Full text: St. Ingberter Anzeiger

Unter der Marke „Die Frau a⸗ 
Kriegerin“ finden wir im „W. Fremdenblatt“ 
folgende reizende Plauderei von Leo v. Saville: 
Hian hat so oft das schönere Geschlecht auch das 
schwache genannt, daß es nicht uninteressant sein 
duͤrfte, nachzuweisen, daß dasselbe trohß seiner zarten 
Schwäche kriegstüchtig genug ist, um auch den stärk⸗ 
sten Simson mühclos in Fesseln zu schlagen. Frauen 
find geborene Kriegerinnen, wer gegen diesen alten 
Erfahrungssatz noch Bedenken trägt, der schenke 
meinen nachfolgenden Beweisgründen ein geneigtes 
Ohr. Wie vieler und mühsamer Vorbereitungen 
bebarf ein Feldherr, um feste Plätze zu erobern, die 
Frau hingegen ist schon von der allgütigen Natur 
rinnehmend ausgestattet, daß ihr kein noch so befestigtes 
männliches Herz auf die Dauer zu widerstehen im 
stande ist. Das Tirailleurfeuer ihrer Blicke genügt 
schon, um die männliche Festung im Sturm einzu⸗ 
nehmen. Gehen wir nun die Einzelleistungen des 
Soldalen durch, so muß man zunächst anerkennen, 
daß die Frauen den Wachtdienst aus dem Grunde 
verstehen. Unermüdlich sind sie auf dem Nacht⸗ 
wachtposten, wenn's gilt, denn Mann bei verspäteter 
nächtlicher Heimkehr mit einer Gardinenpredigt zu 
uͤbecrumpeln — daß sie zugleich vortreffliche Scharf⸗ 
schützen sind, weiß Jeder, der einmal von ihnen 
auf's Korn genommen worden ist. Meisterinnen 
sind die Frauen in der Belagerungskunst. Es 
herrscht eine Geschäftsflaue. Der Mann hält sein 
Portemonnaie fester verschlossen als sonst und öffnet 
es gutwillig nur, wenn er Durst empfindet. Nun 
hat sich's die Frau aber in den Kopf gesetzt, ein 
ebenso modernes Kleid, wie ihre Nachbarin zu be⸗ 
sitzen. Aber ein neues Kleid ist mit seinen Plissés, 
Volants und dem unvermeidlichen Cosaque keine Klei⸗ 
nigkeit. Kommt dazu noch jener Straßenapparat, 
welchen man Schleppe nennt, so absorbirt ein neues 
Kleid in der That ein Kapital. Oder Madame 
bedarf eines neuen Zopfes, eines babylonischen 
Haarzopf⸗ Thurmes. Der Mann schützt schlechte 
Zeiten vor und meint, es ginge ja uoch mit dem 
alten Kleid; und was den Zopf beträfe, so gefiele 
ihm sein Weibchen am besten in ihrem natürlichen 
Haare. Das beschwichtigt aber seine schönere Hälfte 
nicht, was sie sich in den Kopf gesetzt, muß auch 
durchgeführt werden. Sie betrachtet ihren Gatten 
jetzt als feindliche Festung, welche à tout prix zu 
nehmen sei. Zuerst cernirt sie die Festung. Wenn 
der Mann sein Leibgericht zu haben wünscht, so 
schützt auch sie schlechte Zeit vor und bereitet, was 
ihm nicht mundet. Will a in's Wirthshaus gehen, 
um dori den Tag über eingeschluckten Aerger in 
Bier oder Wein hinunterzuspüulen, so kommt die 
Frau mit Forderungen an Geld für Strumvfwolle 
oder Baumwolle. Das Schuhwerk der Kinder muf 
ernent werden, der Preis des Petroleums ist ge—⸗ 
tiegen, also Nachschuß zum Wirthschaftsgelde er— 
