St. Ingherfer Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
Ir „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich funfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs-
zlatt und Sonntags mit Bseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 16 75 H, einschließlich
d B Zustellunasgebuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 9, bei Reclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
—18. Jahrg.
Politische Uebersicht. eobale und pfaͤlzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 23. Mai. Der Beschluß des
Deutsches Reich Stadtrathes in Betreff des Ankaufes des Schmitt'—
Berlin, 21. Mai. Prinz Albrecht von chen Gartens an der Hauptstraße zum Schulhaus—⸗
Ireußen ist heute Abend um 1124 Uhr nach zau hat, wie uns miigetheilt wirb, schon feit eimigen
Norlau zur Krönung des Zaren abgereist. Der Tagen die Genehmigung der igl. Kreistegierung
Finzug des Kaiserpaares findet morgen um 1 Uhr rrhalien.
dachmittags statt. — Die zweite Versammlung der Gerichts⸗
schreiberamtspraktikanten des Oberlan⸗
desgerichtsbezirlss Zweibrücken findet am 27.
28. im „Pfälzer Hof“ in Neustadt Statt.
K.T.F. Neustadt, 28. Mai. In der
Irganisation der deutschen Turnerschaft bilden die
Turnvereine von Baden, der Pfalz und Elsaß den
. GOberrhein)⸗Kreis. Derselbe bestand nach der
5tatistik vom 1. Januar dieses Jahres aus 111
Turnvereinen mit 9750 Mitgliedern. Zur Förde⸗
ung der Turnsache wird alle zwei Jahre ein Kreis⸗
est abgehalten; das erste war 1881 in Lahr, das
weite wird dieses Jahr in Neustadt a/H. wie be⸗
eits mitgetheilt am 5. 6., 7. und 8. Augusit
lattfinden. Bei dem Aufschwung des Turnwesens
infangs der sechsziger Jahre gehoͤrte die Pfalz dem
X. (Mittelrhein)⸗Kreis an. Dieser umfaßt die
ꝛdande des Mittelrheins von Worms bis etwa Neu⸗
vied, der Mosel und Lahn und des unteren Main,
ind zählte am 1. Januar d. J. 223 Vereine mit
8,256 Mitgliedern. In Rücksicht seiner günstigen
ꝛage und des alten Verhältnisses benützt der fest⸗
jebende Ort diese Gelegenheit, den Aufruf zur
Theilnahme am Feste nicht nur an die Vereine des
igenen Kreises, sondern auch an die des Mittel-
heines zu richten, und es wäre nur zu wünschen,
venn durch rege Theilnahme der beiden Nachbar⸗
reise sich das ganze turnerische Leben von Südwest⸗
deutschland bei diesem Feste concentrirte.
F Dürkheim, 21. Mai. Es geht uns die
Nachricht zu, daß Se. Durchlaucht Fürsst Ernst
»on Leiningen, Admiral der englischen Flotte
ind Cousin der Königin von England, diesen
S„ommer beabsichtigt, seinen früheren Landen und
nsbesondere der Residenz seiner Väter, unserer Stadt,
inen längeren Besuch zu machen. In seiner Be—
Jleitung wird sich sein Verwandter Karl Emich Graf
zu Leiningen-Westerburg befinden. Dieser Besuch
vird um so erfreulicher sein, als die erlauchte Familie
»er Leininger an der Erhaltung der historischen
Burgruinen in unserer Gegend den regsten Antheil
nimmt und die dahin gehenden Bestrebungen frei⸗
ebig unterstützt.
— Beim Abbruche eines alten, im Besitze eines
Zerrn Schuster befindlichen Hauses zu Wachen⸗
)eim fand, dem Pf. K. zufolge, sich ein manns⸗
joher unterirdischer Gang, welcher in der Richtung
nuf den Dalberger Hof zu sich erstreckt. Beim
Aufbrechen der Böden stieß man auf Ofenkacheln,
velche mit der Darstellung einer die Schalmei
„lasenden Hirtin geziert sind. Nach der Stylisirung
jehören dieselben der späteren Renaissancezeit an,
etwa dem Ausgang des 16. Jahrhunderts. Weiter
vurden Eisensachen aufgefunden, darunter ein kunst⸗
eich gearbeitetes, leider stark durch Rost angegriffenes
S„chloß mit Schlüssel, die dreikantige Klinge eines
Ddolches, ein Ring, eine zweizinkige Gabel; von
onstigen Funden find eiserne Ofenplatten be—
nerkenswerth, sowie ein Hirschgeweih. Die Gegen⸗
tände wurden, dank der Liberalität des Haus—
esitzers, dem Dürkheimer Alterthumsvereine über—⸗
jeben und in dessen Sammlung deponirt.
