St. Jugberter Anzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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AMAs 7.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Muͤnchen, 9. Jan. Se. Maj. der König
haben zur Unierstützung der durch Ueberschwemm⸗
ung Beschädigten in der Rheinpialz den Betrag
pon 10,000 M. aus der kgl. Cabinetskasse zu
bewilligen geruht.
München, 9. Jan. Se. Maj. der Koͤnig
jaben an das kgl. Staatsministerium des Inneren
nachstehendes Allerhöchstes Handschreiben gerichtet
„Da Mir Alles daran liegt, daß der vom Hoch⸗
wasser am schwersten betroffenen Pfalz jede nur
mögliche Hilfe zu theil werde, so verfüge Ich, 1)
daß Mein Minister des Inneren sich sofort nach
der Pfalz begiebt, um über die Nothstandsverhält-
nisse und das nöthige Maß der Staatshilfe im
Benehmen mit dem Regierungspräsidenten und dem
Landrathsausschusse Erhebungen zu pflegen; 2) daß
aus der staatlichen allgemeinen Reserve für unvor⸗
zesehene und unabweisbare Ausgaben die nöthigen
Mittel zur Beseitigung von Nothständen disponibel
gemacht werden; 3) daß die nöthigen Maßnahmen
gegen weitere Beschädigungen, insbesondere durch
Wiederherstellung der Dämme, getroffen werden.
Hiernach hat im Einvernehmen mit den anderen
einschlägigen Ministerien das Weitere zu geschehen.
München, 9. Jan Der vor kurzem in
Ruhestand getretene ehemalige Gesandte Bayerns
bei'm päpstlichen Stuhle, Graf Ludwig v. Paum⸗
garten, ist dahier im 62. Lebensjahre gestorben.
München, 10. Jan. Die Einberufung des
Landtags steht bevor, damit ein Credit zur Ünter⸗
stützung der Ueberschwemmten gewährt werde und
der Ausschuß für die Sozialgesetzgebung in Thätig—
leit trete.
Nach den dem Reichstag zugegangenen Berech⸗
nuungen hat Bayern für das Jahr 18883/84
inen Matricularbeitrag von 20,565, 686
Mark zu leisten; im bayerischen Budgei für die
laufende XVI. Finanzperiode ist aber der Etat der
Ausgaben auf Reichszwecke (d. h. incl. 30,800 M.
neben dem Matrikularbeitrag) nur mit 20,180,300
M. eingestellt Im Budget für die abgelaufene
XV. Finanzperiode war der Matricularbeitrag mit
6,000,000 M. etatisirt, demnach um 4,565,686
V minder als für 1883/84 veranschlagt ist.
Berlin, 10. Jan. In der gestrigen Ver—
prechung der Reichstagsabgeordneten beim Reichs⸗
anzler Fürsten Bismark wurde beschlossen, von dem
zurch den Kaiser für die Ueberschwemmten bewillig⸗
ten Betrag von 600,000 Mark je 100,000 Mark
für Hessen, die Pfalz und Preußen, je 40,000 M.
für Elsaß, Baden und rechtsrheinisches Bayern und
20,000 für Württemberg sofort an die Central—
Unterstützungsstellen abgehen zu lassen, den verblei⸗
)enden Rest als Reserve zurückzubehalten und erfi
aach acht Tagen zu vertheilen. An der bis Mii—
ernacht dauernden Besprechung nahmen theil der El⸗
ässer Grad und alle Vertreier der Rhein⸗ und
Main⸗Uferstaaten. (Von dem kaiserlichen Geschenke
haben wir bereits gestern unsern Lesern mittels
Frtra⸗Vlatt Kenniniß gegeben. D. R)
Berlin, 9. Jan. Die Nothstandsvorlage für
die überschwemmten Distrikte in Preußen ist heute
sestgestellt worden. Es sollen drei Miltiouen
Mark, und zwar zur Hälfte als fonds perdu
an die Gemeinden zur Herstellung der Wege,
Dämme. Deiche. Ufer und was sonn rsoimon
Dounnerstag, 11. Januar 1883. 18. Jahrg.
ist, gegeben, theils auch Privaten zugewendet werden,
die hart betroffen sind.
