Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Jugheyter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
ziatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteliahrlich 1. 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 75 , einschließl 
BZustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I83 4, bei Neclamen 30 4. Bei 4maliqger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 129. 
Volitische uebersicht. — 
Deutsches Neich. 
München, 4. Juli. Se. kgl. Hoheit Prinz 
Urnulf hat in seiner Eigenschaft als Komman— 
eur des Infanterieleibregiments dem 
degimente eine Schenkung von 10,000 M. 
jemacht, aus deren jährlichen Zinsen an die Unter⸗ 
fficiere und Kapitulanten Vrämien vertheilt wer⸗ 
een sollen. 
München, 4. Juli. Die Nachricht von einer 
dativ günst igen Gestaltung der laufenden Budget⸗ 
eriode und hiernach des Budgeientwurfes für die 
ächste Finanzperiode wird an die Adresse des Land⸗ 
ages neben dem bereits laut gewordenen Petitions⸗ 
wurm zur Erlangung diverser Gehaltsaufbesserungen 
asbesondere auch eine große Zahl von Petitionen 
im Gewährung freiwilliger Staatszuschüsse zu 
tirchenbauten zur Folge haben. Es wird uns dies 
nit der speziellen Mittheilung versichert, daß aus 
Nünchen nicht weniger als drei solche Petitionen 
ich in Vorbereitung befinden. Da könnte der nächste 
andtag doch das Schauspiel eines Kirchthurm⸗ 
ennens im wirklichen Sinne des Wortes bieten. 
München, 4. Juli. Es wird der „Do— 
auztg.“ geschrieben: „Wie wir aus sicherer Quelle 
ernehmen, geht man in den Kreisen der Reichs— 
athskammer mit dem Gedanken um, bei dem Ende 
zeptember einzuberufenden Landtage eine Aender— 
ing des Malzaufschlagsgesetzes in der Richtung an⸗ 
ustreben, den Aufschlag um 1 Mark herabzumin⸗ 
ern. Bekanntlich hat die Erhöhung von 4 auf 6 
dark nur auf die Dauer der Finanzperiode gesetz⸗ 
he Kraft und wird deßhalb bei jeder Budgetbe⸗ 
uhung neuerdings der Berathung der Kammern 
uterstellt. Der oben angedeutete Vorschlag hängt 
niit der günstigeren Gestaltung unserer Staaisein— 
ahmen zusammen und sollen auf diese Weise die 
Nittelbräuer, welche die Erhöhung des Aufschlages 
m meisten empfinden, einigermaßen entlastet werden. 
das dazu der Finanzminister fagen wird und ob 
ie Mehreinnahmen, abgesehen von der Frage, wie 
unge man auf sie rechnen kann, nicht durch ander⸗ 
deile dringende Ausgaben verschlungen werden, das 
aird sich bei der Budgetberaihung selbst zeigen.“ 
dach den früheren Vorkommnissen in der ersten 
dammer ist es allerdings nicht unwahrscheinlich, 
uß sich in der hier prophezeiten Richtung eine in 
wine Bewegung erheben wird. 
Berlin, 4. Juli. Der „Reichsanzeiger“ 
dreibt: Die gestrige Conferenz der betheiligten Be⸗ 
Arden unter dem Vorsitz des Staatsminifter von 
öttichet und unter Betheiligung des Ministers 
joßler beschloß gegenüber der Cholera⸗Gefahr eine 
gelmäßige Veröffentlichung der Cholera⸗Nachrichten 
und ferner darauf hinzuwirken, daß neue inficirte 
tansporte nach Aegypten, sowie der Austritt von 
oleraverdächtigen Personen aus Aegypten gehin⸗ 
ut werde. Die Conferenz beschloß endlich, anzu⸗ 
gen, daß seitens der deutschen Seeuferstaaten 
Leunigst die ärztliche Controle aller Schiffe ver⸗ 
rchtiger Provenienz herbeigefüührt werde— 
rFürft Bismarcgk weigert sich, trotz wieder⸗ 
Aen Anrathens der Aerzte, sich der Arbeilen gänz⸗ 
dh zu enthalien. EGr soll den Landaufenthalt jeßt 
ieder vornehmlich zur Inangriffnahme oder viei— 
rhr Fortführung der sozialpolitischen Gesetzgebung 
uhen wollen. Auch zu der Reise nach Kistingen 
wohl der Gebrauch des dortigen Brunnens ihm 
mm allen Aerzten wiederholt und dringend ange⸗ 
Samstaa, 7. Juli 1883. 
