Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Auzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
slatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blati kostet vierteljährlich 1 M 40 3 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 43, einschließlich 
10 BZuftellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Sarmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 304. Bei 4maliger Sinrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 85. 
Politische Uebersicht. 4 
Deutsches Reich. 
Berlin, 30. April. (Reichstag.) Der 
ßrasident v. Levetzo w widmet dem verstorbenen 
Ibgeordneten Sch ulze⸗Delitz sch einen ehrenden 
Nachruf und hebt hervor, die sozialpolitischen Ver⸗ 
dienste des Verstorbenen hätten eine weit über 
deuischlands Grenze hinausreichende Bedeutung. — 
das Haus nahm sodann den 8 69 des Kranken⸗ 
tassengesetzes (Gemeinde-Versicherung) nach 
angerer Debatte fast einstimmig und darauf den 
Rest des Gesetze s (Straf⸗Uebergangsbestimm⸗ 
ung) an. 
Weruin, 1. Mai. Der Kaiser ist mit der 
Broßherzogin von Baden heute Vormittag kurz 
nach 9 Uhr von Wiesbaden kommend hierher zu⸗ 
rüdgekehrt. 
Der Abg. Richter-⸗Hagen brachte für die 
weite Berathung der Gewerbeordnungs⸗ 
iovelle, im Reichstag einen Antrag ein, die 
Rilitärverwaltung aufzufordern, den Geschäftsbetrieb 
in den Militärwerkstätten für Privatrechnung, sowie 
den Handelsverkehr der Cantinen mit den Civil— 
personen und die Verwendung von Pferden der 
Militärverwaltung zum Lohnfuhrgewerbe zu unter⸗ 
sagen. 
Ausland. 
Dem National zufolge rief die Nachricht von 
—A 
Tonkin in China eine solche Aufregung hervor, 
zaß die franzößische Regierung es für angezeigi 
crachtete, in angemessener Entfernung von Shanghai 
ind Hongkong mehrere. Panzerschiffe zu delassen. 
es wird daher nur ein Theil des in den chinesischen 
hewässern stationirten französischen Geschwaders 
ach Tonkin gehen. 
Lokale und pfaltzische Rachrichten. 
*St. Ingbert, 2. Mai. Unsere gestrige 
Fotiz über die Wahl der Chargirten der hiesigen 
Feuerwehr theilweise berichtigend, wird uns mitge⸗ 
heilt. daß nicht Herr Kaufmann Karl Beder, 
sondern Herr J. J Hellenthal als stellvertre⸗ 
ender Kommandam gewählt wurde. Herr Beder 
wurde, wie Herr Stadtschreiber Baver, als Ad—⸗ 
utant gewählt. 
Sit. Ingbert, 2. Mai. In einer gestern 
dachmittag in Anwesenheit der Herren Regierungs 
ath Geib, Kreisbauralh Severin und“Vezius. 
mmann DrSchlagintweit stattgehadten Stadi⸗ 
iathssizung wurde, nachdem von Seiten der Vertre. 
at der kgl. Regierung der Pfalz hinter dem neuen Amis. 
grichtsgefängniß entschieden abgelehrt worden war, 
is Bauplatz für das neue Volksschulhaus der 
chmit esche Garrten an der Haupisirabe Unter⸗ 
lodt) mit 11 gegen 9 Stimmen gewählt. Der 
Unkauf des genannten Grundstückes zu bezeichnetem 
Zwece soll bereits um di⸗ Summe von 11000 M. 
allzogen sein 
St. Ingbert, 2. Mai. Morgen Nach⸗ 
uttag gegen 3 Uhr wird dahier der hochwürdigfie 
Bischof zur Spendung der h. Firmung ein⸗ 
In, Der hohe Kirchenfürst wird in feieclicher 
den empfangen und in die Stadt geleitet 
— Kaiserslautern, 1. Mai. Das 21 
Ronate alte Töchterchen des Herrn Bormann wurde 
n seinem Großvater des Vergnügens halber auf 
uem. Lräderigen Karren gefahren, auf dem sich 
Metzgerlloh befand Der Großbaler wenn deg 
Donnerstag, 3. Mai 1883. 
—18. Jahrg 
dinde Zuckerwaaren kaufen und stellte daher den 
darren zu Boden. In diesem Moment erlitt das 
dind so erbebliche Verlezungen, daß es in Folge 
derselben gestorben ist. (K. 3.) 
