Full text: St. Ingberter Anzeiger

loet — ziemlich 40 Grad Celsius Körperwärme 
don Diphtherie befallen, und beide Male wurde 
Ilgendes Mittel mit Erfolg angewendet: Es ist 
qm tereobinthinae rectificatum für Kinder pro 
i1 Theeloffel voll früh und am Abend; Er⸗ 
ahsene nehmen einen Esloffel voll ebenso. Zum 
dachtrinken gibt man Kindern laue Milch, mischt 
zuch wohl den zweiten Theelöffel voll Oel damit, weil 
pteres dann besser genommen wird, und gibt auch 
ner Milch nach, damit das schändliche Brennen im 
halse der armen Kleinen bald nachläßt. Der Er⸗ 
Ag ist wahrhaft wunderbar; schon nach einer halben 
nde nach dem Einnehmen des Oeles tritt eint 
llere Röte am Rande des diphtheritischen Belages 
in, welche immer mehr nach innen fortschreitet. 
— 
neht und mehr zusammen, bdallt sich förmlich und 
erjchwindet gewohnlich innerhalb 24 Stunden, 
hne eine Spur zu hinterlassen, vollständig. Mein 
Ind gurgelte mit einer schwachen (ao) Kalichlori— 
nim⸗Loͤsung erst zwei- dann dreistündlich, um die 
ieht entzündeten Mandeln zu beruhigen. Ich biitt 
gesamte Kollegenschaft ebenso herzlich als dring⸗ 
d, im Interesse der Kinder von meiner obigen 
Mittheilung vorkommenden Falles Gebrauch zu 
nachen und namentlich die Herren Aerzte dringend 
u Versuchen aufzufordern. Wir haben hier noch 
ine Menge Fälle, sowohl von Erwachsenen als 
dindern, wo das Mittel stets mit gutem Erfolge 
jegeben wurde; kein einziger Fall verlief ungünstig 
Ein Kuhschwanzfälscher vor Ge— 
icht.) Eine für Landwirthe interessante Ent— 
cheidung wurde am 24. Januar vom Landgericht 
ju Leipzig gefällt. Ein Mann hatte von einem 
Liehhändler eine Kuh für 257 Mk. gekauft, die, 
fwie sich später herausstellte, einen sog. Ratten⸗ 
—78 „‚ d. h. in Ermangelung eines eigenen 
duschels ein mit Pech angeheftetes Püschel trug. 
Obgleich die Angeklagten, der Viehhändler und sein 
dausgenosse. der die Kleberei besorgt hatte. darauf 
3 nwiesen, daß solche Rattenschwänze den Werth der 
Zuh nicht verminderten, erkannte doch das Gerich 
wnf eine Geldstrafe von 120 Mik. bezw 40 Ml. 
d em es außer der Täuschung noch nach Aussage 
des Sachverständigen annahm, daß durch diesen 
Schönheitsfehler der Werth einer Stallkuh um 30 Mk. 
* einer Zugkuh um 45 Mk. sich vermindere. 
Geichsgerichtsentscheidung.) Wird 
dvor dem Abschluß einer Ehe dem Bräutigam vou 
seinen künftigen Schwiegereltern eine dauernde 
Jahresrente als Beitrag zu dem Lebensunterhalt 
des künftigen Ehepaares schriftlich zugesichert, und 
— geht der Bräutigum mit der Tochter auf Grund 
9* Zusage die Ehe ein, so hat der Ehemann 
nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Civil- 
d senalts, vom 5. Januar 1883, gegen seine Schwieger⸗ 
eltern eine Klagerecht auf regelmäßige Zahlung der 
Kente an ihn, und dieses Recht bleibt ihm auch 
dann ungeschmälert, wenn seine Ehefrau sich von 
min faktisch trennt, ohne daß eine rechtsgiltige 
Scheidung der Ehe erfolgt. 