jorderlich. Hilft das nicht, so werden Gräben auf— 
geworfen, Parallelen errichtet, welche den Damer 
zur Deckung dienen. Sie erzählen dem Mann 
hon dem neuen Kleid der Nachbarin, welche doch 
eigentlich in der Gesellschaft unter ihr stehe. Die 
Frau So und So habe von ihrem Manne einen 
zrachtvollen Zopf erhalten, der sie um wenigstens 
sehn Jahre verjünge, so daß sie selbst durch jene 
in den Schatten gestellt werde. Auf dem letzten 
Zdränzchen habe die Frau Neumann eine goldene 
Uhr nebst Kette getragen, und, blos um sie zu 
argern. von fünf zu fünf Minuten auf dieselbe ge⸗ 
sehen. Freilich hätlen Männer, welche ihren Frauen 
oiche Geschenke gäben, ihre Gefährtinnen lieber, als 
die Vereine, deren Hauptzweck am Ende doch nur 
seneiperei sei. Zieht das noch nicht, wurde auch 
die zweite und dritte Parallele nußlos angelegt und 
zas Feuer fruchtlos eröffnet, so versucht man, die 
Festung auszuhungern. Die Frau setzt sich in den 
Schmollwinkel. Keine seiner Zärtlichkeiten wird er— 
vidert; sie weißt ihn kalt ab und läßt ihn, der 
nach dem Thau der Liebe lechzt, so lange schmach⸗ 
ten, bis er die Ueberzeugung gewonnen hat, daß er 
capituliren müsse. Als Zeichen der Ergebung hängt 
er eine Fahne, das heißt ein schönes Kleid (24 
Ellen), einen prächtigen Zopf, eine Brosche, oder 
vas sonst das Herz der Kriegerin begehrt, heraus und 
aun ist alles gut; ec erhält wieder sein Leibgericht, 
er darf Abends wieder in fremden Regionen umher⸗ 
chweifen und seinen Durst löschen, und sie, die 
eines Herzens Pulse beflügelt, weist seine Lieb— 
tosungen nicht mehr schnöde zurück. So ist also sogar 
die Festung und zwar ohne Blutvergießen genom⸗ 
nen. Es giebr unter den Frauen viele tüchtige 
Offiziere, welche ihre Männer gut im Commande 
jaben und das Regiment trefflich zu führen wissen 
ẽs befinden sich unter ihnen viele geschickte General⸗ 
jabs⸗Offiziere, welche das Terrain, worauf sie zu 
periren gedenken, meisterhaft zu recognosciren ver⸗ 
tehen. Äber auch als Seeleute sind die Frauen 
sehr gut zu verwenden: fie wissen, wenn der Mann 
in's Haus kommt, woher der Wind weht. Kehrt 
er Abends einmal im Sturm nach Haufe, so steuern 
sie ihn sicher in den Hafen. Man sieht also, daß 
die Frauen zu Wasser wie zu Land wahrhaft kriegs⸗ 
tüchtig sind und daß wir getrost fingen können: 
Lieb Vaterland magst ruhig sein!“ 
Alexandrien, 7. Juli. Meldung des 
Reuierschen Bureaus: Von gestern früh 8 Uhr 
his heute früh 8 Uhr starben in Damiette 120, in 
Mansurah 32 und in Samannud 16 PVersonen an 
der Cholera; in Ihirbin ist kein neuer Todesfal 
vorgekommen. 
F Bei der Einfahrt in Cincinnati fuht 
Dienstag Abend ein Eisenbahnzug, welche 
Verspätung hatte, mit voller Kraft gegen eing 
Waggon, in welchem sich 7 Personen befanden 
Dieser Wagen wurde vollftändig zerschmettert und 
3 Insassen getödtet und gräßlich zerstümmelt. Di— 
Lokomotive war ganz mit Blut befleckt. 
