St. Jughertfer Anzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich füufmal: Am Montag, Dieunstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗
Zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 AM 40 Z einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 75 , einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 R, bei Neclamen 30 4. Bei 4maliager Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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M? 120.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 22. Juni. In militärischen
ereisen spricht man vom baldigen Erscheinen eines
lrmeebefehls.
Berlin, 21. Juni. Für das 25jährige
degierungs⸗Jubiläum des Königs
Bilhelm, das am 9. October stattfindet, werden
n der Armee bereits umfassende Vorbereitungen
etroffen.
Berlin, 21. Juni. Der „Reichsanzeiger“
erbffentlicht das Arbeiter⸗Krankenversicherungs⸗Gesetz.
Generallieutenant von Massow, z. Z. Gouͤ—
erneur von Ulm, ist zum Nachfolger des General⸗
ieutenants v. Gottberg in der von diesem bis⸗
zer bekleideten Stellung als Gouverneur von Straß⸗
vurg ernannt worden.
Das Befinden des Reichskanzlers hat sich
nach dem „Deutscheu Tageblatt“ verschlechtert;
verselbe muß wieder das Zuͤmmer hüten.
Ausland.
Paris, 22. Juni. Bei dem gestrigen Banket
et elektrischen Gesellschaft erklärte vesseps, er hoffe
urch elektrische Beleuchtung den Suez⸗Kanal auch
pährend der Nacht passirbar zu machen; er betonte
euerdings die Nothwendigkeit eines zweiien Kanals.
tr hätte soeben mit dem englischen Botschafter eine
ehr befriedigende Unterredung gehabt. Die eng⸗
iche Regierung billige die Haitung der Gesellschaft
ind theile die von Bright in Birmingham ausge⸗
arochenen Ansichten. Die ganze Agitation sei eine
ünstliche. Der Kanal werde unqefähr 150 Mil-
ianen kosten.
Versailles, 21. Juni. Die „Agence Havas“
eldet: Bei der gestrigen Einweihung des Ballhaus
nales hielt Ministerpräsident Ferry eine Rede, in
elcher er der Männer von 1789 und deren Werke
rdachte. Ihr Zusammenhalten habe die Bewegung
on 1789 unwiderstehlich gemacht, Frankreich müsse
nig wie sie sein. Ferry theilte schließlich mit, er
nerde demnächst einen Gesetzentwurf vorlegen über
in Denkmal, welches im Jahre 1889 Jum An—
enler an die konstituirende Versammlung errichtet
verden solle
Lokale und pfel⸗zische Nachrichten.
St. Ingbert, 28. Juni. Morgen, als
a Johannistage, feiert im benachbarlen
tohrbach der Knaͤppen-Verein sein Jah—
est. Aus diesem Anlasse findet dafelbstanm
achmittag in der Gartenwirthschaft von Jakob
bagner (Tivoli) ein Conzert siath, ausgeführt
un der rühmlichst bekannten Bergkapelle Wittig.
das Rohrbacher Johannis fe st hat sich
den letzten Jahren zu einem förmlichen Volts
ttentwickelt, und dürfte es auch heuer, günstige
terung vorausgesetzt, an zahlreichem Besuche aus
Umgegend nicht fehlen Spielt doch der
hannislag wie allgemein bekannt, im Leben
eres Voltes eine große Rolle und ist er doch
Ier der wichtigsten Tage des bürgerlichen Kalenders.
r liebliche Dinge haben auch bon ihm den
nn wir nennen nur Johanniswein. Möge
bolhem. dem man gar wunderbare Eigenschaften
jeder Tropfen werden, den frohe Johannis
x morgen trinken; nur soll er, wenn der Tag
dem Taufer geweiht ist, nicht getauft sein.
GPfalzisches Schwurgericht, In
ethandlund vom Donne slag Vorminaa wum—
»Sonntaa, 24. Juni 1883. 18. Jahrg.
der 832 J. a., der Brandstiftung angeklagte Tagner
Johann Hager von Alschbach freigesprochen.