Hauskollekte für die Wasserbeschädigten der
Pfalz ergab den schönen Betrag von 319 M.,
welche bereits an das hiesige Bürgermeisteramt
behufs Weiterbeförderung abgeliefert wurden Für
die Wasserbeschädigten der Pfalz wurden bis jetzt
hier gesammelt nahezu 1200 M., gewiß ein schöner
Betrag für Blieskastel. Trotzdem fand sich ein
zewisser Sammler von hier veranlaßt, durch An—
führung verschiedener Details aus der Sammelliste
den Wohlthätigkeitssinn der Blieskastler zu verun⸗
glimpfen. Ein Urtheil über ein solches Gebahren
glaube ich mir ersparen zu können, da ein gesunder
Menschenverstand in dieser Angelegenheit gewiß das
einzig richtige von selbst finden wird.
—t. Mimbach, 9. Jan. Die Gemeinde
Mimbach bewilligte aus der Gemeindekasse 200
Mark zur Unterstützung der Wasserbeschädigten der
Vorderpfalz. Außerdem wurden daselbst durch
Herrn Pfarrer und Distriktsschulinspektor Can—
didus 134 Mark zu gleichem Zwecke gesammelt. —
Die Collekte zur Erbauung einer proiestantischen
Kirche in Olsbrücken ergab in hiesiger Gemeinde
22,38 M. In den übrigen Gemeinden der Pfarrei
konnte die Sammlung noch nicht abgeschlossen
werden.
8 Erfweiler, 9. Jan. Das beispiellose
Elend, das über unsere unglücklichen Rheinbewohner
hereinbrach, erregte allenthalben lebhaftes Mitgefühl.
Es mag den Ueberschwemmten zum Troste dienen,
wie Arm und Reich weiteifern, um Geld und
Naturalien für sie zu spenden. So gereicht es mir
zur Freude, mittheilen zu können, daß am letzten
Sonntage dahier durch den Herrn Adjunkten eine
Beldsammlung für obigen Zweck vorgenommen wurde,
nachdem in der Predigt auf das schreckiüche Unglück
hingewiesen worden war. Es gingen in unserer
tleinen Gemeinde, die in ihrer Mehrzahl aus Berg⸗
leuten besteht, etwas über 188 Mt. ein, welche
sofort abgesendet wurden. Beträge von 10 und
20 Mti. wurden mehrmals gespendet. Später
soll nochmals eine Sammlung vorgenommen werden.
— Der glückliche Gewinner des 40,000-M.
Treffers der Kaiserslaute rer Kirchenbaulotterie
soll nach dem Pf. K. der Verein selbst sein.
— Neustadt, 9. Jan. Gestern gelangten
92,000 Liter Kunstweine der Firma Beckmann von
Amtswegen auf Grund der 88 10 und 15 des
Nahrungsmittelgesetzes zur öffentlichen Versteigerung,
um den darin befindlichen Alkohol u. s. w. zu
werteen. Die große Menge wurde von Essigfab⸗
rikanten und Branntweinerzeugern aufgekauft.
H. Cl. Ludwigshafen a. Rh., 9. Jan.
Seit gestern haben wir klares, sonniges Frostwetter,
welches voraussichtlich die aus ihren Üfern getretenen
Ströme bald in ihre Betten zurückzwingen wird.
In der That berichten die neuesten Wasserstands-
nachrichten von einem zwar langsamen aber stetigen
Fallen des Rheines und seiner Nebenflüsse. Wenn
sich nur die angesammelten Wassermassen in dem
Ueberschwemmungsgebiete verlaufen wollten! Dazu
ist jedoch vorderhand keine Aussicht. Wird der
Frost stärker, so steht zu befürchten, daß an Stelle
des unabsehbaren Sees sich bald dem Blicke eine
große Eisfläche darbieten wird. Die kaltscharfe
Witterung wird zweifelsohne neuen Schaden an⸗
richten an Gebäuden und Dämmen und wird zu⸗
zleich die Möglichkeit in weitere Ferne rücken, den
Schaden abzuschätzen und den Versuch zu machen,
zu retten, was noch zu retten ist. Es wird freilich
wenig genug sein. Noch immer laufen Meldungen
über neu⸗ Häusereinstürze und weitere Zerstörungen.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 11. Jan. Von den Aktiven
der „Gemüthlichkeit“ wurde auch für das
laufende Jahr Herr Lehrer Schlaudecker wieder
als Dirigent gewählt.
