die verengte Stelle zu 
passiren. Als sich nun gezeigt hatte, daß selbst 
ine dünne Sonde nicht im stande sei, hier vor— 
zudringen, wurde der Magenschnitt ausgeführt, die 
Magenwunde in die Bauchwunde eingenäht jund 
von hier aus die Ernährung vorgenommen. 
Wochenlang wurde der Knabe nur durch directes 
kinbringen der Nahrungsmittel in den Magen 
genährt. Später ging man daran, die Verenger—⸗ 
ing der Speiseröhre doch noch zu erweitern. Es 
zgelang nach mehreren Versuchen Darmsaiten, später 
auch dickere Instrumente zur Erweiterung durchzu— 
ühren, so daß der Knabe gegenwärtig schon im 
tande ist, breiige Nahrmgsmittel zu schlucken. Er 
hut dies auch redlich und ißt — den ganzen Tag, 
angsam und geringe Mengen schluckend. 
* (Die Welt. in der man sich langweilt.) Ju