—18. Jahrg. 
e 
überfahren. Ein Rad ging dem Kinde über den 
stopf und tödtete dasselbe sofort. 
— In dem eine Stunde von Wolfstein ent- 
ernten Dorfe Relsberg hatten am Dienstag 
Nachmittag drei dem Ackerer Heinrich Klein ange- 
jörende Kinder vor dem niederströmenden Regen 
inter einem Baume Schutz gesucht und wurden 
von dem in den Baum einschlagenden Blizze getroffen. 
Zwei dieser Kinder sind weniger. das dritse jedoch 
edeutend verletzt. K. 3.) 
— Der belannte Weinschmierprozeß gegen die 
Gebr. Mayer, Weinhändler in Neusfiadt, hat vor 
der Strafkammer in Frankenthal mit einem 
Nachspiel seinen endgültigen Abschluß gefunden. 
Aus der betreffenden Verhandlung ergab sich näm— 
lich begründeter Verdacht, daß sie den Versuch bei 
derschieden Zeugen gemacht hatten, dieselben oder 
)eren Aussagen zu ihren Gunsten zu präpariren, 
vas auf gut deutsch gesagt, bedeulet: fie zum 
Neineid zu verleiten. Diese zu Tage gekommenen 
jöchst verdächtigen Manipulationen führten zur Ver— 
jaftung der Gebr. Mayer sowohl, wie deren 65- 
ährige Vaters Salomon Mayer, der auch mit⸗ 
zewirkt haben sollte und endlich nach Ueberführung 
als schuldig, zur Verurtheilung der beiden Ersteren 
in je 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus, Aberkennung 
der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 
3 Jahren und Ueberbürdung sämmtlicher Kosten 
des Prozeßverfahrens; die bereits berbüßte Unter— 
uchungshaft — etwa 2 Monate — wird ihnen 
m ausgesprochener Strafe nicht in Abrechnung 
gebracht. 
— Die Strafkammer des k. Landgerichts 
Frankenthal hat am 8. d. den 37 J. a. Uhr⸗ 
nacher Franz Fehn von Ludwigshafen 
wegen Unterschlagung zu 6 Monaten Gefängniß 
berurtheilt; derselbe hatie eine ihm von dem dortigen 
k. Amtsanwalte zur Reparatur übergebene Damen⸗ 
uhr im Mannheimer Leihhause versetzt. Fehn ist 
wegen ähnlicher faulen Geschichten bereits wieder⸗ 
holt bestraft worden. 
— Ein nicht genannt sein wollender edler 
Spender aus der Pfalz gab zur Erbauuug 
des Protestationsdomes in Speyer die 
Summe von 200,000 M. Infolge Dessen soll nun 
m nachsten Jahre mit der Grundsteinlegung be— 
jonnen werden. zu welcher man unter andern 
erborragenden Männern auch den vielgenannten 
Näcen der Pfalz, Herrn Hilgard, genannt 
Villard, aus New-Pork erwariet. Wie man hört, 
oll die zu erbauende Kirche mit gemalten Glas⸗ 
enstern geziert werden, welche die an der Prote⸗ 
tation betheiligten ehemaligen freie Stadte stiften, 
ind die deßhalb auch deren Wappen führen sollen. 
Lußerdem dürften auch die Standbilder der be— 
heiligten Fürstlichkeiten u. s. w. in derselben zur 
lufstellnng gelangen. 
— Auf Anregung aus dem Handelsstand hat 
ich die Handels · und Gewerbekammer für Schwa⸗ 
»en und Neuburg an das Direktorium der 
Reichsbank mit dem Antrag gewendet, es möchte 
dasselbe die Augsburger Reichsbankstelle ermächtigen, 
die sämmtlichen Noten der zur Banknoten⸗Emisfion 
m Deutschen Reich zugelassenen Banken an Zahl⸗ 
ingsstatt anzunehmen, wozu sie nach 8Z 19 des 
Bankgesetzes nur an Plätzen mit mehr als 80,000 
kinwohnern, oder am Sitz der Bank, welche die 
stoten ausgegeben hat, verpflichtet ist. Das Gesuch 
wurde damit begründet, daß bisher ein dringendes 
Bedürfniß für eine derartige Ausnahmsbestimmung 
uus dem Grund nicht vorbanden gewesen sei, we 
cathen wird, scheint sich der Kanzler nur sehr schwer 
dewegen lassen zu wollen. 