— Am Sonntag Morgen wollte der fünfzehn⸗ 
ährige Sohn des Metzgers Kraft in Dürkheiw 
mm Hause der Eheleute Walter daselbst ein junges 
Baischen abziehen und war eben im Begriffe, mit 
»em in der Faust gehaltenen Messer über eines der 
Beine des Thierchens einen Schnitt zu führen, als 
er plötzlich an einem Knochen mit der rechten Hand 
nusglitt und dem dicht neben ihm stehenden elfjäh 
igen Sohn der Eheleute Walter förmlich den Bauck 
aufschlitzte, so daß sofort die Eingeweide austraten. 
An dem Aufkommen des armen Jungen ist, wie 
die „Pf. Post“ mittheilt, sehr zu zweifeln. 
— Germersheim, 29. April. Heute war 
der Ausschuß des pfälz. Gemeindeschreibervereins 
dahier versammelt, um: 1) die projektirte Gründung 
ines Unterstützungsvereins für Wiitwen und Waisen 
hrem Abschlusse näher zu führen, und 2) über eine 
wiederholte. Petition an die Abgeordnetenkammer 
hinsichtlich der Verbesserung der Standesverhältnisse 
er Gemeindeschreiber zu berathen. Im allgemeinen 
Standesinteresse ist es dringend nothwendig, daß 
die nächste Hauptversommlung der Gemeindeschreiber. 
welche auf Sonntag, 27. Mai, Morgens lö Uhr. 
im Saalbau zu Neustadt anberaumt ist, recht zahl⸗ 
xeich aus allen Theilen der Pfalz besucht werde, 
um in diesen so wichtigen Angelegenheiten Stellung 
zu nehmen und weiter geeignele Schritte, namentlich 
vbezüglich des zweiten Punktes, zu besprechen. Möge 
daher bei dieser Versammlung Niemand fehlen. der 
nicht aus besonderer unabweisbarer Ursache am Er⸗ 
cheinen verhindert ist. Die Stellung der pfaälz. 
Bemeindeschreiber gegenüber derjenigen ihrer jen⸗ 
seitigen Collegen (Stadt ˖ und Marktschreiber) schließ 
ine große Zurücksetzung in fich, weshalb ein all⸗ 
eitiges Zusammenwirken behufs Erstrebung eines 
Ausgleichs dringend geboten erscheint. 
— Ludwigshafen, 80. April. Der 
Frachtfuhrmann eines hiesigen Geschaäftshauses isl 
Ende voriger Woche verschwunden und soll, wie 
wir vernehmen, etliche hundert Mark, die er für 
seinen Principal einkassitt hatte, mitgenommen haben 
Alle nach seinem Verbleib angestellten Recherchen 
iind bis zur Stunde resultatlos geblieben. (K.) 
— Ludwigshafen, 30. April. In der 
heutigen Generalversammlung der Pfaälzischen Eisen⸗ 
bahnen wurde der Antrag der Verwaltung, die 
Aufnahme eines weiteren Prioritätsanlehens für die 
Ludwigsbahn betreffend, einsticamig angenommen. (Ky) 
- Die protestantischen Didcesanshnoden 
pro 1883 sind auf Montag den 21. Mai zu ihrer 
regelmäßigen Sitzung einberufen. 
Artillerie jedoch haben auf dem Lechfelde stattzu⸗ 
iinden. Die zu einer zweiten (4-wöchigen) Uebung 
inzuberufenden Ersatz⸗ Reservisten sind, soweit an— 
zängig, während der letzten 4 Wochen der für die 
10.wöchige Uebung festgesetzte Zeit einzuziehen. 
F Die drei bayerischen Fabrikinspek— 
oren sprechen sich in ihren jüngst veröffentüchten 
Jahresberichten für das Jahr 1882 über die Lage 
der bayer. Industrie im Allgemeinen günstig aus. 
Bleichwie im Jahre 1881 lasse sich auch im abge⸗ 
aufenen Jahre bei der Mehrzahl der Betriebe eine 
mehr oder minder erhebliche Verbesserung konstatiren. 
