Full text: St. Ingberter Anzeiger

asgerungen hat die Waschfrau, den Lauf vollendet 
* Hüchsenmacher, aus dem Jammerthal scheidet 
Nüller, der Chemiker ist aus dem Leben ge— 
ieden, der Straßenwärter kratzt ab, zur Ruhe 
sich der Nachtwächter gelegt und seinen Geist 
cht endlich der Zeitungsschreiber aus. 
Ges Löwenbändigers Rache.) Der 
eesizer einer der bedeutendsten Menagerien, die auf 
n franzosischen Jahrmärkten „arbeiten“, hatte seine 
au, eine sehr schöne ehemalige Seiltänzerin, im 
ardachte der Untreue. Sein Argwohn war nur 
sehr gerechtfertigt. Ein Billelsdoux, welches der 
achsame Ehegatte auffing, konnte ihm keinen 
weifel darüber lassen. In dem Briefchen gab die 
atreue dem Stallmeister der Menagerie ein Ren— 
pous. Der Löwen bändigende Othello ließ das 
JV gewünschte Adresse gelangen und 
gachte den Aufpasser. Richtig kam zur festgesetzten 
unde der Stallmeister in vollster Wichs herange— 
iefelt. Sofort stürzte der beleidigte Gatte auf ihn 
, packte ihn beim Kragen und schleppte den Un— 
üclichen bis in das große Zelt, wo die Menagerie 
ufgestellt war. Hier öffnete er rasch den leeren 
zasig, in welchem er zu operiren pflegte. Trotz 
sen Straäubens und trotz seines Geschreies wurde 
Stallmeister in den Käsig hineingezwängt und 
3 Gitter verschlossen. Die in den anstoßenden 
Fchaltern hausenden Löwen, Tiger und Bären er⸗ 
ben, da sie die Beute rochen, ein fürchterliches 
heheul. Sie sprangen gegen die Stäbe und such⸗ 
m diese zu durchbrechen, glücklicher Weise ohne 
ifolg. Plötzlich erhielt der gepeinigte Liebhaber 
in eisiges Sturzbad auf den Kopf. Es war der 
slephunt, der ihn mittels seines Rüssels auf diese 
in beschüttete. Der Bändiger aber sah zu und 
nste. Die ganze Nacht mußte der Stallmeister 
adieser fatalen Lage zubringen. Am nächsten 
Norgen war er verruͤckt, und man mußte ihn in 
jner Irrenanstalt unterbringen. Der Thierbändiger, 
nit diesem Resultat nicht zufrieden, strengte gegen 
ine Frau eine Ehebruchsklage an. Als der Po— 
zeicommissär, dem er seine Beschwerde vortrug, 
sennmiß erhielt, wie der beleidigte Gatte sich ge— 
olfen hatte, erklärte er diesen für verhaftet. Später 
vurde der Menageriebesitzer gegen Caution entlassen. 
(Oh, Abraham!“) Unter diesem Titel 
rzahlt ein amerikanisches Blatt nachfolgende für den 
harakter, wie für das Familienleben des unvergeß— 
ichen Präsidenten Lincoln bezeichnende Anekdote: 
zu der Nacht, die der Kongreßwahlversammlung, 
a Chigago vorherging, kam Linkoln erst um 11 
ihr Nachts nach Hause. Am folgenden Morgen 
nachte Mrs. Lincoln, welche nicht eben die sanft⸗ 
nüthigsten Anlagen besaß, ihrem Gatten sehr ernste 
gotstellungen. Sie gab ihm ziemlich unumwunden 
u verstehen, daß ihn die Politik zu schlechten Ge— 
vohnheiten verleite, ihn bis spät in die Nacht in 
llerlei Wirthshäuser führe, während sie mit den 
sindern allein aufsitzen müsse, und daß sie keines— 
vegs gesonnen sei, derlei Unregelmäßigkeiten zu 
ulden. „Heute,“ schloß sie ihren Sermon, „sage 
h Dir, Abraham, gehe ich punkt zehn Uhr zu 
zett. Wenn Du vor dieser Zeit nach Hause 
ommst, daun ist's gut; wo nicht — ich stehe nicht 
uuf, um Dich einzulassen.“ Zehn Uhr fchlug es 
n dem betreffenden Abend, und Mrs. Lincoln 
ing, getreu ihrem Worte, mit den Kindern zu 
zette. Etwa eine Stunde später klopfte Lincoln 
n das Hausthor. Er klopfte einmal, zweimal, ja 
gar dreimal, ehe ein Fenster im Oberstock geöffnet 
ucde, und eine weibliche Nachthaube zum Vorschein 
um. — „Wer ist da?“ — „Ich.“ — „Du weißt, 
vas ich Dir gesagt habe, Abraham!“ — „Ja, abder 
stau, ich habe Dir etwas ganz Besonderes mitzu— 
heilen. Laß mich ein!“ — „Ich brauche nichts 
u hören. Wahrscheinlich wieder irgend ein poli— 
isher Unsinn!“ — „Aber, Frau es ist sehr 
Fichtig. Ich habe eine telegraphische Depesche er⸗ 
Alen, daß ich zum Präsidenten erwählt worden 
in.“ — „O, Abraham!“ rief nun Mrs. Lincoln 
w Tone der höchsten Indignation; „das ist wirk— 
ich zu arg! Ich habe bisher nur vermuthet, daß 
du dich auswaͤrts betrinkst, nun aber weiß ich es! 
