Full text: St. Ingberter Anzeiger

var in der That des Verbrechens geständig, nur 
ch sie in der Motivirung desselben von den 
hen ab, welche aussagten, der verschwundene 
echt Chevallier, ein stiller, gutmüthiger Mensch, 
aile mehreren Personen anvertraut, seine Meisters⸗ 
au wäre ihm Geld schuldig, und weigerte sich, 
er keinen Empfangsschein habe, ihn zu be⸗ 
edigen. Im Laufe des Monats Mai v. J, war 
sogar zu einem Geschäftsagenten in Saint-Jean⸗ 
Angely gegangen, um ihn über die gerichtliche 
—EX Frau 'Pineau zu konsultiren. Am 
. Mai wurde er zum letzten Male gesehen. Im 
dorfe entstanden darüber allerlei Gerüchte, welche 
ie Pineau durch die Versicherung zu beschwichtigen 
cchte, Chevallier wäre zu Verwandten gereist. Sie 
ucde jedoch polizeilich überwacht und im November 
uf die Anzeige von Nachbarn, welche gesehen 
suten, daß sie in ihrem Garten knieend einen 
süber voll Knochen in den ihn durchfließenden 
6 geworfen hatte, verhaftet. Sie erzählte, der 
necht hätte sie während der Krantkheit ihres 
Rannes mit Liebesanträgen bestürmt und dieselben 
m Morgen des 381. Mai wiederholt, als sie in 
r Tenne ein Bündel Reisig mit einer Mistgabel 
erunterholte. Erzürnt schlug sie ihm die Gabel 
uf dem Kopf, warf ihn nieder und nun entstand 
n Handgemenge, in welchem sie ihm ein Rasir⸗ 
nesser entwand, daß er zur Wehr aus der Tasche 
zogen hatte, und damit die Gurgel unvorfichtiger 
beise durchschnitt. Chevallier war todt. Sie ließ 
ie Leiche liegen, zog den Schlüssel ab und begab 
ch dann des Abends wieder in die Tenne, an 
velche der Backofen stieß. Ihr Mann lag krank 
mä Bette und es gelang ihr mit großer Mühe, den 
örper ganz allein in den Ofen zu schieben, den 
e hierauf mit Holz, Stroh, alten Kleidern und 
ʒchuhen füllte. Am 1. Juni in der Frühe zündete 
eein Feuer an, gab des Abends noch mehr 
Jrennmaterial hinzu und den nächsten Morgen 
lieben nur noch Knochen übrig, die sie vor der 
zand unter einem Misthaufen verbarg. Als dieser 
n Herbst weg genommen werden sollte, holte sie 
ie Knochen wieder hervor und versuchte, sie den 
dach hinuuter zu schwemmen, wurde aber, wie be—⸗ 
reits oben erwähnt, bei dieser Operation belauscht. 
Bihrend der Untersuchungshaft gebar Frau Pineau 
in Kind, das sie vor dem Schwurgericht anf den 
lrmen trug, und ihr wohl mildernde Umstände 
rwirkte. Marie Madeleine wurde statt zum Tode 
u zwanzigjähriger Zwangsarbeit verurtheilt. 
F Eine drollige Geschichte hat sich am 
„amstage auf dem Bahnhofe Karthaus zugetragen. 
z6 war ein von Paris bis Köln angesagter Extra⸗ 
ug zu erwarten. Da nun aber gewöhnliche Sterb⸗ 
iche mit gewöhnlichen Zügen zu reisen pflegen und 
a man die Kronprinzessin in Paris wußte, so lag 
iichts näher als die Annahme, daß die zukünftige— 
daiserin den Bahnhof passiren werde. Ein 
öͤherer Bahnbeamter aus Trier warf sich flugs 
nseine beste Uniform mit goldgesticktem Kragen, 
huallte sich den Degen um und eilte nach Kart⸗ 
aus, die hohe Dame zu begrüßen, sich ihren 
zefehlen zu Diensten zu stellen. Der Zug läuft 
in (Karthaus ist die Uebernahms-Siation), 
s)errn ...... schwingt sich gewandt auf's Tritt⸗ 
rett und — o welche Täuschung! — Sarah 
Jernhardt nickt ihm vertraulich einen „Guten Mor— 
jen“ zu. Diese nämlich war's, die auf ihrer Reise 
ach Schweden den Luxus eines Extrazuges sich ge— 
attet hatte. 