ꝑp F Unter der Ueberschritt „Die Launen des 
Glücks“ berichtet die, Nordd. Allg. Ztg.“: Sieb⸗ 
jehn Jahre lang hatte der Restaurateur R. die Nummer 
18, 116 in der preußischen Classen⸗Lotterie gespielt, 
is er, ärgerlich darüber, daß er niemals mit einem 
namhaften Gewinn herauskam, sein Viertellos an 
inen Handwerker abtrat. In der am 30. Jan. 
attgehabten Ziehung ist die Nummer 15,116 mit 
, 00d Mk. gezogen worden. Es sind lauter kleine 
)andwerker, denen der Gewinn zufällt. In einem 
mderen Falle hat die Glücksgöttin eine grausame 
zronie an den Tag gelegt. Das Lotterieloos eines 
herliners, der bei dem Üntergange des „Cimbria“ 
ims Leben kam, ist am Mittwoch mit einem Ge⸗ 
pinn von 6000 Mk. gezogen worden. Der in⸗ 
wischen verunglückte Loosinhaber hatte kurz vor 
tiner Abreise das Loos einem Verwandten gegeben 
ind denselben gebeten, ihm den eveutuellen Gewinn 
adie neue Heimath nachzusenden. 
Einem sehr beachtenswerthen Vorschlage zur 
inführung eines Zonen⸗Personentarifs auf den 
eutschen bezw. preußischen Eisenbahnen gibt die 
zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnderwalt⸗ 
ngen Raum. Zurächst wird ausgeführt, daß neben 
ziligkeit der Preise der Staat natürlich keinen 
lussall der Einahmen haben soll, weßhaib davon 
— werden muß, für alle Entfernungen einen 
äinheilssaß einzuführen. Die Abgrenzung der ein⸗ 
elnen Zoñen und die Berechnung der Preise für 
ieselben solle sich nun so gesialten: Erste Zone für 
ntfternungen bis einschließlich 13653m vom Aus— 
angspunkte l. Classe 1 Mk. zweite 60 Pf. dritte 
30 Pf. Zweite Zone von 15 bis einschl. 150km 
ꝛbenso 3,2, 1 Mtk. Dritte Zone für alle Ent⸗ 
fernungen Üüber 150km vom Ausgangspunkte 10, 
3, 3 Mk. Bei diesen Säützen, welche in der ersten 
Zone keinerlei Schädigung des Publikums herbei⸗ 
führen, in der zweiten, namentlich aber der dritten 
veit unter den jetzigen stehen, wird nun eine Ren— 
abilitätsrechnung angestellt, die sich als glänzend 
um so mehr darstellt, als sie dem deutschen Volke, 
zanz abgesehen von den außerordentlichen gewerb⸗ 
ichen und wirthschaftlichen Vortheilen, bei der jetz⸗ 
igen bedeutenden Steuerlast als Staatseinnahme 
vieder zu gute kommt. Der Vorschlag hat von 
allem den Vorzug großer Einfachheit und will auck 
für den Berkehr auf den Verbindungsbahnen, na⸗ 
mentlich der Berliner Stadtbahn, die jetzt bestehen⸗ 
den Preise beibehalten. Reben den mancherlei 
Vorzügen wird schließlich noch hervorgehoben, daf 
ein so wohlfeile Preise gewährender Tarif für das 
zesammte Fahmilienleben von unschätzbarem Vor⸗ 
heile ist. 
Den neuen Fünfzigmarkscheinen 
zegenüber erscheint ganz besondere Vorsicht geboten. 
die Scheine haben nämlich in Folge des Faser⸗ 
zapiers, aus welchem sie hergestellt sind, die Eigen⸗ 
hümlichkeit, leicht zusammenzukleben, sodaß es wenn 
man mehrere aufeinanderliegende Schein abzuzählen 
hat, sehr leicht vorlommen kann, daß man zwei 
usammenklebende Scheine für einen hält. Es dürfte 
ich daher beim Ahbzählen dieser Scheine die größte 
Sorgfalt empfehlen. 
F (GOpfer der Industrie in Deutsch— 
land.) Die deutsche Regierung hat erheben lassen, 
wie viel Unfälle während der vier Monate August, 
September, Oktober und November vorigen Jahres 
in sämmtlichen industriellen Etablissements, Berg— 
werken und Gruben des Reichs vorgefallen sind. 
Das Ergebniß war, daß in 93 554 Werkstätten 
Fabriken, Bergwerken, Gruben ꝛc. 1615 253 Ar— 
beiter und 342 295 Arbeiterinnen Beschäftigung 
haben. Und von diesen fanden in besagten vier 
Monaten infolge von Unfällen 622 Personen ihren 
Tod, während 123 gänzlich und 427 theilweise 
infähig gemacht wurden. Die Zahl derijenigen, 
welche blos kurze Zeit arbeitsunfähig waren, be⸗ 
rug 27 644 Arbeiter und 708 Arbeiterinnen. 