veh nur Dein er Wege und schlafe Dich dort aus, 
Du Dir Deinen Rausch angetrunken hast!“ 
nd rasselnd ging das Fenster nieder. Zur nicht 
etingen Verwunderung der liebenswürdigen Frau 
Dudhe es sich am naͤchsten Tage, daß der beste 
lneldotenerzähler der ganzen Umgegend in der 
ien derufen worden war, um Millionen seiner 
urger zu regieren. 
Selbst die heilige Schrift ist kürzlich 
chändlicherweise zum Schmuggeln gemißbraucht wor—⸗ 
»en. In einem Newyorker Postamt traf dieser Tage 
iine an Frau George Moore in Calais im Staate 
Maine adressirte Bibel von Paris ein, welche, wie 
ich bei näherer Besichtigung herausstellte, einen ge— 
eimen Schatz enthielt. Mitten in der Bibel war 
ämlich ein Viereck herausgeschnitten und mit Schmuck- 
achen zum Werth von 8000 Lst. ausgefüllt. Die 
gibel wurde mit Beschlag beleat und ins Zollamt 
esandt. 
4 (Gie schönste Perle) In der Nähe 
er mexicanischen Hafenstadt La Paz in Californien 
vurde vor Kurzeia eine Perle aufgefischt, welche 
as schönste Exemplar aller derzeit vorhandenen 
dostbarkeiten dieser Art sein soll. Die Perie hat 
die Größe eines Daumens, ist von ovaler Form 
ind von einem blendenden Weiß. Ihr Eigenthümer, 
in Fischer in La Paz, verlangt für diesen Schatz 
nicht weniger als 5 Millionen Gulden oder zwei— 
inhalb Millionen Dollars. Derselbe beabsichtigt, 
alls sich in Amerika kein Käufer findet, denselben 
ersönlich nach Paris oder London zu bringen. 
(Gätzchen und Kater.) Eine Mutter 
sob einem jungen Manne gegen über sehr den 
säuslichen Sinn ihrer heirathsfähigen Tochter her— 
or und führte als evidentesten Beweis dafür die 
Thatsache an, daß sir das Kätzchen des Hauses mit 
der Flasche großgezogen habe. „Gnädige Frau“ 
rwiederte der junge Mann, „wenn Sie wüßten 
vie viele Kater ich mit der Flasche großgezogen 
Zie würden mir dieses sicher nicht gesagt habeu.“ 
Rathschläge für Einwanderer. 
„Praktische Rathschläge und Mittheilungen für 
)eutsche Einwanderer. Herausgegeben und unent— 
zeltlich vertheilt von der Deutschen Gesell— 
chaft der Stadt New-York', ist der Titel 
ines kleinen 51 Seiten starken Schriftchens, das 
obir der aufmerksamen Beachtung unserer Leser em— 
fehlen, indem wir über dessen Zweck Folgendes 
nit den Worten der Vorrede mittheilen: 
„Die nach Amerika auswandernden Deutschen 
edürfen vieler Auskunft, Belehrung und Warnungen 
msomehr, als sie zumeist die Landesspräche, das 
englische, nicht verstehen, und ein Theil der hier 
ind in Deutschland erschienenen Broschüren, welche 
em Auswanderer als „Führer“ zu dienen be— 
timmt sind, einerseits ziemlich werthlos, andererseits 
her — da im Interesse gewisser Personen heraus— 
jegeben — geradezu irreführend und schädlich ist. 
