Full text: St. Ingberter Anzeiger

dt 
ß 
9 
Artheil des Reichsgerichts des Betruges, resp. Be— 
ugsversuchs schuldig, wenn er im eingetretenen 
zali die ihm gezahlte Versicherungssumme unter 
alschen Vorspiegelungen den Hinterbliebenen des 
herunglückten ganz oder theilweise vorenthält. 
GKoch einmal das Repetir-Gewehlr.) 
gie Abänderung unseres bisherigen deutschen In⸗ 
aaterie· Gewehrs Modell 71 besteht in der An— 
ringung eines neuen Schaftes, in dessen innere 
hlung eine Metallröhre (Magazin) für die aufzu— 
hmenden Patronen eingelagert wird. An dem 
Muündung der Waffe zugekehrten Ende dieses 
Nagazins liegt eine starke Spiralfeder, welche, wenn 
s Magazin gefüllt, zusammengedrückt ist und, 
ach jedem Schuß sich ausdehnend, eine neue Pa⸗ 
hue in die sogenannte Patronen-Einlage hinein⸗ 
chiebt. Durch eine sinnreiche und einfache mecha⸗ 
ische Einrichtung kann das Magazin gegen den 
nuf abgeschlossen werden, wodurch die Möglichkeit 
shoten wird, das Gewehr als Einzellader zu ge⸗ 
auchen. Wichtig ist bei der neuen Konstruktion 
Iuz selbstthätige seitliche ‚, Auswerfen“ der Patrone 
uf mechanischem Wege beim Oeffnen des Kammer— 
erschlusses. Bisher hatte das Gewehr wohl einen 
Auszieher“, der die im Laufe zurückgebliebene 
dallene Patronenhülse nach dem Schuß zurückzog, 
— 
snen scharfen Ruck des Gewehrs erforderte; dieser 
ranspruchte natürlich Zeit und Kraft des Schützen. 
Bei dem französischen Repetir-Gewehr liegt 
as Magazin gleichfalls im Schaft und faßt 23 
gatronen. Mit der Bewegung des Verschlusses 
cut ein besonderer Zubringer in Thätigleit, welcher 
— 
ager schiebt, ohne daß ein Heraustreten der nächsten 
gatrone erfolgt, bis die Hülse der vorhergehenden 
usgeworfen ist. An der unteren Seite des Schaftes, 
nterhalb der Patronen-Einlage, ist ein Hebel an⸗ 
bracht, welcher den Verschluß⸗ Mechanismus und 
zubünger in Bewegung setzt, wenn er durch die 
chte, zu der betreffenden Zeit freie Hand des 
ʒchützen gehandhabt wird. Die Versuche mit diesem 
Jewehr, System Mahy, haben zum Theil in Bar— 
ꝛeDuc stattgefunden und zu sehr befriedigenden 
zesultaten geführt. Nach dem gegenwärtigen Stande 
er Gewehrfrage gewinnt es den Anschein, als ob 
ie Einführung von Repetirwaffen in beiden Ländern, 
deutschland und Frankreich, a tempo stattfinden 
ürde. — Schade, daß nicht auch einmal à tempo 
ibgerüstet werden kann, anstatt die Leistungsfähig— 
eit der Waffen und damit immer von Neuem die 
Steuerlasten zu erhöhen! 
FDer Kongreß deutscher Burschen— 
chaften hat den Antrag auf Abschaffung der 
zestimmungsmensuren berathen, denselben aber ab⸗ 
elehnt. 
(Trichinen bei Pferden.) In Wien 
bill man die Entdeckung gemacht haben, daß auch 
aas Pferd von den gefährlichen Trichinen besrtzt 
ein kann. Wie die dortige „landwirthschaftliche 
eitung“ berichtet, ist auf Grund von Erhebungen 
stgestellt worden, daß eine im Rudolfspital der 
auptstadt an der Trichinose verstorbene Taglöhnerin 
urch roh genossenes Pferdefleisch infizirt worden 
J Seitens der nieder⸗österreichischen Statthalterei 
in Folge dessen angeordnet, daß über das Vor⸗ 
»mmen der Trichinen im Pferde, sowie über die 
crage, wie diese Parasiten in dies pflanzenfressende 
chier gelangen, die umfassendsten Untersuchungen 
agestellt werden. Es sollen seitens des Thierarz⸗ 
institutes, des städtischen Marktkommissariats und 
s Magistrates gemeinschaftliche Untersuchungen 
jach dieser Richtung hin betrieben werden. 
