Full text: St. Ingberter Anzeiger

oerantwortlich sei. England habe die Freiheiten 
des Volkes vernichtet. Es wird erklärt, die eng⸗ 
ische Regierung habe kein Recht in Irland zu exi⸗ 
stiren und daß es die Pflicht aller Irländer in der 
Welt sei, das Volk in der Anwendung legitimer 
Miltel, um an Stelle der gegenwärtigen Herrschaft 
eine Selbstregierung zu sehen, zu ermuntern und 
zu unterstützen. Um diesen Zweck durch die Con⸗ 
jolidirung aller Hülfsquellen und die Bildung einer 
qulorilanven Körperschaft zu fördern, ist die Be⸗ 
gründung einer irischen Nationalliga in 
Amerika beschlossen worden. Die Politik der Dyna⸗ 
mitverschwörer ist zwar durch nichts gebilligt, aber 
auch keine feindliche Stellung ihr gegenüber ein⸗ 
genommen worden. Gleichwohl hat das ausgegebene 
Aktionsprogramm den Dynamit- und Maulhelden 
DeDonodan nicht befriedigt. Kaum hatte die Con⸗ 
ZFention ihre Sitzungen geschlossen, so rief dieser 
eine Getreuen zu einem eigenen „Congreß“ ein, 
im sich übec ein selbststündiges Vorgehen schlüssig 
zu machen. Weislich hüllten sich die Dynamit⸗ 
Apostel in das tiefste Geheimniß, da sie sehr wohl 
wissen, daß ihre verbrecherischen Tendenzen bei einem 
großen Theil der transatlantischen Irländer mehr 
IAs anrüchig sind, vor Allem aber, weil ihnen die 
—EDD unbequem zu werden 
anfangen. Die Liga selbst wird indessen jetzt den 
Krieg in einer Weise führen, die vielleicht England 
mehr schädigen wird, als es schließlich Dynamit 
vermag. Ihre Mitglieder verpflichten sich nämlich, 
nichts in England zu kaufen, was in Irland er⸗ 
zeugbar oder in Amerika oder Frankreich erlangbar 
ist. Sie versprechen, die Einfuhr irischer Fabrikate 
Amerika zu ermuntern und dahin zu wirken, 
daß amerikanische Kaufleute keine englischen Waaren 
feilbieten. Welcher Energie die Irländer fähig sind, 
sobald es sich um die Angelegenheiten ihres Vater⸗ 
andes handelt, haben sie genugsam bewiesen. 
Man unlerschätße daher die Wirksamkeit dieser Liga 
—X bald den größten Theil der in 
Nocdamerika ledenden Irländer zu Mitgliedern, 
oder doch unter ihrem Einfluß haben wird. Nun 
heträgt die Ausfuhr englischer Produkte nach den 
Vereinigten Staaten etwa 600 Millionen Mark, 
die Anzahl der Irländer dort gegen 4 Millionen, 
die also etwa mit 45 Millionen Mark an dem 
Tonsum englischer Einfuhrartilel participiren. Der 
Schaden, den die Irläünder also moͤglicherweise den 
Ingländern zuzufügen vermögen, würde immerhin 
chich nach bdielen Mislionen zu berechnen sein. 
Lokale und vfälzische Rachrichten. 
* St. Ingbert, 4. Mai. Gestern Nach⸗ 
nittag gegen 4 Uhr traf, von Ensheim kommend, 
der hochwürdigste Herr Bischof v. Ehrler hier 
in. Zunächst e npfangen und begrüßt von Herrn 
Stadtpiarrer Dengel. und Herrn Bürgermeister 
Custer, wurde der hochwürdigste Herr in feierlicher 
Prozession, an der außer den Firmlingen auch der 
Sladicath. die Feuerwehr, das Casino, der Turn- 
Verein und eine große Anzahl Andächtiger Theil 
genommen hatten, unter dem Geläute der Glocken 
ur Kirche geleitet. Die Haupistraße, durch welche 
sich der Zug bewegte, prangte zu Ehren des Herrn 
Bischofs in buntem Fahnenschmucke. Eine viel⸗ 
ausendköpfige Menschenmenge wohnte dem Empfange 
in und belebte nachher die Straßen. Im Laufe 
des Nachmittags stattete der Herr Bischof dem 
Schwesternhaus auf der Meß und dem Bürger⸗ 
Dospital einen Besuch ab. Am Abend wurde ihm 
son verschiedenen Corporationen, die sich zu diesem 
Zwecke vereinigt hatten, ein glänzendes Standchen 
Jebracht. Unter Vorantritt der Bergkapelle bewegte 
ich der stattliche Zug vom Knappsfchaftsgebäude in 
der Kohlenstraße aus vor das Pfarrhaus, die Berg⸗ 
knappen mit brennenden Grubenlichtern und die 
aͤbrigen Theilnehmer mit bunten Lampions versehen. 