Unter solchen Umständen kommt es der Deutschen 
Besellschaft zu, ihre reichen Erfahrungen benützend, 
sas für deutsche Einwanderer Wissenswerthe zu— 
ammenzustellen und durch den Druck zu veröffent⸗ 
äichen. Was Einwanderer, sofern sie überhaupt 
nicht zu schüchtern dazu oder durch Zeitmangel ab— 
gehalten sind, im Lokale der Drutschen Gesellschaft 
der von deren im Castle-Garden stationirten An— 
zestellten gewöhnlich erfragen, ist in gegenwärtigem 
Schriftchen enthalten. 
Seine recht weite Verbreitung geschieht im Ein⸗ 
lange mit dem in den Statuten ausgesprochenen 
Zwecke der Gesellschaft: „..... deutschen Ein⸗ 
vanderern und deren Angehörigen unentgeltlich Rath 
ind Auskunft zu ertheilen.“ Das kann natürlich 
uuf diese Weise Tausenden und Zehntausenden von 
deuten entgegengebracht werden, die nicht darum 
ragen würden, oder doch nur erst dann, wenn sie 
zurch ihre Unerfahrenheit zu Schaden gekommen 
iind. Dem soll vorgebeugt werden, während da— 
jegen das hierin Gesagte für Jedermann zu wissen 
ind zu beachten sehr werthvoll und nützlich sein kann. 
Aus diesem Grunde sollen diese „Rathschläge 
ind Mittheilungen“ nicht erst bei der Ankunft in 
stew⸗ York, sondern — behufs genauerer Durchsicht 
iuf der Ueberfahrt — schon bei der Einschiffung 
m deutschen Hafen an die Auswanderer unentgelt— 
ich vertheilt, ja sogar schon vor der Abreise an 
ille diejenigen versandt werden, welche Exemplare 
ür sich oder ihte Freunde zu erhalten wünschen 
ind diesen Wunsch unter der untenstehenden Adresse 
ju erkennen geben.“ 
Der praktische und verhältnißmäßig reiche Inhalt 
des Schriftchens ist folgender: 
„Die Reise über das Meer. Reisegelegenheiten, Aus⸗ 
üstung und Geldgeschäfte. Das Leben an Bord. Verhal⸗ 
ungsregeln für die Zwischendecks-Passagiere. Aerztliche 
Inspektion dr Einwanderer. Seekrankheit. — Ankunft in 
stew-York. Landung im Castle-Garden. Die Einwander—⸗ 
ings-Kommission. Verordnung fuür die Verwaltung des 
fkmigranten⸗Landungsplatzes Castle-Garden. Die Anstalten 
uf Ward's Island. Erste Pflichten der Einwanderer. 
derzollen des Gepäcks. Notizen über Postwesen. — Winke 
ur Diejenigen, welche in New-York bleiben. Das Aus—⸗ 
unfts⸗Bureau der Teutjschen Gesellschaft. Tie Castle-Garden⸗ 
kxpreß⸗Kompany. Etwas über Gast- und Logirhäuser. Das 
Arbeits-Bureau im Castle-Garden und Zusammenstellnng der 
Wirksamkeit desselben im Jahre 1882. Die Zeitungen als 
Stellenvermittler. Rathschläge für Stellensuchende. Wichtin⸗ 
eit der Erlernung des Englischen. Schriftliche Zeugnisse. 
Der deutsche Rechtshhutz- Verein. — Die Reise in das Land. 
Allgemeine Bemerkungen. Rathschläge über die Eisenbahn⸗ 
ahrt. Sorge um das Gepäck. Die Deutschen Gesellschaften. 
n den ver. Staaten. — Rechtliche und politische Verhält⸗ 
rzisse. Auswanderung und Militärpflicht in Deutschland. 
riste der Deutschen Consfulate in den Ver. Staaten. Das 
merikanische Bürgerrecht. — Landgesetze und Landerwerb. 
Das Heimstätten⸗Gesetz der Ver. Staaten. Liste der Ver. 
„taaten⸗Landämter. Rathschläge in Bezug auf Nieder⸗ 
assung. Kosten der ersten Einrichtung. Preise von Geräth— 
chaften und Werkzeugen, Mobiliar, Materialwaaren und 
2debensmitteln, Bekleidung, Ellenwaaren, Vieh, Geld, Maße 
ind Gewichte. Emigranten-Züge von New⸗-York aus: 
Fahrzeil, Fahrpreise und Kosten der Ueherfracht. Das 
Zereinigie Staaten-Passagier ⸗Geset; von 1882. (Die sog. 
