Full text: St. Ingberter Anzeiger

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zt. Jugherter Anzeiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
— 
da St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1“4 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen LAM 60 H, einschließlich 
Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
V 39. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 22. Febr. Der kgl. Staatsminister 
reiherr von Crail s heim wird bis übermorgen 
us Berlin hierher zurückkehren. 
Dem Vernehmen nach wird sich als Vertreter 
sKonigs Prinz Arnuunlph zur Nachfeier 
er silbernen Hochzeit des kronprinzlichen Paares 
ach Berlin begeben. 
die preuß. Staatsregierung beabsichtigt dem 
Andtage in seiner gegenwärtigen Sessionnoch 
nen Geseßentwurf vorzulegen, welcher die Gerichts⸗ 
iten · Srhebung bei Zwangsversteigerungen und bei 
wangsverwaltungen von Gegenstäuden des unbe⸗ 
eglichen Vermögens im Geltungsbereich des in der 
zerathung befindlichen Gesetzes über die Zwangs- 
ollstrecung einheitlich reguliren wird. Der Kosten⸗ 
etrag soll etwas niedriger bemessen werden, als er 
ꝛgenwaͤrtig zur Berechnung kommt, auch werden 
ie ziemlich hohen Schreibgebühren künftig nicht 
gehr erhoben werden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 24. Febr. Am nächsten 
Nontag, Abends 8 Uhr, findet im kleinen Saale 
es Café Oberhauser eine Generalversamm— 
ung des Musik-Vereins statt. Auf der 
Tagesordnung derselben stehen: Rechnungsab— 
age pro 1882 und Neuwahl des Aus— 
chusses. 
t. Blieskastel, 24. Febr. Die Jahres—⸗ 
hluß-Prüfungen an den hiesigen katho— 
ischen, einschließlich israelitischen Volks— 
chulen, werden an den nachbezeichneten Terminen 
urch Herrn Kreisschulinspektor Lehmann abge— 
alten: Katholische Schulen: Knabenschule am 13. 
Närz, Morgens 8 Uhr, Vorbereitungsschule am 
i8. März, Mittags 2 Uhr; Mädchenschule am 14. 
März, Morgens 8 Uhr; Sonntagsschule am 14. 
MNärz, Mittags 2 Uhr; Israelitische Werk⸗ und 
“„ountagsschule am 15. März, Morgens 8 Uhr. 
die Prüfung an-der hiesigen gewerblichen 
Fortbildungssihule findet am 17. März, 
ssittags 2 Uhẽ statt und wird vom Rektor 
der Realschule in Zweibrücken, Herrn Luxem⸗ 
zurger, geleitet. 
—? Vonder Blies, 28. Febr. In dem 
enachbarten Orte Böckweiler sind die Röteln 
pidemisch ausgebrochen. Von etlichen 70 Schul⸗ 
indern besuchten gestern nur noch 80 die Schule. 
Nan nimmt an, daß die Krankheit durch Schüler, 
e den Religionsuntierricht in Altheim besuchen, 
on dorten eingeschleppt worden ist. Auch nach 
ltheim soll diese Epidemie von Mittelbach aus 
ebracht worden sein. In Breitfurt sind ein⸗ 
elne Kinder vom Croup befallen worden, von 
velchen Erkrankungsfällen jedoch keiner bis jetzt 
men tödtlichen Verlauf hatte. In einem Falle 
urde Operation mit Erfolg vorgenommen. Hof—⸗ 
entlich wird die für unsere Kleinen so ungünstige 
dinterung ihren verderblichen Einfluß nicht in noch 
öherem Grade äußern! 
— Am 1. März l. J. wird die Reichsbank⸗ 
lebenstelle in Zweibrücken eröffnet. 
— Zweibrücken, 23. Febr. Gestern 
end konstituirte sich für unsere Stadt der Ver— 
me„Kreditreform“, nachdem die Kollektiv— 
tatuten durchgesprochen und von dem die Agitation 
r die Sache im Auftrage des Vorortes Mainz 
rreibenden Hrn. Levinger von dort zu verschiedenen 
Sonntag, 25. Februar 1883. 
18. Jahrg. 
paragraphen wünschenswerthe Erläuterungen gegeben 
vbaren. 12 Herren bethätigten sofort ihren Beitritt 
zurch Unterschrift. 