(Gerechnet.) Vor etwa zwei Jahren er⸗ 
regte die eheliche Verbindung des damals 21jähr— 
igen sehr schönen Fräulens L. mit dem etwa 70 
Jahre alten Baron v. V. berechtigtes Aufsehen. 
zumal das so ungleiche Paar sich unmittelbar nach 
der standesamtlichen Trauung trennte. Die beiden 
Zeugen, welche bei dem Trauakte fungirten, hatten 
damals den alten Herrn in ein nahegelegenes Caffe 
geführt, ihm dort eine Summe Geldes ausbe— 
zahlt ..... für den adeligen Namen, den er 
dem Frl. L. gegeben, denn dies war der alleinige 
Zweck der Vermählung. Die „Frau Baronin“ 
vandelte weiter ihren eigenen Weg, bis ihr die 
luflösung ihrer Ehe nothwendig erschien, weil sie 
ich anderweit „standesgemäß“ verheirathen wollte. 
Sie strengte deshalb die Ehescheidungsklage gegen 
hren jetzt kümmerlich in einer Schlafftelle hausenden 
Hemahl an, wurde aber mit dieser Klage abge— 
viesen, und muß nun in „ihren Kreisen“ zu dem 
Schaden auch noch den Spott über die verfehlte 
Z„pekulation erdulden. 
Am Freitag Abend erfolgte auf der Eisen⸗ 
bahnstation Lyon⸗Paris ein schwerer Zu sam men⸗ 
sto ß. Zwei Reisende sind todt und acht wurden 
ttark verwundet. 
fGie Deutschen in Paris.) Es dürfte 
zielleicht weniger bekannt sein, daß, nach der Ein⸗ 
vohnerzahl gemessen, in der Reihenfolge deutscher 
Städte Paris schon den fünfzehnten Platz einnimmt. 
Man berechnet, daß zu Anfang des laufenden Jahres 
die französische Metropple nahe an 110,000 Be—⸗ 
wohner deutscher Zunge zählte. Davon dürften 
etwa 70,000 Angehörige des deutschen Reiches sein 
der Rest setzt sich aus Oesterreichern, Schweizern 
'ür Frankreich optirt habenden Elsaß⸗Lothringern. 
Deutschrussen und Deutschamerikanern zusammen. 
Unweit Besancon, in dem kleinen Dorft 
Moncey, ist ein haarsträubendes, kannibalisches 
Verbrechen vorgekommen. Bei einer dort wochen 
ang lagernden Zigeunerbande befand sich eine Frau 
stamens Yerma. Sie war mit einem zur VBand⸗ 
zehörigen Zigeuner Murano verheirathet und hatte 
nit ihm ein Kind von drei Monaten. Murano 
zlaubte seit einiger Zeit bemerkt zu haben, daß 
eine Frau die Huldigungen eines jungen Zigeuners 
nicht ungunstig aufnehme. Als die Bande sich zum 
Aufbruch vorbereitete, erging sich Murano in hef⸗ 
tigen Vorwürfen gegen seine Frau und gerieth da⸗ 
bei in eine ungewöhnliche Wuth Ehe Yerma ihr 
Kind vertheidigen konnte, hatte er ihr dasselbe ent— 
rissen und warf das Knäbchen auf den glühenden 
Kohlenheerd in der Nähe. Schnell bedeckte er da⸗ 
bei sein unglückliches Kind mit einigen Bund Stroh. 
Das Kind schrie fürchterlich, aber der unmenschliche 
Vater drückte mit seinem Stiefel das Stroh nur 
um so fester auf dasselbe und schürte die Kohlen. 
Die Mutter schrie entsezlich, fiel ihren Mann an, 
und es gelang ihr, denselben mittelst mehrerer gegen 
sein Gesicht geschleudeter Steine von der Stelle zu 
ringen. Sie zog ihr schreiendes Kind hervor und 
bedeckte dessen Wunden mit Thränen. Jedoch der 
wilde Murano, das Gesicht mit Blut bedeckt, wurde 
nur noch wüthender. Er entriß nochmals seiner 
Frau das Kind und warf dasselbe den drei Bären 
vor, welche die Truppe mit sich führte. Zwei Per—⸗ 
sonen aus Moncey, welche aus einiger Entfernung 
dem schrecklichen Vorfalle zugesehen, erzählten den⸗ 
selben. Ehe jedoch die nächste Gendarmeriestation 
benachrichtigt war und Leute ausgeschickt hatte, waren 
die Zigeuneraus der Gegend verschwunden. Erst ei⸗ 
nige Tage nachher wurden dieselben bei Cramans 
dingfest gemacht und mit ihren drei Bären ins 
Gefängniß nach Besancon abgeführt. 