Nachdem der Zug vor dem Pfarrhause Aufstellung 
zenommen, spielte die Mufik einige Piecen und ein 
jemischter Chor trug ein Lied vor. Herr Organist 
Wollhielt dann eine kurze Ansprache und 
hrachte zum Schlusse derselben auf den hoch⸗ 
vürdigen Herrn Bischof ein dreifaches Hoch 
rus, in das die Anwesenden kräftig einstimmten. 
Der Herr Bischof dankte von einem Fenster des 
Pfarrhauses aus für die ihm gebrachte Opation, 
wies in weithin vernehmbaren, herzlichen Worten 
quf die Bedeutung der Religion und des Glaubens 
hin und wünschte, daß solche in der hiesigen Pfarr⸗ 
gemeinde stets wachsen und gedeihen mögen. Sein 
hdoch, das bei der Menge begeistert aufgenommen 
8. voln Sr. Heiliakeit Vapst Leo XII. Nach- 
dem die Musik noch einmal gespielt und der ge⸗ 
nischte Chor gesungen hatte, brachten die Knappen 
dem Herrn Bischof noch ein dreifaches „Glückauf!“ 
nus, worauf sich der Zug zum Abmarsch wieder 
in Bewegung sehte. — Heute Vormittag spendete 
der Herr Bischof einer großen Zahl von Firmlingen 
us Satrament der Firmung. Im Laufe des Nach—⸗ 
nitiags wird der hohe Kirchenfürst unsere Stadi 
vieder verlassen, um sich nach Lautzkirchen zu 
egeben. J 
DABlieskastel, 10 Mai. Gestern Abend 
reignete sich hier ein sehr bedauerlicher Unglücksfall 
die 185jahrige Magd des israelitischen Lehrers Hrn 
Wolf saß mit einem Kinde desselben am Tische 
Invorsichtiger Weise wurde die auf demselben 
tehende Petroleumlampe umgestoßen, und die Kleider 
es Kindes fingen Feuer, welches zu unterdrücken 
zie Magd jsofort bestrebt war, jedoch zu ihrem 
zrößten Nachtheil. Die Rettung des Kindes gelang 
hr zwar, aber ihre Kleider wurden von den Flammen 
erfaßt, und in wenigen Augenblicken stand sie bren⸗ 
rend da. In der Verzweiflung eilte das Mädchen 
nuf die Straße, um bei einem nahen Brunnen 
Rettung zu finden. Ihr Hilferufen wurde gehört, 
ind sie aus der schrecklichen Gefahr gerettet. Die 
Zrandwunden sollen jedoch so gräßlich sein, daß 
aum mehr an das Aufkommen der Armen zu denken 
st, die um der Rettung des ihr anvertrauten Kindes? 
willen ihr eigenes Leben zum Opfer gebracht hat 
— Privatnachrichten zufolge soll sich der Zu⸗ 
fand der verwundeten Vostkondukteurs Wachter in 
Zweibrücken sehr gebessert haben und hegt man 
eine Befürchtung mehr für dessen Leben. Wie 
veiler in dieser Sache mitgetheilt wird, soll Pyro⸗ 
echniker Kilian in Speyer, der das explodirte Kist⸗ 
hen aufgegeben und ais Mehlprobe declarirt hat, 
füchtig gegangen sein. 
— ppirmasens, 1. Mai—. Der frühere Be⸗ 
irksamts · Oberschreiber und Kassirer des hiesigen 
Vorschußvereins F. Enders wurde in gestriger Sitz⸗ 
ing der Strafkammer des kgl. Landgerichts Zwei⸗ 
ruücken wegen betrügerischer Buchführung und Un⸗ 
erschlagung zu 3 Jahren Gefängniß und fünfjähr⸗ 
gem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt 
— In Gersbach verkaufte nach dem „P. 