Daß auch in Wien Schildbürger— 
reiche passiren können, beweist eine 
wolige Geschichte, die bei dem Bau des neuen 
— in Abdera, nicht doch, in Wien sich 
Intragen hat. Der prachtvolle Monumental -Bau 
ngen und erst dann fällt es den Weisen der 
gn ein, daß auch für Heizung und Ventilation 
iggen ist. Die Mauern des Palastes müssen 
Me reuz und quer durchbrochen und schließlich 
—— die Hauptmauern unterfahren werden, 
* —9 für die Heizvorrichtungen zu treffen. 
d e dttu 
— ssen, die Vergeßlichke e 
oᷣb ood Gulden. gehlichteit lo 
F — der Redlichkeit.) Zu 
age narb im November des Jahres 1869 ein 
ð Oauestoz der fast sein ganzes Vermögen 
— ingen, ihm fast gänzlich unbekannten Mäd— 
keiner Näherin vermacht hat. Die Sache war 
o: Der Verstorbene war ein Original. Um die 
Ktechtlichkeit seiner Mitmenschen auf die Probe zu 
tellen, machte er oft die seltsamsten Experimente, 
ie leider fast immer ungünstig ausfielen und ihn 
nn seiner schlechten Meinung bestärkten. So hatte 
er sich einst in einen Omnibus gesetzt, und zwar 
uuf den ersten Platz dicht neben den Kondukteur. 
Er vermittelte sehr bereitwillig das Hin⸗ und Her— 
jeben des Geldes, und jedesmal, wenn der Kon 
ukteur kleine Münzen zurückzahlte, überreichte unser 
Sonderling dem betreffenden Reisenden die Summe. 
Uber er fügte stets unbemerkt und geschickt aus 
einer Tasche ein Geldstück hinzu, wie wenn sich 
er Kondukteur geirrt und zu viel herausgegeben 
„jätte, und beobachtete dann seine Leute. Diest 
iberzählten ruhig ihr Geld, merkten natürlich den 
Irrthum, zählten noch einmal und steckten alsdann 
hren kleinen Profit schmunzelnd eiun. Fünfzehn 
Hal wiederholte der Alte sein Kunststück, und von 
)»en fünfzehn Personen war auch nicht eine, die 
nit dem armen Kondukteur, der täglich nur drei 
Francs verdiente, Mitleid hatte. Erst beim sechs— 
ehnten Male rief ein junges Mädchen sofort hastig 
nus: „Nondukteur, Sie haben mir einen halben 
Franken zu viel gegeben!“ und gab ihn zurück. 
Das Gesicht des wunderlichen Mannes klärte sich 
zuf. Das Mädchen war ärmlich, aber sauber ge⸗ 
kleidet. Er ging ihr nach, verschaffte sich ihre 
Adresse und zog weitere Erkundigungen ein, die 
zünstig ausgefallen sein mußten, denn das Zehn— 
Zousstück erwarb dem redlichen Mädchen die Erb— 
chaft von einer halben Million. 
Welch' einen einträglichen Posten John 
Browun, der jüngst verstorbene Kammerdiener der 
dönigin von England inne hatte, zeigt der Bericht 
iber seinen Nachlaß. Demnach besteht sein Ver— 
nögen ungerechnet der bedeutenden auf ca. 750,000 
stm. geschätzten Immobilien aus 400,000 Rm. in 
Fonds und baarem Gelde; außerdem besaß er eine 
UInmasse von werthvollen Juwelen und Silberservicen, 
ie er nach und nach als Geschenke erhielt. Zum 
Zammeln dieser immerhin großen und für einen 
Diener wahrhaft ungeheuerlichen Summen gebrauchte 
r nur 16 Jahre (während denen er aber höchst 
uxuriös lebte), denn als er 1867 zu seiner excep⸗ 
ionellen Stellung aufrückte, besaß er Nichts! — 
Der Nachlaß wird unter seine acht Brüder vertheilt 
yon denen einer die meiste Aussicht hat, sein Nach— 
olger im königlichen Dienst zu werden — wenn 
s überhaupt angezeigt erscheinen sollte, ihm einen 
stachfolger zu geben. Das für ihn neuerbaute, 
xrachtvoll eingerichtete Haus in Balmoral wird auf 
Befehl der Königin unbenutzt bleiben und in seinem 
etzigen Zustande zum Andenken an den Verstorbenen 
rha ten werden! 