— Kaiserslautern, 21. Juni. Gegen⸗
värtig zirkuliert in unserer Stadt eine Einladung
ur Betheiligung an Errichtung einer neuen Kessel⸗
abrik in Form einer Aktiengesellschaft. Die Ein⸗
adung weist darauf hin, daß in Anbetracht der so
ielfach hier vorkommenden Reparaturen, als auch
zauanlagen (im hiesigen Bezirke liegen allein schon
133 Dampfkessel) die Rentablität des Unternehmens
rußer allem Zweifel steht. Das erforderliche
Aktienkapital würde sich auf zirka 80,000 Mk. he⸗
aufen, und soll sich bei einem leicht zu erzielenden
zßahresumsatz von 130 - 180,000 Mk. nach Abzug
ämmtlicher Unkosten eine Rente von mindestens
32 12 Proz. erzielen lassen.
— Gegenüber der durch die Pf. Pr. gebrachten
Nachricht von der bevorstehenden Aufhebung der
zndustrieschule in Kaiserslautern erkläri Herr
ttektor Recknagel, daß der Ministerpräsident eine
der Forterhaltung der Schule günstige Erklärung
ibgegeben habe.
— Das Eisenwertk Kaiserslautern
st für die Ausstellung seiner Oefen auf der hygie⸗
nischen Ausstellung in Berlin mit der silbernen
Medaille prämiirt worden.
— Der bisherige Amtsanwalt am Amäisgerichte
Frankenthal, Herr Karl Berdel, wird demuächst
ich als Rechtsanwalt in Kaiserslautern niederlassen.
— Bergzabern, 21. Juni. Dieser Tage
vnrden von einem hiesigen Eigenthümer die Kirschen
ines einzigen Baumes um 80 Mark an einen
dändler verkauft. Ein Beweis, daß dieselben hier
ioch sehr theuer sind.
— Die zum Vollzug des Gesetzes vom 30.
April l. J., betreffend die Staatsbeihilfe aus An⸗
laß des durch die Ueberschwemmungen im
NPevember und Dezember 1882 herbeigeführten
Nothstandes, für die Pfalz niedergesetzte Verthei⸗
ungs⸗Kommission wird, wie der „Pf. K.“ aus
Jaubwürdiger Quelle vernimmt, zur Lösung ihrer
Aufgabe am 2. Juli l. J. in Speyer zusammen⸗
reten.
— Das Kreiskomité des landwirthschaft—
ichen Vereins der Pfalz hat als Verhand⸗
ungsgegenstände für die diesjährige Kreisversamm⸗
ung in Vorschlag gebracht: 1) der jetzige Stand
»er Torfstreufrage in Norddeutschland und bei uns;
) Die Brennereifrage mit spezieller Berücksichtigung
er yfälzischen Verhültnisi⸗—
welche drüben in der Heimath einen deutschen Zahn⸗
arzt kennen lernte und mit diesem, der sich auf
einer Reise befand, die Ueberfahrt nach Europa be⸗
werkstelligte. Der Zahnkünstler soll ihr die Ehe
versprochen haben, so daß er nicht nur freie Ueber—
fahrt auf Kosten seiner Holden, sondern auch die
Zorge um deren Vermögen hatte, welches sich in
Sestalt von amerikanischen Staaispapieren in einem
offer befand. Das Pärchen kam wohlbehalten bis
nach Frankfurt a. M., dort erklärte aber der ga—
ante Bräutigam, eine kleine Tour in die Umgegend
nachen zu müssen und auf diesem Abstecher nahm
r auch den inhaltsschweren Koffer mit. Die bitier
nttauschte Braut wartete, bis sie endlich zu be—
zreifen anfing und dann machte sie sich auf die
Suche. In Würzburg soll sie nun ihren Un—⸗
getreuen wieder gefunden haben, freilich ohne den
doffer, aber dafür im Besitze einer ihm längst zu⸗
gehörigen Ehehälfte!!
f.Regensburg, 16. Juni. Eine Hilfs-
ehrerin in Nittenau hatte das Unglück, bei der
Züchtigung eines Knaben denselben durch einen
Schlag mit dem scharfkantigen Würfellineal am
topfe zu treffen, welcher Schlag jedoch augenblick
ich für den Knaben nicht besonders fühlbare
Folgen nach sich zog. Zwei Tage war derselbe
frisch und munter; am dritten Tage jedoch zeigte
ich am Kopfe eine blutunterlaufene Geschwuist,
velche den raschen Tod des Knaben zur Folge
hatte. (Amb. Tgbl.)