4Im Kanton Bern dauert der „Krach“ noch 
immer an. Vor einigen Tagen wurde Großrath 
Muri, auch „ein sehr geachteter“ Mann und großer 
Büterspekulant dabei, wegen Wechselfälschung ver— 
haftet, als er eben aus der Sitzung der gesetz 
gebenden Behörde kommend mit einem Billet nach 
Amerita in der Tasche eine längere Spritztour an⸗ 
treten wollte. Deficit: zwischen 3- und 500.000 
Francs. 
Aus Russisch-Polen, 6. Febr. Aehnlich 
wie in Rußland brachten auch die hiesigen Blätter 
eingehende Berichte über das namenlose Elend, welches 
die Hochfluthen des Rheines, des Maines und des 
Neckars über die dortigen Gegenden gebracht hat. 
In den größeren Städten haben die Deutschen mit 
Sammlungen begonnen, Vereine varanstalteten Con⸗ 
rerte und Theatervorstellungen zum Besten der Ueber⸗ 
chwemmten und allenthalben thut sich der gute 
Wille kund, ein Schärflein zur Linderung der Noth 
der deutschen Mitbrüder beizutragen. 
F Welches ist die trunksüchtigste 
Nationsin Europa?) Bisher hat die Schweiz 
dafür gegolten. Nach den auf Fiffern gestützten 
Angaben des Auditors des belgischen Postbureaus, 
derrn Cornet, wären es jedoch die Belgier. Seit 
1830 hat fich das Konsum geistiger Getränke ver⸗ 
iünffacht, und man rechnet jetzt 40 Liter auf den 
kopf der erwachsener männlichen Bevölkerung. Auf 
ba Mill. derselben kommen nicht weniger als 
102,000 Schanklokale aller Art, oder eine Trink⸗ 
sttube auf je 12 Personen. Die Aerzte im Brüsse⸗ 
ler Spital sagen aus, daß auf je 100 Krankheits⸗ 
fälle, welche einen tödtlichen Ausgang nehmen, 80 
den Wirkungen geistiger Getränke zuzuschreiben 
jeien. Während im Jahre 1875 in Belgien 352 
Selbstmorde vorkamen, ist die Zahl derselben im 
Jahre 1880 auf 581 gestiegen. Es gibt jetzt drei⸗ 
mal so viel Wahnsinnige in Beigien als vor 30 
Jahren, eine Thatsache, die keineswegs durch die 
dichtere Bevölkerung erklärt werden kann. 
F Der Kaiser von China an den deutschen 
Kronprinzen. Wie Wiener Blätter melden, hat der 
vierzehnjährige Beherrscher des Himmlichen Reiches 
anläßlich der silbernen Hochzeit des deutschen kron⸗ 
prinzlichen Paares an dasselde folgende Depesche 
in chinesischer Sprache (Chiffrenschrift) gerichtet: 
„Peking, 25. Januar, im Kaiserpalaste. Zur 
Feier der silbernen Hochzeit überschikt der Kaiser 
bon China durch seinen Gesandten Li⸗Fong⸗Pao 
dem Kronprinzen und der Kronprinzessin des deut⸗ 
cchen Reiches nach deutscher Sitte seine herzlichsten 
Glückwünsche. der Kaiser: Guang-Su.“ Es ist 
dies das erste Mal, daß ein Kaiser von China eine 
Zuschrift an einen europäischen Fürsten gerichtet hat. 
Die Unglücksfälle zur See nehmen 
kein Ende. Aus YIarmouth auf der Insel Wight 
vird der Zusammenstoß des Packetbootes „Hilda“ 
— 
velches die Post nach den Canal⸗Inseln an Bord 
hatte, in der Dunkelheit der Nacht vom Freitag 
zum Sonnabend mit einem unbekannten französischen 
Dreimaster (chasse maréo) gemeldet, in Folge dessen 
letzteres Fahrzeug sank. Es wurde von der „Hilda“ 
ofort der Kutter, mit zwei Steuermännern und