A.“ der Oekonom und Adjunkt Däther ein 10 
Tage altes Stierkalb um den Preis von 75 
Mark. Dasselbe wog am zweiten Tage nach der 
Beburt schon 121 Pfund. 
Gammgarnspinnerei Kaisers⸗ 
autern.) Am 3. Htai fand nach der „K. Z.“ die 
rdentliche Generalversammlung der Actionäre der 
dammgarnspinerei Kaiserslautern statt. Die denselben 
orgelegte Bilanz weist aus, daß das verflossene 
getriebszjaht nach Abzug der statuten maͤßigen Ab⸗ 
chreibungen ac. einen Nettogewinn von M.81,339.78 
rgab. — Bon dem Auffichtsrathe wurde der An⸗ 
rag gestellt, eine Extraabschreibung im Betrage 
von cqu. 68.000 M. vorzunehmen und eine Divi⸗ 
ente von 260 M. per Aktie zu vertheilen, was 
hon der Versammlung bestätigt wurde. Aus dem 
Beschäfsbericht verlautete, daß das guünstige Ergeb⸗ 
niß der gesteigerten und billigeren Produktion, sowie 
rößeren, vortheilhaft gekauften Vorräthen zuzu⸗ 
chreiben sei, nahrend die Aussichten für das nächste 
Jahr ein weniger günstiges Resultat erwarten lassen. 
— Der pfälz. Zweigverein des Verbandes 
deuscher Müller hält Sonntag, 6. Mai, in 
der H. Correll'schen Muͤhle bei Neustadt a. H. seine 
iesjaͤhrige Generalversammlung ab. Nach den Be⸗ 
alhungen findet daselbst ein gemeinschaftliches Mit⸗ 
agessen statt. 
In See bach bei Dürkheim fiel ein 15 
Monate altes Bübchen in's Pfublloch und verstarb 
bald darauf. 
— Landau, 2. Mai. Gestern Abend suchte 
ind fand ein Mädchen von Insheim dadurch den 
Tod, daß sfie sich auf das Bahngeleise zwischen dem 
dauptbahnhofe und Insheim legte und sich von 
em um 8 Uhr 26 Min. von hier abgehenden Zug 
berfahren ließ. Wie wir nachträglich erfahren ist 
ie Gelsbdtete eine Tochter des Feldschützen Roth— 
aas von Insheim. 
— dDer katholischen Kirchengemeinde Reipolts⸗ 
irchen wurde zum Neubaue einez katholischen Pfarr⸗ 
jauses eine Collecte in sämmtlichen katholischen 
dirchen der Pfalz bewilligt und zur Vornahme die⸗ 
er Collecte im Einverständnisse des bischöflichen 
Irdinariats der zweite Pfingstfeiertag bestimmt. 
Ludwigahafen, 2. Mai. Waährend 
ende voriger Woche der Frachtfuhrmann eines hie 
igen Geschäftsbauses mit etlichen hundert Mark 
welche derselbe für seinen Principal einkassiren sollte 
derschwunden ist, wird jetzt auch bekannt, daß ein 
hiefiger Friseur unter Hinterlassung von Frau und 
indern und Schulden das Weite gesucht hat. (Pf. J) 
Nach dem Ergebniß der amtlichen Erhebungen 
hat die Pfal z im Jahre 1882 für nahe an 
200.000 M. Obst produzirt, obgleich dieses Jah 
zu den ungüstigsten gezählt wird. In einem gün. 
—FV0 auf das Fünffach⸗ 
und stelli einen Werth von weniastens 1 Millionen 
Mark dar. 
— Dem von William Raich, Notar in 
New⸗NYork, herausgegebenen „Rechts⸗Schutz“ ent 
—D— 
torbenen Pfälzern: Apfel Wilhelm, aus Bobenthal 
55 Jahre, gest. am 18. Marz 1888 zu Cincinnati 
Schuhmacher Ferdinand, aus Rohrbach bei Berg 
zabern, 50 Jahre, gest. am 22. März 1883 3. 
New⸗Orleans; Vogt George, aus Hinterweidenthal 
g Jahre, geit. am 20 Mära 1883 z3uT Louisvill⸗ 
Vermischtes. 