.Aus Schliserse e wird dem „Wlidst.“ mit⸗
zetheilt, daß am Dienstag 189. Juni der Jägerkamm,
die Brecherspitz, Gundel-⸗ und Kreuzbergalm miil
rischem Schnee bedecht waren. Auch in Schliersee
elbst hat es bei einer Temperatur bon 10 geschneit.
St. Johann, 21. Juni. Die Aufführung
eines der schönsten deutschen Oratorien, des ,Mes
ias“ von Händel, wird anfangs Juli unter
eitung des Herrn Musikdirektors Grüters in der
dudwigskirche zu Saarbrücken stattfinden. Für die
Solopartieen, sowie für Instrumentalbegleitung sind
edeutende Kraͤfte von hervorragenden Kunstinsütuten
Deutschlands — Karlszruhe, Wiesbaden, Koln,
Beimar ꝛc. — gewonnen worden, so daß die Auf⸗
ührung eine musterhafte werden wird. Am Tage
iach derselben werden sich nach der St. Joh. Zig.
ie auswärtigen Sänger und Musiker zu einem
weiten Concert vereinigen, in welchem auserlesene
Werke unserer berühmtesten Komponisten zu Gehör
jebracht werden sollen. — Das Ganze gestaltet
ich also zu einem Musikfeste, wie es in unseren
SZtädten nicht oft geboten wird. Auch aus den
enachbarten Städten und Ortschaften werden diese
Foncerte, wie wir nicht bezweifeln, viele Kunsi⸗
reunde anlocken.
f Aus dem All gän (in Schwaben), 19. Juni.
Im 21. ds. ist Sommersanfang und bei uns
chneit es im Gebirge seit einigen Tage, wie es in
der Ebene ununterbrochen in Strömen regnet. Die
Heuernte, welche draußen liegt und so reich ausfiel,
st der Gefahr des Verderbens ausgesetzt.
FDie Enthüllung des Niederwald—
Denkmals wird, wie wir vernehmen, nach den
zis jetzt getroffenen Bestimmungen am 27. Sep⸗
ember d. J. stattfinden. Der Kaiser, welcher sich
im jene Zeit in der Provinz Hessen⸗Nassau zut
Besichtigung der Manöver befinden, beabsichtigt, an
yer Feierlichkeit Theil zu nehmen. Auch werden
ämmtliche deutsche Fürsten zur Betheiligung an
erselben eingeladen werden. Ebenso werden an
zie auf den Reliefs des Denkmals abgebildeten
Vermischt es.
F Aus Würzburg wird geschrieben: Ein seltener
Besuch weilt gegenwärtig in uünseren Mauern, näm⸗
ich der aus dem lezzien russisch-türkischen Krieg
ioch in frischer Erinnerung stehende Chef des ruf⸗
ischen Generalfstabes, General v. Totleben.
Dderselbe war am sogen. „grauen Staar“ (und zwar
uuf beiden Augen) erkrankt und suchte hier Hei⸗
ung von seinem Uebel. Gestern unn wurde die
Operation an dem Patienten durch den Professor
Michel mit einem sehr günstigen Erfolg vollzogen,
o daß zu hoffen ist, dem verdienten General die
chönste Himmelsgabe, das Augenlicht, zu erhalten.
Wie es heißt, beabsichtigt der General bis zu seiner
rollständigen Genesung in hiesiger Klinik zu verbleiben.
Eine Sensationsgeschichte wird in den nächsten
kagen in Würzburg offenkundig werden, nach⸗
em einzelne Lokalblätler schon bezügliche Andeui⸗
ugen fallen gelassen. Es ist nämlich von Phila—
phia eine junge Amerikanerin dort angekommen
—