. Das englische Schulschiff „Mars“, welches 
ei Dundee verankert lag, ist am Samstag verbrannt. 
das Feuer brach in den verschlossenen Gemächern 
es Kapitäns aus und die Flammen griffen so 
asch um sich, daß in kurzer Zeit der Hinlertheil 
es Schiffes lichterloh brannte. Die an Bord befind⸗ 
ichen 400 Knaben wurden auf Deck befohlen und 
ꝛobachteten eine ausgezeichnete Disziplin; nur ein 
einer Junge wurde von der Angst uͤbermannt und 
prang in's Wasser, wurde jedoch, wenn auch mit 
Nühe, gerettet. Die Löschgeräthe an Vord waren 
inzureichend, das Feuer zu bewältigen, und erst 
uch dem Eintreffen mehrerer Dampfer mit Spritzen 
on Dundee gelang es, der Flammen Herr zu 
verden. Das“ Schiff ist ganz zerstoört. Man ver— 
authet, daß das Feuer in böswilliger Weise ange— 
egt wurde. 
Gohlenproduktion der Erde.) In 
n Werke über die Kohlenfelder von England 
g t nach dem „Hbdt.“ Professor Hall Berechnungen 
au die Kohlenproduktion auf der ganzen Erde 
wund sucht die Furcht zu zerstreuenn,. daß die 
kohlenlager bald erschöpft sein werden. Er be— 
echnet die Kohlenausbeute auf der ganzen Erde 
ährlich zu 289 Millionen Tonnen, wovon die bri⸗ 
ischen Inseln allein fast die Hälfte liefern, dann 
olgen Nordamerika und Deutschland. Professor 
on Neumann-Spallart in Wien schlägt in seiner 
Uebersicht des Weltverkehrs“ die gegenwärtige Ge⸗ 
amtproduktion von Kohlen sogar auf ca. 350 
Nill. Tonnen zu 10 Meter⸗Centnern an, wovon 
49 Mill. auf England, 70 Mill. auf die Ver—⸗ 
inigten Staaten, 59 Mill. auf Deutschland, 19 
Nill. auf Frankreich, 16 Mill. auf Belgien und 
14 Mill. auf Oesterreich entfallen. In den größten 
dohlengebieten der Erde hat indessen die Ausbeu— 
ung erst begonnen, so namentlich in China, welches 
nit ca. 200 000 engl. Quadrat⸗Meilen Kohlen⸗ 
'eldern oben ansteht; die amerikanischen Kohlenge⸗ 
ziete werden fast ebenso hoch veranschlagt, nächstdem 
'olgt Ostindien. Auch die Kohlenschätze von Japan 
ind Australien sind außerordentlich groß, ebenso die 
'ast noch gar nicht ausgebeuteten in Rußland. An 
ine Erschöpfung der Kohlenlager braucht daher vorerst 
nicht gedacht zu werden. Weit bedenklicher sieht 
s mit den Waldungen aus, in welcher Hinsicht 
etzt sogar in Nordamerika von allen Seiten War— 
nungsrufe ergehen, der heillosen dortigen Waldver⸗ 
wüstung Einhalt zu thun. 
(Ausstellungen im Jahre 1883. 
In diesem Jahre finden in den meisten Haupt— 
tädten bedeutende Ausstellungen statt. Am zahl⸗ 
reichsten sind die Industrie-Ausstellungen; solche 
werden in Blois (vom 22. Mai bis 1J. August), 
in Caen und Troyes (vom 15. Mai bis 15. Sepe 
ember), in Vannes (vom 12. Mai bis 11. Juni 
n Verbindung mit einer Kunstausstellung), in Foir 
vom 5. bis 22. Mai) und in Rochefort (vom 
26. Mai bis 26. Juli) abgehalten. Die große 
internationale Fischerei⸗Ausstellung in London wurde 
hbereits am 1. April eröffnet und wird bis 1. Juni 
dauern. In Calkutta und Nizza werden diesen 
Winter internationale Ausstellungen stattfinden. Im 
September wird in Mailand die internationale 
Eßwaren⸗Ausstellung eröffnet und am 1. August 
ie internationale Elektrizitäts-Ausstellung in Wien. 
Die hygienische Ausstellung zu Berlin und die land— 
virthschaftliche Ausstellung zu Lissabon sind kürzlich 
röffnet worden. Außerdem finden noch Ausstel- 
ungen statt in Amsterdam, in München (für schöne 
Zünste) und endlich in Madrid (für Mineralien). 
Im Ganzen fünfzehn Ausstellungen. 
(Ack. J. W. Gew.⸗Z.) 