In Darmstadt brachte der LIjaährig 
Znabe eines Offiziers dem 8jährigen Kinde eine 
Feldwebels aus Unvorsichtigkeit mit einem sogen 
Teschin · Gewehr eine erhebliche Schußwunde bei und 
,onnte die Kugel bis jetzt aus dem Kopfe, wo 6— 
steckt, nicht entfernt werden. 
F Gemeindeverwaltungen, welche in der glüe 
lͤchen Lage sind, keine Gemeindeumlagen erheben 
zu müssen, gehören gewiß zu den Seltenheiten 
Fin Unikum unter den Kommunen bildet aber un 
weifelhaft das unterfränkische Städtchen Klingen 
herg a. Main, welches nicht nur keinerlei Ge— 
meindesteuern hat, sondern noch an seine Bürge 
baares Geld ausbezahlt. Je nach der Ergiebigkei! 
der dortigen Thongruben erhalten die Bürger die 
Erträgnisse, welche im Vorjahre 109 Mark pe 
Zopf betragen und den voraussichtlich im Herbf 
eine Nachzahlung von ungefähr 60 Mk. folgen dürfte 
— Ein an Mondsucht leidender Soldat stürzt 
sich in Wesel unter so eigenthümlichen Bewand 
nissen aus dem Fenster seines Quartiers, daß di 
Erhaltung seines Lebens dabei wie ein Wunder er 
scheint. Das Fenster war verschlossen und mit einen 
Satze sprang er im Nachtgewande kopfvor durd 
die Scheibe und kam auch so zur Erde, daß er sid 
nur Kopf und Füße leicht verletzte. 
FDie bereits kurz erwähnte Feuersbrunst ir 
Geissa (Thüringen) hat 140 Gebäude, darunte 
57 Wohnhäauser zerstört. Der Großherzog vor 
Weimar hat sich selbst nach Geisa begeben, um die 
Brandstätie zu besichtigen, und sofort 1500 Mi 
zespendet. Die über den Brand eingeleitete Unter 
uchung hat als Ursache Fahrlästigkeit ergeben 
eine Ftauensperson hatte eine Schüssel mit Ruß 
inter dem noch Funken waren, auf eine Misfstätn 
jeschüttet, wodurch eine Stunde später das ver 
jeerende Feuer entstand. Die Kirche lag, wie vor 
inem Wunder verschont, fast mitten in den Flammer 
ind ist glücklich gänzlich unversehrt geblieben, da 
zegen sind die beiden Schulen Trümmerhaufen, di 
Frühmesserei desgleichen; jedoch ist es gelungen dat 
ßfarrhaus (Dechanei), trotzdem die Seitengebaͤud 
ibgebrannt, zu erhalten. Von auswärts ware— 
wie die Eisen. Ztg.“ berichtet, nach und nach 4 
bis 50 Spritzen und die erforderliche Mannscha 
eingetroffen. Daß das Feuer trotzdem eine solch 
Ausdehnung gewinnen konnte, ist dem sturmartige 
Ostwind zuzuschreiben. Auch machte Wassermange 
ich fühlbar Rahezu 400 Personen sin! 
obdachlos,deren Nothist groß. Es herrsch 
Mangel an Lebensmitteln, Decken, Aleidungsstüen 
Schuhen und Wäsche, ebenso auch find viel Saat 
rrüchte und Kartoffein verbrannt. Geisa hatte — 
Hauser und 1609 Einwohner, wovon etwa 140 
tholisch, gegen 100 evangelisch und ebenioni⸗ 
üdisch sind. 
GODeutsches Kriegerfest.), Zu dem 
Allgemeinen Deutschen Kriegerfeste in Hamburg ar 
1.,'2. und 3. Juli sind an 10,000 Vereine 9 
aben und haben dis jeht ca. 30, 000 Krieget a 
allen deutschen Gauen ihr Erscheinen in Aussih 
sestellt. Den Festtheilnehmern wird auf alle 
Siaats. und unter Staatsverwaltung stehende 
gahnen sowie auch auf den dem Tarifberband 
ingehörigen Eisenbahnen, sobald sich eine Gesel 
chaft von 30 Personen zusammenbefindet, g 
dahrpreisermaͤßigung von 80 pCt., bei Reisen ein 
elner Personen eine Verlängerung der Giltigkein 
auer der Retourbillets vom 18. Juni bis 6. Ju 
ugestanden.