F. Die berühmte Sängerin Adelina Patti 
st nun in England gelandet und hat von der 
imerikanischen Expedition 1,124,000 Franken mit—⸗ 
jebracht, außerdem Geschenke in Hülle und Fülle, 
AUrm- und Halsbänder in Brillanten, einen Tisch 
uus Silber, eine Theebüchse aus massivem Gold in 
jerrlicher getriebener Arbeit ꝛc. Sie ruht sich bis 
um 15. Juli in ihrem schönen englischen Schloß 
nus und tritt dann erst in Coventgarden (London) 
n „der diebischen Elster auf. Mit Gye und Map— 
eson hat die Künstlerin für nächstes Jahr ein 
eues amerikanisches Gastspiel abgeschlossen zu dem 
Zatze von 25,000 Franken für jedes Auftreten. 
F Ein Gesetzentwurf, welcher große 
debensklugheit verräth, ist in der Legislatur des 
Ztaates New York eingebracht worden. Derselbe 
zestimmt: „Wer einer unmündigen Person im 
Uter von unter 16 Jahren irgend eine ein— 
ziltige Novelle oder einen Roman verkauft, leiht 
der schenkt, ohne zuerst die schriftliche Erlaubniß 
er Eltern oder des Vormundes einer solchen un⸗ 
nündigen Person dazu erlangt zu haben, macht sich 
ines Vergehens schuldig, welches mit Gefängniß 
der einer 50 Dollars nicht übersteigenden Geld— 
uße bestraft wird.“ — Freilich heißt's da: „Auf⸗ 
assen!“, denn der einfältigen Novellen und Ro— 
nane gibt's genug und ebenso genug Personen, 
velche die Einfältigkeit nicht erkennen. 
F Im hohen Alter von 81 Jahren ist in Chi— 
ago Nikolaus Berdel aus der Rheinpfalz ge— 
torben. Derselbe hatte als Spielmann am Ham— 
acher Feste theilgenommen, war in Folge dessen 
jon der Polizei bedrängt worden und hatte schließ— 
ich mit vielen Anderen die alte Heimath verlaässen. 
In den Vereinigten Staaten trieb er sich anfangs 
ils Musiker mit einem umherziehenden Zirkus herum, 
»is er sich im Jahre 1836 in Chicago, welche 
Stadt damals erst 4000 Einwohner zählte, nieder⸗ 
ieß. Hier wurde er später zum Friedensrichter 
rwählt; er nahm an allen politischen Ereignissen 
ebhaften Antheil und war eine in den weitesten 
Kreisen geachtete und beliebte Persönlichkeit. 
F Ein in Deutschland geplantes, 
n Amerika vollendetes Verbrechen 
beschäftigt gegenwärtig viele Einwohner Hamburgs. 