Der Kanal durch die Landenge 
»on Korinth, welcher in Angriff genommen 
st, folgt der unter dem Kaiser Nero entworfeuen 
ind damals schon begonnenen Trace. Derselbe soll 
n 5 Jahren vollendet sein. Zwei Brücken werden 
hn überspannen, eine 53 Meter hohe am östlichen 
ind 48 Meter hohe am westlichen Ende. Die ganze 
zänge des Kanals beträgt 6343 Meter, seine Breite 
im Wasserspiegel 28 Meter, auf der Sohle 22 
Neter, seine Tiefe 8 Meter. 
New⸗-York, 31. Mai. Als sich gestern 
Nachmittag eine große Menschenmenge auf der neuen 
grücke zwischen Brooklyn und New⸗-York befand, 
utstand auf den Ruf: „Die Brücke fällt“ eine 
hanik. Mehrere Personen kamen um, viele wurden 
liedergetreten und verletzt. 
New-York, 31. Mai. Bei der gestrigen 
Panik auf der Brooklyner Brücke sind 
wölf Personen getödtet und sechsundzwanzig ver— 
vundet worden. 
Baltimore, 29. Mai. Auf dem im 
siesigen Hafen liegenden Bremer Dampfer „Straß- 
zurg“ ereignete sich gestern der Unfall, daß durch 
»as Brechen einer Rage zwei Mann getödtet und 
iner über Bord geworfen wurde und ertrank 
Verloosung. 
Karlsruhe, 31. Mai. Serienziehung der 
gadischen 35 fl.-Loose. Ser.Nr. 80 221 255 
308 309 356 371 411 682 782 1355 1366 
976 2044 2159 2737 2759 2981 3392 3555 
3644 3652 3878 3999 4073 4346 4435 4891 
190 5191 5199 5370 5989 5994 6034 62983 
3413 6580 6902 7560 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Böchingen Friedrich Becker, 
adischer Gendarm, 30 J. a.; in Kirchheimbolanden 
Frau Barbara Fuchs, geb. Fey, 61 J. a.; in 
dandstuhl Ludwig Benzino, Fabrikant, 53 J. a.; 
n Virmasens Maria Kirsch, geb. Seif 73 J. a. 
*3 
Warktberichte. 
Zweibrücken, 831. Mai. (Zruchtmittelpreis und Vik— 
ualienmarkt.) Weizen 9 M. 59 Pf. Korn 7 M. 42 Pf., 
—„pelz O M. — Pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinkel 
— M. — Pf., Mischfrucht O M. — Pf., Hafer 7 M., 
20 Pf., Erbsen 0 M. — Pf. Wicken 0 M. — Pf., 
derste zweireihige O M. — Pf., vierreihige d M. — Pf. 
dartoffeln 3 M. 30 Pf., Heu 8 M. 50 Pf., Stroh 2 M., 
50 Pf., Weißbrod 12/3 Kilogr. 54 Pf., Kornbrod 3 Kilo 
30 Pf., Gemischtbrod 83 Kilogr. 74 Pf., paar Weck 90 Gr. 
3 Pf., Rindfleisch J. Qual. 66 Pf., II. Qual. 60 Pf. Kalb⸗ 
leisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 55 Pf., 
Butter /3 Kilogr. 1 M. 15 Pf. Wein 1 Viter 80 Pf., 
Bier 1 Liter 24 Pf. 
Homburg, 30. Mai. (Fruchtmittelpreis und Viktu⸗ 
lienmarkt.) Weizen 9 M. 50 Pf., Kora 7 M. 19 pf., 
S„pelzkern — M. — Pf., Spelz 0O M. — Pf., Gerste 
dreihige O M. — Pf., Gerste 4reihige — M. — Pf., 
dafer“7 M. 37 Ppf.. gischfrucht d M. — pfl, Erbdsen 
— M. — Pf., Wicken 0 M. — Pf., Bohnen 0 M. 
— Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund 
358 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 70 Pf. Ochsenfleisch — Pf. 
tindfleisch 60 Pf., Kalbfleisch 40 Pf., Hammelfleisch -- Pf. 
Schweinefleisch 536 Pf. Butter 1 Pfund 1 M. 20 Pf⸗ 
dartoffeln per Zentner 3 M. — 50 Pf. 
Landstuhl, 28. Mai. (Fruchtmittelpreis und Bik⸗ 
ualienmarkt.) Weizen 0O M. — Pf., Korn 7 M. 10 Pf., 
SZpelz 0 M. — Pf., Hafer 7 Mk. 20 Pf., Gerste 0 M., 
— Bf., Wichen — M.. — Pf., Erbien — M. — Pf. 