— Der Arbeiterbildungs-Verein in Pirma⸗ 
ens hat in seiner jüngsten Generalversammlung 
ine Pfennig⸗Sparkasse für seine Mitglieder in's 
ꝛeben gerufen. 
— Kaiserslautern, 28. Febr. Wegen 
Unfugs ist der Polstererlehrling Eduard Weiler, 
velcher angeschuldigt ist, die bekannten Vorbereit- 
ingen zu seiner Beerdigung getroffen und seine 
Todesanzeigen zur Veröffentlichung selbst geschrieben 
u haben, nunmehr vor das Schoffengericht dahier 
Jeladen; die betreffende Verhandlung findet Mitt— 
voch, den 28. d. Mts. statt. 
— In Neustadt a. H. fand am 18. do. 
Ms. die ordentliche Generalversammlung des 
Pfäl zischen Viehversicherungsvereins 
n Speyer statt. Als Kommissär der kgl. Regie— 
ung wohnte derselben Herr Bezirksamts-Assessor 
Blaser bei. Den ersten Gegenstard der Tagesord⸗ 
nung bildete die Verlesung des Geschäftsberichtes 
der Direktion über das abgelaufene 33. Rechnungs⸗ 
ahr. Diesem Berichte entnehmen wir folgende 
Zahlen: Das vom 1. Januar bis 31. Dezember 
1882 versicherte Capital berechnet sich auf 1.928,910 
Mk.! Die Prämieneinnahmen belaufen sich inclusive 
der Prämienreserve vom Vorjahre auf 63,712 Mtk. 
9 Pfg., und der Erlös aus verwertheten Thieren 
eträgt 15,208 Mark 58 Pfg. An Entschädigungen 
vurden ausbezahlt 64,073 Mtk. 50 Pfg. für 2283 
Thiere. Seit Bestehen des Vereins waren ver⸗ 
ichert 196,809 Thiere mit 38,772,037 Mtk. und 
vurden entschädigt 5803 Thiere mit 893,573 Ml. 
28 Pfg. Nachdem der Direktion Decharge ertheilt 
ind die Ergänzungswahl des Verwaltungsrathes 
gewählt wurden Konrad Brohm, Oekonom in 
„chweinfurt, und Nik. Buchheit, Oekonom in 
deckendahlheim) vorgenommen war, wurde 
joch über Revision der Statuten berathen und deren 
urchgreifende Aenderung beschlossen. Wir können 
illen Landwirthen, sowie Vieh⸗ und Pferdebesitzern 
den Beitritt zu diesem zweckmäßigen Verficherungs⸗ 
Institut nicht dringend genug empfehlen. 
großen Spiegel flog und denselben durch den An⸗ 
—XREDD 
vurde gefangen. 
Anus Jena, 20. Febr., schreibt man dem 
„Reichsboten“: „Jena ist in dieser Woche in große 
Aufregung und Bestürzung gerathen. Es sind hier 
nämlich vor einiger Zeit an einem Tage 21 Men⸗ 
uren gewesen und zufällig die Schläger, die ge⸗ 
hraucht wurden, nicht gruͤndlich gereinigt worden. 
Infolge dessen ist bei fast allen Studenten Blut⸗ 
oergiftung eingetreten und sie liegen nun schwer an 
der Kopfrose darnieder. Ein liebenswürdiger und 
»ei allen beliebter junger Mann von der Burschen— 
chaft Arminia vergiftete fich dabei, wahrscheinlich 
n einem Anfall von Wahnsinn infolge des Fiebers, 
nit Strychnin und ist schrecklich gestorben. Er war 
der einzige Sohn seiner Eltern. Am nächsten Tag 
tarb der zweite, auch ein Armine, Tags darauf 
st der driite gestorben und nun liegen noch 12 
in Krankenhause so schwer darnieder, daß wenig 
Zoffnung ist, sie am Leben zu erhalten. 