Ausland. 
VParis, 4. Juli. Pays will wissen, demnächst 
vurde eine Kundgebung des Prinzen Napoleon 
erfolgen, um die Conservativen zu beruhigen und 
ie Katholiken zufrieden zu stellen. — Die Liberté 
laubt zu wissen, der Graf Chambord habe den 
derzog und die Herzogin von Madrid zu sich be⸗ 
chieden und mehrere Clauseln in seinem Testament 
ingebracht, welches er dem Papst zusandte. 
Paris, 4. Juli. Der Zustand des Grafen 
Fhambord ist nach dem lehten Bulletin noch⸗ 
mmer sehr bedenklich; die Schwäche und die außer⸗ 
irdentlichen beunruhigenden Symptome dauern fort. 
London, 4. Juli. Der, Daily News“ meldet 
nan aus New⸗-York, daß die Dampfschifffahrts- 
Besellschaften der Cunard- und Guion. Linie, sowie 
der Norddeutsche Llohyd und die Hamburger Kom⸗ 
zagnien sich einverstanden erklärt haben, alle unter 
Verletzung des Gesetzes mitgebrachten Einwanderer 
aurückzuführen. 
London, 5. Juli. Der Standart meldet 
ius Shanghai vom 4. d.: Li⸗Hung⸗ Chang lehnte 
zefinitiv alle von Frankreich bezüglich Tonkins 
zufgestellten Bedingungen ab und ersuchte Tricou, 
ich künftighin in dieser Angelegenheit an das 
domité für die auswärtigen Angelegenheiten in 
bekiag zu wenden. Tricou erklärte, wie auch die 
entscheidung der chinesischen Regierung ausfallen 
ollte, Frankreich werde sich volle Aklionsfreiheit 
wahren. 
Ein römisches Telegramm des Tagblattes 
neldet, Herr v. Schlözer habe am Montag eine 
ange Conferenz mit dem Staatssekretär Jacobini 
jehabt. Eine Note der preußischen Regierung ist 
iach Rom unterwegs und wird noch im Laufe dieser 
Woche der Curie übergeben werden. Man darf an⸗ 
iehmen, daß der Text dieser Note noch vor der 
Abreise des Fürsten Bismarck nach Friedrichsruhe 
estaestellt worden. 
Lokale und pfälzische Rachrichten. 
*St. Ingbert, 6. Juli. Dem Vernehmen 
zach findet näch sten Sonntag Nachmittag um 
3 Uhr zu Blieskastel im Gariensaale der Frau 
Wttw. König eine Versammlung der Ver— 
rauensmänner des freisinnigen 
Pahlvereins unseres Bezirkes statt. Derselben 
oerden auch unsere Landtagsabgeordneten, die Herren 
Iberlandesgerichtsrath Hessert, Burgermeister 
Näarcker und Bürgermeister Höh (Gerhardsbrunn), 
»eiwohnen, um sich mit den Vertrauensmännern 
ind andern Gesinnungsgenossen, welche ebenfalls 
ur Versammlung eingeladen sind, über wichtige 
Tagesfragen zu besprechen. 
o Ensheim, 5. Juli. Viktualienmarkt. 
Zutter per *4 Kilo 1,20 Mark, Eier per Dutzend 
'0 Pf. Kartoffeln, alte per 50 Kilo 4,50 Mark, 
jeue 5 Mark, Kirschen per Kilo 10Pf., Weiß⸗ 
raut per Kopf 18 —220 Pf. — Während des 
Nonats Juni wurden in Ensheim geschlachtet: 7 
sinder, 7 Kühe, 13 Kälher. 11 Schweine und 1 
—X 
— Edenkoben, 4. Juli. Vom heutigen 
VLerbands.Schützentag wurde Offenbach a. M. 
ils nächster Festort bestimmt. 
— In Landau wurde am Mittwoch das 
Un Jahre alte Knäbchen des Schneiders Fliemann 
on dem Omnibus des Hotels zum Pfälzer Hof