Ldinsen — M. — Pf. Kleesamen- M — Pf., Kartoffein 
ber Ztir. dO M. — Pf., Kornbrod 6 Pfd. 60 Pf., Weis⸗ 
brod 2 Pfd. 45 Pf. Gem. Brod 3 Pfd. — Pf. Butter 
per Pfd. O M. 95 Pf., Eier per Dutzend 54 pf. 
Kaiserslautern, 29. Mai. (Fruchtmittelpreis und 
Viktualienmarkt. Weizen 9 Mk. 85 Vf. Korn 7 M., 
36 Pf. Spelzkern — M. — Pf. Spelz 7 M. 06 Pf., 
Berste 6 M. 35 Pf. Hafer 7 M. 26 Pf., Erbsen OM., 
— Pf., Wicken O M. — Pf., Linsen O M. — Pj. Klee⸗ 
amen O M. — Lf., Schwarzbrod 6 Pfund 74 Pi., 
3Pfd. 37 Pf., Gemischtbrod 3 Pfund 42 Pf., Butter pro 
gfd.. 124 -0,00 M. Eier 1 Stück 05 Pf. Kartoffeln pro 
Zentner 3 M. 20 bis 3 M. 50 Pf. Stroh 2M. — Pf., 
»is 2 M. 50 Pf., Heu pro Ctr.2 M. 60 Pf. bis 3 M., 
50 Pf., Kleeheu ßZ M 20 Pf. bis 3 M. 60 Pf. 
Für die Redaktion verantwortlich F. X. Dementz. 
Der bei der Bayerischen Notenbank 
ꝛröffnete Girocheckverkehr hat bei dem Publi— 
um, das denselben vielseitig benützt, großen An— 
lang gefunden. In der That entspricht derselbe 
inem wirklichen Bedürfnisse. Der Kaufmann, der 
Ende des Monats seinen Wechsel zahlt, muß schon 
vorher bedacht sein, die hiezu nöthigen Mittel zu 
ammeln. ein sorgsamer Hausvater, der halbjährig 
einen Hauszins oder die Pension für das Institut, 
worin seine Kinder untergebracht sind, zahlen muß, 
wird monatlich etwas zur Deckung dieser Auslagen 
zurücklegen, während der Hausherr die zu Georgi 
und Michaeli eingehenden Miethbeträge theils 
ür seine Lebsucht, theils zur Zahlung der Bau⸗ 
handwerker, Hypothekzinsen und dergl. zurück be⸗ 
halten muß. Der Brauer, welcher im Sommer 
'ein Bier verkauft, der Wirth, der monatlich sein 
Biergeld entrichtet, der Handwerker, der zu Neujahr 
eine Rechnungen bezahlt erhält, der Oeconom, der 
im Herbste seine Ernte verkauft, alle müssen Geld 
his zur Verwendung aufbewahren, ohne von dem⸗ 
elben Zinsen zu erhalten und sie laufen noch Ge— 
sahr, daß ihnen dasselbe mittlerweile entwendet 
vird. 
Man hört oft, daß Familien, während sie Aus—⸗ 
düge machen, oder Landaufenthalt nehmen, bei 
hrer Rückkehr das Haus ausgeraubt finden; nicht 
jelten wird das Geld, das zu Zahlung einer zu 
iner bestimmten Frist fälligen Schuld angesammelt 
vird, gestohlen und dadurch Verlegenheit bereitet, 
mmer aber hat die Aufbewahrung des Geldes zu 
dause neben der Gefahr der Entwendung, Zinsen⸗ 
»erlust zur Jolge. Diesen Nachtheilen beugt der 
ßirocheckverkehr vor. Man erhält mäßige 
Zinsen, kann jeden Augenblick über das Geld ver— 
ügen es ist sicher, daß es nicht gestohlen wird. 
Hiefür ist keinerlei Zahlung zu leisten und der— 
‚enige welcher sich dieses Verkehrsmittels bedient, 
jat außerdem den Vortheil. daß er sich an Ordnung 
Jewöhnt. 
Gar mancher Irrthum wird dadurch vermieden, 
und Zweifel ob Rechnungen bezahlt sind werden 
zurch Einsicht des Checks-Buches gehoben. Deß⸗ 
halb darf man sich nicht daran stoßen, daß die 
ausgestellten Cheecks innerhalb 3 Tagen präsentirt 
werden sollen. Die Bestimmungen sind lediglich 
im Interesse des Publikums getroffen. Die Bank 
hat außer dem allgemeinen Interesse geschäftlicher 
Ordnung hievon keinen weiteren Vortheil; sie hat 
aber gleich wohl schon jetzt solche Anordnungen 
jetroffen, daß selbst bequeme Kunden hiedurch 3sich 
richt belästiat fühlen können