4 Eine Ballonfahrt über den Canal legten 
zwei Luftschiffer, die am Dienstag Abend in Cout 
irai in Belgien aufstiegen, wider ihren Willen 
zurück. Sie beabsichtigten, nach Deutschland zu 
iahren: kaum waren sie aber aufgestiegen, so drehte 
fich der Wind und führte sie gegen Ostende, wo 
sie sich, ehe noch an ein Niedersteigen gedacht werden 
tonnte, zu ihrem Schrecken plötzlich über dem Meer— 
sahen. Eine geraume Weile ging alles gut, dann 
iber begann der Ballon zu sinken und nur durch 
»as Auswerfen allen Ballastes und aller mitgenom. 
menen Instrumente, Decken, Vicktualien ꝛc., ver 
mochten sich die Reisenden über Wasser zu halten 
Mit Tagesanbruch, nach einer schrecklich verlebien 
NRacht, hob sich der Ballon wieder zu beträchtliche 
Höhe und gegen 6 Uhr sahen sie Dover unter sich 
Muf einem Felde bei Browley landeten die beide 
Herren glücklich, wenn auch ganz erschöpft, wobe 
chnen einige Feldarbeiter die besten Dienste leisteten 
Sterbefaãlle 
Gestorben: in Speyer Frau Wilhelmine Kaußt 
geb. Blaufuß 61 J. a.; in Ludwigshafen Ftu 
Josephine König, geb. Ganing, 49. J. a.; i 
Haardt Johannes Naumer V. 74 J. a. 
BiensLesnachrichten. 
Die Verwesung der prot. Pfarrei St. Juliar 
wurde dem bisherigen Privatvikare in Glanmünd 
weiler, J. Messer, vom 11. Juli an übertragen 
Zu Schulverwesern wurden ernannt: die interim 
Zerweser: Schuldiensterspektant Heint. Umlauf 
der prot. Schulverweserstelle zu Gauersheim, Jalo 
Reuther der untern prot. Schule zu Herschberg 
Johann Latour der kathol. Schulverweserstelle 
stiederberbach, Heint. Neumüller der protek 
Zchulverweserstelle zu Mörzheim. Der prot. Schu 
ehrer Johann Fegert zu Ehweiler wurde in de 
hleibenden Ruhestand versetzt. 
OoLgmnOoSe 
von Dr. Ludwig Overzier in Köln, für morge 
Dienstag, V. SJumi. 
Morgens dunstig bis wolkig, noeh künl und fru 
morgens windig; mittags veründerlich, strichweise au 
gehellt, nachmittags gewittærdrohend, abends au 
gebessert bis gut; meist trocken, 2umal in Nitteleurop⸗ 
Ae ie ee verrwortlich F. X. Demelt 
C 
Futtergerste 
per Pfund 9 Pfg. 
empfiehlt 
Michel Fries, 
vormals Franz Grell's Nachfolger 
Hirteneck 43. 
A 
— . 83 
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schiene, (Cilinder) bestes und neuestes 
Sistem, lann unter günstigen Beding- 
ungen billigst verkauft werden bei 
Joh. Just jun. 
Vom 29. Juni 
883 an befindet 
sich mein Büreau in 
meinem neuerbauten Hause 
neben dem deutschen Hause 
ris-d-vis der Post. 
Zweibrücken, 28. Juni 1883 
Rechtsanwalt 
TXAmeœr. 
Der Unterzeichnete erlaubt sich, hiermit die ergebene Anzeige zu mach 
daß die Wirthschaft zum Deutschen Haus als 
—8 
„Jötel Deutsches Haus, 
nächst dem Bahnhofe, neu eingerichtet ist und durch aufmerksame und biln 
Bedienung seinen werihen Gästen auf's Beste Rechnung tragen wird. 
Vertreien durch seinen Oheim Chr. Kamm. 
Zweibrücken, im Juli 1883. 
F TFATSenthau. 
— o nνι⏑ι lensaures un 
⸗ Kochsalzreen— ι Hineralwasse 
20 aus dem „Victoria-Brunnen““ 
Gherianιαι bei Es. Fein 
Prfrischungs- und Tafelgetrũnk wolches sich vorzüglich zur Vermischun 
mit Milen für Kinder und Wein imd Spirituosen für Erwaebse— 
eignet. Dabei ausserst günstig wirkend bei Störungen der Magen- u 
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53* 
— 
Fruck und Verlaga von 
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