Deuster-Bill). 
Wie schon oben angedeutet, wird das Schrift⸗ 
hen an irgend eine Adresse gratis und franco ver— 
jandt, wenn man sich deswegen in frankirten Brie⸗ 
ten wendet an die Deutsche Gesellschaft der Stadt 
New⸗-NYork. 13 Broadway. New-Nork. 
Der nationale Beruf der Frau. 
An der Spitze der neuesten Nummer des prak— 
ischen Wochenblattes für alle Hausfrauen „Fürs 
Haus“ finden wir die folgenden beherzigenswerthen 
Worte an unsere Frauen: 
Die deutsche Frau sollte in ihren Kindern schon 
n der zartesten Jugend Liebe für das Vaterland 
erwecken, damit das Kind, wenn es zur Schule 
ommt, schon einen kleinen Schatz von heimischen 
ẽrzählungen und Liedern mitbringt. Wir haben's 
a so leicht, mit unsern Kindern aus dem vollen 
—„chatz des Selbsterlebten vom Vaterland zu reden. 
Wie schwer war dies dagegen unseren Eltern! Sie 
onnten nur die Sehnsucht nach Kaiser und Reich 
n den Kindern pflegen und von der Herrlich— 
eit längst vergangener Tage erzählen. Denn auch 
die Erinnerung an die Befreiungskriege war für 
ins mit manchem schmerzlichen Gefühl vermischt. 
Auch mit unsern Dienstboten laßt uns manch⸗ 
nal von dem Vaterlande, von dea wichtigsten Er—⸗ 
ignissen in unserer neuesten Geschichte reden. Sehr 
iele sind, ich weiß es, für Belehrung in diesem 
Zunkte dankbar. Dann geht auch auf sie etwas 
»on dem patriotischen Geist des Hauses über, und 
ie tragen ihn wieder hinaus in ihre Kreise. 
Wir Hausfrauen haben das Vorrecht, außerhalb 
des Kampfes der Parteien zu stehen, zur Wahl 
ind Qual nicht zugelassen zu werden. Eben darum 
önnen wir uns reiner des Vaterlandes freuen. Ein⸗ 
eitig dünkt es mir aber wenn viele Männer behaup⸗ 
en, selbst die gereifte Frau solle“ gar nichts von 
Bolitik hören und verstehen. Es wäre gewiß nicht 
inpraktisch, den Gebieter des Hauses, sofern er selbst 
nicht bloß den Courszettel liest, zu bitten: „Streich 
nir eine bedeutende Rede im Reichstag, ein wich— 
iges Ereigniß im Ausland An der Zeitung roth 
in, damit ich's nicht zu lesen versäume.“ Diese 
Bitte werden die meisten Männer gewiß gern er— 
üllen; ja es wird sie freuen, wenn sie bei der 
Frau Verständniß für ihre Interessen finden. 
Gemeinnütziges. 
(Reinigung der Hühnerställe.) Sogleich nach 
dem Oeffnen des Hühnerstalles sobald die Hühner 
ille herausgelassen sind, verbrenne man in einer 
rdenen Pfanne auf glühenden Kohlen ohne Flamme 
o viel Schwefelblüthe, daß der Rauch oder Dampf 
»es Schwefels so dicht und ftark wird, daß derselbe 
n alle Theile, Winkel, Risse und Fugen eindringt, 
vobei der Stall bis Mittag gut geschlossen bleibt. 
Ilsdann wird Schieber und Thüre geöffnet, damit 
ich der Geruch verziehe. Auf diese Weise wird das 
Ungeziefer des Geflügels vollständig vertilgt, die 
Schwefeldämpfe haben keinen nachtheiligen Einfluß 
nuf letzteres. Man darf aber die Feuersgefahr nicht 
rus den Augen lassen. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Birkweiler Peter Hoenig, Feld⸗ 
ind Waldhüter, Inhaber des Denkzeichens von 
1870,71; in Albisheim Frau Karolina Jakob, 
jeb. Hoster; in Ludwigshafen Frau Wilhelmine 
5chwager, 45 J. a.; ebenda der kgl. Haupt⸗ 
oslamtsoffizial Anton Zenger, 44 J. a.; in 
dierbach Eva Elisabetha Wüst, geb. Fleckstein 
7 J. a. 
Fuür die Redaktion verantwortlich F. X. Deme