— Edenkoben, 22. Mai. Von Sr. Maj.
»m König gingen dem Schützenverein 200 M. zü—
Ausland.
London, 22. Mai. Die Dubliner Behörden
oissen jetzt, daß der fürchterliche Geheimbund der
rischen Verschwörer nicht nur in Dublin sein Wesen
rieb, sondern seine Fühlhörner auch nach dem
züden, Westen und Osten Irlands ausstreckte. Man
at Grund zu der Annahme, daß die im vorigen
zahre in Westmeath, Kilkenny, Tralee und ander⸗
härte verübten Agrarmorde von „Invincibles“ aus
dublin geplant und ausgeführt wurden. Die Be⸗
örden haben Beweise dafür in Händen, daß Zweige
ieser Verbindung in Westmeath, Galway, Clare,
dilkenny, Kerry und Roskommon existiren. Wäh—
end ihrer Blüthezeit soll die Verbindung einschließ⸗
cch der Provinzialzweige 200 Mitglieder gezählt
aben. Jetzt soll deren Zahl in Folge des jüngsten
Frozesses auf 50 herabgeschmolzen sein. Die Polizei
ennt die meisten dieser 50 „Unbesieglichen“, läßt
e aber unbehelligt, da sie nicht als gefährlich be—
rachtet werden. — Der vielgenannte Nr. 1 lebt
egenwärtig in Brooklyn. Sein Advokat hat in
xwiderung auf verschiedene Anfragen erklärt, daß
zin Klient, obgleich er zurückgezogen lebe, sich
icht verborgen halte und sich dem Bundesmarschall
ellen werde, wenn er dazu aufgefordert werden
ollte. Der Sachwalter der britischen Gesandschaft
rklärt, er habe keine Weisungen erhalten. Schritte
ur Herbeiführung der Verhaftung Tynan's zu
qun und daß kein Verhaftungsbefehl nachgesucht
vorden sei. — Das über Patrick Delaney, einem
er Helfershelfer bei dem Doppelmorde im Phönix⸗
ark, verhangte Todesurtheil ist vom Vizekönig von
rland in lebenswierige Zuchthausstrafe uͤmge⸗
vandelt worden. — Es verlautet, Bradlaugh beab⸗
chtige am 6. August, einem Bankfeiertage, eine
ationale Kundgebung in Trafalgar square zu ver⸗
nstalten und sich dann am Tische des Hausfes der
emeinen einzufinden und verlangen, daß ihm der
iid administrirt werde.
Die Krönung in Moskau.) Die
vertreter der europäischen Herrscherhäuser werden
ht im Kreml, sondern in Privalhäusern ihr Ab—
igequartier nehmen. Prinz Albrecht von
reußen, welcher am 24. Mai in Moskau ein⸗
i wird. im Hause Skarjatin auf dem Twerskoi⸗
oulevard wohnen. Prinz Arnulf von Bayern,
Aher zugleich mit dem Prinzen Albrecht von
reußen dort eintrifft, wird im Haufe Schaposchnikow
der kleinen Dmitrowkastraße absteigen. Fuͤr den
irbherzog Karl Ludwig, ist eine Wohnung im Hause
ascn in der Preischistenka gemiethet. Dasselbe
— auch von den andern auslandischen Prinzen. Als
für diese Unterbringung der auslaͤndischen
en Gäste außerhalb des Kremls wird offiziell der
ngel an Räumlichkeiten in den Palähnen des
rems anzugeben.
ade der Ankunft des Kaisers in Moskau fiel
. igin den Berichten wird aber hervorgehoben,
e ‚der kaiserliche Wagen vor dem Palast an⸗
—* ein prachtiger Regenbogen am Horizonte
g 9 Natürlich wird diese Erscheinung als
—* erheißende Vorbedeutung von dem Volke
ür welche Summe die Gesellschaft in der nächsten
Zeit eine entsprechende Ehrengabe erwirbt.