Fin in dieser Stadt wohnhaft gewesener Bäcker 
yegab sich vor einiger Zeit mit seiner Frau nach 
Amerika; bald folgte ihnen auch ein Freund des 
Ehepaares, ein ehemaliger Krämer, von welchem 
nan behauptete, daß er in intimen Beziehungen zu 
der Frau des Bäckers stehe. Dies Gerücht hat in 
Chicago, wo alle drei zusammentrafen, seine Be— 
tätigung gefunden. Der Krämer, der in Hamburg 
ereits den Plan gefaßt haben soll, den Baͤcker aus 
der Welt zu schaffen, um die Frau dann sein eigen 
zu nennen, weihte die Frau in diesen Plan ein, 
ind diese, nur noch ein willenloses Werkzeug ihres 
Beliebten, willigte in Alles. Beide faßten den 
ẽntschluß, den ihnen lästigen Gatten zu vergiften; 
s gelang ihnen denn auch, das Verbrechen auszu⸗ 
ühren, und schon wähnten sich Beide am Ziele, 
ils die Behörde durch Zufall Verdacht schöpfte, daß 
der Bäckermeister keines natürlichen Todes gestorben 
sei. Demzufolge wurde die Leiche exhumirt, und 
die Obduktion stellte zweifellos eine Arseniekvergift— 
ung und den dadurch verursachten Tod des Bäckers 
est. Die Frau und der Krämer, in Untersuchungs- 
jaft gezogen, legten bald ein umfassendes Geständ⸗ 
ziß ab. Auf Grund desselben verurtheilte man den 
drämer, als den Hauptschuldigen, zum Tode durch 
)en Strang und seine Mitschuldige zu 15 Jahren 
Zuchthaus. Ersterer machte jedoch seinem Leben 
vor der Execution durch Erhängen in seiner Zelle 
in Ende. Letztere ist, gebeugt von Reue, dem 
Zuchthause zur Verbüßung der zuerkannten Strafe 
überliefert worden. 
F Eine Bank-Präsidentin nund weib— 
liche Bank-⸗Beamte.) In Marion, Jowa, ist 
Frau Louisa B. Stephens an Stelle ihres ver⸗ 
torbenen Gatten zur Präsidentin der dortigen Ersten 
dationalbank gewählt worden. — Wie es scheint, 
st auch der Pariser Credit Foncier mit den 
diensten, welche die weiblichen Beamten ihm leisten, 
ehr zufrieden; denn ihre Zahl ist seit 1879 von 
4 auf 202 gestiegen. Drei Abtheilungen sind 
hnen da ausschließlich anvertraut: die einlaufende 
Zriefpost und Klassirung der Schriftstücke, das 
Zekretariat und die Titelkasse. Außerdem läßt die 
Abtheilung für Darlehen, sowie diejenige, welche 
ich mit Hypotheken und Eisenthumsfragen be— 
chäftigt, ihre Correspondenz durch weibliche Beamte 
analysiren, die sich in kurzer Zeit den erforderlichen 
rein technischen Styl aneignen und üherhaupt Be— 
weise von rascher Auffassung an den Tag legen 
ollen. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Maikammer Jakob Plhatz, Wein⸗ 
ommissionär, 51 J. a.; in Billigheim Johann 
Jakob Dengler, 7142 J. a.; in Schweinfurt 
Friedrich Scheller, 5 J. a., S. der bei Hug— 
tetten verunglückten Erhard Scheller und Anto i— 
nette geb. Frasch; in Rodenbach Maria Emrich, 
geb. Eicher, 28 J. a.; in Wallhalben Franz Löhr, 
70 J. a.; in Lambsheim Frau Barbara Mitter⸗ 
racht, ageb. Durst, 80 J. a. 
σαα 
Für die Redaktion verantwortlich F. X. Demetz. 
Nr. 33 des praktischen Wochenblattes für alle 
dausfrauen „Fürs Haus““ (Preis vierteljähr⸗ 
ich 1 Mark) enthält: 
Der Sonntag — Sei immer die Sonne 
Deines Hauses! — Fort mit der Krinoline! 
— Das Beten der Kinder. — Federodieh. — 
Farben und Blumen in Krankenzimmern. — 
Wie ich meinen Kalbsbraten vermende. — 
Zum Kriege gegen Fremdwörter. — Ziecerei. 
— Sommerflecke. — Warum lernt man 
esen? — Soll ein Weib wohl Buücher 
chreiben, oder soll sie's lassen bleiben? — 
Blumensprache. — Frühling. — Für den Er—⸗ 
werb. Kunst. — Unsere Kinder. — Hausdoktor. 
Hausmittel. — Haustiere. — Zimmergärt⸗ 
nerei. — Hausgarten. — Die Wäsche. — 
Für die Küche. — Dreisilbiges Räthsel. — 
Fernsprecher. — Anzeigen. — Probenummer 
gratis in allen Buchhandlungen. — Notariell 
»eglaubigske Auflage 15.000. — Wochen⸗ 
pruch.