Namentlich der Maschinenbau, die Texlil⸗Papier. 
und Marmorindustrie im südlichen Bayern, die 
Bleistiftindustriec, die Spiel⸗ und Meiallwaaren, 
dann die Broncefarben⸗ und Spiegelfabrikation, 
die Textil⸗ und Korbwaarenbranche in den fränk— 
ischen Provinzen, die Porzellan⸗ und Glasfabriken, 
die Hohl. und Tafelglashütten in der Oberpfalz 
hatten einen namhaften Absatz. Auch die Maschi⸗ 
nenfabrikation und die chemische Industrie, dann 
Baumwollspinnereien und Webereien in Oberfranken 
tonnten in Folge der großen Beschäftigung ihre 
Anlagen vergrößern. Ebenso war die Pinsel- und 
Bürstenfabrikation in Nürnberg vollauf beschäftigt. 
Nur ein Industriezweig der Pfal z, die Leinen⸗ 
wirnerei, mußte nach und nach in Folge der 
delgischen Ueberproduktion erliegen. Die übrige In— 
bustrie der Pfalz, welche schon im Jahre 1881 
einen Aufschwung genommen hat, kann auch aus 
das Jahr 1882 als ein günstiges zurückblicken. 
In Betreff der Verpackung von nach 
dem Ausdande ꝛec. bestimmten Drucksachen 
hat die General-Direktion der kgl. bayer. Verkehrs 
Anstalten, Abtheilung für Past und Telegraphen, 
nachstehende Bekanntmachung erlafsen: , Vie Ver— 
padung der: bei den Postanstalten zur Aufgabe 
tommenden und zur Beförderung nach dem Aus 
ande bestimmien Drudsachen (Bücher, Zeitschriften 
ꝛc. ⁊c.) ist noch vielfach eine mangelhafte und sind 
insbesondere ·die hiebei verwendeien Streifbänder 
zum Theil zu dünn und schmal zum Theil zu lose 
umgelegt, so daß dieselden bei der geringsten 
Reibung von der Sendung sich abloͤsen und lehtere 
als herrenloses Gut zurücklassen. Anläßlich der⸗ 
artiger Mangel war z. B. in New⸗ York waͤhrend 
eines Jahres bei mehr als 4000 Drucksachen aus 
Europa die: Aushändigung an die Empfanger nich! 
moͤglich. Um solchen Vorkommnissen zu begegnen. 
ist unbedingt nothwendig, daß Drudsachen nach 
entfernten überseeischen Ländern mit breiten, gut 
befestigten. Bändern aus starkem Papier und bei 
Iroößerem Gewichte und Umfang mif einer Um— 
schnürung versehen werden; diese letztere muß jedoch 
jo angebracht sein, daß eine Prüfung des Inhalts 
der Sendung leicht moͤglich ist. Ferner empfiehlt 
es sich bei solchen Sendungen, die Adresse nicht 
allein auf dem Streif- oder Kreuzbande, sondern 
auch auf der Sendung selbst anzubringen, damit 
deren Zustellung auch dann erfolgen kann, wenn 
die Umhüllung während der Beforderung sich abge⸗ 
streift haben sollte.“ 
Eine höchst originelle Erklärung der Natur 
eines Velociped-Reiters gab unlängst ein kleiner 
Bube in Frankfurt. Am Fenster stehend sah 
er einen Velocipedisten vorübersausen. „Mama!“ 
— rief er über den ungewohnten Anblick erstaunt. 
— „Mama, ein tolü gewordener Sscche e⸗ 
renshleifer!“ 
fBerlin, 30. April. In der heutigen Schwur⸗ 
gerichtsverhandlung wurde Sobbeder vorsätzlichen 
Jerm ischtes. 
Fi Das bayerische Kriegsministerium 
jat verfügt: Aus der Ersatzreserve 1. Classe werden 
1600 zu Uehungen, und zwar 2500 Mann zu 
einer ersten (10-wöchigen) Uebung und 2100 Mann 
zu einer zweiten (4.wöchigen) Uebung einberufen. 
Es sind einzuziehen per Armee-Corps a. für ein 
erste (10.woͤchige) Uebung: bei der Infanterie 1000 
Mann, bei den Jägern 60 Mann, bei der Fuß⸗ 
Artillerie 120 Mann, bei den Pionieren 70 Mann 
b. für eine zweite (4.wöchige) Uebung: bei der 
Infanterie 8830 Mann, bei den Jägern 50, bei 
der Fuß⸗Artillerie 100 und bei den Pionieren 70 
Mann. Als Uebungsorte sind die betreffenden 
garnisonsorte festzusetzen; die Uebungen der Fuß