*St. Jagbert, 11. Jan. Gesitzwechsel.,
Durch Kauf ging dieser Taege das „HPotel Laur“
dahier um die Summe von 25000 M. in den Be—
sitz der Herren Gebr. Lion in St. Johann über
Die Käufer sollen beabsichtigen, in demselben ein
größeres Kleiderwaarengeschäft einzurichten.
*St. Ingbert, 11. Jan. Einer Bekannt-
machung des kgl. Forstamtes Zweibrücken entnehmen
wir, daß am Montag, den 22. ds. Mis., Vor—
mittags 10 Uhr auf dem Bureau der genannten
Behörde die Jagden in sämmtlichen Staatswaldungen
des Revieres St. Ingbert im Wege der
oöffentlichen Versteigerung verpachtet werden
Die Pachtzeit wird auf 15 Jahre festgesetzt.
*Rohrbach, 10. Jan. Auch in unserer
Gemeinde zeigte sich ein reger Wetteifer, um zur
Linderung der großen Noth unserer wasserbeschädigien
Landsleute ein Scherflein beizutragen. Nicht blos
daß der Gemeinderath 100 Mark aus der Ge—
meindelasse bewilligte, eine Sammlung von Haus
zu Haus ergab hierauf noch die hübsche Summt
von 252 M. 30 Pf. Dabei ist jedoch eine Gabe
unseres Herrn Bürgermeisters U. Jaco b im Be—⸗
rage von 50 M., welche schon vorher von dem
Beber direkt eingesendet worden war, nicht mitge⸗
technet. Im Ganzen gingen also für die Ueber
chwemmten aus hiesiger Gemeinde 402 M. 30 Pf
ab, eine Summe, welche lautes Zeugniß ablegt für
den Wohlthätigkeitssinn unserer Bevölkerung, die
ja in ihrer überwiegenden Mehrheit nur aus unbe⸗
mittelten Berg⸗ und Schmelzarbeitern besteht.
—R. Neuhäusel, 9. Jan. Seit Herbst
vurden in Kirkel vier Zwillinge geboren, die
ich recht gut entwickeln. Doch gestern wurde die
Frau des Lergmannes Sebastian Georg II., eben⸗
jalls von Kirkel, sogar von kräftigen Drillingen,
einem Knaben und zwei Mädchen, glücklich entbunden.
Mutter und Neugeborne befinden sich ganz wohl. —
Auch in Kirkel-Neuhäusel wurden sofort
123 M. und zwei Wagen mit Lebensmitteln und
Kleidungsstücken für die Wasserbeschädigten zusammen.
getragen, ohne daß eine eigentliche Summlung vor⸗
genommen worden wäre.
vV. Blieskastel, 9. Jan. Das Conzeri
der hiesigen k. Präparandenschule zum Besten
der Wasserbeschädigten der Pfalz war von dem
schönsten Erfolge gekrönt. Sämmtliche Nummern
des reichhaltigen Programms wurden in wünschens-
verther Weise aufgefuͤhrt und gaben Zengniß von
)en tüchtigen Leistungen dieser Anstalt. Auch unser
ehr verehrter Herr Bezirksamtmann beehrie das
Tonzert mit seiner Gegenwart. Der Ertrag des
Tonzertes beläuft sich auf 198,60 M., eine Suümme,
die man sich vor dem Unternehmen gewiß nicht
hatte träumen lassen. Noch sei ganz befonders des
von Herrn Subrektor Hellfritzsch dahier ge—
dichteten und von einem Präparanden des II. Curses
vocgetragenen Prologes erwähnt, den ich Ihnen
nitzutheilen nicht unterlassen will. (Der Leser
indet denselben in unserem heutigen Unterhaltungs
zlatte. D. R.)
—t. Blieskastel, 10. Jan. Eine von
Ferrn Oberförster Martinn dabier vorgenommene