— Der Umstand, daß den mit Militär—
apieren versehenen Handwerksburschen
jon vielen Wanderunterstützungsvereinen die Ver⸗
ibreichung von Geschenken in diesen Papieren be⸗
zlaubigt worden ist, hat die Militärbehörden ver⸗
inlaßt, folgende Bestimmungen zu erlassen: „So—⸗
»ald wieder Stempel über Ortsgeschenke neuerdings
n den Militärpässen gefunden werden, wird In⸗
jaber hierwegen militärisch bestraft; denn es ist
eine Civilperson und kein Verein berechtigt, Ein⸗
räge in den Militärpaß zu machen, worüber In—⸗
hjaber zu belehren ist.“ Indem wir diese Ver⸗
ügug insbesondere den Wanderunterstützungsvereinen
rolgo Vereinen gegen Haus- und Straßenbettel
ur Beachtung empfehlen, knüpfen wir daran den
Wunsch, daß nicht durch Unterlassung des Eintrages
n besagte. Papiere den mit denselben reisenden
handwerksburschen das übliche Geschenk vorenthalten
verde.
Vermischtes.
F München, 19. Mai. Nach einer Ver—⸗
iügung des Reichs-Postamts, ausgegeben zu Berlin
im 19. Mai, kommt vom 1. Juni c. ab im
Wechselverkehr zwischen dem Reichs⸗Postgebiet Bayern
ind Württemberg einerseits bezüglich der Postnach—
nahmen ein vereinfachtes, im Wesentlichen den Be⸗
timmungen für den inneren deutschen Verkehr ent⸗
prechendes Verfahren in Anwendung. Die für das
Bublikum wesentlichen Bestimmungen lauten: 1)
Zostnachnahmesendungen müssen in der Aufschrift
»en Nachnahmebetrag in der Währung des Auf—⸗
jabegebiets, und zwar hinsichtlich der Mark- bz.
guldensummen in Ziffern und Buchstaben, ferner
zie genaue Bezeichnung des Absenders in deutlicher
Form enthalten. Bei Packeten müssen vorstehende
Bermerke sowohl auf der Sendung selbst, als auch
auf der zugehörigen Packet⸗-Adresse angebracht sein.
2) Eine Auszahlung der Nachnahmebeträge gleich
zei der Einlieferung der Sendungen findet nicht
tatt. Eine Nachnahmesendung darf nur gegen Be⸗
richtiguug des Nachnahmebetrags ausgehändgit
verden. Dieselbe ist der Post-Anstalt am Auf—⸗
Jabeorte spätestens sieben Tage nach dem Eingange
zurückzusenden, wenn sie innerhalb dieser Frist nicht
ingelöst worden ist.
F Zum Bau des Kölner Domes sind seit
1864 nicht weniger als 10,803, 106 Mk. ver⸗
wendet worden. Augenblicklich ist man damit be—⸗
cchäftigt, die letzten Bauhütten niederzureißen und
die Terrasse herzurichten; alsddann wird das impo—⸗
sante Gotteshaus nach außen und innen — bis
anuf den neuen Bodenbelag — vollendet sein. Die
Dombauhütte ist bereits gänzlich aufgelöst und in
alle Welt zerstreut. Zur Freilegung der Kathe—
drale an der Weite sind 500,000 M. disponibel;
s wird dazu aber eine Million erforderlich sein;
man hofft, die fehlende halbe bei der nächsten und
letzten Dombaulotterie zu acquiriren.
Die Tournüren der Damen, welche
zuweilen zu einem wahren Gebirge anwachsen,
werden mit den mannigfachsten Mitteln hergestellt,
im die noͤthige Ausdehnung herbeizuführen. Daß
nan aber in der Wahl dieser Mittel und hinsicht⸗
ich ihrer Zuverlässigkeit sehr vorsichtig sein sollte,
eweist. folgender Vorfall. Vor einigen Tagen
pazierte eine 'mit einer stolzen Trotloir ausge⸗
tattete Dame auf dem Tournuͤr des Blaubachs in
kdöln. Hinter sich schleppte sie — einen hiauen