Geutschland in Afrika) Der 
zeutsche Kolonialverein hat, wie die „Nat. ⸗Zig.“ 
erfährt, die spanische Insel Fernao do Po, an der 
Wesiküste Afrikas im Busen von Guinea gelegen, 
ur Begründung einer deutschen Niederlassung aus— 
rsehen, in der Hoffnung, später diese Insel von 
Z„panien erwerben zu können. Fernao do Po, 
ingefähr sechs Quadratmeilen groß, vier Meilen 
zreit, vulkanisch, gebirgig, wasserreich, hat gute 
Ankerplätze, ist aber, wie das genannte Blatt her⸗ 
vorhebt, „wegen der Sümpfe und der tropischen 
Zitze zum Bewohnen wenig geeignet. Die Einge⸗ 
jorenen, ungefähr 1700 an der Zahl, sind Neger.“ 
Wenn das Klima kein Bewohnen der Insel gestattet, 
zann darf man sich doch billiger Weise darüber 
vundern, weshalb gerade dort eine Niederlafsung 
Jeplant wird. Wie ferner mitgetheilt wird, gewinnt 
das deutsche Element an der afrikanischen Küste, 
hauptsächlich im Sultanat Zanzibar, immer mehr 
in Boden. Der Sultan hat in letzterer Zeit für 
eine Flotte, bestehend aus sechs großen Dampfern 
urch ein Hamburger Haus ausschließlich deutsche 
Offiziere und Maschinisten engagiren lassen, die 
kEnde November vorigen Jahres mit des Sultans 
Schiff „Nyanza“; von Southampton aus nach 
Zanzibar befördert wurden. Sogar deutsche Kutscher 
und Reitknechte befinden sich im Dienste des Sul⸗ 
'ans, und duͤrfte das deutsche Element, zumal unsere 
vort angestellten Landsleute sich der größten Zu— 
riedenheit des Sultans erfreuen, immer mehr an 
hahl uͤnd Bedeutung zunehmen. Der deutsche 
Zandel mit Zanzibar beziffert sich in Ein— und 
Ausfuhr auf jährlich vier Millionen Mark und 
ürfie, da das dortige Handelsgebiet noch wenig 
rusgebeutet ist, bei einer weniger einseitigen Ver⸗ 
retung unserer Interessen leicht einer größeren 
Ausdehnung fähig sein. 
. Im vergangenen Sommer traf aus der 
Südsee die Nachricht ein, daß die Eingeborenen 
jon Loof⸗Island, einer zur Hermitsgruppe gehörigen 
Insel, die auf derselben befindliche Niederlassung 
der deutschen Firma Hernsheim u. Co. zerstört und 
die Angesiellten der Station ermordet hatten. Die 
der gedachten Firma gehörigen deutschen Dampfer 
Pacific“ und „Freya“, welche Anfang April und 
hezw. Mai v. J. Loof-Island anliefen, wurden 
von den Eingeborenen beschossen, der Kapitän der 
Freya“ getoͤdtet und ein Schiffsjunge schwer 
erwundet; die „Freya“, welche auf ein Korallen⸗ 
fFf gerathen war, mußte, um den Rückzug antreten 
Vermischtes. 
— In den drei letzten Monaten des Jahres 
882 ist von den bayerischen Gerichten be— 
üglich 4830 Verurtheilten auch auf Aberkennung der 
ürgerlichen Ehrenrechte — bei 2 auf Lebensdauer 
ind bei den anderen auf die Dauer von 2 bis 
.0 Jahren — erkannt worden. 
F Die Nachricht des „Fr. J.“, daß König 
dudwig von Bayern das Grab Richard Wagners 
zesucht habe, findet nirgends Bestätigung. 
Vom Militärbezirksgericht in Würzburg 
vurde Unteroffizier Wilh. Raid vom 1. Chev. 
steg. wegen Vergehens der Unterschlagung zum 
Nachtheile des Militärärars, 22 Vergehen des Miß⸗ 
rauchs der Dienstgewalt durch Annahme von Ge⸗ 
chenken von Seite Untergebener und Vergehens des 
Mißbrauchs der Dienstgewalt durch Unternehmen 
der Verleitung Untergebener zur Begehung einer 
tkrafbaren Handlung zu Gefängniß in der Dauer 
»on 4 Monaten und zur Degradation verurtheilt. 
Mannheim, 21. Febr. Eine tragiko— 
nische Scene ereignete sich vorgestern in einem 
siesigen Hause. Ein sogenannter Stößer war in 
gzerfolgung eines kleines Vogels so stark im Schuß, 
aß er durch ein offen stehendes Fenster in das 
immer und zwar direkt auf einen sehr werthvollen